TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 15. November 2010

Taxiweisheiten - Teil II

Wenn man ein bißchen was getrunken hat und dann in einen Unfall verwickelt wird, hat man das Ei auf dem Kopp. Auch wenn man noch gut reagiert hat und der andere Autofahrer sich benommen hat wie ein 95-Jähriger auf LSD, bekommt man die Schuld.
Die einzige Möglichkeit mit blauem Auge davon zu kommen, ist es sternhagelvoll zu sein, statt nur leicht einen in der Krone zu haben.

So erging es bekanntlich dem damaligen CSU-Generalsekretär Otto Wiesheu, der sich voll bis Oberkante Unterkiefer hinter das Steuer setzte, dann einen Menschen umbrachte und auch noch Fahrerflucht beging.
Störte nicht weiter.
Nach einem kleinen Klaps auf die Finger machte er erst recht Karriere und wurde erst zum VERKEHRSMINISTER und dann sogar zum Superminister Bayerns gemacht.
Ein, zwei Maß wären fatal gewesen - aber Wiesheus Pegel „kurz vor Koma“ war die juristische Rettung. "Unzurechnungsfähig" durch genügend Alkohol.

Ähnlich verhält es sich mit der Dummheit.
Ein intelligenter Mensch mag sich ärgern hier und da ein paar geistige Defizite zu haben.
Ein IQ-100-Bürger wünschte sich womöglich richtig intelligent zu sein. Offensichtliche Doofheit ist schließlich ein Stigma, das niemand gerne mit sich herum trägt.

Der Ausweg ist wieder der, so unfassbar dumm zu sein, daß es schon brummt.
Hat mein ein gewisses Level der Verblödung unterschritten, merkt man nicht mehr, wie blöd man ist. Die richtig Bekloppten bemerken nicht wie inkompetent sie sind.

Ein Beispiel. Im Sueddeutsche.de-Forum postete ein Sarrazin-Untersützer:
"Tuerken bummsen ihre kusinien und treiben sich auf der strasse rum und deswegen lernens nie gscheit deidsch!"

Und versteht man es nicht irgendwie?
Muß es nicht herrlich entspannend sein, soweit gen Zimmertemperatur-IQ gesunken zu sein, daß man gar nicht mehr merkt, daß man nichts mehr merkt?

Diesen Effekt habe natürlich nicht ich ausgemacht, sondern er ist durchaus wissenschaftlich untersucht, beobachtet und beschrieben.

Eine solche kognitive Verzerrung ist als "Dunning-Kruger-Effekt" bekannt, nach den Psychologen David Dunning und Justin Kruger: Je weniger die Leute über etwas Bescheid wissen, desto übertrieben selbstsicher sind sie.
(Marc Pitzke 15.11.10)

Nina Anika Klotz, Autorin für STERN und FTD, erklärt den "Dunning-Kruger-Effekt" am Beispiel des „Deutschland sucht den Superstar“-Dauerteilnehmers Menderes Bagci.
Er singt schlimmer, als ein Mops beim Hodenpiercing, bekommt genau dies auch immer wieder von der Jury bestätigt und ist dennoch zu dämlich, um seine Unfähigkeit zu erkennen. Dementsprechend taucht er bei jeder neuen Staffel auf, um sein vermeidliches „Talent“ zu beweisen.

Ebenso wie viele Arbeitnehmer in der Wirtschaft leidet Bagci nämlich an einer Wahrnehmungsstörung. Es ist ein relativ häufiges psychologisches Phänomen, und seit elf Jahren hat es einen Namen: Dunning-Kruger-Effekt, kurz DKE. Die Theorie des DKE besagt, dass inkompetente Menschen zu inkompetent sind, um ihre eigene Inkompetenz zu erkennen - und sich deshalb selbst für kompetenter halten als andere. DKE ist der Grund, warum "Deutschland sucht den Superstart" bald in die achte Runde geht und Bagci dann wahrscheinlich wieder am Start ist. DKE ist auch verantwortlich für zahllose Fremdschäm-Youtube-Videos, in denen ungelenke Mädchen den sterbenden Schwan tanzen: Sie alle denken, sie wären richtig, richtig gut. Bevor Sie sich jetzt kompetenter fühlen als die Youtube-Stars und die unfähigen Kollegen aus dem Nachbarbüro: DKE tritt bei allen Menschen irgendwann einmal auf, bei manchen häufiger als bei anderen.
(Stern 10.10.10)

DKE ist ein hübscher neuer Baustein, den man gern in sein Fremdwort-Portfolio übernimmt.

A posteriori fragt man sich wie man bisher ohne den Terminus Technicus „DKE“ so offensichtliche Hohlbratzen wie den Ex-Präsidenten George W. Bush beschreiben konnte.

Uwe-Karsten Heye, von 1998 bis 2002 Regierungssprecher Gerhard Schröders, tut das heute in der SZ.
Bei seiner ersten Begegnung mit GWB erscheint ihm der mächtigste Mann der Welt freundlich, aber vollkommen unwissend. Er war nie gereist und zeigte keinerlei Interessen.

„Er brauchte gute Berater. Die bekannteste war Condoleezza Rice, anfangs seine Sicherheitsberaterin. Hätte sie wirklich prophetische Gaben gehabt, hätte sie sich nicht so fatal irren können wie in jenem Gespräch mit einer deutschen Delegation, die im letzten Augenblick noch einmal nach Washington gereist war, um die Bush-Regierung von dem Krieg abzuhalten. Das war am 11. Februar 2003, sechs Tage nach dem spektakulären Auftritt des US-Außenministers Colin Powell vor der UN-Vollversammlung. Er hatte dort in einer Art Powerpoint-Präsentation versucht, den Beweis für irakische Massenvernichtungswaffen zu liefern. Von fahrbaren Laboratorien war die Rede, von Abschussrampen. Wie sich später herausstellte, waren alle sogenannten Beweise gefälscht. Zwei Jahre darauf sollte Colin Powell in Erinnerung an diesen Auftritt vom 'schwärzesten Tag meines Lebens' sprechen.
Condoleezza Rice empfing die deutschen Emissäre eher ungnädig. Sie machte deutlich, dass der Krieg unausweichlich sei. Und mit Blick auf Außenminister Powell und seinen Auftritt vor den Vereinten Nationen war sie der Meinung, dass damit doch wohl genug multilaterales Entgegenkommen gezeigt sei und die Deutschen nun mitziehen müssten. Und dann ihr prophetischer Ausblick: Ein Irak ohne Saddam wäre auf dem Weg zu einer stabilen, demokratischeren und liberaleren Gesellschaft, mit positiver Ausstrahlung in die Region. Damit würden zugleich die Grundsteine für eine Lösung des Nahost-Konflikts gelegt. Das Öl werde helfen, dass der Irak sich auch wirtschaftlich erhole. Sie untermauerte ihre Thesen mit dem Hinweis, dass Völker die Chance zum Wiederaufbau nutzten. Da sei der Irak nicht anders als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Alle Versuche, sie von dieser Sicht abzubringen und die enormen Risiken eines Krieges zu bedenken, prallten an ihr ab. In einem Vermerk im Auswärtigen Amt ist dieses Ergebnis niedergelegt.
[…]
Es war unbegreiflich, warum Washington die kluge, weltumspannende Koalition gegen den Terror aufgeben wollte, die sich nach dem 11. September 2001 formiert hatte. Sie würde nicht halten, wenn der Schauplatz Afghanistan um den Irak erweitert würde. Das musste Osama bin Laden in die Hände spielen, der darauf aus war, eine Feindschaft des Westens gegenüber der islamischen Welt zu konstruieren. Washington zeigte sich von solchen Argumenten völlig unberührt.
[…]
In der Bush-Ära hat sich die Weltmacht USA moralisch und politisch ins Abseits begeben. Die schrillen Klänge der Tea-Party-Bewegung sind ein Echo darauf. Auch der evangelikale Fundamentalismus spielt eine Rolle, was vermuten lässt, dass die amerikanische Gesellschaft mit ihrem gebeutelten Präsidenten Obama noch eine Weile brauchen wird, um den Irrationalismus der selbst ernannten 'Wächter des Kapitalismus' zu überwinden. Sie stehen in ihrer Radikalität den Islamwächtern nicht nach.
Bush machte sein Land zum Verlierer. Die Gesamtkosten des Krieges beziffert der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz auf drei Billionen Dollar. Er kostete auch 10000 westliche Soldaten und 100000 Zivilisten das Leben. Verlierer sind alle, die auf eine weltumspannende Innenpolitik warten, die die Chancen böte, Hunger und Unterentwicklung zu überwinden. Dafür ist für lange Zeit kein Geld mehr da.
(SZ, 15.11.10)

Nicht, daß es sich hierbei um Neuigkeiten handelte, aber es ist doch interessant zu wissen, daß Bush im direkten Gespräch genauso dümmlich und desinteressiert daher kam, wie man es vermutet.

Es ist doch interessant zu wissen, daß Bush zudem nicht das geringste bißchen Lernfähigkeit besitzt und noch immer all seine Lügen und Fehlleistungen ganz toll findet.

Es bleibt nur die alte Frage, wie es angehen konnte, daß so ein Unterbelichteter, der erwiesenermaßen ein Lügner und Versager war, 2004 wieder gewählt werden konnte.

Wie kann es angehen, daß im November 2010 schon wieder eine Majorität der Amerikaner für die Republikaner stimmt?

Die Antwort findet man in der Unmöglichkeit einer Diskussion mit den GOPern - sie hören nicht zu und lassen Argumente an sich abprallen.
Vollkommen indoktriniert und brainwashed von FOX.TV und Ähnlichen frönen sie ihrem Hass und ignorieren Fakten.
Auf der anderen Seite, der Liberalen, herrscht ohnehin nur noch Frustration.

Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft mir schon von der Seite geraten wurde jeden Versuch der Kommunikation mit GOPern abzubrechen.
Es habe keinen Sinn.

Des Rätsels Lösung ist also, daß nicht nur Bush am "Dunning-Kruger-Effekt" leidet.
Nein, das ganze Land ist von völliger Verblödung erfasst; einer Verblödung, die so weit fortgeschritten ist, daß die eigene Inkompetenz nicht mehr wahrgenommen wird.

Eine Umfrage des Centers for Economic and Entrepreneurial Literacy (CEEL) von 2009 zu grundlegenden finanziellen Begriffen förderte Erschreckendes zutage.

Das "finanzielle Analphabetentum" in den USA ist alarmierend, stellt eine Studie fest. Dieses tiefgehende Unverständnis im Volk und bei Politikern ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Krise so tief und dauerhaft wurde. Washington schert sich darum wenig - alles soll beim Alten bleiben.
(SPON 15.11.10)

„Dow Jones“ oder "Roth IRA" (einer der gängigsten Rentenpläne in den USA) kennen gerade mal die Hälfte der Amerikaner.

Was ist Inflation? Wie berechnet man Zinsen? Ist es teurer, ein Konto zu überziehen oder einen Kredit aufzunehmen? Wie lange dauert es, bis sich 100 Dollar bei einem Zinssatz von 20 Prozent verdoppeln? Die Mehrheit zuckte da nur mit den Schultern. "Eine überwältigende Zahl von Amerikanern ist außer Stande, auch nur die einfachsten Fragen zu Kredit, Zinsen und wirtschaftlichen Grundbegriffen zu beantworten", lautete das deprimierende Fazit der CEEL-Studie, die voriges Jahr auf dem Höhepunkt der Finanzkrise durchgeführt wurde.
[…] Mehr als sonst ein Industrieland setzen die USA bekanntlich auf die finanzielle Unabhängigkeit ihrer Bürger. Die meisten Amerikaner sind für ihre Alterversorgung, ihre Krankenversicherung, ihren Wohlstand und ihren Aufstieg selbst verantwortlich. Es ist nun mal der "American Way", wie ihn jetzt auch die so siegreichen Tea-Party-Kandidaten lauthals propagieren. Doch mehr als in sonst einem Industrieland sind diese Bürger damit eben zusehends auch überfordert. Zumal das US-Finanzsystem über die Jahre immer komplexer und undurchschaubarer geworden ist - die Menschen verirren sich im "Warenhaus unzähliger Möglichkeiten und schnell genehmigten Krediten", wie selbst das Intellektuellenblatt "New Yorker" klagt. Die CEEL-Studie ist bei weitem nicht die einzige, die den mangelnden Sachverstand in Finanzdingen belegt. So ergab eine Umfrage des US-Finanzministeriums kürzlich, dass fast die Hälfte aller Befragten ihre monatlichen Rechnungen nicht bezahlen kann, ein Viertel ihre Girokonten überzogen hat und nur die Hälfte Rücklagen fürs Alter, für Krankheit oder für harte Zeiten hat. Andere haben ermittelt, dass die meisten US-Schuldner das Kleingedruckte nicht verstehen - und sogar passen müssen, wenn sie nach dem Unterschied von festverzinslich und flexibler Verzinsung gefragt werden.
(SPON 15.11.10)

Unglücklicherweise haben all diese Morons das Wahlrecht und können 2012 den neuen US-Präsidenten bestimmen.

Gute Nacht, Planet.


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Idiocracy" ist das erste, was einem bei den derzeitigen amerikanischen Zuständen in den Sinn kommt. Aber der Film ist vorrangig eine Komödie und beschreibt mehr den IST-Zustand, als die Ursachen dahinter.

Und die sind überhaupt nicht komisch.

Was man hier sieht, ist eine im Orwellschen Sinn manipulierte und ansonsten verwahrloste Gesellschaft im Endzustand.

Für viele Beobachter stinkt der Fisch erst seit den 1980er Jahren, als mit Ronald Reagan die endgültige Abkehr von der sog. "Liberalisierung", dem Resultat der Protestbewegung der späten 60er Jahre, eingeleitet wurde.

Aber Reagan ist nur das offizielle Ende. Denn die Masse der Bevölkerung hat letztlich diesen Mann ins Amt gewählt (Wahlbetrug im grossen Masstab kam erst mit Bush jr. in Mode).

Eine wirklich Reform der US-Gesellschaft hat es noch nie gegeben. Die Eliten sind immer dieselben geblieben und die Machtverhältnisse mögen sich vielleicht (kurzzeitig) geändert haben, im Endeffekt aber immer nur oberflächlich. Weder nach der Revolution, noch im Bürgerkrieg, noch am Ende der 60er Jahre.

Kehren wir kurz zu Orwell und 1984 zurück. Er beschreibt dort u.a. auch die systematische Massenmanipulation der Bevölkerung anhand der Unterdrückungsapparate des Totalitarismus in den 30er Jahren - durch Propaganda, Indoktrination, Gehirnwäsche und schliesslich Gewalt.

Diese Methoden sind allesamt authentisch und haben weltweit Einfluss auf die Zivilisation genommen.

Der Hauptgrund für die Existenz bzw. den Einsatz solcher Methoden ist die Etablierung sowie Erhaltung des Status Quo - und sonst nichts!

Weder die Führungsspitze der Nazis, noch der Sowjets, noch die Eliten der sog. "Demokratien" wollten jemals etwas anderes damit erreichen.

Orwell impliziert oft genug einen "gefühllosen" und automatisierten Sadismus auf der Seite der Regierenden, dem durch die unmündige Passivität ("Plebs") bzw. dem willigen Masochismus der Bevölkerung ("Outer Party Members") entsprochen wird, wenn er die Zustände in 1984 beschreibt. Aber sein Standpunkt ist der eines enttäuschten Idealisten und nicht eines Historikers.

Ende Teil 1

Anonym hat gesagt…

Was wir seit dem Aufkommen der Massenmedien (Zeitung, Radio, Film und Fernsehen) im 20. Jahrhundert haben, ist ein immer dichteres Netz aus Propagandamitteln im Besitz von Grosskapitalisten.

Diese in Demokratien oft als sog. "vierte Gewalt" verklärte Medienmacht ist noch nie wirklich ausgewogen oder neutral gewesen. Die Ausnahmen haben nur die Regel bestätigt und der Pulitzer-Preis ist das Trostpflaster bzw. Symbol der Selbstverleugnung.

Historisch beginnt dieses Zeitalter schon Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Kauf bzw. der Konzentration von Zeitungsverlagen und den dazu gehörigen Industrien (Holz und Papier) durch Grosskapitalisten.

In den USA wäre das z.B. Randolph Hearst. Wie schon bei den Eisenbahn- und Ölbaronen des 19. Jahrhunderts vor ihm, handelt es sich dabei um einen höchst skrupellosen und unseriösen Geschäftsmann, der die ganze Welt nur für seinen Selbstbedienungsladen hält und mit allen Mitteln politischen Einfluss zugunsten seiner Kapitalinteressen nehmen möchte. Als das durch Bestechung und den Versuch selber Politiker zu werden nicht funktioniert, beginnt er schliesslich durch seine Verlage die Meinung zu beeinflussen und Druck auf die Politik auszuüben.

Er ist in wesentlichen Hinsichten das Vorbild Alfred Hugenbergs, wenn auch nicht das einzige. (Die Herren Prescott Bush, Rudolph P. Kennedy haben sich übrigens der gleichen Methoden bedient - ohne Zeitungsverlage.)

Hearst haben wir u.a. die Verteufelung von Hanf bzw. "Marihuana" zu verdanken, weil diese anspruchslose Pflanze seiner Holz- und Zellstoffindustrie gefährlich wurde. Dieses "Erbe" wirkt in einem sinnlosen, zerstörerischen und teuren Drogenkrieg bis heute nach! Und es ist auch nicht der einzige Krieg, der auf dieses Konto geht.

Die Prohibition z.B. wird auch von dieser Seite her massgeblich mit angeschoben. Und es ist auch kein Zufall, wenn dann am Alkoholschmuggel bestens mitverdient wird.

Die Angst vor dem Kommunismus treibt Roosevelt in den 30er Jahren schliesslich zum New Deal. Auch das wird mit allerlei Hetze von Hearsts Medien und anderen zu verhindern versucht.

Generell steht man da schon jeder Veränderung der Zustände und Steuergeldern, die dem Gemeinwohl zugute kommen, feindselig gegenüber.

Ende Teil 2

Anonym hat gesagt…

Eine wesentliche Manipulation durch das Radio, wie z.B. in Deutschland, findet in den 30er Jahren allerdings noch nicht statt. Dazu wird es noch nicht ernst genug genommen und die Flächendeckung durch bezahlbare Geräte ist auch noch nicht da (die Deutschen hatten deshalb den "Volksempfänger"). Vor allem Werbung wird damit gemacht.

Mit dem Kriegseintritt der USA ändert sich das, wenn auch zunächst einmal im Rahmen der politischen Propaganda, um das Volk für diesen Krieg einzustimmen.

Das heile Weltbild späterer Zeiten wird damals nur selten beschworen, denn das Publikum an der Heimat- wie auch anderen Front muss von der Ernsthaftigkeit ihres Einsatzes und Verzichts überzeugt werden.

Die Hetze gegen den Kommunismus geht da allerdings schon in die nächste Runde und wird für die US-Regierung zu einem Problem, da die Sowjetunion ein Verbündeter und massiv vom "Lend Lease" abhängig ist.

Das ändert sich erst mit dem Kriegsende und als es offensichtlich ist, dass die Sowjetunion der nächste Feind wird.

[Dass die Sowjetunion nach dem Kriegsende ein massiv verheertes und zerstörtes Land ist und der Kalte Krieg (inkl. der Bildung des Warschauer Paktes) massgeblich von den USA angezettelt wurde, um so die eigene Wirtschaft am Laufen zu halten, ist in diesem Kontext nur ein "pikantes" Detail.]

Auch im eigenen Land beginnt jetzt der Kalte Krieg - nicht nur gegen Kommunisten und Linke, sondern gegen JEDE andere Gesinnung und natürlich auch die Liberalen. McCarthy wiederum wäre dabei ohne die Rückendeckung der Massenmedien niemals soweit gekommen.

Damit wird im Endeffekt auch die Lockerung der Zensur während der Kriegsjahre und jeder Versuch, die Gesellschaft politisch stärker im Sinne des Gemeinwohls zu beeinflussen, wirkungsvoll beendet.

Konformität wird zum Zwang und die heile Welt der Propaganda sowie Indoktrination durch die Medien soll sie gewährleisten. Die Methoden der totalitären Ideologien gelangen so schliesslich auch in den USA zur Anwendung (Gewalt als Option erfolgt konkret erst mit den Rassenunruhen).

Neu hinzugekommen ist jetzt das Fernsehen. Und, im Gegensatz zum Radio, ist es wesentlich schneller ein optimales Propagandainstrument in den Händen seiner Eigentümer (die Nazis haben das Potential schon 1936 erkannt).

Da man sich mit der Politik im "Kampf gegen den Kommunismus" einig ist, darf man seine Medienmacht völlig ungehindert für kommerzielle Werbung und entsprechende Indoktrination einsetzen.

Die moderne Konsumgesellschaft entsteht.

Anonym hat gesagt…

Was jetzt beginnt, definiert massgeblich die Probleme unserer
Zeit. Von daher ist es auch kein Zufall, dass die "Vierte Gewalt" immer häufiger beschworen wurde.

Verlassen wir aber nun den historischen Kontext.

Die Medien machen die Stars, die Politiker, die Meinungen und die Mode. Ein Journalist wiederum ist heute mehr denn je ein Angestellter - oder Subunternehmer.

In politischer Hinsicht aber sind die Zustände zementiert. Die Medien üben Druck auf die Politik aus, indoktrinieren bzw. verblöden die Bevölkerung und fixieren den Kurs der Gesellschaft auf immer mehr Konsum (Stichwort: "Wachstum") ohne dabei auf die Konsequenzen Rücksicht zu nehmen.

In gesellschaftlicher Hinsicht wiederum findet ein systematischer Ausverkauf des Gemeinwohls zugunsten der Kapitalinteressen einiger weniger Grosskapitalisten statt.

Aus der Konsumgesellschaft ist ein Krebsgeschwür geworden. Und dieses System kannibalisiert sich zwischenzeitlich selber zu Tode!

Die Verlagerung wesentlicher Industrien in Billiglohnländer und der Abbau der Sozialinfrastruktur ist in den USA von allen Industrienationen am weitesten fortgeschritten. Grossbritannien ist übrigens auf Platz zwei.

Um jetzt noch diesen Kreislauf, das Pyramidenspiel, fortsetzen zu können, müssen die Medien immer intensiver Einfluss auf die Bevölkerung nehmen. Ablenken, Lügen und Verdrängen haben schon lange jeglichen journalistischen Standard verdrängt.

Nur so kann man die Konsumenten dazu bringen, gegen jeglichen gesunden Menschenverstand mehr Geld auszugeben, das sie gar nicht haben.

Und, durch die jahrzehntelange Indoktrination, funktioniert das auch in der Breite.

Die Politik ist im gleichen Masse von den Medien abhängig geworden - wenn auch aktiv und nicht passiv. Sie ist nur noch der Spielball bzw die willigen Handlanger der Eigentümer.

Das Grosskapital wiederum sieht sich nicht bedroht, wenn ganze Nationen bankrott gehen. Es gibt ja immer irgendwo ein "sicheres Plätzchen".

Darum werden aber auch immer häufiger Kriege aus reinen Kapitalinteressen vom Zaun gebrochen. Das hat es sicherlich auch früher schon öfters gegeben, aber noch nie so bewusst zugunsten einiger weniger Grosskonzerne und zum Schaden ALLER Beteiligter!

Nur wenn ihre Machenschaften ans Tageslicht kommen und dagegen demonstriert wird, werden sie nervös. Denn das könnte die Zustände zu ihren Ungunsten beeinflussen.

Und darum rufen sie jetzt schon ihre eigenen Parteien ins Leben, wenn der demokratische Prozess ihnen zu "unsicher" erscheint, um ihre Interessen durchdrücken zu können.

Am Ende aber wird die Gesellschaft auseinanderbrechen. Kein Wunder also, dass der Staat immer mehr gegen die eigene Bevölkerung aufrüstet. Denn gewaltfrei hat noch kein Kapitalist auf seinen Wohlstand verzichtet.

Und an dem Punkt sind die USA jetzt angelangt. Und der Rest der Welt wird ihr wohl - wieder einmal - folgen.

Der Nordstern.
(Viel Frust vom Leib geschrieben.)

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Hallo Nordstern!


Danke für den langen Kommentar.
Wie ich sehe, bist Du Dir über die Entwicklungen in den USA sehr bewußt.


Gerade seit ein paar Tagen diskutiere ich intensiv mit einigen Obama-Hassern in Kalifornien. Naja, INTENSIV eigentlich gerade nicht, denn jedes Sachargument wird konsequent ignoriert, Stattdessen werde ich mit persönlichen Anwürfen überhäuft, die mir das Recht absprechen sollen überhaupt meine Meinung zu äußern.
Ich lebe schließlich nicht in den USA und ich hätte doch schon zugegeben nicht jeden Morgen stolz die US-Nationalhymne zu singen, Ein US-Amerikaner im Ausland habe gefälligst in seinem Garten die US-Flagge zu hissen, damit die Ausländer lernen, daß Amerika das beste Land der Welt ist, etc pp.

Hier eine typische Antwort, die ich eben erhielt, als ich über den destruktiven Einfluß der Evangelikalen auf die Politik sprach:

„That's the most ridiculous correlation i've ever heard of. I can make 2+2=5 if I twist the facts just right. You're too funny. You seem hell bent on professing your atheism to the point of extremism. One could say you're as extreme as Sara...h Palin but with opposing opinions. You should try broadening your horizons instead of focusing on being so negative about everything. Whether your facts about certain things are true or not, no one likes a know it all. How's about saying what a wonderful day you had for once? Try it, you might like it.“

Das ist im ganz Kleinen genau die Angriffstaktik, die auch gegen Obama benutzt wird - man versucht erst gar nicht sachliche, oder gar konstruktive Kritik anzubringen, sondern stellt seine Legitimität in Frage. Ist er überhaupt Amerikaner? Soll er nicht lieber nach Kenia? Ist er nicht sowieso eigentlich Muslim oder Kommunist?

(Ende Teil 1)

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Teil2:

Das macht mir inzwischen ernsthaft Sorgen, denn der ökonomische und moralische Ruin Amerikas scheint mir langsam nicht mehr abwendbar.



http://www.sueddeutsche.de/politik/us-praesident-barack-obama-der-feind-im-inneren-1.1025302

Wäre Amerika ungefähr so groß und stark wie Belgien, könnte es einem ja noch herzlich egal sein, wenn das Land vor die Hunde geht. Im Gegenteil, da käme ja Schadenfreude auf.
Unglücklicherweise sind die USA aber immer noch extrem wichtig und werden selbst bei einem totalen ökonomischen Abstieg noch über ihre gigantische Militärmacht verfügen. Die Soldaten sind zwar offensichtlich nicht tauglich, um auch nur ein paar lumpige Taliban in einem Dritte-Welt-Land zu besiegen, Aber das riesige Arsenal aus A-, B- und C-Waffen ist nun mal da.
Damit kann eine Präsidentin Palin noch genügend Schaden anrichten!

Wenn erst mal so ein umnachtetes Huhn wie die den Koffer mit den nuklearen Codes in der Hand hält, werden wir uns noch nach GWB zurück sehnen!
Den Ami-Wählern ist allerlei zuzutrauen. Gruselig!

LGT

Anonym hat gesagt…

Danke für die ausführliche Antwort!

Nein, dieses Imperium ist nicht mehr zu retten. Und die Problematik mit den ABC-Waffen sehe ich ganz genauso.

Was hat man sich über das schmähliche Ende des Warschauer Paktes ausgelassen! Aber eines steht fest - es ist doch nahezu gewaltlos von statten gegangen.

Wenn die USA aber ihren Status erst als Grossmacht und dann als Nation verlieren, werden wir im schlimmsten Fall einen Atomkrieg haben. Oder im besten?

Mit solchen Kandidaten wie Bush jr., McCain oder Palin sehe ich da eine grössere Gefahr als zu den dunkelsten Zeiten des Kalten Krieges.

Denn während es auch da schon auf der US-Seite einen General Curtis LeMay gab, war sich die andere Seite wenigstens immer über die Fatalität bewusst und ggfs. bereit nachzugeben.

Diesmal aber werden Fanatiker und Spinner am Knopf sitzen, die sich über die Konsequenzen keinerlei Gedanken machen, da sie ja der "richtigen" Seite angehören.

"God will save us from climate change." - "God will protect us from nuclear fallout!" "Duck and cover!" usw.

May god help us all!

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Nordstern - irgendwie paßt das gerade so schön zu einer privaten Diskussion mit ein paar meiner Obama-feindlichen US-Verwandten, die mir erst verbieten wollten mich überhaupt zu den Themen zu äußern, weil ich nicht da leben würde.

Dann habe ich noch mal aufgezählt in welchen enormen Schwierigkeiten die USA stecken und ob sie das eigentlich gar nicht interessiert, geschweige denn beunruhigt.

Die Antworten von zwei Cousins sind wieder very telling:


1.) Of course I worry about all those things, but my life is broader than trite conversations about GW (ex pres), […] I really don't care what your opinions are. You can say whatever you like about anything and i'm not offended. I just find your preaching a bit arrogant,close minded and offensive to others. I'm not sure if your misanthropic stance is just a gag but you're doing a good job of turning off the World with bad etiquette and social dysfunction. I would hope your life is more than the sum of perceived political injustice and religious desecration.

2.) we don't have spare time like you to look up all these "facts" nor do we have the time to confirm if your "facts" are true, nor do we even care to try. More importantly, we have jobs -- we have families and mouths to feed. We are trying to get by in this world and do what we can to provide for our families. You, on the other hand, have nothing more than a simple agenda of spewing a never ending list of "facts" and negative opinions about our country and all you do is complain. […] what you'll do is continue to hide behind your keyboard and respond with more negative facts about God or GWB or the USA or whatever else you can come up with to cut us down and condescend us since that's what you've been doing. You are a miserable human being. You're like the kid in elementary school who got his ass kicked every day and now you want to take it out on the world.

and I'm sorry, but You're NOT CONCERNED -- if you were concerned then you wouldn't continue to push your own agenda which is to simply complain. […] If you know so much and have all these "facts" and are such an expert on America's problems, then why aren't you in a political office? But no, you would just rather collect your trust fund and be a miserable human being and you're doing a damn good job at that.


Tja… was soll man sagen… irgendwie mögen die es nicht, wenn man sie auf konkrete ökonomische und ökologische Probleme in den USA anspricht.
(und ein Fan von mir sind sie auch nicht mehr!)
Und überhaupt haben sie ja gar keine Zeit sich darum zu kümmern und außerdem ist es doch viel lustiger sich nicht darum zu scheren.

Immerhin reichte ihre Zeit dazu herauszufinden, daß Obama und Pelosi schuld sind und daß alles wieder gut wird, wenn die Teaparty das Land übernommen hat.
Na dann…


LGT