TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Samstag, 12. November 2011

Der Mann ohne Cojones.

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Jeden Tag werden Millionen Menschen geboren und Millionen Menschen sterben.
Nur eines im Leben ist absolut sicher; wir alle werden sterben.
Der Tod ist also das natürlichste, das es überhaupt gibt. Kurioserweise ist der Tod gleichzeitig total tabuisiert; wird als das ultimative Unglück betrachtet.

„Unnötige Tode“ regen die Gesellschaft ganz fürchterlich auf.

Auf groteske Weise wird differenziert und das „WARUM????“-Geschrei schwillt an, wenn es sich um vermeidlich Unschuldige, Junge oder sonst irgendwie nicht ins Bild Passende geht.

Stirbt ein Kind, gilt das fast automatisch als größere Tragik gegenüber einem beispielsweise 60-Jährigen Toten. Dabei könnte man theoretisch auch genauso gut umgekehrt argumentieren, daß es viel tragischer ist einen 60-Jährigen zu verlieren, weil der viel mehr Bindungen und Beziehungen als ein Baby aufgebaut hat.

Kommt der Tod mit Politik in Kontakt, geht üblicherweise alles schief.
Politiker sind damit überfordert und treffen meistens abstruse und menschenfeindliche Entscheidungen. (PID, Patientenverfügung, Sterbehilfe, Organspende,...)

Gestorbene können sich in großen Zahlen verbergen und erregen dann keinerlei politische Aufmerksamkeit.
Wenn in einem extrem heißen Sommer zahntausende alte Menschen in Senioren- und Pflegeheimen an Dehydrierung und Exsikkose verrecken, handelt er sich tatsächlich um „vermeidbare Tode“.
Diese Menschen hätten leicht überleben können, wenn die Pflegeheime mit genug Personal ausgestattet wären, um den Insassen genügend Wasser zu trinken zu geben.
Aber Tote in Altenheimen sind permanent aus dem öffentlichen Focus.

Gleiches gilt für die jährlich 30.000 bis 40.000 an multiresistenten Krankenhauskeimen wie MRSA Sterbenden.
Man kennt das Problem schon viele, viele Jahre, weiß auch, was man dagegen tun könnte (Holland hat seine MRSA-Neuinfektionsrate auf nahezu Null gebracht), aber Hygiene ist teuer und erfordert politisches Handeln.
Wir haben aber Gesundheitspolitiker wie Bahr und Rösler, die lieber sechs sinnlose Milliarden für Mikrosteuerreförmchen rausprassen, statt Menschenleben zu retten.

Groteskerweise herrscht derzeit ein riesengroßes Geschrei, weil zwischen August und Oktober 2011 im Klinikum Bremen-Mitte drei Babies an Krankenhauskeimen verreckt sind.

Ja, und?????
Wenn man SEIT JAHREN VOLLKOMMEN TATENLOS ZUSIEHT wie durch Personaleinsparungen die Krankenhaushygiene so vor die Hunde geht, so daß Zigtausende an MRSA und Co sterben, dann ist es ja wohl das normalste der Welt, daß dabei auch ein paar Frühchen über die Wupper gehen.

Bei über 10.000 Toten pro Jahr liegt die Zahl der Selbstmorde
in Deutschland; Dunkelziffer ungewiss.
Allerdings steht das politisch nicht auf der Agenda und daher gibt es in Deutschland eine drastische Unterversorgung mit Psychotherapieplätzen.

Ein psychisch kranker Mensch wartet durchschnittlich 12,5 Wochen auf ein erstes Gespräch beim Psychotherapeuten. Diese Zeit kann je nachdem, wo er wohnt, noch deutlich länger sein: In Ostdeutschland sind es 16,1Wochen, im Ruhrgebiet sogar 17 Wochen. […] Während sich in Großstädten normalerweise knapp 40 Psychotherapeuten je 100000 Einwohner niederlassen dürfen, sind es zwischen Duisburg und Dortmund nur gut zehn, also etwa ein Viertel.
[…] Die Zahl der Psychotherapeuten reicht in ganz Deutschland nicht aus, weil die Häufigkeit psychischer Erkrankungen noch immer erheblich unterschätzt wird. […] Nur zehn Prozent der psychisch kranken Menschen in Deutschland erhalten - und das nach konservativen Schätzungen - eine im weitesten Sinne adäquat zu nennende Therapie. [...] Durch das Versorgungsstrukturgesetz droht sich die Versorgung psychisch Kranker weiter zu verschlechtern. Schon im ersten Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes könnte es 2000 psychotherapeutische Praxen weniger geben. […] Die amtliche Bedarfsplanung ist eine doppelte Täuschung, sie hat weder mit Bedarf noch mit Planung etwas zu tun.
(Rainer Richter, Professor für Medizinische Psychologie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Süddeutsche Zeitung 06. Oktober 2011)

Ziemlich wenig Tote gibt es in den Kriegen, die Deutschland führt.

In Afghanistan sind es bisher unter 100.
Eine lächerliche Zahl - verglichen zu den Menschen die dauernd aufgrund von Siff in Krankenhäuser verrecken.

Von den seit 1992 in die Auslandseinsätze entsandten Bundeswehrangehörigen starben 99 – 36 Soldaten fielen durch Fremdeinwirkung, 63 kamen durch sonstige Umstände ums Leben.
Insgesamt 19 Angehörige der Bundeswehr nahmen sich in Auslandseinsätzen das Leben.
(Bundeswehr.de)

Zudem kann man bei Soldaten nicht unbedingt davon überrascht sein, wenn sie in Gefechten umkommen. Das ist ihr Beruf und bisher werden nur Freiwillige an den Hindukusch geschickt.

Mit der politischen Aufmerksamkeit verhält es sich bei „Gefallenen“ allerdings genau umgekehrt.
Bei jedem einzelnen Soldaten drängt es Politiker aller Couleur vor die Kameras, es werden aufwändige öffentliche Zeremonien veranstaltet, die von Ministern und Kanzlern besucht werden.

Eine mittelgroße Todeszahl machen die Toten im deutschen Straßenverkehr aus.
Im Jahr 2010 starben 3657 Menschen auf deutschen Straßen. Das waren zwölf Prozent (495) weniger als 2009.
Der zuständige Minister Ramsauer hat sich nun vorgenommen diese Zahl drastisch zu reduzieren.

Nun ja, das kann man, könnte man machen.
Wenn es möglich ist Tote im Straßenverkehr zu vermeiden, sollte man das tun.

Wenn man allerdings generell das Leben schätzte und möglichst wenige Menschen unnötig sterben lassen wollte, sollte man hingegen bei der Krankenhaushygiene oder der Suizidprävention ansetzen.

Aber wer versteht schon die Bundesregierung!

Peter Ramsauer, 57-Jähriger Burschenschaftler aus Bayern, stramm katholischer vierfacher Familienvater, sitzt seit 21 Jahren im Bundestag und zeigte im Jahr 1991 wie er denkt, als er gemeinsam mit ein paar Braunen um Erika Steinbach gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze stimmte.

Ramsauer ist seit 2009 Verkehrsminister und ein riesengroßer Feigling.

Ein vernünftiger Verkehrspolitiker könnte zwei Positionen einnehmen.

a)
Zehn Verkehrstote pro Tag sind eine absolut tolerierbare Zahl. Gemessen an den sehr viel mehr vermeidbaren Infektionen in versifften Krankenhäusern, die wir als Schwarzgelbe achselzuckend hinnehmen, sind die paar Zerquetschten auf den Straßen kaum der Rede wert.

b)
Zehn Verkehrstote pro Tag sind eine absolut inakzeptable Zahl. Wir kennen die Haupursachen für die Todesfälle und werden das abstellen.

Als klassischer CSU’ler macht Ramsauer aber etwas höchst Unvernünftiges und wählt die Heuchelvariante C:
Er gibt lediglich vor etwas gegen die vielen Verkehrstoten zu tun, hat aber nicht die Eier in der Hose, um die Ursachen abzustellen.
Die Ursachen sind nämlich Raserei und Alkohol.
Wenn man wirklich die Todeszahlen im Straßenverkehr drastisch reduzieren WOLLTE, muß man ein strenges Tempolimit, bsp 90 km/h auf Autobahnen, sowie eine 0,0 Promillegrenze einführen. Simple as that.

Das traut sich Ramsauer aber aus Furcht vor den bayerischen Wählern nicht.

Und so entscheidet sich der Bundesfeigling lieber für ein paar Tausend Tote mehr im Jahr.

Experten kritisieren Ramsauers Programm als inkonsequent und die Schritte als veraltet.
[…] Ramsauer versucht, mit seinem Programm den positiven Trend der vergangenen Jahre fortzuschreiben. Grundlegende Veränderungen wie die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen oder ein Alkoholverbot lehnt er aber ab. Mit kleinen Verbesserungen will der Minister die Zahl der Todesfälle im Verkehr bis 2020 um 40 Prozent auf rund 2300 senken.
[…] Anja Hänel vom ökologisch orientierten VCD warf Ramsauer eine Politik des "Weiter so" vor. Anders als Schweden oder Großbritannien verfolge der Minister nicht die "Vision Zero", also einen Verkehr ohne Tote. "Der Autoverkehr soll bei Ramsauer bleiben, wie er ist. Aber an den Autos, der Infrastruktur und den Menschen soll nachgebessert werden." […] Der VCD fordert zudem ein striktes Alkoholverbot für Auto- und Motorradfahrer. "Dann würde auch niemand mehr versuchen, sich an die Promillegrenze heranzutrinken", sagte Hänel. Notwendig sei auch der verpflichtende Einbau von Antiblockiersystemen in Motorrädern. In seinem Programm betont Ramsauer zwar, wie wichtig ABS in Motorrädern seien. Über eine Pflicht sei er aber mit der Industrie nur "im Gespräch". Der Minister sagte, dass er keine "Vision Zero" verfolge. "Zwangsmaßnahmen" wie 0,0 Promille halte er nicht für sinnvoll.
(FTD, 10.11.11)

Ramsauer möchte sich durchschlängeln, bloß keinem wehtun.
Er kneift auf ganzer Linie.

Er will kein Überholverbot für LKWs und setzt sich zudem auf Druck der Spediteur-Lobby für die Einführung 25m langer Monstertrucks ein.

Seine Knie zittern vor den bayerischen Weißbiertrinkern.

Selbst die Helmpflicht für Radfahrer ist für ihn so ein heißes Eisen, daß er sich zu sehr vor den Reaktionen der Betroffenen fürchtet, um sich zu einem Pro oder Contra durchzuringen.
Er setzt auf Freiwilligkeit. Falls sich die Helmchenträgerzahl von derzeit 9% nicht freiwillig auf über 50% steigere, wolle er über eine Pflicht noch mal nachdenken.

Ein echter Merkelminister.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein sehr informativer eye opener. Danke für Ihre Mühe, das Material hierzu zusammenzusuchen.

satirgay hat gesagt…

weissgott, man kann hineingreifen, wo man will, überall fasst man in jauche.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielen Dank.

Ich hoffe es ist heraus gekommen, daß es mich im Grunde nicht wirklich kümmert, ob ein Ramsauer nun Tempolimit oder Radfahrerhelme einführt, oder nicht.

Es sollte nur zeigen, daß selbst auch Nebenschauplätzen wirklich NUR Murx von der Bundesregierung fabriziert wird.
Daß die wichtigen Dinge sowieso ignoriert werden, ist ja eh klar.

LGT