TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 13. November 2011

Ab auf den Müll.

Wir neigen dazu die USA als junge Nation zu betrachten.
Die Geschichte ging erst ab 1492 los. Rückblickend auf eine vergleichsweise kurze Zeit gilt ein hundert Jahre alter Gegenstand schon als „antik.“
Drei Generationen sind schon was. Daher tragen einige Amis stolz Namenszusätze wie „der Dritte“, John Ford III. geschrieben, um auf eine vermeidlich lange Tradition hinzuweisen.

Die Sicht auf Amerika als junges Land ist natürlich idiotisch. Vor 1492 waren Nord- und Südamerika von Hochkulturen bevölkert, die allerdings weitgehend von den lieben einwandernden Christen ausgerottet wurden.
Man nimmt an, daß im Namen der Kirche rund 100 Millionen Menschen in Amerika abgeschlachtet wurden.
Heute stört das den Vatikan immer noch nicht. Na schön, die Bewohner eines Doppelkontinents wurden zwar quasi ausgerottet, aber nach der Lesart der Vatikan-Moralexperten sollen sie doch froh sein, denn dafür hätten sie schließlich das Christentum bekommen.

1991, ein Jahr vor dem 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas, kehrte Papst Johannes Paul II. als Vertreter jener Institution, die den verbrecherischen Raubzug zu verantworten hat, an den Tatort zurück.
Nur etwa 5 % der indianischen Urbevölkerung haben die Christianisierung überlebt. Nach etwa eineinhalb Jahrhunderten waren etwa 100 Millionen Menschen ermordet, ganze Völker ausgerottet und Kulturen vernichtet worden. Die übrigen war jetzt weit gehend römisch-katholisch, weswegen Papst Johannes Paul II. in diesem Zusammenhang von einer "glücklichen Schuld" der Eroberer sprach.
(das-weisse-pferd)

Wer so lapidar über 100 Millionen Tote hinweg geht, gerät folgerichtig auch nicht groß in Wallung, wenn sechs Millionen Juden umgebracht werden.

Nachdem die beiden Amerikas entvölkert waren, wurden sie tatsächlich zu einem Einwanderungsland. Nun ging alles sehr schnell. In Rekordzeit bildeten sich neue Traditionen und Geschichtsbewußtsein heran.
Der american way of live war zukunftsorientiert, ganz und gar auf Konsum und Wachstum ausgerichtet.

Auch meine US-Verwandten stammen ursprünglich aus Europa. 150 Jahre ging die Familienvölkerwanderung nur in eine Richtung: Westwärts über den großen Teich.
Zuletzt machten sich einige Deutsche in den 1950er und 1960er Jahren auf nach Amerika, heirateten dort Amerikaner, bekamen Kinder.

Inzwischen ist die alte Welt so attraktiv geworden, daß Amis wie ich zurück nach Europa streben.
Was vor 50 Jahren in Amerika als hoffnungslos altmodisch galt, als europäisch galt, ist nun auf einmal modern.

Auswanderer aus Deutschland, die es in den 1960ern nach Amerika verschlug, erlebten in vieler Hinsicht eine völlig andere Kultur.
Mit diesen Geschichten bin ich aufgewachsen. Wie wunderlich man sich gegenseitig fand.

Besonders eindrücklich ist für mich immer noch welches Erstaunen bei den alteingesessenen Amis erzeugt wurde, wenn in Deutschland Aufgewachsene danach trachteten eine Waschmaschine oder einen Staubsauger zu reparieren.
Wozu denn das? Wie altmodisch, wie umständlich, wie ärmlich.
Throw it away and get a new one! war der Satz, den man auf solche Fragen als Antwort erhielt.
Ob es sich um ein T-Shirt oder ein Auto handelte; jeder war daran gewöhnt, daß solche Dinge binnen (für das deutsche Empfinden) kürzester Zeit in ihre Bestandteile zerfielen, auf dem Müll landeten und ersetzt wurden.
Das war kein Ärgernis, sondern im Gegenteil ein Symbol des allgemeinen „progress“.
Denn so hatte man stets das Neueste und Modernste.

Es gab sogar amerikanische Ökonomen, die im Rahmen der geplanten Obsoleszenz* eine generelle gesetzliche Maximal-Benutzungszeit für alle Produkte planten.
Man stellte sich ein auf ewig gesichertes Wirtschaftssystem vor, bei dem alle Arbeitsplätze garantiert wären, weil alle Hersteller genau wüßten welcher Absatz zu erwarten wäre.

Welch eine tolle Idee. Schon beim Verkauf einer Jeans, hätte Levi gewußt, wann der Kunde wiederkommt, weil die maximale Tragezeit von zwei Jahren nicht überschritten werden dürfte.

*(Die geplante Obsoleszenz ist Teil einer Produktstrategie. Beim Herstellprozess werden in das Produkt bewusst Schwachstellen eingebaut, Lösungen mit absehbarer Haltbarkeit oder Rohstoffe von schlechter Qualität eingesetzt. Das Produkt wird schnell schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden. Der Kunde will oder muss es ersetzen. - Wiki)

Aus europäischer Perspektive ist die geplante Obsoleszenz eine hochperverse ausbeuterische Strategie, die ich gar nicht genug verdammen kann.
Umso ärgerlicher, daß die geplante Obsoleszenz weitgehend durchgesetzt ist. Jeder weiß, daß die normalsten Gebrauchsgegenstände wie Telefone oder Kaffeemaschinen eine sehr kurze Lebensdauer haben.
Die Obsoleszenz-Chips sind dabei noch nicht mal getarnt. Das erlebt man bei seinem Drucker/Fax-Kombi-Gerät, das zwar noch einwandfrei funktioniert, bei dem aber nach ein, zwei Jahren Warnungen wie „Foto-Modul ersetzen“ oder „Speicherplatz in kritischem Zustand“ aufblinken.

Wir sind Sklaven des amerikanischen Prinzips “Throw it away and get a new one!” geworden.

Die Methode “Wegwerfen und das Gleiche neu verkaufen” herrscht auch bei den acht republikanischen Präsidentschaftskandidaten-Kandidaten.

Die ungeheuer erfolgreiche Idee des letzten GOPer-Präsidenten Bush-Junior ein paar Kriege anzuzetteln, steht nun wieder auf der Agenda.
Bei der nunmehr zehnten TV-Debatte der acht geistig Zurückgebliebenen war man sich einig, daß Obama zu lasch und zu weich wäre.
Einige machten sich klipp und klar für Militärschläge stark.

Wenn nichts mehr übrig bleibt als eine militärische Operation, dann muss man natürlich eine militärische Operation ausführen", erklärte der Favorit in den Umfragen, Mitt Romney. Der Drittplatzierte, Newt Gingrich, sagte, er würde "alle nötigen Schritte" anordnen, um eine "nukleare Fähigkeit" des Regimes zu verhindern. Nur Herman Cain, überraschend auf dem zweiten Platz, sagte, er denke nicht an einen Militärschlag. Die meisten der insgesamt noch acht Bewerber überboten sich geradezu in ihren Forderungen. Der texanische Gouverneur Rick Perry will Sanktionen gegen die iranische Zentralbank verhängen, ein Schritt, vor dem die US-Regierung offenkundig aus Furcht vor den Auswirkungen auf den Ölmarkt bisher zurückschreckt. Der frühere Senator Rick Santorum kündigte an, dass er Israel bei einem Luftschlag gegen iranische Atomanlagen unterstützen würde. Rick Perry, Herman Cain und die einzige Frau in der Runde, die Kongressabgeordnete Michele Bachmann, kündigten für den Fall ihrer Wahl die Wiedereinführung des berüchtigten "Waterboarding" bei Vernehmungen von Terrorverdächtigen an, Folter also.
(Reymer Klüver, 13.11.11)

Die geplante Obsoleszenz hat auch Nachteile - der ein oder andere Leser mag es geahnt haben.

Es wird Müll produziert und Ressourcen werden verschwendet.

Im Fall der letzten US-Kriege entstand unter anderem jede Menge Human-Müll.
Eine Menge Leichen und LeichenTEILE wurden von der Luftwaffe zurück in die Staaten geflogen. Zum Glück gibt es aber in Amerika nicht ganz so penible Bestattungsgesetze wie in Deutschland und bei den Müllkippen guckt man auch nicht so genau hin.
Abgerissene Gliedmaßen und unvollständige Leichen wurden teilweise einfach eingeäschert und auf die nächste Müllkippe geworfen.
Nun ist Amerika „entsetzt“.

Die Vorgänge wurden übrigens weder von einer Regierungsstelle, noch von Journalisten aufgeklärt - es fragt keiner so genau nach.
Eine Hinterbliebene fragte hartnäckig nach, was mit den Überresten ihres Mannes passiert sei - und wunderte sich.

Dass die Praxis, Leichenteile auf einer Mülldeponie zu entsorgen, überhaupt bekannt wurde, dürfte auch der Hartnäckigkeit einer Kriegerwitwe zu danken sein. Gari-Lynn Smith, deren Mann Scott 2006 von einer Bombe in Irak zerrissen worden war, hatte in einem Autopsiebericht der Air Force ein Jahr später herausgefunden, dass nicht alle Leichenteile ihre Mannes so rasch geborgen werden konnten, um sie in den nach Dover überführten Sarg zu tun. Auf die Frage, was mit dem Rest geschehen sei, habe sie 'keine ehrliche Antwort' bekommen, berichtete die Kriegerwitwe. Erst im April sei sie darüber informiert worden, dass zumindest einige der sterblichen Überreste auf der Deponie gelandet seien. 'Das hat mich umgehauen', gab sie zu Protokoll, 'dass Scott auf den Müll geworfen wurde'.
(Reymer Klüver 11.11.11)

Recht interessant eigentlich.
Ausgerechnet in Amerika, wo man vor lauter Stolz auf die Truppen kaum gehen kann und die Army bei Sonntagsreden mit Ehrenbezeugungen nur so überschüttet, werden Veteranen in Ratten- und Kakerlaken-verseuchten Drecksbuden wie dem Walter Reed-Hospital eingepfercht und wer nicht überlebt, kommt auf den Müll!

Erst am Mittwoch berichtete die Washington Post, dass Leichenteile, von denen keiner mehr so genau wusste, welchem Toten sie zuzuordnen waren, jahrelang kurzerhand verbrannt wurden und die Asche auf eine Mülldeponie in Virginia geschüttet wurde. Inzwischen werden die Überreste auf See bestattet. Am Tag zuvor hatte die Air Force auch in anderen Fällen 'schweres Missmanagement' in Dover eingeräumt. So waren die geborgenen Knöchelknochen eines Toten einfach verschwunden. Auch Leichenteile anderer Gefallener waren nicht mehr aufzufinden. Insgesamt ist die Rede von 14 solcher Fälle.
(Reymer Klüver 11.11.11)

“Throw it away and get a new one!”





Nachtrag:

Zu den brillanten Außenpolitikstrategien der Republikaner auch Jake.

3 Kommentare:

satirgay hat gesagt…

hallo tammox: unbedingt lesen: http://www.schockwellenreiter.de/
in sachen kinderficker

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Danke für den Link.

Ist allerdings keine große Überraschung. Meisner und Müller und Co gehen gerne mit der ganz großen Keule gegen kleine Blog vor.
Den brights-blog hatten sie auch schon am Wickel.

LGT

jakebaby hat gesagt…

Weis man denn nicht, dass die Macher dieses Systems "ueber Leichen gehen".

Wer sich da noch ueber Was? beschwert, muss zu den Extraverdummten gehoeren, die noch nicht kapiert haben, dass dies nicht sprichwoertlich sondern buchstaeblich zu verstehen ist.

Gruss
Jake