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Samstag, 27. November 2010

Wie früher.

An die Hessenwahl vom Februar 1999 erinnern wir uns alle sehr gut.
CDU-Generalsekretärin Angela Merkel hatte ihren Habitus als freundliche Ost-Protestantin der Union endgültig abgestreift und zusammen mit Roland Koch den widerlichen „Wo-kann-man-hier-gegen-Ausländer-unterschreiben?“-Wahlkampf angezettelt.
Die Frau, die keineswegs (wie es jetzt manchmal dargestellt wird) neu in der Politik war, sondern volle acht Jahre als Ministerin der Bundesregierung angehört hatte, war persönlich zu den Unterschriften-Aktionen auf Hessischen Marktplätzen erschienen - und sie war erfolgreich.

Obwohl Hessen im Jahr 1999 unter Rot-Grün ökonomisch so gut da stand, wie kein anderes Bundesland und sich zum Hauptzahler in den Länderfinanzausgleich gemausert hatte, gelang es mit einer xenophobischen Hetzkampagne die Wähler zur CDU zu treiben.

Die Hessenwahl steht für die große Contrarevolution nach dem Helmut Kohl am Ende von quälenden 16 Jahren endlich aus dem Amt gejagt wurde.
Es war die große personelle Zäsur der CDU nach einem Vierteljahrhundert Kohl.

Ein weiterer Politiker ging zu der Zeit ebenfalls verloren - CSU-Generalsekretär Protzner.

Ein echter CSU-Phänotyp: Aufgedunsen, bierselig, geistig leicht unterbelichtet und über alle Maßen korrupt. Der Kulmbacher wurde später wegen Steuerhinterziehung rechtskräftig zu einer Strafe von zehn Monaten verurteilt. Das Übliche also.

Der dicke Bernd ist meiner Meinung nach zu Unrecht in Vergessenheit geraten.
Seine Spenden- und Steueraffären wurden zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt publik. Just in dem Zeitfenster, als die CDU ein paar Bauernopfer schassen mußte.
Protzner verlor seinen Bundestagswahlkreis an einen gewissen Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg und wurde vergessen.

Der inzwischen leider verstorbene Journalist Wolf Heckmann würdigte Bernd Protzner ein letztes mal, als er von der „TV-Bundestagsrunde" nach der Hessenwahl berichtete:

Müde Runde ohne Protzner.
Bonner TV-Plauderei mit neuen Partei-Generälen und alten Ritualen.
Am Abend der Hessen-Wahl gab es bei der Besetzung der „Bonner Runde“ gewiß ein paar Erleichterungen: Natürlich muß man als Journalist heftig bedauern, daß auf Seiten der CSU der Herr Protzner nicht mehr dabei war: Was hat er nicht immer für wunderbare Bemerkungen abgelassen, die man nicht unbedingt in die rechtsradikale Kiste, sondern in die leicht debile bayerische Folklore einordnen konnte. […]“
(HH MoPo 08.02.1999)

Auf den für CSU-Verhältnisse nicht besonders auffälligen General Thomas Goppel folgte von November 2003 bis Oktober 2007 glücklicherweise wieder ein Gruseltyp.
Markus Söder, der Mann mit dem Gesicht, das nur eine Mutter lieben kann, lieferte Comedians und Kabarettisten durch seine schlicht-morbide Weltsicht mit Ausflügen ins Rechtsextreme immer wieder Material.

Christine Haderthauer (2007-2008) und Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (2008-2009) waren unter dem comedy-Aspekt Enttäuschungen.
Umso glücklicher können wir Norddeutschen uns schätzen mit Alexander Dobrindt (CSU-General seit Februar 2009) wieder einen Haudegen der Qualität Wiesheu-Tandler-Huber-Protzner zu haben.

Der 40-Jährige Diplom-Soziologe aus dem Bundestagswahlkreis Weilheim schlägt wieder richtig zu und verdeutlicht den 15 nichtbayerischen Bundesländern mal wieder, daß unter dem Weißwurschtäquator die Uhren anders gehen.

Das Experiment „CSU goes 21. Jahrhundert“ hatte den Wähler zu sehr verwirrt. Generalsekretäre, die plötzlich hochdeutsch sprechen konnten (Guttenberg), oder noch nicht mal Männer waren (Haderthauer) sind Geschichte. Jetzt stimmen die Klischees wieder.

Dobrindt, dreifacher Schützenkönig des Schützenverein VSG Peißenberg, ist ein echter Klischee-Pykniker - so wie man sich eben bajuwarische maßlose Maß-Trinker vorstellt.
Nicht nur optisch, sondern auch geistig.

Nachdem er den eigenen Koalitionspartner treffend beschrieb - "Die entwickeln sich zur gesundheitspolitischen Gurkentruppe: Erst schlecht spielen und dann auch noch rummaulen." (CSU-Generalsekretär Dobrindt über die FDP-Politiker) - durfte man gespannt sein, wie den politischen Gegner verbal anfasst.

Lange warten mußte niemand.
CSU-Wadenbeißer Dobrindt, rutschte vor Wochen beim CSU-Parteitag mehr oder weniger unabsichtlich raus, wie störend er die Demokratie empfindet.

Mit scharfen Attacken auf die Grünen mühte sich Generalsekretär Alexander Dobrindt, die Reihen zu schließen. "Die Grünen sind nichts anderes als die alte linke Protestpartei", ruft Dobrindt in den Saal. "Protest um jeden Preis, ohne Verantwortung, ohne Anstandsgrenzen." Dann geißelt er die "vulgäre Religionskritik" der Grünen, hinter der ein "absurder Multikulturalismus" stehe. Die Gleichsetzung von Christentum und Islam in Deutschland durch "Ströbele, Roth und Konsorten" sei realitätsfremd. "Das Christentum ist unsere Leitkultur und nicht der Islam." Reger Beifall. Eine schwarz-grüne Koalition irgendwo im Land scheint in der aufgeheizten Stimmung nach der Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke und den Protesten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 in weite Ferne gerückt zu sein.
(Georg Etscheit 29.10.10)


«Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern. Was Trittin, Roth und Özdemir im Wendland abziehen, ist moralische Unterstützung für Landfriedensbruch», sagte Dobrindt am Montag laut Mitteilung in München. «Sie machen sich in skandalöser Weise mitschuldig an der Zerstörung von Bahngleisen und Gewalt gegen Polizeibeamte.» Die Grünen hätten «eine antidemokratische Bewegung im Sinn, die eine Diktatur von Minderheiten auf dem Rücken unserer Ordnungskräfte und Polizisten anstrebt», sagte Dobrindt. Scharfe Kritik übte er insbesondere an Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin. «Als Trittin selbst Umweltminister war, hat er Castor-Blockade verurteilt, heute in der Opposition mischt er sich selbst unter die Blockierer. Das ist schäbig und unanständig», sagte der CSU-Generalsekretär.
(SZ 08.11.10)

Die CSU fühlt sich der Realität entrückt
nachdem sie in Bayern im 40%-Umfragetal angekommen ist.
Erst hatte man den Bayerischen Haushalt ruiniert, indem unfähige CSU-Finanzpolitiker mit der Bayerischen Landesbank Milliarden verschleuderten, dann wurden Stoiber, Beckmann und Huber massakriert und nun ist auch noch die FDP Mitglied der Regierung Bayerns.
Da es also offenbar schon nicht mit der Realpolitik klappt, wird nun wieder auf die Linken und Grünen eingedroschen.

Dieses Wochenende bot das Springer-Organ „Hamburger Abendblatt“ der Hetzem aus Bayern ein Forum.
Offensichtlich war man auf Schlagzeilen aus.

Dobrindt ist für Zeitungen das was Nina Hagen, Walter Mixa oder Hendryk M. Broder für Talkshows sind - Krawallgaranten.

Natürlich lieferte der CSU-Recke.

Dobrindt: Wir stellen die Frage, wer bereit ist, Verantwortung in der Politik zu übernehmen. Union und FDP übernehmen Verantwortung für die Zukunft unseres Landes, während das linke Lager verantwortungslos handelt - allen voran die Grünen.

HH Abla: So viel Angriffsfläche haben die Grünen auf ihrem Parteitag gar nicht geboten ...

Dobrindt: Die Grünen haben sich als politischer Gegner der Bürger entpuppt. Sie wollen die Steuern erhöhen, sie wollen das Ehegattensplitting abschaffen, und sie opponieren gegen alles, was für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes von Bedeutung ist. Die Grünen zeigen der Demokratie den Mittelfinger und handeln nach dem Motto: Wenn die Mehrheit nicht will, was wir wollen, gehen wir dagegen auf die Straße.

HH Abla: Der neue stellvertretende CDU-Vorsitzende Norbert Röttgen warnt die Union davor, sich allein auf die FDP als Koalitionspartner zu stützen. Hat er die Orientierung verloren?

Dobrindt: Für die CSU ist klar: Die Grünen können kein Partner für das bürgerliche Lager sein.

HH Abla: Grundsätzlich nicht?

Dobrindt: Wir machen Politik für die Bürger, die Grünen machen Politik gegen die Bürger. Ich weiß nicht, wo da die Gemeinsamkeiten sein sollen. Schwarz-Grün ist für ganz lange Zeit auszuschließen. Die Grünen sind keine Partei, sondern der politische Arm von Krawallmachern, Steinewerfern und Brandstiftern. Das hat man bei den Protesten gegen Stuttgart 21 und gegen den Castor-Transport gesehen. Mit den Grünen ist keine verantwortungsvolle Politik zu machen. […]

HH Abla: Die Union kettet sich an die FDP, die bei den nächsten Wahlen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnte ...

Dobrindt: Wenn sich jemand an etwas kettet, dann sind das die Grünen an Bahnschienen. Wir wollen Mehrheiten für dieses Land gewinnen. Und wir kämpfen in erster Linie dafür, möglichst viel selber zu diesen Mehrheiten beizutragen. […]

HH Abla: Ist Deutschland kein Einwanderungsland?

Dobrindt: Überhaupt nicht. Zuwanderungsländer haben keine klassische Kultur. Ihre Identität speist sich aus kulturellen Mitbringseln aus anderen Teilen der Welt. Deutschland zeichnet sich dadurch aus, dass es eine jahrhundertealte Tradition hat. Wir leben eine Leitkultur mit christlichen Wurzeln.
(Hamburger Abendblatt 27.11.2010)

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

"An die Hessenwahl vom Februar 1999 erinnern wir uns alle sehr gut."

Welche 5 meinst du denn mit ALLE??

Da liegt schon mal eins der Grundprobleme womit man die 'neulichen Anfaenge der Auslaenderfeindlichkeit ganz locker definieren koennte.Ganz einfach Merkel.

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Merkel ist die Frau, die ein sehr guter Freund von mir 2002 wählte und auf meine Vorhaltungen ganz irritiert sagte:
"Wieso?? Merkel ist doch soooo nett!"


Viele finden die einfach sympathisch.


L
G
T