TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 12. November 2010

Verschiedene Welten


USA

Am 11.11. ist in den USA „Veterans day“.
Da verkünden die stolzen GOPer in flaggenschwenkend wie sehr sie die Ex-Soldaten ehren.
Das klingt zum Beispiel so:

Today is Veteran's Day. Think of all that these men and women have done for us. We live our lives the way we do because of their sacrifice. Thank You!
(gefunden auf Facebook)

(Für einen Kalifornier ist die Rechtschreibung noch ganz ordentlich - das eine oder andere Deppen-Apostroph muß man aushalten)
Wieso der 11.11.?
Nun, der Veteranentag bezieht sich auf den „großen Krieg“, wie man im Angelsächsischen den Ersten Weltkrieg nennt.
Er endete offiziell am 28. Juni 1919 mit den berühmt-berüchtigten Unterschriften in Versailles.
Die Deutschen waren bekanntlich nicht so wirklich happy mit den Ergebnissen.
Aber was hatten sie 1919 schon zu melden? Ihre fortgesetzten Proteste wurden am Ende immer mit der Drohung die Kriegshandlungen wiederaufzunehmen, gekontert.
Für Hitler war der Versailler Vertrag eine feine Sache. Die perfekte Propaganda-Waffe, um seine „Eroberungen“ zu rechtfertigen.
Ob der Umgang mit Deutschland zu hart war (Deutschland fühlte sich so ungerecht behandelt und gedemütigt, daß es die Extremisten stärkte und wieder zum Krieg kommen mußte), oder eher viel zu weich war (Deutschland wurde kaum geschwächt und hatte binnen kurzer Zeit schon wieder derartig aufgerüstet, daß es einen weiteren Welteroberungsplan in die Tat umsetzen konnte), wird bis heute unter Historikern heiß diskutiert.

Vergessen wird dabei gerne, daß viele andere Entscheidungen definitiv falsch waren.
Wir baden heute noch die Folgen für die willkürlichen Grenzziehungen aus, die die mächtigen Westeuropäer zum Beispiel im Nahen Osten festlegten.

Der eigentliche Waffenstillstand (armistice) war aber schon sieben Monate vorher erfolgt - am 11.11. 1918 11 Uhr 11.

In November 1919, President Wilson proclaimed November 11 as the first commemoration of Armistice Day with the following words: "To us in America, the reflections of Armistice Day will be filled with solemn pride in the heroism of those who died in the country’s service and with gratitude for the victory, both because of the thing from which it has freed us and because of the opportunity it has given America to show her sympathy with peace and justice in the councils of the nations…"
(Das US department of veteran affairs)

Pride und Heroism sind offenbar auch 91 Jahre später ungebrochen.
Am 11.11. werden die Veteranen jubelnd in den Himmel gehoben.
Das ist nett. Denn die anderen 364 Tage im Jahr sind sie die Vergessenen der Kriege, die armen Schweine, die sich mit ihren Posttraumatischen Stresssyndromen herum schlagen, massenhaft Selbstmord begehen und die größte Gruppe der Obdachlosen stellen.
Gar nicht gerne wird am Veterans day gehört, daß die Aktionen der US-boys in letzter Zeit eher nicht so heroisch und stolzerfüllend waren - Abu Ghraib, Guantanamo, Bagram sind die Metaphern für Amerikanische Brutalität.
Von den Millionen unschuldigen zivilen Opfern in Korea, Vietnam, dem Irak (2X) und Afghanistan gar nicht zu sprechen.
Diese Dinge erwähnt man aber besser nicht gegenüber stolzen US-Bürgern. Die sind dann nämlich „not amused“ und fühlen sich sofort persönlich beleidigt, wenn man nicht uneingeschränkt ihre Soldaten bejubelt.
Da erntet man schon von gemäßigten Amis Unverständnis:

Let's make this day about honoring our veterans like it was intended! Let's save our opinions for another day. Sorry, that's is not what this day is about. If you actually lived here, maybe you would understand!
(gefunden auf Facebook)

Großbritannien

Am 11.11. ist Remembrance Day.
Angeblich war Kaiser Wilhelm II, der größenwahnsinnige, geistig unterbelichtete Kriegstreiber der Lieblingsenkel von Queen Victoria.
Er lief persönlich hinter ihrem Sarg als sie 1901 starb.
Die engen genetischen Bande haben dem British Empire nichts genützt - die puckelige Verwandtschaft in Berlin zettelte 1914 den großen Krieg an, dem am Ende 850.000 Soldaten Englands zum Opfer fielen.
Traditionell wird diesem enormen Blutzoll auch in Großbritannien jedes Jahr gebührend gedacht - mit all den Extravaganzen, die nur Briten hervorbringen können.

In England blüht der Mohn im Herbst. Doch diese Blumen sind aus Papier, und sie sprießen nicht auf Feldern und Rainen, sondern auf Anzugkragen, Pullovern und Blusen. Mit roten Poppies erinnern die Briten alljährlich am Remembrance Day an die gefallenen Soldaten aller Kriege.
(Wolfgang Koydl, 11.11.10)

Der Gedenktag wird über Wochen zelebriert und hat eine gigantische Bedeutung auf der Insel.

Dass der Mohn zum Symbol des Gedenktages wurde, geht auf das Gedicht 'In Flanders Fields' zurück, in dem der kanadische Kriegsteilnehmer John McCrae den Klatschmohn beschrieb, der auf den Schlachtfeldern Nordfrankreichs und Flanderns wuchs.
Den Höhepunkt erreichen die Gedenkveranstaltungen am Sonntag nach dem 11.11., wenn die Spitzen von Staat und Gesellschaft, angeführt von Königin Elisabeth II. und ihrer Familie, am Cenotaph, dem Kriegerdenkmal im Londoner Regierungsviertel Whitehall, Kränze und Gebinde aus Mohnblumen niederlegen. Auch an diesem Remembrance Sunday versinkt das Land elf Minuten nach elf Uhr in Schweigen.
Etwa drei Wochen vorher beginnt der Verkauf der Ansteckblumen, und in manchen Institutionen gilt es als gesellschaftliche Pflicht, sie an die Kleidung zu heften. In der BBC beispielsweise tragen nicht nur Sprecher sondern auch Gäste die Poppys. Als der Sender zu Halloween den amerikanischen Altmetall-Rocker Alice Cooper interviewte, wurde auch ihm gnadenlos eine Mohnblume ans schwarze Outfit gepinnt.
(Wolfgang Koydl, 11.11.10)


Deutschland

Am 11.11. ist Karneval!
Alles tanzt und singt. Kölle Alaaf. Helau und Yippih!

Eine Straßenumfrage zum Thema an welchem Tag eigentlich der Erste Weltkrieg geendet habe, dürfte keine einzige richtige Antwort hervorbringen.

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