TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 19. Dezember 2011

Mathias Benckert hat mir geschrieben.

Da sagte er: Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat,
ihn mitnehmen und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat,
soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen.

(Jesus, in Lukas 22,37)

Herr Benckert ist der Pressereferent in der Bischofskanzlei Hamburg und antwortete im Namen der neuen Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs auf einen Brief, den ich an Nordelbische Kirche geschrieben hatte.

Es ging um Ansprache zum Adventsempfang der Nordelbischen Kirche am 08. Dezember 2011 in der Hauptkirche St. Jacobi, die sehr kontrovers diskutiert wurde.

Die evangelikale Nachrichtenagentur idea.de fasste die Rede etwas plump darauf zusammen, daß Atheismus zu Depressionen führe.

Eine wachsende „religiöse Armut“ in Deutschland nimmt die neue Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, wahr. Eine Folge der „metaphysischen Obdachlosigkeit“ sei die Zunahme von Depressionserkrankungen, sagte sie beim kirchlichen Adventsempfang. Die 50-Jährige, die seit Mitte November an der Spitze des Sprengels mit rund 900.000 Kirchenmitgliedern steht, rief dazu auf, der Gott- und Heilsvergessenheit entgegenzutreten. Vielen Menschen fehle eine Vision, die dem Leben Sinn gebe. Daher sei es wichtig, den Menschen von Klein auf religiös wieder Obdach zu geben, auch weil sonst Grundüberzeugungen wie Nächstenliebe und Toleranz verloren gingen. Fehrs: „Die braucht es aber. Gerade jetzt, wo fremdenfeindliche, rassistische und rechtsradikale Gedanken wieder mehr Verbreitung finden.“ Es gelte, von der weihnachtlichen Vision des kleinen Kindes, das die Welt verändere, zu erzählen. „Achtet nicht eines der Kleinen gering, denn in ihnen ist Gottes Achtung für jedes Geschöpf präsent“, so Fehrs.
(Zitat Blasphemieblog)

Steile Thesen, wenn man mich fragt.

Überraschend ist eine solche Denke für eine Bischöfin allerdings nicht. Eine Christenfürstin denkt SELBSTVERSTÄNDLICH, daß Christen bessere Menschen wären.
Sie sieht zunehmende Fremdenfeindlichkeit, zunehmende psychische Erkrankungen und abnehmende Kirchenmitgliedschaften. Da muß doch ein Zusammenhang sein!

Zusammenhänge lassen sich leicht konstruieren.

Zum Beispiel bekomme ich immer längere Haare. So viel Wolle hatte ich selten in meinem Leben auf dem Kopf. Gleichzeitig sinkt der Stern der FDP; die demoskopischen Werte bröckeln immer mehr ab.
Man könnte nun annehmen, daß Röslers Politik meinen Haarwuchs fördere. Die Korrelation ist eindeutig.
Aber in Wahrheit liegen die Dinge doch anders. Meine Haare sind so viele, weil ich extrem lange nicht mehr beim Friseur war.
Ein brillierender FDP-Chef, der seine Partei wieder auf 15% führte, hätte meine Haare nicht verkürzt.

Mit Frau Fehrs Thesen verhält es sich ähnlich.
Wenn wir mal an Zeiten zurückdenken, als noch über 95% der Deutschen „von Klein auf religiös Obdach“ hatten, zum Beispiel 1933-1945, waren eben nicht „Grundüberzeugungen wie Nächstenliebe und Toleranz“ allgegenwärtig.

Daß während des Dritten Reiches „fremdenfeindliche, rassistische und rechtsradikale Gedanken“ NICHT verbreitet gewesen wären, kann wohl auch niemand ernsthaft behaupten.

Der Christ Adolf Hitler fühlte sich als Vollstrecker des Groß-Antisemiten Martin Luther.
Die „Deutschen Christen“ unterstützten das Regime und waren insbesondere Anhänger der Judenfeindlichkeit - dies ist schließlich schon in der Bibel determiniert.

14 Denn, Brüder, ihr seid den Gemeinden Gottes in Judäa gleich geworden, die sich zu Christus Jesus bekennen. Ihr habt von euren Mitbürgern das Gleiche erlitten wie jene von den Juden. 15 Diese haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen; 16 sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen.
(Paulus, 1, Thess, 2)

Die Geschichte spricht eindeutig gegen die These, daß bei vermehrten „religiösem Obdach“ weniger Gewalt und mehr Toleranz herrschte.
Ganz im Gegenteil.
Seit 50 Jahren sinkt die Kirchliche Prägung der Menschen in Europa und es ist eindeutig die friedlichste Periode, die wir jemals erlebt haben.
Man hat Jesu‘ Worte immer (u.a.) als Rechtfertigung von Gewalt auslegen können.

"Glaubet nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen,
den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die
Tochter mit der Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter."

(Mt 10:34-35)

Toleranz gegenüber Minderheiten hat sich gerade erst durch den zurückgehenden Einfluss der Kirchen ausbreiten können.
Akzeptanz von Minderheiten, wie gemischtkonfessionelle Paare, uneheliche Kinder, Homosexuelle, Frauen in der Politik, toleranter Umgang mit ungewollten Schwangerschaften, vorehelichem Sex, binationalen Ehen, konfessionslosen Schulen, etc pp wurde überhaupt nur gegen den ausdrücklichen Widerstand der Kirchen durchgesetzt.

Recht frech auch der an sich richtige Hinweis pfleglich mit Kindern umzugehen.

„Achtet nicht eines der Kleinen gering, denn in ihnen ist Gottes Achtung für jedes Geschöpf präsent.“

Abgesehen davon, daß jedes menschliche Wesen GEACHTET werden muß - ganz unabhängig von Gottes Präsenz, ist eine hohe Vertreterin der organisierten Christen in Deutschland meiner Ansicht nach ungeeignet dafür solche Mahnungen auszusprechen.

Man soll bitte nicht vergessen wie unter Aufsicht der christlichen Kirchen ab den 1950er Jahren mit 700.000 Heimkindern umgegangen wurde.
Folter, Missbrauch, Sklavenarbeit.

Und noch heute am „Runden Tisch Heimerziehung“ winden sich die Kirchen aus ihrer Verantwortung.
Schmerzensgeldzahlungen Fehlanzeige.

Mathias Benckert teilt meine Analyse ÜBERRASCHENDER WEISE gar nicht.

Er meint ich hätte die Ansprache der Bischöfin nicht richtig gelesen.

Zunächst einmal erstaunt mich Ihre E-Mail, da ich sie als eine Ansammlung von Behauptungen und Meinungen empfinde, die alles andere sind, als eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Rede der Bischöfin vom 8. Dezember d.J.
(MB)

Da hat er RECHT! Den Schuh muß ich mir anziehen.
Ich hatte mich hinreißen lassen ad hoc zu emailen, ohne die ganze Rede gelesen zu haben - einfach als Reaktion auf die Idea-Meldung.
In der Tat ist die Zusammenfassung der evangelischen Agentur etwas fragwürdig.
Frau Fehrs hat sich in Wahrheit erheblich blumiger und weitschweifiger ausgedrückt.

Nur, besser wird es dadurch auch nicht.

Geht man davon aus, daß eine Bischöfin eine Akademikerin ist, wundert mich ihr Mischmasch aus Naivität und Glaubensbejahung.
Anders als die katholischen Kollegen versucht sie immerhin nicht den Missbrauch an Kindern abzustreiten und macht ihn zum zentralen Thema der Ansprache, aber ihr Unverständnis über die Taten wirkt verstörend:

„Achtet nicht eines der Kleinen gering – wie kann es sein, dass Kinder und Jugendliche ungeschützt der permanenten sexuellen Gewalttätigkeit des Pastors und Stiefvaters ausgesetzt waren? Wie konnte das über Jahre hin in einer Kirchengemeinde wie Ahrensburg passieren? Was hat ausgerechnet unsere Institution, die Schutzraum geben will, versäumt? Wie haben wir dem Täter durch Wegschauen oder Verharmlosung in die Hände gespielt, ohne es zu wollen?
Ich will das verstehen. Genauso wie etliche Betroffene und Gemeindemitglieder, wie die anderen Mitglieder der Kirchenleitung, wie die Präventionsgruppe des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Ich will das verstehen, auch wenn es mich immer wieder, während ich mich damit beschäftige, fassungslos macht. Doch wir sind es zuallererst den Betroffenen schuldig. Wie andere es in unserer Kirche seit Monaten tun, will ich nachfragen, meine Gesprächsbereitschaft anbieten und versuchen, aus meinem Verstehen Schlussfolgerungen zu ziehen, die wirksam sind.“
(Bischöfin Fehrs)

Soll man nun die Ehrlichkeit der Bischöfin loben?
Offensichtlich versteht sie es wirklich nicht.

Ich verstehe hingegen nicht, wie man die sexuellen Übergriffe und das Vertuschen NICHT verstehen kann.
Ich erwarte gar nichts anderes. Die kirchlichen Strukturen, die herausgehobene Stellung eines Pfarrers geben ihm doch erst die Gelegenheit zu pädophilen oder sadistischen Übergriffen.

Ihre Irritation gibt Hamburgs Chef-Christin mehrfach zu Protokoll - auch das ist immerhin ehrlich.

Irritierend jedoch die hochemotional besetzten Erwartungen, die geradezu messianischen Charakter enthalten: erleuchtend, lösend, aufklärend, alles erfassend, sofort handelnd muss die Kirche jetzt sein – sonst wird man enttäuscht sein. Und genau das kann eintreten: Enttäuschung ist vorprogrammiert, weil kein Mensch, auch ich nicht, leisten kann, was ich als Wunsch zutiefst verstehe: eine Form der Satisfaktion, die möglichst schnell die langjährige, tiefe Verletzung von Körper und Seele wenn schon nicht heilen, so doch wenigstens ausgleichen kann.
(Bischöfin Fehrs)

Die Bischöfin ist offenbar nicht fähig ihre Denkperspektive zu wechseln.
Wer sich aus persönlicher Enttäuschung von der Kirche abgewandt hat oder wie viele ehemalige Missbrauchsopfer einfach die Nase voll hat von dem Verein, hat ja gerade erkannt, daß man keine „messianischen“ Erwartungen an die Kirche haben kann.
Daß die Ausgetretenen „erleuchtende, lösende, aufklärende, alles erfassende“ Schritte von der Kirche verlangten, ist wohl eher die Wunschvorstellung der Bischöfin.
Diese Rolle wird dem real existierenden Kirchismus eben nicht mehr zugetraut.

Idea hat allerdings zu Recht behauptet die Bischöfin stelle eine Zusammenhang vom Rückgang der Religion und aktuellen „fremdenfeindlichen, rassistischen und rechtsradikalen Gedanken“ her.

Ich zitiere die Passage ausführlich, damit jeder sich ein eigenes Bild machen kann.

Diese metaphysische Obdachlosigkeit richtet im modernen Menschen etwas an: Sie entledigt ihn auch seiner Religion. Immer weniger Menschen wissen etwas von ihr. Das Haus der Tradition beheimatet nicht mehr oder ist allenfalls eine zugige Baustelle. Es redet kaum noch jemand von dem, was er glaubt, was ihn leitet, was ihm Halt gibt. Es wird geredet von Glück, das man selbst schmiedet, nicht von Gnade. Davon, dass ich an dich denke, anstatt dass ich für dich bete. So ist mancherorts Gott selbst verloren gegangen. Tatsächlich nicht nur unbekannt verzogen, sondern auch noch unbemerkt. Deshalb ist es die Sache aller Religionen und aller Konfessionen in dieser Stadt, gemeinsam gegen diese Gottvergessenheit anzugehen. Dies besonders durch Bildung – etwa durch Aufrechterhaltung eines gemeinsamen Religionsunterrichtes. Ihn gilt es in gemeinsamer Verantwortung dringend einzufordern und einzulösen! Ich bin sicher, wir einigen uns, wie das geschieht – Hauptsache, dass es geschieht!

Den Menschen von klein auf religiös wieder Obdach zu geben, ist deshalb so dringlich, weil sonst Grundüberzeugungen wie Nächstenliebe und Toleranz in unserer Gesellschaft verloren gehen. Die braucht es aber. Gerade jetzt, wo fremdenfeindliche, rassistische und rechtsradikale Gedanken wieder mehr Verbreitung finden und salonfähig werden. In unserem Land braucht es eine Allianz der Humanität gegen rechts und gegen radikale Tendenzen überhaupt. Wie wir das am besten bewegen, mit Politik und Initiativen in Hamburg und Lübeck gemeinsam – darüber habe ich mich andernorts schon ausführlich geäußert.
(Bischöfin Fehrs)

Ich denke ich muß an dieser Stelle nicht ausführen, weswegen ich beim Lesen dieser beiden Absätze in Schnappatmung und Darmgrimmen versetzt werde.

(Zur Auflockerung erst mal ein Jesus-Zitat.)

"Wenn einer zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, seine Mutter, sein Weib,
seine Kinder, seine Brüder und Schwestern kann er nicht mein Jünger sein."
(Lk 14:26)

Das Pew Research Center hatte 2009 eine Umfrage veröffentlicht, nach der religiöse Menschen Folter akzeptabler finden, als Atheisten.

Die Angaben wurden mit ihren religiösen Einstellungen und Gewohnheiten verglichen. Am folterfreudigsten schnitten dabei die evangelikalen Protestanten ab, mit 62 % Folterzustimmung. Bei Bürgern ohne Kirchenzugehörigkeit sank dieser Anteil auf 40 Prozent. Regelmäßige Kirchgängen fanden Folter zu 54 % akzeptable, Kirchenmuffel dagegen nur zu 42 %.
(11k2.wordpress.com)

Ebenso sind Christen eher bereit ihre Kinder zu schlagen - ganz wie es die Bibel vorschreibt.

„Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe
macht seiner Mutter Schande“
(Sprüche 29,15).

Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst,
wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute,
und du errettest seine Seele von dem Scheol.“
(Sprüche 23,13-14)

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) aus dem Jahr 2010 kam zu dem wenig überraschenden Ergebnis, daß Prügel umso verbreiteter sind, je religiöser die Eltern sind.

Je religiöser die Eltern seien, sagt KFN-Direktor Christian Pfeiffer, desto weniger habe es sie gekümmert, dass jegliche körperliche Züchtigung von Kindern seit 2000 in Deutschland verboten ist.
(SPIEGEL 16.10.2010)

Obwohl die Prügelstrafe seit Dekaden verboten ist, setzen sich gerade Christen dafür ein das Verbot zu umgehen.

Mit Verweis auf religiöse Begründungen wird auch in Teilen der evangelikalen bzw. christlich-fundamentalistischen Gruppierungen die körperliche Bestrafung von Kindern propagiert. So fordert beispielsweise der Autor Tedd Tripp in seinem Buch Eltern – Hirten der Herzen. Biblisch orientierte Erziehung christliche Eltern dazu auf, die „Rute“ als Erziehungsmittel zu nutzen. Von dem evangelikalen Autorenehepaar Michael Pearl und Debi Pearl liegt der Band Wie man einen Knaben gewöhnt (To Train Up a Child) vor, in dem praktische Hinweise gegeben werden, Kinder durch Schläge mit einer Rute zu bestrafen und ihren Willen zu brechen. Mit dem Buch werden drei Todesfälle in Verbindung gebracht.
(Wiki)



Frau Fehrs betont hingegen immer wieder „Achtet nicht eines der Kleinen gering.“

Aber was ist „Achtung“?
Im Christlichen Sinne scheint es offensichtlich so zu sein, daß man Kinder ZU IHREM WOHL schlagen muß. So achtet man sie.
Ich bin da anderer Meinung und wende mich strikt dagegen Kinder zu züchtigen.
Ich halte es für eine Form von Christlicher Intoleranz, daß sich Eltern das Recht herausnehmen Kinder zu schlagen.
Aufgrund göttlicher Gegebenheiten einen Teil der Menschen über andere zu erheben, halte ich für zutiefst verwerflich.
Für Jesus war auch Sklaverei gottgewollt.
Eine Ideologie, die ich ablehne!

5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. 6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! 7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. 8 Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. 9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt.
(Epheser 6)

Da bin ich intolerant. Sklaverei und Kindesmissbrauch darf man nicht tolerieren. Pressereferent Benckert verweist (in falscher Rechtschreibung) allerdings auf das Gegenteil.

Das Christen intoleranter als Atheisten sind, lässt sich allgemein nicht belegen. Sicherlich gibt es intolerante Christen, aber ebenso intoleranten Atheisten. Einer Umfrage des Allensbacher Institutes zeigt sogar das Gegenteil Ihrer Behauptung.
(aus dem Brief an mich)

Wer hier Recht hat, werden wir vermutlich nicht klären und das scheint auch von Bischöflicher Seite nicht erwünscht zu sein.

Denn so wie ich Christen für intolerant halte, gibt er mir zum Schluss mit, daß ich intolerant wäre.

Seien sie sicher, dass zur toleranten Grundhaltung der Bischöfin auch die Akzeptanz der Lebenshaltung von Atheisten gehört. Schade nur, dass diese sich manchmal selbst so intolerant geben.
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Benckert
Pressereferent in der Bischofskanzlei Hamburg

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Religion als Quelle des Humanismus, welch ein Unsinn! Ich kann nicht, kann immer weniger verstehen, wie man so blind sein kann, nicht zu erkennen, dass (z. B.) die Bibel (oder ein beliebiges anderes „heiliges“ Buch) nur deshalb eine Anleitung zur (in Wahrheit) humanistischen Haltung sein kann, wenn man bereits unter der Sichtweise dieser humanistischen Haltung die „richtigen“ Stellen daraus auswählt.

Eine befreundete ehemalige Religionslehrerin hat mir mal ein „biblisches Menschenbild“ unterstellt. Auf meinen Einwand, dies läge nur daran, dass sie sich aus der Bibel eben nur die Stellen herauspicke, die ich (zum größten Teil) auch als positiv betrachte, man sich aber aus der Bibel mit Leichtigkeit durch Auswahl der „richtig falschen“ Stellen auch eine zutiefst verachtenswerte Haltung als gottgewollt zusammenbasteln und daher „biblisches Menschenbild“ nennen könne, erwiderte sie, das ginge nicht, denn man sei in Auslegung und Auswahl der „richtigen“ Stellen nicht frei. - Und damit begründete sie den Anspruch der Bibel, der Leitfaden schlechthin zu sein. Dabei hatte sie selbst gerade gesagt, dass sie selbst nicht jede Stelle der Bibel als „richtige“ Lebensanleitung akzeptiert, man also bereits „richtig“ auswählen muss... m(

Dabei braucht man IMO kein ganzes Buch, um zu erkennen, warum eine humanistische Gesinnung die einzig richtige ist. Mich hat z. B. der folgende Text (Richard Dawkins, ‚Der entzauberte Regenbogen‘) sehr bewegt:

»Wir alle müssen sterben, das heißt, wir haben Glück gehabt. Die meisten Menschen sterben nie, weil sie nie geboren werden. Die Männer und Frauen, die es rein theoretisch an meiner Statt geben könnte und die in Wirklichkeit nie das Licht der Welt erblicken werden, sind zahlreicher als die Sandkörner in der Sahara. Und unter diesen ungeborenen Geistwesen sind mit Sicherheit größere Dichter als Keats, größere Wissenschaftler als Newton. Das wissen wir, weil die Menge an Menschen, die aus unserer DNA entstehen könnten, bei weitem größer ist als die Menge der tatsächlichen Menschen. Und entgegen dieser gewaltigen Wahrscheinlichkeit gibt es gerade Sie und mich in all unserer Gewöhnlichkeit.«

Jeder hat nur dieses eine Mal das „Losglück“. Es ist daher das größte vorstellbare Verbrechen, irgendeinem Menschen dieses eine Leben zu versauen. Sie/er wird nie mehr sein, es kann nicht wieder gut gemacht werden.

Was brauche ich da noch „göttliche“ Gebote?


Frohe Weihnachten
Omnibus56

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Das ist ein wunderbares Dawkins-Zitat, Omnibus 56.

Das geht so ein bißchen in die Richtung dessen, was MSS als menschlichen Größenwahn bezeichnet, sich selbst stets als „Krone der Schöpfung“ zu betrachten.
Sich selbst für so großartig zu halten, daß das ja nur ein Gott ermöglicht haben könne.
Überhaupt der Mensch, der gar nicht ohne Christentum sein könne, dabei gibt es die Rasse HOMO SAPIENS seit gut 100.000 Jahren und davon ist er 98.000 Jahre sehr gut ohne Kirche ausgekommen.
(In der Zeit hat er auch nicht massenhaft Tier- und Pflanzenarten ausgerottet und das Weltklima ruiniert.)

Was für eine ANMAßUNG es doch ist nach den gerade mal 2000 Jahren zu denken der Mensch könne gar nicht ohne Christliche Moral!!!!

Sehr typisch auch das:

„….erwiderte sie, das ginge nicht, denn man sei in Auslegung und Auswahl der „richtigen“ Stellen nicht frei.“

Das war natürlich praktischer für die Kirche bevor alle Leute lesen konnten und Bibeln in allen Sprachen übersetzt waren.
Nun fangen sie an selbst reinzugucken und das Chaos ist perfekt.

Logischerweise hätte ich in meinem Posting auch problemlos Bibelzitate finden können, die das Gegenteil derjenigen aussagen, die ich zitiert hatte. Bibel eben.

Bezüglich des Themas „humanistische Werte aus der Bibel“ verweise ich immer gerne auf den MSS-Kommentar
„Wie blind sind unsere Politiker eigentlich?“ aus dem Okt 2010.

http://hpd.de/node/10406

LGT

PS - und weil es so nett ist:

Die Evolutionstheorie führt zu der Erkenntnis, dass wir Menschen eine ungeplante, vorübergehende Randerscheinung in einem sinnleeren Universum sind. Die religiöse Vorstellung, dass das ganze Universum für uns mühsam aufrecht gehende Primaten erschaffen wurde, lässt sich nur als Ausdruck eines kolossalen Grössenwahns bezeichnen. Alles deutet doch darauf hin, dass es nicht so war, dass «Gott» den Menschen nach seinem Ebenbilde erschuf, sondern dass wir uns unsere Götter nach unseren Ebenbildern erschaffen haben. Schon vor 2500 Jahren fiel Xenophanes auf: Völker mit dunkler Hautfarbe hatten dunkelhäutige Götter, die Götter hellhäutiger Völker waren hellhäutig.

Michael Schmidt-Salomon


Realistischerweise sollten wir davon ausgehen, dass sich hinter dem Auf und Ab der Evolution kein göttlicher Heilsplan verbirgt, sondern nur das blinde Walten von Zufall und Notwendigkeit. Wenn der Mensch tatsächlich von Anfang an von Gott als “Krone der Schöpfung” geplant gewesen wäre, wie der Papst meint, so müsste man sich doch fragen, warum “Gott” zum Erreichen dieses Ziels einen so verrückten Weg eingeschlagen hat: Warum, bitteschön, erschuf er zunächst a.) eine unglaubliche Vielfalt an Dinosauriern, die über Jahrmillionen die Erde beherrschten, dann b.) einen Riesen-Asteroiden, den er vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlagen ließ, damit c.) die Dinosaurier wieder aussterben, um so d.) einigen rattengroßen Säugetieren Platz zu machen, aus denen sich e.) einige Millionen Jahre später die aufrecht gehende Affenart Homo sapiens entwickeln konnte? Ein Gott, der sich so seltsam verhalten würde, würde eher einem intergalaktischen Mister Bean gleichen als einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Wesen. Kein Unternehmen dieser Welt würde einen Designer mit einer solch verheerenden Kosten-Nutzen-Bilanz einstellen.
(MSS)

Stefan Wehmeier hat gesagt…

Nächstenliebe

(Matthäus 5,38-41) Ihr habt gehört, dass gesagt ist: “Auge um Auge, Zahn um Zahn.” Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.

Wäre Jesus von Nazareth nur der moralisierende Wanderprediger gewesen, zu dem er in späteren Jahrhunderten von unbewussten Menschen gemacht wurde, wüssten wir heute nicht, dass es ihn jemals gegeben hat. Die wirkliche Bedeutung des obigen Zitates wird erkennbar, wenn wir es mit dem folgenden Zitat des bedeutendsten Ökonomen der Neuzeit vergleichen:

“Man sagt es harmlos, wie man Selbstverständlichkeiten auszusprechen pflegt, dass der Besitz der Produktionsmittel dem Kapitalisten bei den Lohnverhandlungen den Arbeitern gegenüber unter allen Umständen ein Übergewicht verschaffen muss, dessen Ausdruck eben der Mehrwert oder Kapitalzins ist und immer sein wird. Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass das heute auf Seiten des Besitzes liegende Übergewicht einfach dadurch auf die Besitzlosen (Arbeiter) übergehen kann, dass man den Besitzenden neben jedes Haus, jede Fabrik noch ein Haus, noch eine Fabrik baut.”

Silvio Gesell (Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld)

http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

jakebaby hat gesagt…

Gerade was die biblische Zuechtigung etc. von Kindern angeht, lassen sich auch deutsche Evangelikale nicht lumpen.
http://dontyoubelievethehype.com/2011/12/mit-der-rute-zum-gehorsam/

Nur in Bezug auf die Gesetzlage, sollten/muessten klare strafrechtliche Konsequenzen folgen.
Vor allem bei solchen Spruechen: "“Prediger Plock sagte auf Anfrage des NDR, er weise seit Anfang dieses Jahres in seinen Vorträgen ausdrücklich auf die Gesetzeslage und mögliche strafrechtliche Folgen hin. “Ich überlasse es dann den Hörern, ob sie an dieser Stelle Gott und dem Wort der Heiligen Schrift mehr gehorchen wollen als den “”Menschen”" oder nicht”, so Plock.”

Mal gespannt welches Buch den Kampf gewinnt.

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ju Jake, das mit dem Kinder schlagen geht gerade mal wieder vermehrt durch die Medien.
Ich hatte dazu diverse Meldungen gesehen.

http://www.ndr.de/zucht101.html

Die leiben lieben Nächsteliebe-Experten!

LGT

jakebaby hat gesagt…

"Dabei hatte sie selbst gerade gesagt, dass sie selbst nicht jede Stelle der Bibel als „richtige“ Lebensanleitung akzeptiert, man also bereits „richtig“ auswählen muss... m("

Dazu auch: http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/gaefgentrack103.html

Konfusion!!

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Hahahahaha.

1.)
Gäfgen-Track ist genau der Name, der für eine Oberkirchenelse passt!

2.)
„NDR.de: Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder in evangelischen Familien geschlagen werden, umso höher, je strenger die Eltern ihren Glauben leben. Wie sehen Sie das?
Gäfgen-Track: Das kann man pauschal nicht so sagen.“
LOL - da kommt eine wissenschaftliche Expertise eines anerkannten Wissenschaftlers und das Huhn sagt einfach aus dem Bauch heraus „och, das kann man so nicht sagen!“
3.)
„Gäfgen-Track: Die Bibel fordert vielmehr dazu auf, mit Kindern achtsam, sorgfältig, zärtlich und liebevoll umzugehen. Liebe ist der Weg, den die Bibel für die Kindererziehung vorschlägt.“
LOL - ich mach mir die Welt - widiwiditt - wie sie mir gefällt.
Daß in der Bibel (auch) das Gegenteil ihrer These steht und vor allem IHRE KIRCHE fast 2000 Jahre lang auch dafür war Kinder zu prügeln - und zwar aufgrund DERSELBEN biblischen Texte, macht ja nichts.

Gäfgen-Track; geh‘ kacken!
Und nerv‘ nicht mit Deinen Interpretationen rum.
Da kann ich ja auch genauso gut in „MEIN KAMPF“ rauslesen, daß Hitler für Nächstenliebe und Solidarität eintrat.

LGT

jakebaby hat gesagt…

Jetzt sei mal nich So!
Das ist immerhin ein, wenn auch verzweifelt/verschwurbelt hypokratisch, 'historisches Dokument (i love this historic emph) gegen die Bibel und Jene, welche Ihrer verschissenen Anleitungen Folge leisten!!

"Die Bibel fordert vielmehr dazu auf, mit Kindern achtsam, sorgfältig, zärtlich und liebevoll umzugehen. Liebe ist der Weg, den die Bibel für die Kindererziehung vorschlägt.“"

Ja klar, '- widiwiditt -' geht schon in Ordnung?, wenns nicht zeitgleich in jeglichster Hinsicht auch ebenso biblisch-rechtfertigend auf die Fresse gibt.
Und, nicht nur, aber auch was Kindesmisshandlungen anbetrifft, ist nunmal Grundgesetz, Recht/Ordnung und Strafgesetz alleinig ausschlaggebend.
Sonst koennt ich ja biblisch&ansonsten-christlich gewaehrleistet, vollkommen von der Leine gelassen, auch einfach so, auf alles sonstig Moegliche losgehen, wie zB. Juden, Rassen, Anders oder gar ueberhaupt Unglauebige, Schwule, Pflanzen/Tiere, Planeten und Aliens ... losgehen! ....

Dabei schaut dann Demokratie(keine Ahnung, was das ueberhaupt heisen soll), ... Recht/Ordnung und Gesetz blabla ... gemach zurueckhaltend zu ... und ich fuehl mich wie ein unwirklich, naives Arschloch!!!

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ja, das mit der Demokratie und den Grundrechten ist auch immer noch eine harte Nuss für die organisierten Christen.
Der Vatikan hat die Menschenrechtskonvention immer noch nicht anerkannt und die Grundrechte sind ein ständiges Ärgernis.
Die sind ja auch irgendwie unnütz! Es ist im Zweifelsfall allemal wichtiger was in der Bibel steht.


http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/gemeinde/Bischof-Huonder-relativiert-die-Menschenrechte/story/22945457

LGT