Dienstag, 8. November 2011
Neologismen Teil III
Jana Simon, geboren 1973 in Ost-Berlin gehört zu den Menschen, für die Amerika ein richtiges Sehnsuchtsland wurde.
Das ferne Wunderland, welches für immer außer Reichweite schien.
Aber dann fiel die Mauer!
Meine erste große Reise nach dem Mauerfall machte ich 1991 nach New York. Ich war gerade 18. Meine Mutter war nicht begeistert, und ich durfte noch nicht einmal legal Alkohol trinken. Ich wohnte allein auf der Upper West Side in einer Wohnung von Freunden und ging, auch allein, auf ein Konzert im Central Park. New York war der Inbegriff der neuen Welt, der neuen Freiheit, meines neuen Lebens. Ich war im Rausch. Zwei Jahre darauf fuhr ich mit meinem späteren Mann in einem verrosteten Mitsubishi Colt einmal durch das ganze Land. An der Ostküste war es schwierig, etwas anderes als Hamburger zu bestellen, in Texas lagen Ölklumpen am Strand, in Santa Cruz erlebten wir in unserem Motel eine Schießerei. Es gab Armut, krasse soziale Unterschiede, Kriminalität, aber auch einen unglaublichen Optimismus, eine arglose Zukunftsgläubigkeit. Nie werde ich vergessen, wie wir bei den Eltern einer Freundin in St. Pauls, North Carolina, auf dem Fußboden saßen, im Hintergrund ratterte der Kühlschrank. Der Vater unserer Freundin präsentierte uns die Eiswürfel, die das Gerät fabrizierte, und zeigte uns glitzernde Fischköder aus Plastik, die er gerade gekauft hatte. Das Bild ist in meinem Gedächtnis eingefroren: Eine zufriedene Mittelschicht genießt den Konsum. Auch wenn ich nicht alles schön oder sinnvoll fand, war ich beeindruckt von der Fülle des Warenangebots, vom Wohlstand. Ein Land, das blüht, dachte ich.
Wir waren damals auch in Los Angeles. Wir wohnten in Strandnähe, die Architektur begeisterte mich, ein Haus, das wie ein Fernglas aussah, blieb mir besonders in Erinnerung. Alles erschien so neu, so modern. In mein Tagebuch schrieb ich: »In keiner Stadt fühle ich mich so am Leben wie hier.«
(Jana Simon 31.10.2011)
In den folgenden 20 Jahren bereiste Simon immer wieder die USA bis sie 2011, inzwischen ZEIT-Autorin, die Gelegenheit bekam für ein Jahr in Los Angeles zu leben.
Ein Traum wurde wahr und so packte sie sofort Mann und Kind ein und setzte sich in den Flieger.
Das Leben im Lala-Land, wo alle reich, schön und glücklich sind, wo immer die Sonne scheint, wo Amerikas Träume verwirklicht werden, entpuppte sich nur leider nicht als der berufliche Sechser im Lotto, den Simon erwartete, sondern als das diametrale Gegenteil.
Der Zerfall, die Armut, die Einsamkeit, das Einzelkämpfertum, die Indolenz, die Ignoranz, die Rückständigkeit und die Radikalität desillusionierten den Amerika-Fan derart, daß er unter der Überschrift „Armerika“ eine gnadenlose Titelgeschichte im Zeit-Magazin schrieb, den ich an dieser Stelle dringend zu lesen empfehle.
Als Europäer weiß man aus vielen Artikeln um die Armut, die sozialen Verwerfungen und die hochgradig absurden politischen Ansichten der Teebeutler, aber man kann sich aus der Ferne doch schlecht das tägliche Leben vorstellen.
Jana Simons Bericht ist sehr wertvoll, weil er die zwischenmenschlichen Aspekte und alltäglichen Ärgernisse schildert.
Natürlich wußte ich, daß die Infrastruktur völlig marode ist, daß dauernd Strom und Wasser ausfallen. Aber welcher Deutscher denkt schon daran, daß in L.A. noch ein mittelalterliches Zahlungssystem herrscht?
Andrea, unsere Verwalterin, fragt immer wieder nach unserer credit history. Wir haben Kontoauszüge, Arbeitsverträge und Gehaltszahlungen vorgelegt, aber wir haben keine Schulden und sind deshalb aus amerikanischer Sicht nicht vertrauenswürdig. Nur diejenigen, die beweisen können, dass sie ihre Schulden regelmäßig abbezahlen, sind gute Mieter. Wir sind schlimmer als schlechte Schuldner. Wir sind nichts, ohne Kredit, unbeschriebene Blätter. Also müssen wir 100 Dollar mehr Miete im Monat zahlen und die höchstmögliche Kaution hinterlegen. Es ist nicht möglich, die Miete zu überweisen. Bar können wir sie aber auch nicht bezahlen, Andrea darf kein Bargeld annehmen. Also müssen wir jeden Monat eine Woche vor dem Stichtag beginnen, Geld aus dem Automaten zu ziehen, bis wir die Summe beisammenhaben, um das Geld dann im nächstgelegenen liquor store in einen money order umzutauschen, eine Art Scheck, den wir Andrea schließlich in einem Umschlag überreichen. Ein ähnliches Problem gibt es bei der Telefon- und der Internetrechnung und den Kindergartengebühren meiner Tochter. Die Energierechnung muss ich alle zwei Monate leibhaftig im Gas and Power Building in der Hope Street begleichen. Dort warte ich mit vielen Latinos in einer Reihe und zahle bar. Ich komme mir vor wie in einem längst vergangenen Jahrhundert. Das viel beschriebene US-Dienstleistungsparadies kann ich nicht finden, im Gegenteil, alles dauert unheimlich lange und ist erstaunlich kompliziert.
(Jana Simon 31.10.2011)
Der Autor dieses Blogs erfreut sich selbst Verwandter in L.A., die schon gelegentlich mit ihren Ansichten zitiert wurden.
Tammox-Cousin:
all infrastructure more than thirty years old in Germany is due to American generosity and expertise.We are too generous. Do the German people feel that Reagan's policies were responsible for the re-unification of the German people?
Tammox-Cousin:
No matter what you think about G.W.Bush, he has had the most impact , and is the reason for this unrest and the fallen dictatorships that we are witnessing. With his leadership, he showed that oppression can be overcome in Iraq and Afghanistan, a fire was started... Our soldiers are the best of us.
Offensichtlich passen die verschiedenen Sichtweisen nicht recht zusammen.
Aber es diskutiert sich ganz schlecht mit Teebeutlern.
In einem Fall, als ich es versuchte und vorsichtig ein paar Fakten einbrachte, die nicht eben für die absolute Überlegenheit Kaliforniens sprachen, gab es etwas weniger höfliche Antworten.
YOU HAVE A WAY ABOUT YOU! IN AMERICA WE'D CALL YOU A COCK OR FUCK HEAD! YOUR KNOWLEDGE IS OVER WHELMING! KEEP UP THE GOOD WORK!
JUST PASSING THROUGH AWORD IS A WORD TAKE IT THE WAY YOU NEED TO,IS CIVILIZATION WHEN YOU GAS THE PEOPLE YOU DON'T LIKE,THEN LETS START WITH THE GAY GUYS FIRST!
THE ONLY SOFT SPOT IS YOUR MOUTH SO WHATS HIS NAME THATS USE YOUR MOUTH AS A DUMPING ZONE,SINCE THE EURO'S UP IT MUST MAKE IT EASIER FOR YOU TO SWALLOW,SINCE KNOW BODY CARES!!! DOES MOMMY RUB YOUR NECK TO MAKE IT GO DOWN EASIER! A 1.50 IS A BUCK 1.50! OUR PORN INDUSTRY IS GOOD BECAUSE WE HAVE ALL THE BEAUTIFUL PEOPLE HERE! THE GERMANS AREN'T VERY PRETTY AS A WHOLE!
Als Hobbypsychologe denke ich, daß hier jemand an seinem wunden Punkt getroffen wurde.
Daß sich jemand so persönlich attackiert fühlt, wenn man einzelne ökonomische Aspekte seines Landes kritisiert, scheint mir dafür zu sprechen, daß er sich seiner Sache in Wahrheit nicht mehr sicher ist.
Es ist wohl eher so, wie George McGovern sagt:
Die Angst vorm DECLINISM, also dem fortschreitenden und allgemeinen Abstieg Amerikas ist mittlerweile allgegenwärtig.
A Superpower in Decline
Is the American Dream Over?
fragte der Spiegel vor einem Jahr.
Statt sich aber mit den Fakten auseiander zusetzen und rational zu analysieren, was man ändern müßte um „America in decline“ wieder auf Vordermann zu bringen, verweigern sich insbesondere die Rechten der Realität und nehmen die Welt nur noch vollkommen verzerrt wahr.
Das klingt dann so:
Nach den Begriffen „Wegwerftier“ und „Gini-Koeffizient“, ist es an der Zeit für einen nächsten Neologismus.
Über diesen absoluten Irrsinn gibt es jetzt einen schönen neuen Begriff, nämlich MADD, „Media Attention Deficit Disorder“.
Abgeleitet von dem psychologischen Begriff Attention deficit hyperactivity disorder ADHD (zu Deutsch: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)) soll mit MADD ausgedrückt werden, daß die betroffene Person nur noch sehr selektiv und subjektiv Informationen aus den Medien wahrnimmt.
Das führt beispielsweise dazu, daß die inzwischen massiven Vorwürfe wegen sexueller Belästigung an Herman Cain kaum zur Kenntnis genommen werden.
Die „New York Times“ zitiert den Fachbegriff „Media Attention Deficit Disorder“.
Menschen nehmen von den Nachrichten vorzugsweise die auf, die zu ihrem Weltbild passen, und verdrängen, was im Widerspruch dazu steht.
Konservative halten die Vorwürfe gegen Cain mehrheitlich für „nicht gravierend“. Anhänger der „Tea Party“, die sich sonst als Hüter der Moral geben, sagen das sogar zu 75 Prozent. Als Bill Clinton 1998 eine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky hatte und das zunächst abstritt, meinten Konservative, er müsse des Amtes enthoben werden. Für Wähler links der Mitte sind die Vorwürfe gegen Cain ernster Natur. Die „New York Times“ kommentiert: Cain strebe das mächtigste Wahlamt der Erde an; deshalb sei es wichtig zu klären, ob er ein Mensch sei, der seine Macht missbrauche.
(Von Christoph von Marschall 06.11.11)
MADD ist inzwischen eine in Amerika schwer verbreitete Seuche und lähmt das Land, indem sie die Kommunikation unter einander blockiert.
Politische Diskurse können nicht mehr stattfinden, weil man auf verschiedenen Planeten lebt und für den politischen Konkurrenten nur noch blanken Hass und Vernichtungswillen übrig hat.
Das ferne Wunderland, welches für immer außer Reichweite schien.
Aber dann fiel die Mauer!
Meine erste große Reise nach dem Mauerfall machte ich 1991 nach New York. Ich war gerade 18. Meine Mutter war nicht begeistert, und ich durfte noch nicht einmal legal Alkohol trinken. Ich wohnte allein auf der Upper West Side in einer Wohnung von Freunden und ging, auch allein, auf ein Konzert im Central Park. New York war der Inbegriff der neuen Welt, der neuen Freiheit, meines neuen Lebens. Ich war im Rausch. Zwei Jahre darauf fuhr ich mit meinem späteren Mann in einem verrosteten Mitsubishi Colt einmal durch das ganze Land. An der Ostküste war es schwierig, etwas anderes als Hamburger zu bestellen, in Texas lagen Ölklumpen am Strand, in Santa Cruz erlebten wir in unserem Motel eine Schießerei. Es gab Armut, krasse soziale Unterschiede, Kriminalität, aber auch einen unglaublichen Optimismus, eine arglose Zukunftsgläubigkeit. Nie werde ich vergessen, wie wir bei den Eltern einer Freundin in St. Pauls, North Carolina, auf dem Fußboden saßen, im Hintergrund ratterte der Kühlschrank. Der Vater unserer Freundin präsentierte uns die Eiswürfel, die das Gerät fabrizierte, und zeigte uns glitzernde Fischköder aus Plastik, die er gerade gekauft hatte. Das Bild ist in meinem Gedächtnis eingefroren: Eine zufriedene Mittelschicht genießt den Konsum. Auch wenn ich nicht alles schön oder sinnvoll fand, war ich beeindruckt von der Fülle des Warenangebots, vom Wohlstand. Ein Land, das blüht, dachte ich.
Wir waren damals auch in Los Angeles. Wir wohnten in Strandnähe, die Architektur begeisterte mich, ein Haus, das wie ein Fernglas aussah, blieb mir besonders in Erinnerung. Alles erschien so neu, so modern. In mein Tagebuch schrieb ich: »In keiner Stadt fühle ich mich so am Leben wie hier.«
(Jana Simon 31.10.2011)
In den folgenden 20 Jahren bereiste Simon immer wieder die USA bis sie 2011, inzwischen ZEIT-Autorin, die Gelegenheit bekam für ein Jahr in Los Angeles zu leben.
Ein Traum wurde wahr und so packte sie sofort Mann und Kind ein und setzte sich in den Flieger.
Das Leben im Lala-Land, wo alle reich, schön und glücklich sind, wo immer die Sonne scheint, wo Amerikas Träume verwirklicht werden, entpuppte sich nur leider nicht als der berufliche Sechser im Lotto, den Simon erwartete, sondern als das diametrale Gegenteil.
Der Zerfall, die Armut, die Einsamkeit, das Einzelkämpfertum, die Indolenz, die Ignoranz, die Rückständigkeit und die Radikalität desillusionierten den Amerika-Fan derart, daß er unter der Überschrift „Armerika“ eine gnadenlose Titelgeschichte im Zeit-Magazin schrieb, den ich an dieser Stelle dringend zu lesen empfehle.
Als Europäer weiß man aus vielen Artikeln um die Armut, die sozialen Verwerfungen und die hochgradig absurden politischen Ansichten der Teebeutler, aber man kann sich aus der Ferne doch schlecht das tägliche Leben vorstellen.
Jana Simons Bericht ist sehr wertvoll, weil er die zwischenmenschlichen Aspekte und alltäglichen Ärgernisse schildert.
Natürlich wußte ich, daß die Infrastruktur völlig marode ist, daß dauernd Strom und Wasser ausfallen. Aber welcher Deutscher denkt schon daran, daß in L.A. noch ein mittelalterliches Zahlungssystem herrscht?
Andrea, unsere Verwalterin, fragt immer wieder nach unserer credit history. Wir haben Kontoauszüge, Arbeitsverträge und Gehaltszahlungen vorgelegt, aber wir haben keine Schulden und sind deshalb aus amerikanischer Sicht nicht vertrauenswürdig. Nur diejenigen, die beweisen können, dass sie ihre Schulden regelmäßig abbezahlen, sind gute Mieter. Wir sind schlimmer als schlechte Schuldner. Wir sind nichts, ohne Kredit, unbeschriebene Blätter. Also müssen wir 100 Dollar mehr Miete im Monat zahlen und die höchstmögliche Kaution hinterlegen. Es ist nicht möglich, die Miete zu überweisen. Bar können wir sie aber auch nicht bezahlen, Andrea darf kein Bargeld annehmen. Also müssen wir jeden Monat eine Woche vor dem Stichtag beginnen, Geld aus dem Automaten zu ziehen, bis wir die Summe beisammenhaben, um das Geld dann im nächstgelegenen liquor store in einen money order umzutauschen, eine Art Scheck, den wir Andrea schließlich in einem Umschlag überreichen. Ein ähnliches Problem gibt es bei der Telefon- und der Internetrechnung und den Kindergartengebühren meiner Tochter. Die Energierechnung muss ich alle zwei Monate leibhaftig im Gas and Power Building in der Hope Street begleichen. Dort warte ich mit vielen Latinos in einer Reihe und zahle bar. Ich komme mir vor wie in einem längst vergangenen Jahrhundert. Das viel beschriebene US-Dienstleistungsparadies kann ich nicht finden, im Gegenteil, alles dauert unheimlich lange und ist erstaunlich kompliziert.
(Jana Simon 31.10.2011)
Der Autor dieses Blogs erfreut sich selbst Verwandter in L.A., die schon gelegentlich mit ihren Ansichten zitiert wurden.
Tammox-Cousin:
all infrastructure more than thirty years old in Germany is due to American generosity and expertise.We are too generous. Do the German people feel that Reagan's policies were responsible for the re-unification of the German people?
Tammox-Cousin:
No matter what you think about G.W.Bush, he has had the most impact , and is the reason for this unrest and the fallen dictatorships that we are witnessing. With his leadership, he showed that oppression can be overcome in Iraq and Afghanistan, a fire was started... Our soldiers are the best of us.
Offensichtlich passen die verschiedenen Sichtweisen nicht recht zusammen.
Aber es diskutiert sich ganz schlecht mit Teebeutlern.
In einem Fall, als ich es versuchte und vorsichtig ein paar Fakten einbrachte, die nicht eben für die absolute Überlegenheit Kaliforniens sprachen, gab es etwas weniger höfliche Antworten.
YOU HAVE A WAY ABOUT YOU! IN AMERICA WE'D CALL YOU A COCK OR FUCK HEAD! YOUR KNOWLEDGE IS OVER WHELMING! KEEP UP THE GOOD WORK!
JUST PASSING THROUGH AWORD IS A WORD TAKE IT THE WAY YOU NEED TO,IS CIVILIZATION WHEN YOU GAS THE PEOPLE YOU DON'T LIKE,THEN LETS START WITH THE GAY GUYS FIRST!
THE ONLY SOFT SPOT IS YOUR MOUTH SO WHATS HIS NAME THATS USE YOUR MOUTH AS A DUMPING ZONE,SINCE THE EURO'S UP IT MUST MAKE IT EASIER FOR YOU TO SWALLOW,SINCE KNOW BODY CARES!!! DOES MOMMY RUB YOUR NECK TO MAKE IT GO DOWN EASIER! A 1.50 IS A BUCK 1.50! OUR PORN INDUSTRY IS GOOD BECAUSE WE HAVE ALL THE BEAUTIFUL PEOPLE HERE! THE GERMANS AREN'T VERY PRETTY AS A WHOLE!
Als Hobbypsychologe denke ich, daß hier jemand an seinem wunden Punkt getroffen wurde.
Daß sich jemand so persönlich attackiert fühlt, wenn man einzelne ökonomische Aspekte seines Landes kritisiert, scheint mir dafür zu sprechen, daß er sich seiner Sache in Wahrheit nicht mehr sicher ist.
Es ist wohl eher so, wie George McGovern sagt:
Die Angst vorm DECLINISM, also dem fortschreitenden und allgemeinen Abstieg Amerikas ist mittlerweile allgegenwärtig.
A Superpower in Decline
Is the American Dream Over?
fragte der Spiegel vor einem Jahr.
Statt sich aber mit den Fakten auseiander zusetzen und rational zu analysieren, was man ändern müßte um „America in decline“ wieder auf Vordermann zu bringen, verweigern sich insbesondere die Rechten der Realität und nehmen die Welt nur noch vollkommen verzerrt wahr.
Das klingt dann so:
Nach den Begriffen „Wegwerftier“ und „Gini-Koeffizient“, ist es an der Zeit für einen nächsten Neologismus.
Über diesen absoluten Irrsinn gibt es jetzt einen schönen neuen Begriff, nämlich MADD, „Media Attention Deficit Disorder“.
Abgeleitet von dem psychologischen Begriff Attention deficit hyperactivity disorder ADHD (zu Deutsch: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)) soll mit MADD ausgedrückt werden, daß die betroffene Person nur noch sehr selektiv und subjektiv Informationen aus den Medien wahrnimmt.
Das führt beispielsweise dazu, daß die inzwischen massiven Vorwürfe wegen sexueller Belästigung an Herman Cain kaum zur Kenntnis genommen werden.
Die „New York Times“ zitiert den Fachbegriff „Media Attention Deficit Disorder“.
Menschen nehmen von den Nachrichten vorzugsweise die auf, die zu ihrem Weltbild passen, und verdrängen, was im Widerspruch dazu steht.
Konservative halten die Vorwürfe gegen Cain mehrheitlich für „nicht gravierend“. Anhänger der „Tea Party“, die sich sonst als Hüter der Moral geben, sagen das sogar zu 75 Prozent. Als Bill Clinton 1998 eine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky hatte und das zunächst abstritt, meinten Konservative, er müsse des Amtes enthoben werden. Für Wähler links der Mitte sind die Vorwürfe gegen Cain ernster Natur. Die „New York Times“ kommentiert: Cain strebe das mächtigste Wahlamt der Erde an; deshalb sei es wichtig zu klären, ob er ein Mensch sei, der seine Macht missbrauche.
(Von Christoph von Marschall 06.11.11)
MADD ist inzwischen eine in Amerika schwer verbreitete Seuche und lähmt das Land, indem sie die Kommunikation unter einander blockiert.
Politische Diskurse können nicht mehr stattfinden, weil man auf verschiedenen Planeten lebt und für den politischen Konkurrenten nur noch blanken Hass und Vernichtungswillen übrig hat.
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