TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 27. November 2011

Unwürdiges Geschacher.

Der gegenwärtige Neonaziterror ist natürlich nicht so etwas wie eine braune RAF, keine BAF.
Die RAF hatte intellektuelle Wurzeln, eine politische „Mission“ und rechtfertigte sich mit etlichen komplizierten und ausführlichen Bekennerschreiben.
Der Neonaziterror ist auch nicht mit islamistischem Terror zu vergleichen.

Die RAF versetzte ganz Deutschland über zwei Dekaden in helle Aufregung, bescherte eine Fülle neuer strafrechtlicher Regeln, sogar den Bau eines speziellen Hochsicherheitsgefängnisses inkl Gerichtssaal und forderte 34 Todesopfer.

Helle Aufregung und jede Menge neue Sicherheitsgesetze verursacht auch der Islamistische Terror seit 2001. Er forderte in Deutschland bisher ein Todesopfer.

Der Neonaziterror hat in den letzten beiden Dekaden an die 200 Todesopfer gefordert, zehntausende in Angst und Schrecken versetzt und eine riesige Zahl Opfer produziert, die durch Prügelübergriffe gezeichnet sind. Seit Jahren sind die Zahlen erschreckend.

Im vergangenen Jahr [2009] sind insgesamt 19.468 politisch rechts motivierte Straftaten in Deutschland polizeilich erfasst worden. Darunter waren 959 Gewalttaten und 13.295 Propagandadelikte, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/1319) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (17/1115) mitteilt.
(NPD-blog.info)

Verglichen mit den anderen beiden Terrorformen ist der Naziterror aber kaum zur Kenntnis genommen worden.
Daß die Terroristen sich überall rechtsfreie Enklaven („ausländerfreie Zonen“) schafften, in denen sie herrschten und herrschen, läßt sich der Staat erstaunlich langmütig gefallen.

Daß die NSU überhaupt aufflog, ist nur ihr selbst zu verdanken - Staatsschutz und Polizei tappten desinteressiert im Dunkeln.

Kaum je haben Täter auf spektakulärere Weise auf sich aufmerksam gemacht als die drei Verdächtigten von Zwickau: ein abgefackeltes Wohnmobil, ein Doppelselbstmord, ein explodiertes Wohnhaus, eine Flucht - und eine großzügige Hinterlassenschaft von Waffen, die Gewalttaten zugeordnet werden konnten. Da blieb selbst dem verschlafensten Polizisten nichts anderes übrig, als aktiv zu werden. Hätten sich die drei ruhig verhalten: Ob sie dann bis ins Rentenalter unbehelligt geblieben wären?
(Bettina Gaus 11.11.11)

Ein Ermordeter ist tot. Das Unrecht ist immer gleich schlimm - egal ob der Täter links, rechts, religiös oder sonst was war.
Aber die Auswahl der Opfer beeinflusst ganz wesentlich die Reaktion der deutschen Gesellschaft.

Die RAF erkor die Stärksten der Gesellschaft zu Opfern, die braune Pest hat die Schwächsten im Visier. Werden Generalbundesanwälte, Chefs von Großbanken oder Toppolitiker ermordet, bebt die Republik.

Trifft es Asylbewerber aus Afrika, Obdachlose, Türkische Hausfrauen, Behinderte, Punks oder einfache Griechische Geschäftsleute ist alles halb so wild. Gesamtgesellschaftliches Achselzucken ist dabei noch nicht einmal die übelste Variante.

Bei den zehn Todesopfern der NSU setzte sofort ein gesellschaftliches Empfinden durch, daß die Opfer schon irgendwie selbst schuld wäre. Da müsse ja wohl „irgendwas Milieutypisches“ eine Rolle gespielt haben. Schutzgelderpressung, Mafia - was der gemeine Türke „eben so macht.“

Teilweise wurden sogar die entsetzten Angehörigen gleich mit zur Polizei geschleppt und stundenlang verhört.

Interessant zu erfahren wäre auch, weshalb eigentlich im Zusammenhang mit toten Migranten stets so schnell die Rede war von möglichen Kontakten der Opfer zum kriminellen Milieu. Stehen Minderheiten hierzulande unter Generalverdacht, selbst wenn sie umgebracht werden?
(Bettina Gaus 11.11.11)

Den Fall des verprügelten Teenagers aus Laucha hatte ich schon einmal ausführlich beschrieben.
Seine Mutter stammt aus Israel. Also ist er Jude und was sucht "so einer" auch in Ostdeutschland? Selbst Schuld, wenn er platt gemacht wird.

Als im April 2010 ein 17-Jähriger Junge einer aus Israel stammenden Mutter in Sachsen-Anhalt von Skinheads schwer verletzt wird, greifen sechs Passanten nicht ein.

Als Noam Kohen [Name geändert!] am 16. April mit dem Regionalzug aus Naumburg zurückkehrt, ist sein Leben in Deutschland noch in Ordnung. Es ist 18 Uhr, er kommt vom Friseur, alles sieht nach einem ganz gewöhnlichen Abend aus. Ein paar seiner Schulfreunde sitzen an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof in Laucha, Sachsen-Anhalt. Noam setzt sich zu ihnen. Kurz darauf kommt Alexander P. vorbei. Er ist 20 und trägt Glatze. Ohne Warnung schlägt er Noam ins Gesicht und brüllt: »Geh zurück, wo du hergekommen bist. Du Judenschwein!«
(Zeit 14.6.2010)

Als die Tat später in Zeitungen auftaucht, stellt sich schnell ein besonderer Tenor ein - Noam sei ja auch selbst Schuld; denn wieso wollte er auch Fußball spielen, obwohl doch jeder wußte, daß der Fußballtrainer im Ort, »Lutz Battke«, der bekannteste und angesehenste Rechtsradikale ist.
Daß er seine Anhänger dazu bringen würde, das „Judenschwein platt zu machen“ sei abzusehen gewesen. Battke wäre zwar ein gewalttätiger Nazi, aber eben auch ein guter Fußballtrainer, da könne man ja auch nicht von der Stadt erwarten irgendetwas gegen ihn unternommen zu haben. [...]
Nein, die Finger sind auf die Familie des Opfers gerichtet.
Aus ISRAEL! Was kommen die auch nach Deutschland?
Michael Bilstein, der Bürgermeister von Lauche ist genervt.

»Dieser Vorfall ist nicht gut für die Stadt Laucha«, sagt er. Der Bürgermeister meint den Angriff auf Noam. Es klingt, als sorge er sich vor allem um den Ruf seiner Stadt. Was ist mit Lutz Battke? »Fragen Sie doch mal die Leute auf der Straße, was die über Battke denken. Die halten ihn für einen Schornsteinfeger, der ordentlich seinen Job macht und sich als Trainer nichts zuschulden kommen lässt.« Bilsteins eigener Sohn spielt auch in diesem Verein. Dann hat der Bürgermeister genug von dem Gespräch, dreht sich um und eilt davon.
(Zeit 14.6.2010)

Laucha ist aber überall.
Es berichtet nur kaum einer darüber. Das Thema ist unsexy und schwer zu recherchieren.

"Ausländer" werden hierzulande eben nicht geachtet.

Überraschen kann es ja nun wirklich niemanden mehr – neonazistische Exzesse in der Ex-DDR. Ein 50-Mann-starker brauner Mob jagt unter dem Gejohle und Amüsement der netten Mügelner eine Gruppe Inder in Lynchabsicht durch die Stadt. Gerade mal 2 ½ Wochen ist es her, daß in Burg rechte Prolls eine vietnamesische Familie in deren Wohnung überfielen, dabei ausländerfeindliche Parolen skandierten und einen 14-Jährigen schwer verletzten . In derselben Nacht verprügelten zwei Unbekannte auf einer Zugfahrt zwischen Magdeburg und Burg einen 27-jährigen Chinesen.

Am 18.Juli 2007 hetzten rechte Dumpfbirnen in Schwerin farbige Franzosen, grölten rassistische Parolen. Nur drei Tage vorher verprügelte ein Nazi-Mob in Magdeburg fünf Russlanddeutsche brutal. Keine 24 Stunden davor treten fünf Skins in Berlin einen Polen zu Brei. Nicht zu vergessen, wie in Halberstadt ein Dutzend Nazi-Untermenschen eine ganze Theatergruppe niedermachten.

Usw, usw,...

Das schlimme ist, daß man sich daran gewöhnt – es ist eine Irakisierung der Nachrichten aus Ostdeutschland – man kennt das ja alles schon. Es gibt dauernd Opfer, seit Rostock 1992 ist man aber zunehmend abgestumpft. Die Passivität der Einwohner schockiert gerade noch Claudia Roth; sie zog Parallelen zur Ausländerhatz in Rostock- Lichtenhagen vor 15 Jahren. Einer tagelangen Belagerung eines Wohnheimes für Vietnamesen folgten damals heftige Ausschreitungen, an denen Rechtsextreme und Anwohner beteiligt waren. «Solche abscheulichen Szenen eines Mobs wie in Mügeln; erinnern mich fatal an Rostock-Lichtenhagen. Auch hier hat die Bevölkerung tatenlos zugesehen», sagte Roth.
RECHT HAT SIE natürlich, aber was mich nun doch noch schockt, ist die Dummdreistheit der ostzonalen Kommunalpolitiker. Der Mügelner Bürgermeister Deuse vermutet öffentlich, dass es sich bei den Tätern um Auswärtige gehandelt haben könnte. "Wenn es rechtsextreme Geschehnisse waren, dann kamen die Täter nicht aus Mügeln", sagte er. Also unmügelsche Außerhalbdeutsche – dann ist
es ja nicht weiter schlimm.

(Tammox 2007)


Bettina Gaus stellte im vorletzten ARD-Presseclub die Frage, wie „wir“ (Presse, Polizei, Politiker, Normalbürger,..) wohl reagiert hätten wenn nicht hauptsächlich türkisch- und griechisch-stämmige Kleinunternehmer, sondern zehn Chefärzte ermordet worden wären.

Hätte es dann auch geheißen, das habe sicher irgendwelche milieutypischen Gründe - Abrechnungsbetrug, Konkurrenz um Veröffentlichungen - was der gemeine Chefarzt eben so tut?

Und nun der Bundeswulff, der überall gelobt wird, weil er sich mit den Opfern traf.

Dabei war das eine reine Selbstinszenierung!
Ihm ist vorher nie eingefallen sich um migrantische Mordopfer zu kümmern und nun ließ er zunächst die Öffentlichkeit per Pressemitteilung wissen, daß er die Hinterbliebenen zu treffen gedenke - BEVOR er sich selbst mit ihnen in Verbindung gesetzt hatte!

Besäße der Bundespräsident nur ein bißchen Anstandsgefühl hätte er sich ERST an die Verwandten der Opfer gewandt, sie gefragt, ob sie ihn überhaupt treffen wollen und DANN die Öffentlichkeit informiert.
Es ist ja wohl vorstellbar, daß eine von der deutschen Polizei als mögliche Täterin gedemütigte Tochter, deren Vater von Nazis hingerichtet wurde, möglicherweise nicht zu einem PR-Termin mit Christian Wulff erscheinen möchte.
Aber sowas fällt den Top-Repräsentanten dieses Staates immer noch nicht ein. Für ihn sind die Opfer nur Staffage.
Wulff und die anderen Staatsspitzen können sich ja noch nicht mal untereinander einigen.

Der Bundespräsident wollte eine „Feierstunde“ im Bundestag abhalten. Der Bundestagspräsident fand die Idee aber doof und schmollt nun.
Die beiden können sich ohnehin nicht leiden und reißen sich offensichtlich auch nicht zusammen, um die Nazi-Opfer zu würdigen.

Wulff wollte zunächst eine zentrale Gedenkfeier im Parlament, an der Vertreter von Bund und Ländern gemeinsam teilnehmen sollten. Ein Termin Anfang Dezember war ins Auge gefasst. Lammert hielt jedoch die Bundestagsdebatte in der vergangenen Woche bereits für ausreichend. Auch für die Opfer des RAF-Terrors oder für in Afghanistan gefallene Soldaten habe es keine Gedenkfeier im Parlament gegeben. Wulffs Amtschef Lothar Hagebölling gab schließlich während eines Telefonats in der vergangenen Woche nach. Nun will Wulff, den das Treffen mit den Angehörigen der Neonazi-Opfer am vergangenen Mittwoch tief bewegte, im Februar eine Veranstaltung mit der Bundesregierung durchführen - ohne Lammert.
(Spon 27.11.11)

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

@ GKC

You shall not drink se Bongwater!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@GKC,

beherzige Jakes Rat!

LGT