TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 23. Januar 2025

Braundrift

Weder Medien, noch Parteien, noch Wähler kennen ein Halten.

Alles marschiert nach rechts. Links bleibt nichts mehr übrig, bis auf ein paar mickrige, nahezu unhörbare Entwagenknechtete, die sich die 5%-Hürde von unten ansehen.

Es ist fast 20 Jahre her, als es die rechtsextreme Maximal-Schwurblerin Eva Herman mit ihrem „man darf ja nichts mehr sagen“-Gejammer so weit trieb, aus der laufenden Kerner-Sendung gebeten zu werden.

Ein Glücksfall für die Faschistin, die bis heute von dem Opfer-Narrativ lebt, seither nach Herzenslust publiziert, schreibt, diskutiert, deklamiert, eigene Formate bekommt. Jede Menge Bücher veröffentlicht. Sie redet und redet und redet darüber, daß sie nicht mehr reden dürfe.

[….] Der 9. Oktober 2007 ist ein denkwürdiger Tag in der deutschen TV-Geschichte. In der Talkshow von Johannes B. Kerner kommt es zum Eklat. Mit seinen Gästen Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth und Eva Herman diskutiert der Moderator über das Thema "Geschlechterrollen". Die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin, die kurz zuvor über ihre kontroversen Aussagen zum nationalsozialistischen Familienbild in die Kritik geraten war, wiederholt ihre steilen Thesen. Bis Kerner handelt.  "Du hast dich beschwert über die gleichgeschaltete Presse. Das ist keine glückliche Wortwahl, weil auch dieses Wort kommt aus dem Dritten Reich", sagt der Moderator, der Herman duzt, zu Beginn des Gesprächs. Herman versucht sich zu wehren. Dieser Begriff sei auch in anderen Zusammenhängen benutzt worden. Als ein Historiker klarstellt, dass es eine nationalsozialistische Wortschöpfung ist, kommt es zu einem legendären Satz Hermans: "Es sind auch Autobahnen gebaut worden damals und wir fahren heute darauf."  Statt einzuschreiten, lässt Kerner weiter gewähren. Zum Erstaunen seiner Gäste. Erst Schreinemakers, dann Barth, dann Berger widersprechen Herman. "Es gibt so ein paar Sachen, die sind einfach problematisch, was heißt problematisch, die gehen nicht. Und Autobahn geht eben auch nicht. Autobahn geht halt nicht, finde ich", sagt Kerner. Doch statt zu erkennen, dass er mit Herman eine Unbelehrbare vor sich hat, bekommt sie noch einmal die Chance zu Erklärungsversuchen. [….]

(STERN, 06.08.2020)

Heute sind die Thesen der 2007ner Herman nahezu Mainstream. Wesentlich strammere Nazis bekommen in den deutschen Talkshows den roten Teppich ausgerollt, dürfen unwidersprochen widerliche Hetze verbreiten, lügen und für antidemokratische Ziele werben.

[….] Nach einer kurzen Runde durch die politische Großwetterlage [….] fragte Moderatorin Sandra Maischberger die beiden Spitzenkandidatinnen, wie sie auf die Amtseinführung von Donald Trump blickten. [….]  Alice Weidel angesprochen, die Trump einen „Friedenspräsidenten“ nannte [….] Schließlich war das erst der Auftakt des Gesprächs, in dessen weiterem Verlauf Alice Weidel eine bewusst platzierte Geschichtsfälschung noch einmal wiederholen durfte. [….] Jeder Hufeisen-Theoretiker durfte sich sodann bestätigt sehen, als beide Politikerinnen bald wieder über die Behauptung zusammenfanden, der sogenannte Meinungskorridor werde „immer enger“. [….] Schließlich hatte sich die Redaktion der Sendung dazu entschieden, Alice Weidel noch einmal zu ihrer geschichtsfälschenden Behauptung zu befragen, Adolf Hitler sei ein Kommunist gewesen. Als würde dabei eine Erklärung weiterhelfen. Man spielte gar den entsprechenden Ausschnitt aus ihrem Gespräch mit Elon Musk noch einmal ein. „Woran machen Sie das fest?“, fragte Maischberger Weidel. „Ich mache das daran fest, dass Adolf Hitler einen neuen Menschen schaffen wollte“, begann diese ihre Antwort und spätestens hier hatte die Sendung ein Problem. Denn dem, was Weidel daraufhin von sich gab, fehlt jede historische Basis.  Was Weidel davor auf dem privaten Netzwerk eines Tech-Milliardärs behauptet hatte, durfte sie nun im öffentlich-rechtlichen Fernsehen „erklären“. Es zu wiederholen, käme einer Normalisierung des Gesagten gleich. Hitler „war im Geiste ein Linker“, schloss sie ihren vor geschichtsfälschenden Aussagen strotzenden Versuch, den faschistischen Diktator des „Dritten Reichs “umzudeuten. [….]

(Timo Posselt, SZ, 23.01.2025)

Seit mindestens zehn Jahren wissen wir auch in Deutschland, was nicht nur, NICHT gegen Rechtsextremismus hilft, sondern im Gegenteil, die Nazis auch noch stärkt:

False Balancing, überproportionale Medienaufmerksamkeit für Nazi-Themen, „sie inhaltlich stellen“, ihre Forderungen übernehmen, gebetmühlenartig Nazi-Wähler als „keine Nazis“ bezeichnen. Seit Pegida prallen deutsche Parteien mit diesen Methoden gegen die braune Wand und machen die AfD nur stärker und radikaler.

„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

(Nicht von Albert Einstein)

Die CSU präsentiert sich unter der Führung des garstigen Foodbloggers Markus S. als besonders erkenntnisresistent.

[…..] Die CSU hat schon mal den Versuch unternommen, die AfD durch Annäherung kleinzuhalten, 2018 bei der Landtagswahl. Am Ende verlor die Partei ihre absolute Mehrheit. CSU-Generalsekretär Markus Blume räumte danach Fehler im Umgang mit der AfD ein: „Du kannst ein Stinktier nicht überstinken.“  […..]

(Thomas Balbierer, 22.01.2025)

In der Folge dieses Wahnsinns verlangen die Grünen heute 3,5% BIP für die Bundeswehr, prahlt der sozialdemokratische Kanzler mit Abschiebungen, biedern sich die einstigen sogenannten „Liberalen“ bei den internationalen Faschisten Milei und Musk an. Die AfD, die man lange Zeit schockiert und eher hinter vorgehaltener Hand „faschistisch“ nannte, nachdem ein Gericht erlaubte, den intra-AfDesken Rechtsaußen Bernd Höcke als „Faschist“ zu bezeichnen, ist inzwischen auf NSDAP-Niveau angelangt; propagiert völkischen Rassismus.

Wenig verwunderlich, daß auch die nach allen aktuellen Umfragen größte Parteiengemeinschaft CDUCSU weit von der Mitte entfernt, im trübsten braunen Gewässern fischt. Merz, Linnemann und Spahn verlangen inzwischen in so schneller Folge verfassungsrechts- und europarechtswidrige Dinge, daß sich kaum noch jemand empört.

[….] Geflüchtete ohne Papiere nicht mehr ins Land lassen? Der Vorschlag von Friedrich Merz bricht Europarecht[….] Friedrich Merz schlägt jetzt vor, erst einmal gar keine irregulären Migranten mehr ins Land hineinzulassen, ein „faktisches Einreiseverbot“ für alle, die keine Einreisepapiere besitzen. Das bedeutet: Zurückweisungen an der Grenze. Das verhindert natürlich nicht, dass Menschen dennoch über die grüne Grenze kommen. Deutschland hat 3876 Kilometer Grenze, sie effektiv zu überwachen, wäre eine Illusion. Und weil der Plan von Merz gleichzeitig so offen im Widerspruch zu Deutschlands europarechtlichen Pflichten steht, wäre es auch nicht verwunderlich, wenn die Anrainerstaaten die Deutschen dann erst recht alleinlassen mit ihren Grenzproblemen. Wer die Kooperation aufkündigt, braucht sich nicht zu wundern. [….]

(Ronen Steinke, 23.01.2025)

Die Positionen der 2021 als faschistisch geltenden AfD, wurden inzwischen nicht nur vollständig von der CSU übernommen, teilweise sogar rechts überholt. Einholen ließen sich die Nazis freilich nicht, weil sie genauso schnell wie die CSU weiter gen NSDAP rückten.

[….] Markus Söder hat [….] eine Reihe von Positionen übernommen, die 2021 noch im AfD-Programm standen. [….] Als die CSU am Montag ihre Bayern-Agenda vorstellte, sprach Spitzenkandidat Alexander Dobrindt von einem „Knallhart-Plan“. Und tatsächlich: Legt man das Papier neben das AfD-Programm zur Bundestagswahl 2021, kann man erkennen, wie die CSU in Richtung AfD gewandert ist – während die AfD ihrerseits noch radikalere Positionen eingenommen hat. So hat sich der politische Diskurs nach rechts verschoben. [….] Migration

Zur Bundestagswahl 2021 betonte die CSU in ihrem Programm „Humanität und Ordnung“ als Leitidee ihrer Migrationspolitik. „Wir ordnen und begrenzen Migration“, hieß es damals. Das Wortpaar „Humanität und Ordnung“ ist im CSU-Programm nicht mehr zu finden. Das Migrationskapitel steht nun unter der Überschrift „Stopp der illegalen Migration“.

Den Terminus „illegale Migration“ hatte die AfD in ihrem Bundestagswahlprogramm 2021 mehrmals verwendet. Damals forderte sie zum Beispiel eine „Bekämpfung illegaler Migration“ [….] Eine Überschneidung zwischen alten AfD-Positionen und aktuellen CSU-Forderungen gibt es bei auch bei der Frage, ob Menschen aus Krisenregionen im Rahmen von humanitären Programmen nach Deutschland geholt werden sollen – und ob in Deutschland anerkannte Flüchtlinge Familienmitglieder nachholen dürfen. Die AfD hatte das 2021 abgelehnt: „Humanitäre Aufnahme nur für vom Bundestag ausgewählte, besonders schutzbedürftige Personen […] Ablehnung jeglichen Familiennachzuges für Flüchtlinge.“

Vier Jahre später klingt die CSU ähnlich restriktiv: „Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte und Beendigung aller freiwilligen Aufnahmeprogramme.“ [….] Klimaschutz und Energie

Anders als heute war der Klimawandel im Wahlkampf 2021 eines der bestimmenden Themen. In Bayern rief Ministerpräsident Söder einen „Klimaruck“ aus und verpasste dem Freistaat das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2040. „Klimaschutz ist ein urkonservatives Anliegen“, war damals im CSU-Bundestagsprogramm zu lesen.

Heute ist davon nicht viel übrig. Sein Klimaziel hat Söder gerade für gescheitert erklärt. Auch im aktuellen CSU-Programm spielt das Thema eine Statistenrolle. Stattdessen fordert die CSU unter anderem eine Rücknahme des Verkaufsverbots für klimaschädliche Verbrennerautos, das von 2035 an in der EU gelten soll: „[…] Abschaffung des Verbrenner-Verbots […]“

So ähnlich positionierte sich die AfD bereits in ihrem Programm zur Bundestagswahl 2021: „Gerade der für den Großteil der Arbeitsplätze zuständige Mittelstand […] ist abhängig vom Fortbestand des Verbrennungsmotors.“

[….] Auch beim Reizthema Atomkraft hat die CSU eine 180-Grad-Drehung vorgenommen. Der von ihr 2011 mit beschlossene und von der Ampel-Regierung nach heftigem Streit umgesetzte Ausstieg aus der Kernenergie soll rückgängig gemacht werden: „Der überstürzte Ausstieg aus der Kernkraft war ein großer Fehler – gerade auch mit Blick auf den Klimaschutz.“

Vor vier Jahren kam das Wort Atomkraft in den Wahlprogrammen der Union gar nicht erst vor. Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den Folgen für die deutsche Energieversorgung haben CSU und CDU ihre Haltung geändert. Sie wollen abgeschaltete Reaktoren – wenn möglich – reaktivieren und neue AKWs bauen. Das hatte auch die AfD im letzten Bundestagswahlkampf gefordert: „Die AfD tritt ein für die Neueinrichtung von sicheren Kernkraftwerken.“

Gesellschaftspolitik[….] Umso überraschender ist, was die CSU 2021 zum Thema Gendern in ihr Wahlprogramm schrieb: „Wer gendern mag, soll gendern, aber niemand soll dazu gezwungen werden.“ Eine liberale Haltung. Diese ist aus der Bayern-Agenda verschwunden: „Nein zum Gendern: Ablehnung der Gendersprache im öffentlichen Raum – an Schulen und Universitäten, im Rundfunk und der Verwaltung.“

In Bayern hat CSU-Chef Söder schon im vergangenen Jahr ein Genderverbot in Behörden und Schulen verhängt, nun tritt er auch auf Bundesebene dafür ein. Ganz so weit ging die AfD 2021 nicht: „Die sogenannte ‚gendergerechte Sprache‘ ist eine groteske Verunstaltung der deutschen Sprache. […] Wir sprechen uns gegen jegliche Verpflichtung aus, sie verwenden zu müssen.“ [….]

(Thomas Balbierer, 22.01.2025)

Mittwoch, 4. Januar 2023

Der Christ des Tages - Teil LIII

Bischof Heinz Josef Algermissen, seit 2001 Diözesanbischof von Fulda und damit Nachfolger des in der ultrarechten Szene legendären Erzbischofs Johannes Dyba (1983–2000) gilt in der Fundi-Szene als Rückschritt. Obwohl er durchaus konservativ ist, fehlt es ihm an Frauenverachtung, wie sie die Ratzinger-inspirierten FSSPX’ler verlangen. Voller Entsetzen wurde beobachtet, daß eine Frau als Seelsorgerin unter Algermissen arbeiten darf. Skandal! Im Rahmen des ‘Engagiertentreffens 2010’ des Kolpingwerkes Deutschland zog Ursula Hüllen – sogenannte Diözesanseelsorgerin für das Kolpingwerk im Bistum Münster -am Sonntag, dem 3. Oktober um 11.30 Uhr, inmitten der konzelebrierenden Priester in die Hohe Domkirche zu Fulda ein. Anschließend zelebriert der Bischof von Fulda, Mons. Heinz-Josef Algermissen, ein neugläubiges Pontifikalamt. Die selbsterklärte Seelsorgerin nahm dazu ganz selbstverständlich in der ersten Bank Platz – eingerahmt von zwei Priestern im Meßgewand. Den Gläubigen des Kirchenvolkes, die dieses Schauspiel beobachteten, stand das Grauen ins Gesicht geschrieben. (Brechmittelnet 22.10.10) Wenigstens ist mit Pfarrer Werner Gutheil der Diözesan-Seelsorger für Trauernde im Bistum Fulda ein Mann. Aber seit des plötzlichen Todes Dybas im Jahr 2000 stellt das Bistum Fulda nicht mehr den Militärbischof der Bundeswehr und schon geht alles den Bach runter. Zwar sind dessen Nachfolger, Prügelbischof Mixa (2000-2010) und Homo-Schreck Overbeck (seit 2011) auch erzreaktionäre Oberhirten, aber die Bundeswehrsoldaten geben sich in verstärktem Maße lieber gleich selbst die Kugel. Genau wie in der Armee des großen Bruders USA sterben auch deutschen Soldaten häufiger durch „friendly fire“ oder Suizide, als durch Gefechte. Von den seit 1992 in die Auslandseinsätze entsandten Bundeswehrangehörigen starben 99 – 36 Soldaten fielen durch Fremdeinwirkung, 63 kamen durch sonstige Umstände ums Leben. Insgesamt 19 Angehörige der Bundeswehr nahmen sich in Auslandseinsätzen das Leben. (Bundeswehr.de) Wie viele Soldaten sich nach ihrer Rückkehr von den Einsätzen in Folge posttraumatischen Stresses selbst umbringen, ist unbekannt. Nach wie vor spart die Bundeswehrführung ebenso wie die US-Army bei der medizinischen und psychologischen Betreuung ihrer Soldaten. Dabei sollen bis zu 40% von ihnen an Post Traumatic Stress Disorder / PTSD (einer Posttraumatischen Belastungsstörung) leiden. Gegenwärtig begehen TÄGLICH mindestens 18 US-Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Irak und Afghanistan Selbstmord. Aber auch die Zahlen der Selbstmorde während des aktiven Dienstes im Ausland sind grotesk; 432 waren es allein nach offiziellen Angaben im Jahr 2010. Rep. Vicky Hartzler, R-Mo., a member of the subcommittee, offered the sobering numbers for 2010 – 37 Marines committed suicide, 39 sailors, 56 members of the Air Force and 300 in the Army. (HuffPo) Die Zahlen sind hoch, aber alles andere als verwunderlich. Was würde man anderes erwarten, wenn man Hunderttausende blutjunge, schlecht ausgebildete, vorwiegend aus der Unterschicht stammende Amerikaner aus ihren Familien reißt und sie in sinnlose Kriege steckt? Dort hocken sie dann isoliert und waffenstarrend in einer Umgebung, in der sie gehasst werden, in der sie niemand will, in der sie nicht sein wollen und in der es nur Gewalt gibt. Kombiniert mit einer streng hierarchischen Atmosphäre, in der sich keiner erlauben darf Schwäche zu zeigen, in der nur Härte, Ausdauer und Durchsetzungsvermögen gefragt sind, wundert mich kein einziger Selbstmord. Nur der Spezialist zum Thema, der Diözesantrauerfachmann Pfarrer Gutheil, kann das nicht begreifen. Dieser Tage ging diese Pressemeldung durch die Zeitungen. Diese Selbstmordrate, oder besser Suizid genannt, ist erschreckend. Sind doch die Soldaten mit dem Tod konfrontiert, ob es der von anderen oder der eigene ist. In diesem Kontext dann aber die Möglichkeit der Selbsttötung zu wählen, stellt viele Fragen: wie kann es kommen, dass die Menschen sich so etwas antun, wo sie doch „geschult sind“ und der Tod oder die Tötung anderer eine der Möglichkeiten in dieser Tätigkeit als Soldaten besteht? Die Belastungen müssen so groß sein, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sehen. Warum wählen sie diesen Weg? Was fehlt in diesem System, dass sie diesen Schritt gehen müssen? (Gutheil, 13.09.2011) Der Hanauer Pfarrer versteht es nicht und tritt lieber noch mal nach; denn Selbstmord findet er egoistisch: Aber denken sie auch an die Hinterbliebenen, die die zurückbleiben? Auch wenn zu sagen ist: sie können es in dem Moment nicht, so wäre es ein Warnzeichen, ein Anker, der sie vielleicht doch am Leben halten würde, halten könnte. Es geht nicht um Vorwürfe, wenn ein Mensch durch Selbsttötung aus dem Leben tritt, sondern es geht darum jene, die mit dem Gedanken spielen, dem eigenen Druck ein Ende zu setzen, einmal diese Überlegung mitzugeben: Denk auch mal an die anderen. (Gutheil, 13.09.2011) Man fühlt sich an die Zeiten erinnert, als die Kirchen Selbstmördern ein christliches Begräbnis verweigerten und die Menschen, die in so fürchterliche seelische Not gerieten, daß sie sich nur noch das Leben nehmen konnten, a posteriori noch mal im Stich ließen, indem sie ihre Überreste lieber außerhalb der Stadtmauern anonym verscharren ließen. Aber warum sich eigentlich groß aufregen? Es ist ja auch nicht weiter schlimm, wenn demokratische Staaten ihre Armeeangehörigen in den Suizid treiben. Gott ist das sowieso Wurscht: „Eines mag aber jeden trösten, dass es dem Schöpfer egal ist, warum jemand vor ihn tritt!" (Gutheil, 13.09.2011) Pfarrer Gutheil ist der Christ des Tages Nr 53.

Sonntag, 19. Februar 2012

ACHTUNG NEUE ADRESSE

Liebe Tammox-Leser!

Ab sofort werde ich wegen des immer problematischeren Seitenaufbaus dieses Blogs nur noch auf meinem zweiten Blog veröffentlichen.
Ich versuche die ausufernde Tag-Flut etwas einzuschränken, werde Videos vielfach nur verlinken, statt einzubetten und gestalte das Design durch eine breitere Textspalte etwas leserfreundlicher

Die Adresse lautet:



Ich hoffe, daß mir meine Leser treu bleiben, fleißig kommentieren und auch die vorhandenen Einträge in den Blog-Listen entsprechend ändern.

Beste Grüße

Euer Tammox

Samstag, 18. Februar 2012

Das Zerrbild

In einer meiner allerersten Vorlesungen über organische Chemie verliebte sich der Professor geradezu in die extrem feste Fluor-Kohlenstoffbindung. 
Ich weiß noch wie er die Unkaputtbarkeit der damals noch üblichen „FCKW“s in den Spraydosen beklagte und dann am Beispiel des Teflons erläuterte, wie man diesen Effekt auch positiv nutzen könne. 
Das Polytetrafluorethen wurde schon in den 1930er Jahren entdeckt und da es fast absolut inert ist, also mit fast keiner aggressiven Chemikalie reagiert, lag der technische Nutzen als Schutzbeschichtung nahe. 
An Polytetrafluorethen bleibt einfach nichts haften und es reagiert auch kaum auf Druck oder Temperaturen. 

Während der Professor so vor sich hinschwärmte, kam er plötzlich ins Grübeln und fragte sich, wieso eigentlich die Pfannen seiner Frau irgendwann von innen braun aussähen.
 Wie schaffe es seine Frau TEFLON zu einer chemischen Reaktion zu bewegen? 
Der arme Mann kam völlig aus dem Konzept, weil sein eigener Gedanke nicht zu dem passen wollte, was er buchstäblich ex cathedra lehrte.

Mein frecher Banknachbar rief dann ungeniert dazwischen:
 „He, Herr Professor, ich weiß ja nicht womit IHRE Frau üblicherweise kocht, aber ich verwende in Pfannen oft Öl oder Butter. Die Pflanzenfette sind weniger stabil und werden irgendwann braun!“

Da lag des Rätsels Lösung. 
Die Frau des Hochschullehrers würde vermutlich irgendetwas in die Pfannen hineintun und nicht einfach nur die Beschichtung bewundern.

Damit haben wir ein anderes Szenario. 

Wirft man alle möglichen organischen (tierischen oder pflanzlichen) Stoffe auf eine mehrere hundert Grad heiße Teflonoberfläche, bruzzeln und verschmoren sie zu einem Haufen braunen Mist, der dann auf der Teflonbeschichtung liegt.

So geht es auch Frau Merkel. 
Sie selbst bleibt zwar in der öffentlichen Meinung unbeschädigt, aber es bilden sich eine Menge unansehnlicher Rückstände an ihrer Kanzlerschaft.

Wulff-Krise perlt an Teflon-Merkel ab.
[….] Sie genießt hohe Popularitätswerte und hat auch die CDU auf 38 Prozent hochziehen können. Dies alles geschah, obwohl Wulff seit Wochen Negativschlagzeilen lieferte.
Doch die Regierungschefin wurde nicht mit dem Präsidenten assoziiert. Vielleicht, weil sie persönlich als klarer Gegenentwurf zu Wulff anzusehen ist. Merkel wirkt eher asketisch als glamourös. Dass Gratisurlaube oder Upgrades sie locken könnten, glaubt niemand. Außerdem hält sie ihr Privatleben so weit wie möglich im Hintergrund. Während Wulff seine Familie als Teil seines politischen Programms inszenierte, sind Bilder der Kanzlerin mit ihrem Mann ausgesprochen rar.
   Darüber hinaus ist entscheidend, dass Merkel beinahe überparteilich erscheint. Die europäische Krisen-Politik lässt die Kanzlerin in erster Linie als kluge Sachwalterin erscheinen, weniger als eine parteipolitische Taktiererin.

Die Politikerin, die wie keine andere NUR taktiert und dabei Sachfragen und internationale Notwendigkeiten immer hinter ihr taktisches Interesse anstellt, gilt als ehrliche Haut, die nicht taktiert und sich internationalen Großaufgaben stellt.

Dabei hat Merkels Aufschieben der rechtzeitigen Griechenlandhilfe, nur damit ihre CDU bei der NRW-Wahl 2010 bessere Chancen hat, erst dazu geführt, daß es jetzt so teuer wird, daß man gar nicht schnell genug neue Rettungsschirme aufspannen kann.

Ja, BILD und FAZ haben gegen Wulff geschossen, aber Merkels wichtige Freundinnen Friede Springer und Liz Mohn sorgen dafür, daß die Kanzlerin selbst nur in hellsten Farben dargestellt wird.


Angela Merkel wirkt in ihrer zweiten Regierungszeit sakrosankt. Die Presse verweigert jegliche kritische Auseinandersetzung mit ihr, die Demoskopen vermelden im Wochentakt neue Rekord-Umfragewerte und noch nicht einmal die größte Oppositionspartei hat die Traute, sich im kommenden Wahlkampf mit der Kanzlerin anzulegen. Inhaltlich lässt sich der grassierende Merkel-Hype nicht nachvollziehen, ist ihre Regierungsbilanz doch mehr als durchwachsen. Dies alles erinnert eher an ein fiktives Wunderland, das vor Paradoxen und Absurditäten nur so strotzt.    Man kann einen Menschen, der sich standhaft weigert, seine Positionen mit der Realität in Einklang zu bringen als „starsinnig“ bezeichnen – man könnte jedoch auch das freundlichere Wort „prinzipientreu“ verwenden. Wer sich weigert, Entscheidungen zu treffen, wird gemeinhin als „entscheidungsschwach“ bezeichnet – meint man es gut mit ihm, benutzt man lieber den Begriff „eisern“. Doch wann haben Sie zuletzt einen Zeitungsartikel gelesen, der Angela Merkel als starrsinnig und entscheidungsschwach beschrieb? Glaubt man den Medien, ist die Kanzlerin nicht verbohrt, unbelehrbar, uneinsichtig, borniert, halsstarrig oder obstinat, sondern rigide, apodiktisch, bestimmt, disziplinarisch, resolut, rigoros, unbeugsam, unerbittlich, und unnachgiebig. Sie merken es bereits, all diese Begriffe beschreiben mehr oder weniger dasselbe, unterscheiden sich jedoch in der Konnotation und die Medien sind emsig bemüht, der Kanzlerin nur positive Konnotationen zuzuschreiben. Seit 1945 gab es wohl keinen deutschen Politiker, der von der hiesigen Presse derart unkritisch begleitet wurde.

Als eine der Ausnahmen präsentiert sich heute die Süddeutsche Zeitung, die in einem Gemeinschaftsartikel mehrerer Autoren mit Hilfe einer fiktiven Merkel-Rede immerhin andeuten, was die Kanzlerin öffentlich tun sollte, wenn sie denn ehrlich wäre.

Am Freitag um 11.31 Uhr tritt Angela Merkel im Kanzleramt vor die Presse. Sie hat Köhler ausgesucht. Vorbei. Sie hat Wulff ausgesucht. Vorbei. Sie sagt: 'Guten Tag.' Dann: 'Es tut mir leid, dass ich durch meine Auswahl eines Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten unser Land zum zweiten Mal vor große Probleme gestellt habe' - quatsch, natürlich sagt sie das nicht. In Wahrheit sagt sie erst einmal nur 'Guten Tag'.
(SZ 19.02.12)

Tja, Merkel und ehrliche Antworten?
Das ist in der Tat „Quatsch“!

Angela Merkel weiß, dass sie in den nächsten Tagen mit Spott überschüttet wird. So wie Wulff selbst die Zitate über die Verfehlungen anderer vorgehalten werden, zum Beispiel sein seinerzeit als Ministerpräsident beklagtes angebliches körperliches Leiden an der Befangenheit seines Vorvorgängers Johannes Rau, so werden Merkel nun ihre Zitate über Wulff vorgehalten. Er werde ein 'wunderbarer' Bundespräsident sein, sagte sie, als sie ihn im Juni 2010 zum Kandidaten gekürt hatte. Und noch vor einer Woche sagte Merkel, Wulff werde 'sein Amt als Bundespräsident zum Wohl unseres Landes weiter so ausfüllen, wie er es in den ersten eineinhalb Jahren seiner Amtszeit schon getan hat'.
(SZ 19.02.12)

Selbst wenn die Kanzlerin mit Spott überschüttet werden würde - woran ich nicht glaube - könnte es der Teflonfrau egal sein; denn es bliebe nichts an ihr kleben.

Die Regierungschefin, die wie keine je zuvor ihre Versprechen bricht und heute das Gegenteil dessen tut, was sie gestern noch als „alternativlos“ darstellte (Abschaffung der Wehrpflicht, Schuldenerlass Athen, Durchhalteparolen an Guttenberg und Wulff, AKW-Laufzeitenverlängerung /Abschaltung, etc pp),  löste zwar schon den ein oder anderen shitstorm aus, der ihr Kabinett heimsuchte, aber sie selbst wird verehrt und geachtet.

Deutsche Wähler, doof.

Freitag, 17. Februar 2012

Nu isser wech.


Nein, ich will nicht noch mal durchgehen, welche krummen Dinger und Halbwahrheiten sich EX-Präsident Wulff geleistet hat. 
Zu seinem Rücktritt gibt es nur ein Wort zu sagen, nämlich „überfällig“!

Kreditaffäre, Landtagsgeflunker, Drohanrufe, ein langweiliges Interview - die Medien sind sich einig: Christian Wulff ist ein Bundespräsident auf Bewährung. Wenn jetzt noch eine allerletzte, zwergwinzige Klitzekleinigkeit dazukommt, dann muß Bundespräsident Wulff auf jeden Fall zurücktreten, ganz bestimmt, da gibt es jetzt keine Schonfrist mehr, echt nicht.
(Titanic-Newsticker)

Und dann kam es jeden Tag noch dicker.
Es ist für mich nach wie vor erstaunlich, daß die Kanzlerin es schafft von dem Volk als unbeteiligte Moralikone, die überhaupt nicht mit Wulff in Verbindung steht, angesehen zu werden.

Dabei ist Wulff mal wieder IHR Fehler. 
Merkels legendäres Händchen stets die falschen Personalentscheidungen zu treffen, kam wieder einmal voll zum Tragen. Die Kanzlerin hat überhaupt kein Gefühl für fachliche Eignung, Moral oder Anstand. Ihr einziges Kriterium ist und bleibt „Was nützt mir taktisch?“

Angela Merkel hat den peinlichsten Bundespräsidenten in der Geschichte dieses Landes zu verantworten.
Dennoch kann die Kanzlerin froh sein, Wulff in das höchste Staatsamt gehievt zu haben. Man stelle sich nur einmal vor, Wulff wäre zum Zeitpunkt der Enthüllungen über Bonuskredite, Bobbycars und Urlaubseinladungen immer noch Ministerpräsident gewesen. Die CDU stünde in Flammen und unter Feuer. Weder die Kanzlerparteichefin noch ihre Partei hätte sich dagegen wehren können, mittendrin im Skandal des CDU-Spitzenmannes zu sein.
Weil der vormalige CDU-Ministerpräsident aber ins überparteiliche Amt entschwebte, greifen die Flammen jetzt nicht auf die CDU über. Mehr noch: Merkel steht wie die Gegenfigur zum notorischen Nehmer Wulff da, wie eine, der die reine Macht alles ist - der das Gepränge der Macht, deren Glamour und halbseidene Begleiterscheinungen, aber "nüscht" bedeuten.

Merkels Händchen bei Bundespräsidenten ist genau so schlecht wie das bei ihren Generalsekretären.
Man erinnert sich an den damals frisch berufenen Laurenz Meyer, der nach seiner Erhebung zum CDU-General losplapperte das Gute sei, Merkel könne sich nicht noch einen Fehlgriff leisten. Und in der Sekunde wußte die daneben stehende CDU-Chefin, daß Meyer ein Fehlgriff war.

Wen sollte Merkel nach ihren persönlichen Kandidaten Köhler und Wulff zum dritten Merkel-Präsidenten küren?
Schon die Wahl Wulffs geriet trotz fast 50 Stimmen starker schwarzgelber Mehrheit um ein Haar zum Fiasko. Über 40 der eigenen Leute gingen ihr von der Fahne.
Daß Wulff überhaupt Bundespräsident wurde ist einzig und allein Gysi und Lafontaine zu verdanken, die im dritten Wahlgang durchpaukten, daß keine LINKEn-Stimmen an Gauck gingen.

Inzwischen hat Merkel in der Bundesversammlung nach der Kette der Wahlpleiten von 2011 aber nur noch ca drei Stimmen Mehrheit (622 bis 624 Stimmen, absolute Mehrheit = 621 Stimmen). Damit ist es bei der massiven Unzufriedenheit der rachedurstigen FDP ausgeschlossen einen CDU-Mann glatt durchzubringen.

Die heuchlerische Aufzählung der Qualitäten, die ein neuer Bundespräsident haben müsse, ist ein Witz.
Es geht um eine rein parteitaktische Angelegenheit. 
Wen KANN die Kanzlerin durchsetzen, wer ist kein Affront für die FDP, wer gibt welches Signal für welche zukünftigen Koalitionen.

Es ist lächerlich, wie über großartige moralische und charakterliche Qualitäten eines möglichen Kandidaten orakelt wird.
 Wulff hat dem Land einerseits gezeigt, daß er über keinerlei Anstand verfügt und andererseits herausgearbeitet, daß der Urnenpöbel das auch gar nicht erwartet.
 Eine Mehrheit von 41% „bedauert“ im aktuellen Deutschlandtrend den Wulff-Rücktritt, nur 38% empfinden Genugtuung.
Wir brauchen also kein integeres Staatsoberhaupt.

In Osnabrücker und Hannoveraner Straßenumfragen weint eine überwiegende Mehrheit dem Ex-MP nach.

Es wurde in den vergangenen Wochen klar, dass dieser Mann keinerlei Instinkt besitzt, um abzuschätzen, was sich gehört und was sich nicht gehört, wo die Freundschaft eben aufhört und die Korruption beginnt.
 Ein entsprechendes Armutszeugnis ist es auch für seine sogenannten politischen Freunde, dass sie ihn nicht besser berieten und ihm diesen Abgang ersparten.

Er selbst trägt die Verantwortung dafür, dass er als Person jedes Vertrauen verloren hat. Und dass das Amt schwer beschädigt ist.
Wer glaubt, Affären aussitzen zu können, wer glaubt, dass verschweigen belohnt wird, dass es keinen etwas angeht, wenn man Freunde hat, die keine Freunde sind, sondern Nutznießer, und dafür gerne Bakschisch geben, wer so denkt, der kann kein Bundespräsident sein.
Das alles wurde oft gesagt, oft geschrieben. Bislang ohne Resonanz. Wir haben einen Bundespräsidenten, an dem rechtschaffene Bürger verzweifeln müssen, weil ihre Werte nicht seine sind. Verkäuferinnen, Zollbeamte, Krankenschwestern, Lehrer, Angestellte, Arbeiter - sie alle dürfen nicht, was Wulff für sich in Anspruch nahm. Sie alle wurden in den vergangenen Monaten allein gelassen von der Politik, von der Kanzlerin.
Niemand hat ernsthaft versucht, uns von diesem Bundespräsidenten zu erlösen. Alle haben irgendwie mitgemacht, und damit dazu beigetragen, dass nicht mehr klar ist, was Recht ist und was nicht - nur aus Gründen der politischen Bequemlichkeit. Die Folgen dieser moralischen Verschmutzung von Hirn und Herz werden wir alle noch lange spüren.

Kanzlerin und Präsident reagieren aber nicht nur bar jedes moralischen Gespürs, nein sie haben noch nicht mal gemerkt, was überhaupt das Problem ist. 

Und sie sind einfach zu feige, um für ihre Taten geradezu stehen.

Der notorische Merkel-Fan und Wulff-Verteidiger Stern-Vizechef Jörges kommt ausnahmsweise mal zu einer richtigen Einsicht und wählt drastische Worte.

Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie haben keinen Arsch in der Hose. Sie sind ein Präsident der feuchten Hände. Gefangen in Angst und Kleinmut. Sie sind zäh, aber nicht hart. Zwei Monate hatten Sie Gelegenheit, aufzustehen und die Brust zu entblößen, sich zu bekennen und sich kenntlich zu machen, menschlich und politisch, Ihre Fehler einzugestehen und die Motive, die Sie dorthin geführt haben, aber auch das Ungerechte zu benennen, das Ihnen angetan wurde, den Rufmord, dem Ihre Frau ausgesetzt war, die Verirrungen und Grenzüberschreitungen von Medien. Doch Sie, dem nichts bleibt außer dem Wort, haben geschwiegen. Zweimal waren Sie zu erleben, zu knapp, um zu überzeugen. Einmal, als Sie Ihren Sprecher feuerten, ohne Begründung, und bekannten, es sei nicht geradlinig gewesen, den Freundeskredit über eine halbe Million vor dem Landtag in Hannover verschwiegen zu haben. Das andere Mal, als Sie ein Fernsehinterview bestellten, 20 dahingehastete Minuten kurz. Danach haben Sie sich in die Furche geduckt und die Ohren angelegt. Statt sich einer Pressekonferenz zu stellen oder der Katharsis eines intensiven, peinigenden Interviews.
Ihre Frau ist aus anderem Material. Sie ist in Hamburg zum Neujahrsempfang beim Springer-Verlag gegangen, in die Höhle des Löwen, und die Herren bekamen rote Ohren. Was für eine wunderbare, mutige Frau!

Merkel und Wulff sind beide erbärmlich, beide lügen und beide sind Feiglinge.

Er und seine Frau Bettina haben dieses Land, die Bundesrepublik Deutschland, im In- und Ausland würdig vertreten.   Ich danke beiden dafür und ich bin überzeugt, dafür gebührt ihnen unser aller Dank.
(O-Ton Merkel 17.02.12)

Ist das zu fassen?
 Die gesamte Pressemeute ist sich einig, daß Wulffs Amtszeit von einer Sache gekennzeichnet wurde: Sie war UNWÜRDIG, er hat dem Amt jede Würde genommen und es auf eine lächerliche Heimstatt eines kleinbürgerlichen Billigheimers herabgezogen.
Und die beliebteste Kanzlerin aller Zeiten nennt es „im In- und Ausland würdig vertreten“

Ohnehin fiel die Erklärung der Kanzlerin zu wohlmeinend aus, um ganz glaubwürdig zu sein. So dürfte ihr tiefes Bedauern weniger dem Ende dieser Präsidentschaft gelten, als vielmehr seinem Anfang. Wulff war ihr Kandidat, durchgesetzt mit einiger Mühe. Aber sie lag mit ihm falsch.

 Noch mehr der Realität entkoppelt ist nur noch Wulff, der sich immer noch keiner Schuld bewußt ist und sich in jämmerlicher Weise zusätzlich erniedrigt, indem er sich über die ungerechte Behandlung beklagt. 
Noch immer sieht er sich als Unschuld vom Lande, als Opfer.

Ich habe Fehler gemacht, aber ich war immer aufrichtig.
Die Berichterstattungen, die wir in den vergangenen zwei Monaten erlebt haben, haben meine Frau und mich verletzt.

Ist das zu fassen??? 
Der langsamste Rücktritt aller Zeiten erfolgte, weil der Amtsinhaber dutzendfach der Unaufrichtigkeit überführt wurde und dieser hat den Gong immer noch nicht gehört und bettelt um Mitleid.

Es hilft alles nichts - ich muß noch einmal zitieren, wie sich Christian Wulff über Politiker geäußert hat, die nur einen Bruchteil seiner eigenen Verfehlungen angehäuft haben.

Schon als lediglich Gerüchte auftauchten MP Glogowski könnte einen kostenlosen Urlaub verbracht haben, nölte Wulff los. Er sprach von einer "Verflechtung und Verfilzung", die dringend aufgeklärt werden müsse.

"Mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar"
Man erinnert sich nun wieder daran, dass Christian Wulff die Dinge einmal selbst ganz anders bewertet hat. 1999, Wulff war damals Oppositionsführer in Hannover, Niedersachsens Ministerpräsident hieß Gerhard Glogowski, ein SPD-Mann. Glogowski stand unter Druck. Medien hatten berichtet, Glogowski habe Urlaub auf Kosten des Reiseunternehmens TUI gemacht, das in der Landeshauptstadt ihren Firmensitz hat. Es war noch nichts bewiesen, da machte Wulff seinem Widersacher schon schwere Vorwürfe. Solch eine Vorteilsannahme sei „mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar“. Glogowski verliere seine Unabhängigkeit und damit seine politische Handlungsfähigkeit. Wenig später musste Glogowski als Regierungschef zurücktreten.
(Welt.de 13.12.11)

Das reichte Wulff aber nicht, er wollte einen Untersuchungsausschuss, denn "der Schein von Abhängigkeiten" sei "ein Problem für die Würde des Amtes", erklärte Wulff damals laut "Hannoverscher Allgemeinen Zeitung".

Durch die Zuwendungen privater Firmen zur Hochzeitsfeier Glogowskis sei der "Schein von Abhängigkeit und der Eindruck entstanden, der Ministerpräsident sei ein Werbeträger", kritisierte der damalige niedersächsische CDU-Chef [Christian Wulff].
(Spon 20.12.11)

Jener Wulff, der 1988 seine erste Hochzeit von Millionär Geerkens in dessen Osnabrücker Luxus-Penthouse ausrichten ließ.

Noch heftiger zeterte Wulff gegen Amtsvorgänger Rau. Er „leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben."

Im Jahr 2000 ging Wulff den damaligen Bundespräsidenten an. Johannes Rau stand wegen einer Flugaffäre unter Druck. Nachdem erneut Vorwürfe gegen Rau bekannt geworden waren, forderte der CDU-Politiker dessen Rücktritt. Wulff erklärte damals im "Focus", die SPD solle "Johannes Rau zurückziehen". Damit attackierte er den Präsidenten weit schärfer als seine Parteifreunde, die sich eher zurückhielten, um das Amt nicht zu beschädigen. Wulff ruderte zurück, nachdem sich andere Unions-Politiker von seiner Rücktrittsforderung distanziert hatten.
[…] Zugleich betonte er aber, dass "wir gerade jetzt einen unbefangenen Bundespräsidenten" bräuchten und "ihn gegenwärtig nicht zur Verfügung haben".
(Tagesschau 20.12.11)

Mit der Wahrheit nimmt es Präsident Wulff nicht so genau, wie wir spätestens jetzt alle wissen.

Den Niedersächsischen Landtag hatte er angelogen.
Da passt es ja gut, daß sein Freund Maschmeyer im Jahr 2007 zur Landtagswahl das Wulff-Buch „Besser die Wahrheit“ mit einer 40.000-Euro-Anzeige bewarb.
Das findet Christian Wulff auch heute noch völlig kritikunwürdig.
Jeder darf doch Anzeigen für CDU-Politiker bezahlen!
Anders sieht es aus, wenn DERSELBE Maschmeyer eine Pro-SPD-Anzeige aufgibt.
Wulff verlor nämlich die Wahl von 1998 krachend und tobte nur einen Tag später im Niedersächsischem Landtag theatralisch klagend "Wer war das?", während er die Maschmeyerische Pro-Schröder-Anzeige in die Kameras hielt.

Christian Wulff, der Osnabrücker vom Stamme Nimm, rafft von Krediten, Werbeanzeigen, sechs Luxusurlauben für lau bis hin zu kostenlosen Flug-upgrades alles an sich, das er kriegen kann.
Aber wehe ein anderer wagt Ähnliches!!!

Zu Gerhard Schröders Engagement bei Gazprom
2006 wurde bekannt, dass Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) einen Posten bei dem russischen Konzern Gazprom annehmen würde und eine Bürgschaft der Bundesregierung mit Gazprom noch während Schröders Amtszeit abgeschlossen wurde. Unter den besonders Empörten war auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff. "Alle Umstände, die dazu geführt haben, müssen restlos aufgeklärt werden." Mitgliedern der Bundesregierung müsse es untersagt sein, kurz nach Amtsende eine Tätigkeit bei einem Unternehmen aufzunehmen, mit dem sie während ihrer Amtszeit zu tun hatten. Zu Schröders wirtschaftlichem Engagement sagte Wulff: "Es muss der Anschein vermieden werden, dass es Interessenkollisionen gibt."


Zu Ulla Schmidts Dienstwagen-Affäre.
Vor zwei Jahren musste sich die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wegen ihres Dienstwagengebrauchs an ihrem Ferienort rechtfertigen. Wulff brachte es damals auf die Formel: "Was privat ist, muss privat gezahlt werden."
(Spon 20.12.11)

Donnerstag, 16. Februar 2012

Masse

Es kommt immer wieder vor, daß die „Öffentliche Meinung“ weit von der „VERöffentlichten Meinung“ abweicht.
Wenn sich linke und rechte Blätter plötzlich einig sind, ist es besonders gut möglich, daß die Öffentlichkeit ihnen nicht folgt.
Als sich Lügenbaron Guttenberg um Kopf und Kragen redete, unterschied sich bei SZ und FAZ die Empörung über das unehrliche und eitle Selbstbeweihräuchern des Verteidigungsministers wenig. 
Es war die BILD, die als einziges großes Blatt aus der veröffentlichten Meinung ausscherte. 
Sie traf aber die öffentliche Meinung, die in krasser Weise nicht dem journalistischen Maintream folgte, sondern trotz der Lügenkaskaden und Salamitaktik mit überwältigender Mehrheit dem adeligen Politliebling die Treue hielt.

Noch extremer sieht es in der causa des Mauschelpräsidenten Wulff aus. 
Verzweifelt bemühen sich Politmoderatoren bei Presseclub und Co Meinungsunterschiede zwischen den Vertretern von taz, FR, WELT, FAZ und Spiegel heraus zu arbeiten. 
Es gibt aber keine. Der grauhaarig-gediegene FAZ-Mann kann  der burschikosen taz-Frau mit dem Bürstenhaarschnitt nur zustimmen: Wulff muß weg.
Hätte man Vertreter der Blogosphäre hinzu geladen, wäre das Meinungsbild auch nicht bunter geworden.
 Ich schließe mich ein, bzw an. Auch ich könnte in den unisono-Wulffrücktrittforderungs-Chor nur einstimmen.
(Aktuelle Anmerkung: Nun scheint es aber doch übel für die deutsche Nr. 1 auszusehen)

Merkels Humunculus im Bellevue mußte aber erst in die achte Woche mit täglich neuen Skandal-Enthüllungen gehen, bis die öffentliche Stimmung kippte. 
Noch immer denkt aber fast die Hälfte der Deutschen Wulff könne im Amt bleiben.

Das ist das Problem mit dem Mainstream-Presse-bashing, das Politiker unter Druck immer anstimmen, um dann scheinheilig aufzusagen, die normalen Wähler und Bürger wären viel intelligenter und würden trotz Pressetrommelfeuer unabhängig urteilen: Im Zweifelsfall hat die Pressemeute eher Recht als die Masse des Volkes.

Deswegen sehe ich auch Plebsizite und Urabstimmungen sehr kritisch.
 Repräsentative Demokratie ist oft besser als direkte Demokratie.
 Natürlich sind unter den Volksvertretern, den „Repräsentanten“ viele Hongos, aber im Durchschnitt ist die Urteilskraft von Medien und Politikern doch besser als das dumpfe Gefühl des Volkes.

Das Volk ist leider blöd.
 Wir leiden an Schwarmdummheit.

Wir haben ein System geschaffen, das die Rationalität des Einzelnen mit tödlicher Präzision zur Grundlage eines kollektiven Irrsinns macht, das uns Entscheidungen treffen lässt, die innerhalb des Systems als „klug“, ja sogar „vernünftig“ erscheinen, obwohl sie in Wahrheit von atemberaubender Dummheit sind. [S. 46]

Als Beispiel für kollektive Blödheit möchte ich heute auf Brötchen verweisen.

Schon viele, viele Jahre wissen wir unter welch abscheulichen Bedingungen Fabrik-Backwaren hergestellt werden
Günter Wallraff berichtete in der ZEIT vom 01.05.2008 Nr. 19 über die Arbeiter einer Backfabrik im Hunsrück, die für Lidl Aufbackbrötchen herstellen.
Die Backfabrik Weinzheimer in Rheinland-Pfalz zahlt ihren Mitarbeitern weniger als sechs Euro netto und ermöglicht es Lidl eine Tüte mit zehn Brötchen für 1,05 Euro zu verkaufen.

Für Hygiene bleibt da keine Zeit.

Der Schimmel entsteht in der Brotfabrik keineswegs durch »ungenaues oder unsauberes Arbeiten«. Er blüht permanent – davon kann ich mich selbst überzeugen, und ich kann es auch durch Fotos belegen – an schwer zugänglichen Stellen der Anlage, rieselt er an verrotteten Eisenteilen herunter und entwickelt sich im Gärschrank. Ich selbst werde einmal mit einem älteren Kollegen dazu eingeteilt, den in den Fugen einer gekachelten Wand sitzenden Schwarzschimmel zu entfernen. Es ist eine mühselige Arbeit und eine vergebliche dazu – denn schon eine Woche später ist neuer Schimmel da. Als ich den älteren Kollegen frage, warum die Wand nicht fugenlos isoliert werde, um sie leichter und öfter zu reinigen, winkt der nur ab: »Natürlich könnte man hier vieles vorschlagen. Aber das ist unerwünscht. Ich habe einmal einen Vorschlag gemacht und danach nie wieder. Man sagte mir, ich sei zum Arbeiten hier, nicht zum Denken.«

Alle Welt beklagt sich über nicht schmeckendes Backwerk, aber trägt durch den Billigwahn ursächlich dazu bei, daß diese Billigkultur der Geschmacklosigkeit überhaupt entsteht.

Ich frage mich, wer für das »Billig-billig-billig«-System von Lidl eigentlich hauptverantwortlich ist: Mit Billiglöhnen werden Billigbrötchen zu Billigpreisen und in Billigqualität an den Verbraucher gebracht. Warum kaufen die Kunden diese Brötchen, die nicht gut schmecken? Ja, sie sind in der Tat billig, zumindest auf den ersten Blick. Pro Brötchen zahlt der Kunde 10,5 Cent. Aber er muss immer gleich zehn kaufen. Er muss sie außerdem selbst aufbacken, was Zeit und Strom kostet. Vielleicht ist es verständlich, dass ein Hartz-IV-Empfänger solche Billigbrötchen kauft. Es wäre aber sicher ähnlich günstig, statt zu den Aufbackbrötchen zu gewöhnlichem Brot vom Bäcker um die Ecke zu greifen, der noch selber backt.

Aber wer backt schon noch selbst?

Da die deutschen Lemminge brav auch das ungenießbarste Brot kaufen, wenn es nur schön billig ist, kann sich kaum ein Bäcker noch das Backen leisten.
Selbst die Filialisten, die ausdrücklich mit „frisch gebacken“, „nur natürliche Zutaten“ und „nach alter Tradition“ werben, schieben doch fast nur noch tiefgekühlte Backrohlinge ins Rohr.

Anja Reschke ging in der äußerst sehenswerten Reportage “Mythos deutsches Brot“ vom 4.10.2011 dem Thema nach.
Die Sendung wird am 10.03.2012 um 02:00 Uhr im NDR wiederholt und ist auf der „Panorama - die Reporter“-Seite verfügbar. Angucken!

Vorgebackene TK-Brötchenklumpen werden inzwischen in großem Maßstab aus China importiert.
 Die schwarmdumme Containerlogistik macht es möglich - weniger als ein Prozent Transportkosten fallen an, wenn ein Konditor aus der Uckermark einen chinesischen Fertigbrotklumpen verwendet.

Kein einzelner Mensch würde es als vernünftig ansehen ein so kurz haltbares Produkt wie ein typisches deutsches Brötchen, dessen Ausgangszutaten gleich nebenan in auf dem Feld wachsen per Monsterschiff, das tausend Tonnen Schweröl am Tag verbraucht, von der gegenüberliegenden Seite des Globus zu importieren.

Als Schwarm halten wir das für ein intelligentes Konzept und wählen die Parteien, die für diese Handelsbeziehungen mit China werben, die die deutschen Reeder mit ihren Ausflaggungen unterstützen und bei Hygienestandards und Lebensmittelkontrollen alle Augen zudrücken.

Beispiel Großbäckerei Müller in Bayern:

Nach und nach wird bekannt, mit welchen Hygieneproblemen die Großbäckerei Müller-Brot seit Jahren kämpft. Das bayerische Unternehmen hat seine Produktion gestoppt. Doch Lebensmittelkontrolleure und die Staatsanwaltschaft haben den Betrieb angeblich schon länger im Blick.
Die Öffentlichkeit erfuhr erst vor wenigen Tagen, dass das Unternehmen mit massiven Problemen zu kämpfen hat. Der Leiter des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, sagte dem Bayerischen Rundfunk, man habe wiederholt Mäusekot und Speisereste von früheren Produktionen gefunden. Die Anlagen seien daraufhin gereinigt worden, später sei der Kot aber an anderen Stellen wieder aufgetaucht.
Das Landratsamt Freising habe die Staatsanwaltschaft Landshut bereits am 10. Mai 2011 auf Hygienemängel in dem Betrieb im bayerischen Neufahrn hingewiesen, sagte Oberstaatsanwalt Markus Kring.

Gegen so einen unfassbaren Siff HÄTTE die Hygiene-Ampel geholfen - aber ausgerechnet die CSU, die stets von den Bayern mit großer Mehrheit gewählt wird, stoppte dieses Instrument. CSU und die „Bundesverbraucherschutzministerin“ tun alles dafür den Normalbürger im Dunkeln tappen zu lassen und ihn weiterhin Dreck fressen zu lassen.
 Der Urnenpöbel ist auch noch dankbar und hebt derzeit die Union in Politumfragen auf Rekordhöhen.

Mäusekot, Kakerlaken und Motten - die Zustände in der Münchner Großbäckerei Müller-Brot haben die Öffentlichkeit weit über die Grenzen von Bayern hinaus empört. 'Seit 36 Jahren bin ich in der Lebensmittelüberwachung tätig, aber so etwas hätte ich niemals für möglich gehalten', sagt Martin Müller, Vorsitzender des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, der nur zufällig den gleichen Nachnamen hat wie der Bäckereigründer. Was ihn besonders ärgert: Insgesamt 21 Mal war der Betrieb seit 2009 von der zuständigen Behörde kontrolliert worden, mehrmals mussten Waren zurückgerufen werden, 69000 Euro an Buß- und Zwangsgeldern wurden verhängt - 'und der Einzige, der nichts von alledem erfuhr, war der Verbraucher'.
Bemerkenswert ist: Als die Verbraucherschutzminister der 16 Bundesländer im vergangenen Jahr darüber abstimmten, ob künftig alle Restaurants, Bäckereien, Fleischereien und Einzelhändler das Ergebnis der amtlichen Lebensmittelkontrollen veröffentlichen müssen, da gab es nur ein Land, das dagegen stimmte: Bayern. Die Idee damals war, dass jeder Betrieb die Ergebnisse der jüngsten amtlichen Kontrollen anhand eines Barometers in den Ampelfarben veröffentlichen muss. Grün sollte anzeigen, dass es keine Bedenken hinsichtlich der Hygiene gab. Rot dagegen hätte für gravierende Mängel gestanden. Der damalige Gesundheitsminister Markus Söder (CSU), in dessen Zuständigkeitsbereich die Überwachung der Lebensmittelsicherheit fiel, hielt das Modell jedoch für nicht praktikabel, alle anderen Verbraucherschutzminister befürworteten es.

Ach ja, Herr Söder ist inzwischen befördert worden. 

In der CSU fallen die Doofen immer nach oben.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Abschaum - IV


Zum Einstieg noch einmal in etwas ausführlicherer Version Michael Schmidt-Salomon über „religiöse Idiotie.“
 In seinem neuen, äußerst empfehlenswerten Buch „Keine Macht den Doofen“ räumt MSS ein,  der Begriff möge verletzend klingen, beschreibe aber andererseits eins der zentralen Probleme treffend:

Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht. Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind). Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.

Die weit überwiegende Anzahl der Bischöfe und Priester, die mir in TV und Internet begegnen, sind auf den ersten Blick schon extrem unsympathisch.
 Es ist für mich auch schwer vorstellbar, daß irgendjemand Kanaillen wie Krenn, Groer, Laun, TVE, Overbeck, Meisner, Mixa, Ratzinger, Wölki und Co nicht persönlich abstoßend findet.

Da stimmt das atheistische Weltbild, wenn diese Typen ihre menschenverachtenden Botschaften unter das Volk bringen.

Aber was ist mit Geistlichen, die eigentlich ganz nett wirken und von denen man auch annehmen kann, daß sie einigermaßen intelligent sind?
Selbst ausgewiesene Kirchenkritiker, die ich bewundere - Hans Küng oder Uta Ranke-Heinemann - sind Mitglied der RKK und glauben an Gott. Bischof Gaillot und Eugen Drewermann sind Geistliche der RKK. Und wie landet ein selbstbewußter, hochgebildeter Schwuler wie David Berger zwischen hochgradig homophoben konservativen Klerikern?
Es gab im 20.Jahrhundert sogar zwei Päpste, nämlich Giovanni XXIII und JP-I, die ich ausgesprochen nett finde. 
Und Altbischof Franz Kamphaus ist doch ein absolut altruistischer, ehrenwerter Mann!
Andere hochrangige Katholen, wie Zollitsch oder Lehmann wirken auf ihre jovial-gemütliche Art auch nicht übermäßig abstoßend.
Wieso kommen Berger und Küng nicht zu der schlichten Erkenntnis, daß das ganze Gott-Konzept Humbug ist, um die Menschen abhängig und fügsam zu machen?
Wieso sparen sie sich nicht die Kirchensteuern?

Zur Klärung dieser Frage bin ich MSS außerordentlich dankbar für die Einführung des Begriffs „Inselverarmung“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).

Mein Lieblings-Religiot ist aber immer noch Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller, der durch und durch und in jeder Hinsicht abstoßend ist. 
Er hat eine unangenehme Visage, hasserfüllte Augen, sorgte persönlich dafür, daß Kinderficker-Priestern neue Kindern zum Ficken vorgesetzt wurden und diffamierte und drangsalierte anschließend auch noch die Opfer!

Nicht ohne Grund habe ich dem Abschaum-Bischof als einzigem bisher eine eigene Posting-Reihe gewidmet, in der ich viele seiner widerlichen Aussagen, Taten und Charakterzüge darstellte.




Während andere Katholen-Fürsten ernsthaft ein bißchen beschämt darüber sind, wie viele Kinder in Heimen, Sakristeien, Beichtstühlen und Schlafsälen von Priestern missbraucht wurden, gehört Müller zu der hardcore-Fraktion à la Kreuznet, die von einer „Hoax“ sprechen, von Jagd auf die Kirche.
Der Regensburger Oberhirte ist aber nicht nur in seinem Bistum und bei seinen Pfarrern regelrecht verhasst - nein sogar seine Brüder im Amte gruseln sich vor dem polternden Zweimeter-Mann der Bösartigkeit.

Gerhard Ludwig Müller ist in vielerlei Hinsicht in Regensburg vollkommen unübersehbar - nicht nur weil er zwei Meter groß ist.
Er ist der vermutlich autokratischste unter den deutschen Bischöfen, der mit Leidenschaft seine Mitarbeiter desavouiert, die er für nicht absolut folg – und fügsam hält.
Die SZ schrieb jüngst über ihn:
Viele Bischöfe verdrehen regelrecht die Augen, wenn die Rede auf den Amtsbruder aus Regensburg kommt.
Harsch und grob beharrt er stets so unnachgiebig auf seiner Autorität, daß nicht nur fast alle seine Untergebenen entsetzt sind, sondern inzwischen auch nicht gerade als liberal bekannte Gestalten wie Kardinal Wetter öffentlich auf eine Distanzierung bestehen.

 Stefan Aigner erinnerte letzte Woche noch einmal daran wie außerordentlich schäbig sich Bischof Müller gegenüber den traumatisierten Opfern priesterlicher Gewalt äußert.

„Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle – die schauen jetzt aus wie ein monolithischer Block.“
Es bemerkenswert, dass gerade Müller so etwas sagt. Was sind „Einzelfälle“? Und wie viele „Einzelfälle“ braucht es, um von einem Komplex sprechen zu dürfen? Es wäre schön, diese Frage anhand genauer Fakten diskutieren zu können.
Doch just in der Diözese Regensburg ist das nicht möglich. Hier geizt man mit Informationen zu diesen „Einzelfällen“. Beispiellos. Keine Diözese ist so verschwiegen.
Nach wie vor gibt es keine konkreten Zahlen zu Tätern und Opfern. Man hört nichts über Entschädigungsanträge oder eventuelle Auszahlungen.
Der „Zwischenbericht“, den Müllers Sprecher Clemens Neck (einigen ausgewählten Journalisten) vor etwa einem Jahr vorgestellt hat, ist eine Frechheit. Ein knapp gehaltenes Dokument voller Allgemeinplätze, ohne jede Offenheit. Ganz anders handelt beispielsweise die Erzdiözese München.
Nicht, dass Priester Kinder und Jugendliche vergewaltigt, geprügelt und gedemütigt haben, ist dessen Kern, sondern das bewusste Verschweigen dieser Straftaten. Das Versetzen der Täter.
In der Diözese Regensburg wurden allein zwischen dem Jahr 2000 und 2007 drei Fälle öffentlich, in denen die Diözese nicht durch übermäßigen Eifer beim Schutz von Kindern aufgefallen ist. 
[…] Hier wurden mehrfach kriminelle Priester erneut auf Kinder und Jugendliche losgelassen. Auch unter Müllers Verantwortung.

Bischof Müller ist der Bodensatz des deutschen Episkopats - gegen ihn wirken sogar Prügel-Mixa und Homohetzer Overbeck wie freundliche Gesellen.

Selbst ein Papst mit lediglich winzigen, rudimentären Resten von Anstand würde so einen Oberhirten wie Müller aus dem Verkehr ziehen und ihn exkommunizieren.
 Allerdings sucht man Anstand sicher vergeblich in der römischen Kurie und so kommt es passend zur Närrischen Zeit in Bayern zu einem vorgezogenen Aprilscherz der Extraklasse:

Bischof Müller scheint tatsächlich beste Chancen zu haben demnächst den zweitwichtigsten Posten in der 1,2 Milliarden Mitglieder zählenden RKK zu bekommen. 
Chef der heiligen Inquisitionsbehörde! 
Den Posten also, der heute euphemistisch „Präfekt der Glaubenskongregation“ genannt wird und den Joseph Ratzinger selbst 25 Jahre innehatte.

Die Regensburger sind hin und her gerissen - einerseits würden sie alles dafür geben Müller loszuwerden, andererseits würde er als Quasi-Vizepapst über eine enorme Macht verfügen.

Der konservative Kirchenmann gilt als Hardliner unter den deutschen Bischöfen. Bei der Kirchenbasis wird er teilweise sehr kritisch gesehen.
„In Rom richtet er womöglich noch mehr Schaden an als in Regensburg“, sagt die Regensburger Vorsitzende der Vereinigung „Wir sind Kirche“, Sigrid Grabmeier. Sie befürchtet, die katholische Kirche werde mit steigendem Einfluss Müllers restriktiver und rückwärtsgewandter werden.
Theologisch liege Müller ganz auf der Linie des Papstes, meint „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. Es sei aber die Frage, ob dieses sehr traditionelle Kirchenverständnis in die heutige Zeit der katholischen Weltkirche passe und zukunftsfähig sei.

Ist Ratzinger nicht großartig?

Keiner hat bisher vermocht die Katholiken schneller aus der Kirche zu treiben als er. 
Benedikt ist der größte Garant des atheistischen Erfolges.
 Mit der Megabeförderung eines Kinderfickerschützers mit Fußpilz-artigen Sympathiewerten, könnte der Papst weitere Millionen entsetzte Gläubige aus der RKK treiben.

Die Süddeutsche Zeitung rät dem Regensburger Rabulisten allerdings noch nicht die Möbelwagen zu bestellen; es gäbe im Vatikan auch Widerstände gegen die Personalie Müller.
Hautgrund: Der ultrakonservative Rechtsaußen des deutschen Episkopats ist der Kurie noch zu liberal!

Bishop Alvarez said that there are children who want to be abused:

Den Holocaustleugnern um Richard Williamson wird im Vatikan der rote Teppich ausgerollt und falls irgendwelche Opfergruppen um Gehör bitten, ist das auch nur Blabla. 
Papst Benedikt XVI. hatte bei den Osterfeiern 2010 in Rom zu den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche geschwiegen. 
Der Dekan des Kardinalskollegs, Angelo Sodano, betonte zu Beginn der Ostermesse 2010  das "Volk Gottes" lasse sich nicht vom "Geschwätz des Augenblicks" beeindrucken.

Zwischen solchen Typen wirkt selbst Müller ein bißchen lasch.

In Deutschland mag er der Krawallbischof sein, der sich ständig mit den Reformern von 'Wir sind Kirche' oder mit den katholischen Verbänden streitet, die Medien beschimpft, Konflikte auf die Spitze treibt. In Rom gilt so etwas schlimmstenfalls als lässliche Sünde. […]
Müller [hat] mächtige Gegner in der Kurie: die Konservativen. 
[…] Sie misstrauen seiner Universitätstheologie und seinem Eintreten für das deutsche Kirchensteuersystem. Sie ärgert die Härte, mit der Müller gegen die traditionalistische Piusbruderschaft vorgegangen ist, die in Zaitzkofen in seinem Bistum ein Priesterseminar unterhält. Und so tauchen in den italienischen Medien Berichte auf, die Müller als gefährlichen Linken darstellen.
(Matthias Drobinski 15.02.12)

Bei Kreuznet und in der Römischen Kurie sieht man offenbar alles, was nicht voll auf NPD- und Piusbruderschaftlinie ist, als linksextremistisch an.