TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Samstag, 19. November 2011

Extra frech - Teil II

Einige Politiker haben wirklich Chuzpe.
Chuzpe ist einer meiner Lieblingsausdrücke.

Chuzpe schreibt sich wirklich so, kommt aus dem Jiddischen und heißt: Unverfrorenheit, unbekümmerte Dreistigkeit, Unverschämtheit. Aber das trifft es noch nicht ganz. Besser erklärt es der jüdische Witz: Chuzpe ist, wenn der Elternmörder vor Gericht auf mildernde Umstände plädiert, weil er Vollwaise sei.
(Abla 27.08.2011)

Karl-Theodor zu Guttenberg ist die Inkarnation der Chuzpe.
Eine Dissertation zu veröffentlichen, die zu 95% abgeschrieben ist und dann über Wochen mit aller Ernsthaftigkeit in die Kameras zu lügen „meine Doktorarbeit ist kein Plagiat“, die Vorwürfe seien „abstrus“ und es sei ohnehin albern „sich wegen ein paar Fußnoten“ so zu echauffieren, ist schon ein starkes Stück.
Für sehr lange Zeit wird jetzt mit dem Namen des adeligen Multimillionärs der Gedanke „er hat abgeschrieben“ verknüpft sein.

Damit kommt KTG aber noch viel zu gut weg.

Tatsache ist, daß er ein politischer Totalausfall war, der in seiner Zeit als Wirtschaftsminister absolut rein gar nichts getan hat. Nicht eine einzige Initiative, nicht ein Gesetz nicht eine Idee sind aus seiner Amtszeit bekannt.
Im folgenden Amt versagte er sogar noch krasser, indem er über den Kundus-Zwischenfall - wieder einmal - dreist log und dann zwei Untergebene für seinen eigenen Fehler opferte.
Das Desaster Wehrpflichtarmee fiel seinem Nachfolger auf die Füße.
Der Freiherr hatte gänzlich ohne Konzeption einfach ein System umgestoßen und ein Vakuum hinterlassen. Wie die Bundeswehr umgebaut werden soll und woher zum Teufel nun die Rekruten kommen sollen - nicht mehr sein Problem.

Gestern tauchte der Mann, etwas wohlgenährter, entgeelt und entbrillt zu einem Vortrag in Kanada auf. Er sieht jetzt wie eine gemästete Kreuzung aus Jens Riewa und Markus Söder aus. Auf dem Halifax Security Forum, einem VIP-Treffen mit internationalen Sicherheitspolitikern leitet der Franke sein Comeback ein.

Den Pressebetreuern machte Guttenberg recht viel Arbeit. Journalisten im Auditorium, ließen sie kurzfristig im Auftrag des CSU-Politikers ausrichten, seien nicht erwünscht, sie würden nur "stören". Nach lautem Protest durften die Reporter dann aber doch einige Minuten einen Blick auf den gefallen Polit-Star werfen. Sich äußern zu seinem Rücktritt, seiner Zukunft, wie es ihm geht oder gar zum Ermittlungsverfahren wegen der Urheberverletzung in seiner mit Plagiaten gespickten Doktor-Arbeit will sich Guttenberg nicht. Schon vor Beginn der Konferenz wurde klargemacht, dass der CSU-Mann keinen Kontakt mit der Presse wünscht. Seit dem Rücktritt im März redet Guttenberg, früher nahezu süchtig nach dem Blitzlicht und den Mikrofonen des Fernsehens, gar nicht mehr mit den Medien. Nur im Sommer tauchte er einmal in der "Bild"-Zeitung auf, ließ sich am Grund Zero in New York fotografieren und redete abstrakt über die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Aber sonst hörte man gar nichts von dem Neu-Amerikaner, der seit Monaten im feinen US-Staat Connecticut residiert.
[…] Freunden hat er in den vergangenen Wochen erzählt, dass ihn der Presserummel um seine Person sehr störe. Überall werde er verfolgt von Fotografen oder Kamerateams. Doch solche Bilder sind bisher nirgendwo zu sehen. Guttenbergs Beschwerden wirken also eher ein wie die Entzugssymptome eines Medien-Junkies. So scheu sich Guttenberg auch gab, so sehr war sein Auftritt aber doch ein langsames Herantasten an seine neue Rolle. Im Spätsommer hat er ehrenamtlich einen Job bei der Denkfabrik für Strategische und Internationale Studien CSIS angenommen. Dort soll er als ehemaliger und trotzdem weltweit angesehener Staatsmann die transatlantischen Kontakte pflegen.
(Matthias Gebauer 19.11.11)

Politische Ideen hat er immer noch nicht, aber seine Chuzpe überragt jedes Maß.
Das Problem der EU wären die unfähigen Politiker, die von einer ad hoc-Lösung zur nächsten stolperten. "Niemand kann die Chancen Europas in einen verständlichen Satz pressen", sagte Guttenberg. Im Guttenberg-Kosmos gibt es nur einen Politiker, der geeignet ist, Europa zu retten: Guttenberg. Denn Guttenberg wird von den Menschen geliebt, Guttenberg hört man zu und nur Guttenberg kann sich dem Wähler verständlich machen. Alle anderen Politiker sind dagegen zweite Wahl.

Sie hätten die derzeitige Krise nicht im Griff und versäumten es, auf die Menschen zuzugehen, sagte er am Samstag auf einer Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax. "Es ist nicht nur eine Eurokrise oder eine Schuldenkrise", sagte Guttenberg. "Es ist vor allem eine Krise des Verständnisses und eine Krise der politischen Führung." Die meisten Deutschen würden mit den Schultern zucken bei den drängenden Themen. "Die Deutschen haben keine Vorstellung davon, wie die Europäische Union funktioniert, wie es zu dieser Krise gekommen ist und was sie bedeutet." Die Schuld sieht er bei den Politikern. "Die Politiker erreichen die Öffentlichkeit nicht, sie erreichen die Menschen nicht."
(SZ 19.11.11)

Der gescheiterte Minister, der mangels eigener Ideen entweder bei anderen klaute oder ganz ausfiel, weiß zwar nichts genau, aber dafür alles besser.
Der Mann, der sich nach Amerika abgesetzt hat und lieber in Sicherheit abwartet wie sein Verfahren wegen Urheberrechtsverletzung ausgeht, gibt dafür mit seinen frisch angefutterten Hamsterbäckchen Ratschläge auf dem Niveau seines Leib-und Magenblattes BILD:
Die Eurokrise sei irgendwie kompliziert und unverständlich, die Politiker zögen nicht an einem Strang, Entscheidungen dauerten zu lange, etc pp. Also ganz was neues, das noch niemand geahnt hat!

Comeback des Besserwissers.
Guttenberg mahnt seine Kollegen: "Wenn wir in Europa wenigstens eine Position gegenüber den asiatischen Staaten hätten. Ich sehe da im Moment nicht viel und es ist höchste Zeit damit anzufangen. Er spricht auch kurz über die von ihm eingeleitete Bundeswehrreform, preist sie als Modell für andere Staaten an. Guttenberg weiß noch immer, sich und seine umstrittenen Leistungen zu verkaufen.
(Guiseppe di Grazia 19.11.11)

Es ist anzunehmen, daß die personell ausgebluteten Unionsparteien ihm bald wieder den roten Teppich in Berlin ausrollen.

Urnenpöbel, um ihn zu wählen, haben wir genug in Deutschland.

4 Kommentare:

QuakediQuak hat gesagt…

Hi Tammox

Es ist schon ironisch, dass KT-gepriesen sei sein Name-, der jeder Lobhudelei hinterherrennt, die einzige Ehrung, die er wirklich verdient hatte nicht persönlich hat annehmen wollen.

Alleine für den Auftritt hätte er einen zweiten 'Orden wider den tierischen Ernst' verdient:

Da gibt er sich alle Mühe sich als völlig neuer Mensch zu präsentieren, neue Haare, Brille weg... und dann fällt er vom Verhalten komplett ins alte Muster:
die da sind schuld , die da drüben ganz weit weg; und ich wusste sowieso schon immer alles besser:
"Lassen Sie es mich in eine noch sehr diplomatische Phrase packen", sagte er spitz, "ich war in der Libyen-Frage ganz anderer Meinung als andere in der deutschen Regierung"

(http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,798824,00.html)


Richtig gruselig scheint mir die Rolle von Enochnixgemerkt:

Fordert (scheinbar) eine neue Doktorarbeit um die 'Familienehre' widerherzustellen.

Einen Patriarch der selbstherrlich über das wie und was der Ehrenrettung entscheidet, kann man sich in Deutschland nicht leisten, wenn man Güttünbürc heißt.

Überhaupt war der Junior doch der einzige, der in dem Zusammenhang die Familie ins Feld geführt hat und wieso ist eigentlich nicht das komplette Versagen im Aufgabenbereich oder das permanente Belügen des Volkes ehrverletzend, sondern nur die aberkannten zwei Buchstaben?
Was anderes kann man ja mit einer neuen Arbeit kaum wider reinwaschen. Ich befürchte aber, dass es genau so kommen wird :
Wenn KT- gepriesen sei ER- in zwei Jahren nach seiner Vergangenheit gefragt wird, kann er einfach antworten:
Was wollen Sie denn, ich hab doch nen neuen Dr.
Übel, Übel

Schöne Grüße

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ QuakediQuak;

da kann ich nur in Gänze zustimmen!


LGT

jakebaby hat gesagt…

Du magst doch Buecher.
http://www.herder.de/aktuelles/aktuelles_d_html?k_beitrag=3189490

Tammo Oxhoft hat gesagt…

aaaahhhhgggrrr - und dafür werden in Brasilien Regenwälder abgeholzt, um dafür Papier zu gewinnen........


Wird sicher ein Bestseller!

LGT