Dienstag, 9. November 2010
Pleonasmus
Obwohl ich keinen deutschen Pass besitze, bin ich schon im Vorschulalter grammatikalisch geschult worden und lernte auf die Sprache zu achten.
Das war der alltägliche Spaß in der Familie - Pleonasmen und Tautologien ausfindig zu machen, oder auch mal ein Oxymoron zu entlarven.
Grammatik, Linguistik kann auch Spaß machen.
Zu dumm, daß ich 16 Jahre lang einen gnadenlosen Sprachpanscher und miserablen Rhetor an der deutschen Regierungsspitze ertragen mußte. Von den „ewigen Kanzlern“ der CDU ist allerdings nichts anderes zu erwarten - schon Adenauer bestach mit einer gewöhnlichen und primitiven Sprache. Billige Polemik und eingeschränktes Vokabular waren seine Markenzeichen.
Polyglotte Schöngeister als Regierungschef brachte bisher nur die SPD hervor.
Es ist unnötig auf Merkels nicht vorhandene Talente als Rednerin einzugehen.
Immerhin passt bei ihr gut zusammen, daß sie ihre Inhaltslosigkeiten auch in fader Grammatik und mit beschränktem Vokabular vorträgt.
Gerd Schröder ist ein Sonderfall.
Es ist offensichtlich, daß er nicht wie die französischen Kollegen der Elite-Hochschule ENA entstammt. Schröders Mutter war Putzfrau, sein Vater Hilfsarbeiter auf dem Jahrmarkt.
Mit der Muttermilch hat er also keine humanistische Bildung im klassischen Sinne aufnehmen können.
Am Exkanzler läßt sich aber auch studieren, was man trotz dieses Geburtsnachteils erreichen kann, wenn man intelligent, fleißig und neugierig ist.
Schröder hat seine Hochschulbildung nachgeholt und stets eine enorme Neugier bewahrt. Er ist ein legendärer Zuhörer, der hellwach und aufmerksam den Geistesgrößen aus ganz anderen Fachgebieten zuhört.
So wurden für ihn Philosophie, moderne Kunst und Wirtschaftstheorie zu vertrauten Themen, in denen er über eine bemerkenswerte Kompetenz verfügt, ohne das wie eine Monstranz vor sich her zu tragen.
Er kann immer noch wie das Arbeiterkind „holzen“ und auf Großveranstaltungen so „wie einer von uns“ reden.
Zu gerne würde ich mal überprüfen, ob Schröder im privaten Rahmen, in einer seiner legendären Hintergrundrunden sprachlich in höheren Sphären lustwandelt.
Ich spekuliere, daß es so ist.
Schröder ist im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger und seiner Amtsnachfolgerin eben kein Ignorant, der sich von Ja-Sagern und professionellen Zustimmern umgibt.
Sein Regierungsstil war der eines Wanderers im Amt. Er schlenderte von Abteilung zu Abteilung und fragte die Fachleute aller Couleur aus.
Daher war die Waschmaschine, die er in Berlin beziehen mußte auch ein Alptraum für ihn.
Architekt Schultes hatte einen Kohlbau maßgeschneidert - der Chef sitzt völlig isoliert von seinen Mitarbeitern im siebten Stock und ist nur durch Kilometer weite Fußmärsche unter Verwendung diverser Fahrstühle und Treppen erreichbar.
Ideal für Merkel, die ohnehin an nichts Interesse hat und selbst in den PR-Runden durch penetrante Ignoranz besticht.
Dank Christoph Schlingensief wissen wir wie es dann zugeht; er war einmal im Zuge der Berlinale mit einer ganzen Reihe internationaler Künstler im Kanzleramt zu Gast.
Das war erschreckend. Da sitzen ihr Henning Mankell und Tilda Swinton beim Kaffeetrinken gegenüber, und sie stellt keine Fragen. Da wird nur gefragt, ob man noch ein Stückchen Kuchen möchte. Im Büro zeigte sie uns so eine potthässliche Marmorplatte mit Kamelen an der Tränke, die ihr irgendein Ölscheich geschenkt hatte. Das mussten wir uns alle angucken. Und als ich mal auf das Adenauer-Porträt von Kokoschka zuging, was wirklich ein schönes Bild ist, dann sagte sie nur: „Ja, aber machen Sie es nicht kaputt, Herr Schlingensief, ha, ha, ha.“ Mankell, Tilda und Wayne Wang haben hinterher unabhängig voneinander gefragt: „Ist die immer so?“
(CS 2009)
(Watch 2:07 - 2:55)
Die Mecklenburger Pfarrerstochter ist das diesbezüglich das diametrale Gegenteil des Niedersächsischen Putzfrauensohns; der enorm an allen nicht politischen Themen interessiert ist.
Bevor ich aber Schröder nur noch lobe, will ich festhalten, daß er heute einen primitiven Pleonasmus benutzte.
Da wäre rhetorisch viel mehr drin gewesen.
Der Altkanzler erklärte zu GWBs Angriffen, der vormalige US-Präsident lüge.
George Bush lügt also?
Es wäre ähnlich sinnvoll darauf hinzuweisen, daß Leichen tot sind, Schimmel weiß, Rappen schwarz, Greise alt, Zwerge klein, Helmut Kohl dick, Frau Merkel weiblich, Handarbeit manuell, Individuen einzigartig oder daß Kreise rund sein können.
Fast Eintausend mal haben Mitglieder der Bush-Regierung schon vor dem Irakkriegsbeginn öffentlich massiv gelogen.
Wissenschaftler um den Gründer des Center for Public Integrity, Charles Lewis, wiesen in einer Studie acht US-Spitzenbeamten 935 "unwahre Behauptungen" in den zwei Jahren vor dem Waffengang nach. Bush und Powell seien mit 260 und 254 bewussten Falschaussagen die Spitzenreiter dieser unrühmlichen Riege, besagt die Studie.
On at least 532 separate occasions (in speeches, briefings, interviews, testimony, and the like), Bush and these three key officials, along with Secretary of State Colin Powell, Deputy Defense Secretary Paul Wolfowitz, and White House press secretaries Ari Fleischer and Scott McClellan, stated unequivocally that Iraq had weapons of mass destruction (or was trying to produce or obtain them), links to Al Qaeda, or both. This concerted effort was the underpinning of the Bush administration's case for war.
Nun hat Bush seine Autobiographie ghostwriten lassen und sagt Unwahres über Bundeskanzler Schröder, dem er immer noch nicht verziehen hat, daß er nicht mit ihm in den so ungeheuer erfolgreichen Irak-Krieg ziehen wollte.
Überraschung.
"Der frühere amerikanische Präsident Bush sagt nicht die Wahrheit", erklärte Schröder in einer Reaktion auf Bushs Memoiren, die am Dienstag in den USA erschienen sind. Die damalige Bundesregierung habe eine Unterstützung für einen Krieg im Irak nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Irak wie zuvor Afghanistan als Zufluchtsort für Al-Qaida-Terroristen erweisen würde. Bush schreibt in seinen Memoiren mit dem Titel Decision Points (etwa: Wegmarken der Entscheidung), dass er sich im Vorfeld des Irak-Krieges von Schröder getäuscht gefühlt habe.
(SZ 09.11.10)
Obwohl,…, doch es IST tatsächlich überraschend, nach zwei Jahren Sendepause daran erinnert zu werden, welch Chuzpe GWB aufbringt! Er, der die ganze Welt nach Strich und Faden getäuscht, belogen und verarscht hat, beklagt sich nun von Schröder getäuscht worden zu sein!
Die Auseinandersetzungen im UN-Sicherheitsrat über die internationale Zustimmung zum Irakkrieg waren öffentlich.
Die Fronten waren klar und verhärtet - Schröder, Putin und Chirac auf der Antikriegs-Seite. Bush, Aznar und Blair waren die glühenden Befürworter des Krieges - unterstützt von der deutschen CDU.
Wer wen getäuscht hat, ist unstrittig.
Das war der alltägliche Spaß in der Familie - Pleonasmen und Tautologien ausfindig zu machen, oder auch mal ein Oxymoron zu entlarven.
Grammatik, Linguistik kann auch Spaß machen.
Zu dumm, daß ich 16 Jahre lang einen gnadenlosen Sprachpanscher und miserablen Rhetor an der deutschen Regierungsspitze ertragen mußte. Von den „ewigen Kanzlern“ der CDU ist allerdings nichts anderes zu erwarten - schon Adenauer bestach mit einer gewöhnlichen und primitiven Sprache. Billige Polemik und eingeschränktes Vokabular waren seine Markenzeichen.
Polyglotte Schöngeister als Regierungschef brachte bisher nur die SPD hervor.
Es ist unnötig auf Merkels nicht vorhandene Talente als Rednerin einzugehen.
Immerhin passt bei ihr gut zusammen, daß sie ihre Inhaltslosigkeiten auch in fader Grammatik und mit beschränktem Vokabular vorträgt.
Gerd Schröder ist ein Sonderfall.
Es ist offensichtlich, daß er nicht wie die französischen Kollegen der Elite-Hochschule ENA entstammt. Schröders Mutter war Putzfrau, sein Vater Hilfsarbeiter auf dem Jahrmarkt.
Mit der Muttermilch hat er also keine humanistische Bildung im klassischen Sinne aufnehmen können.
Am Exkanzler läßt sich aber auch studieren, was man trotz dieses Geburtsnachteils erreichen kann, wenn man intelligent, fleißig und neugierig ist.
Schröder hat seine Hochschulbildung nachgeholt und stets eine enorme Neugier bewahrt. Er ist ein legendärer Zuhörer, der hellwach und aufmerksam den Geistesgrößen aus ganz anderen Fachgebieten zuhört.
So wurden für ihn Philosophie, moderne Kunst und Wirtschaftstheorie zu vertrauten Themen, in denen er über eine bemerkenswerte Kompetenz verfügt, ohne das wie eine Monstranz vor sich her zu tragen.
Er kann immer noch wie das Arbeiterkind „holzen“ und auf Großveranstaltungen so „wie einer von uns“ reden.
Zu gerne würde ich mal überprüfen, ob Schröder im privaten Rahmen, in einer seiner legendären Hintergrundrunden sprachlich in höheren Sphären lustwandelt.
Ich spekuliere, daß es so ist.
Schröder ist im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger und seiner Amtsnachfolgerin eben kein Ignorant, der sich von Ja-Sagern und professionellen Zustimmern umgibt.
Sein Regierungsstil war der eines Wanderers im Amt. Er schlenderte von Abteilung zu Abteilung und fragte die Fachleute aller Couleur aus.
Daher war die Waschmaschine, die er in Berlin beziehen mußte auch ein Alptraum für ihn.
Architekt Schultes hatte einen Kohlbau maßgeschneidert - der Chef sitzt völlig isoliert von seinen Mitarbeitern im siebten Stock und ist nur durch Kilometer weite Fußmärsche unter Verwendung diverser Fahrstühle und Treppen erreichbar.
Ideal für Merkel, die ohnehin an nichts Interesse hat und selbst in den PR-Runden durch penetrante Ignoranz besticht.
Dank Christoph Schlingensief wissen wir wie es dann zugeht; er war einmal im Zuge der Berlinale mit einer ganzen Reihe internationaler Künstler im Kanzleramt zu Gast.
Das war erschreckend. Da sitzen ihr Henning Mankell und Tilda Swinton beim Kaffeetrinken gegenüber, und sie stellt keine Fragen. Da wird nur gefragt, ob man noch ein Stückchen Kuchen möchte. Im Büro zeigte sie uns so eine potthässliche Marmorplatte mit Kamelen an der Tränke, die ihr irgendein Ölscheich geschenkt hatte. Das mussten wir uns alle angucken. Und als ich mal auf das Adenauer-Porträt von Kokoschka zuging, was wirklich ein schönes Bild ist, dann sagte sie nur: „Ja, aber machen Sie es nicht kaputt, Herr Schlingensief, ha, ha, ha.“ Mankell, Tilda und Wayne Wang haben hinterher unabhängig voneinander gefragt: „Ist die immer so?“
(CS 2009)
(Watch 2:07 - 2:55)
Die Mecklenburger Pfarrerstochter ist das diesbezüglich das diametrale Gegenteil des Niedersächsischen Putzfrauensohns; der enorm an allen nicht politischen Themen interessiert ist.
Bevor ich aber Schröder nur noch lobe, will ich festhalten, daß er heute einen primitiven Pleonasmus benutzte.
Da wäre rhetorisch viel mehr drin gewesen.
Der Altkanzler erklärte zu GWBs Angriffen, der vormalige US-Präsident lüge.
George Bush lügt also?
Es wäre ähnlich sinnvoll darauf hinzuweisen, daß Leichen tot sind, Schimmel weiß, Rappen schwarz, Greise alt, Zwerge klein, Helmut Kohl dick, Frau Merkel weiblich, Handarbeit manuell, Individuen einzigartig oder daß Kreise rund sein können.
Fast Eintausend mal haben Mitglieder der Bush-Regierung schon vor dem Irakkriegsbeginn öffentlich massiv gelogen.
Wissenschaftler um den Gründer des Center for Public Integrity, Charles Lewis, wiesen in einer Studie acht US-Spitzenbeamten 935 "unwahre Behauptungen" in den zwei Jahren vor dem Waffengang nach. Bush und Powell seien mit 260 und 254 bewussten Falschaussagen die Spitzenreiter dieser unrühmlichen Riege, besagt die Studie.
On at least 532 separate occasions (in speeches, briefings, interviews, testimony, and the like), Bush and these three key officials, along with Secretary of State Colin Powell, Deputy Defense Secretary Paul Wolfowitz, and White House press secretaries Ari Fleischer and Scott McClellan, stated unequivocally that Iraq had weapons of mass destruction (or was trying to produce or obtain them), links to Al Qaeda, or both. This concerted effort was the underpinning of the Bush administration's case for war.
Nun hat Bush seine Autobiographie ghostwriten lassen und sagt Unwahres über Bundeskanzler Schröder, dem er immer noch nicht verziehen hat, daß er nicht mit ihm in den so ungeheuer erfolgreichen Irak-Krieg ziehen wollte.
Überraschung.
"Der frühere amerikanische Präsident Bush sagt nicht die Wahrheit", erklärte Schröder in einer Reaktion auf Bushs Memoiren, die am Dienstag in den USA erschienen sind. Die damalige Bundesregierung habe eine Unterstützung für einen Krieg im Irak nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Irak wie zuvor Afghanistan als Zufluchtsort für Al-Qaida-Terroristen erweisen würde. Bush schreibt in seinen Memoiren mit dem Titel Decision Points (etwa: Wegmarken der Entscheidung), dass er sich im Vorfeld des Irak-Krieges von Schröder getäuscht gefühlt habe.
(SZ 09.11.10)
Obwohl,…, doch es IST tatsächlich überraschend, nach zwei Jahren Sendepause daran erinnert zu werden, welch Chuzpe GWB aufbringt! Er, der die ganze Welt nach Strich und Faden getäuscht, belogen und verarscht hat, beklagt sich nun von Schröder getäuscht worden zu sein!
Die Auseinandersetzungen im UN-Sicherheitsrat über die internationale Zustimmung zum Irakkrieg waren öffentlich.
Die Fronten waren klar und verhärtet - Schröder, Putin und Chirac auf der Antikriegs-Seite. Bush, Aznar und Blair waren die glühenden Befürworter des Krieges - unterstützt von der deutschen CDU.
Wer wen getäuscht hat, ist unstrittig.
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4 Kommentare:
Das mit Merkel, oder Schröder, hat mich nicht sonderlich überrascht. Aber Du hast mich verblüfft: Kein deutscher Pass? - Das hätte ich nicht gedacht.
Jetzt isses raus.
Tammox ist ein Auslaender mit grammatisch, linguistischen Integrations/Anpassungs-Problemen.
Und das macht dem auch noch Spass!
Schroeder war nicht nur mit 'Bush luegt' kurz angebunden lahm drauf.
Auch
"Die damalige Bundesregierung habe eine Unterstützung für einen Krieg im Irak nur für den Fall in Aussicht gestellt, dass sich der Irak wie zuvor Afghanistan als Zufluchtsort für Al-Qaida-Terroristen erweisen würde."
ist nicht nur semikorrekt sondern auch 'ungeschickt.
Die Beteiligung dutzender Laender am Angriff auf Afghanistan war in erster Linie Solidaritaet mit dem weinerlich bedauernswerten, attackierten Amerika.
Erstens hatte das Land Afghanistan mit dieser Attacke nichts zum tun, 2tens war auch die Vermutung der 'Lack of CIA', dass Bin Laden mit seinen Teppichmessern in irgendeiner (HighTech) Hoehle in A. sitzt, kein Grund gleich das ganze Land anzugreifen.
Drittens sollte es verboten sein, dass ausgerechnet die groessten Arschloecher Buecher schreiben(lassen).
Gruss
Jake
@all - ich bin eigentlich wie einer dieser coolen Schauspieler, die immer erklären, daß sie nie selbst ihre eigenen Filme sehen! So ist das auch mit meinen Postings; die lese ich normalerweise nicht noch mal durch, wenn ich das nieder geberserkt habe.
„Pleonasmus“ habe ich jetzt aber noch mal gelesen und finde die Selbstbeweihräucherung am Anfang ja sagenhaft peinlich!
Hier der oberschlaue Tammox aus der ach so gebildeten Familie und da all die dummen Kanzler. Das sollte eigentlich nicht so überheblich rauskommen, sondern war nur eine verunglückte Einleitung, um auf den „Bush lügt = Pleonasmus“ - Witz hinzuweisen..
Naja, klappt eben nicht immer so mit den stilistischen Feinheiten.
@Desparada-News. Kürzlich hatten wir das schon mal im Kommentar-Bereich. Im Grunde ist mir das auch zu persönlich und ich versuche das nicht so sehr in die Postings zu tragen, weil das da nichts zu suchen hat. Aber es stimmt, ja, ich bin Ausländer. Lebe allerdings schon fast immer in Deutschland und hätte gerne 1999/2000 auch die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen - aber dann kam ja Kochs und Merkels „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben?“-Kampagne dazwischen und die doppelte Staatsbürgerschaft wurde mit Kochs Wahlsieg unmöglich.
Solche Anitiausländerwahlkämpfe, die zudem auch noch erfolgreich sind, tragen natürlich nicht gerade dazu bei, daß man sich dafür begeistert Deutscher zu werden. Da bald mein Pass abläuft un d ich für einen Neuen in meine Botschaft nach Belrln muß, wollte ich eigentlich nun endlich doch die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen - aber jetzt kommt mir die Sarrazin-christliche-Leitkultur-Debatte dazwischen. Da gibt es ja auch unheimliche 85%-Zustimmungsraten zu den xenophobischen Thesen. Daher schiebe ich vielleicht noch mal eine Dekade lang auf….offenbar sind ja JETZT Menschen mit anderen Pässen ziemlich unerwünscht hier.
@ Jake - Du hast zwar Recht. Aber ich möchte noch mal an die Stimmung von Sept 2001 erinnern. Da hingen in meiner Nachbarschaft überall US-Fahnen im Fenster und man sammelte Spenden für NY. Als am nächsten Abend „Kabula Rasa“ anbrach und man auf grünen Nachtbildkamera-Clips auf CNN sah, wie in Kabul US-Raketen einschlugen, hatte eigentlich niemand was dagegen.
Ich habe damals natürlich mit den Leuten, die ich in NY kenne telephoniert und auch von denen, die extreme GWB-Gegner sind, wollten viele unbedingt Blut sehen.
Das war eine Stimmungssache - Die USA wollte Rache und zwar bald. Period.
Da KONNTE man nicht argumentieren.
Ich hatte damals ein Gespräch mit demselben Argument, daß Du verwendest „Was können denn die afghanischen Zivilisten für Osama - wieso müssen die jetzt unschuldig sterben?“ und hörte als Antwort immer nur ein extrem aggressives „NA UND??? Die Opfer im WTC waren ja auch unschuldig!“
Das ist natürlich eine Totschlagargumentation - wer so redet, ist offenbar nicht mehr für Vernunft empfänglich.
Die Ratio-Fraktion mit ihrem Sprecher Peter Scholl-Latour gab es ja auch schon vom ersten Tag an.
Schon am 12.09.01 wurde genau prophezeit was alles passieren würde, wenn GWB Irak oder Afghanistan angreift.
Aber das waren alles Kassandras. 2001 wollte das niemand wissen und auch anderthalb Jahre später, als sich Schröder deutlich von Bush absetzte, war in der deutschen politischen Landschaft noch eine Mehrheit für Bushs-Aggro-Weg.
Deutschland dürfe sich nicht isolieren und könne schließlich nicht im UN-Sicherheitsrat allein mit Syrien gegen den Krieg stimmen.
Sogar noch nach Kriegsbeginn und als Bush seine Eier im Fluganzug einschnürte und seinen „Mission accomplished“-Topgun-Auftritt hatte, waren die meisten Pressefuzzis für den Irakkrieg. Ich erinnere mich genau, wie hämisch insbesondere in der FAZ damals über Schröder und Fischer geschrieben wurde.
Die wären ja jetzt total blamiert, nachdem GWB das alles so perfekt hinbekommen habe.
Unterschätze niemals die Dummheit der Menschen!!
Jetzt lese ich schon wieder, daß der neue Kongress in den USA für einen Iran-Krieg wirbt - vorn immer mit dabei: McCain und Graham.
Unter Obama wird das bestimmt nicht passieren, aber ab Anfang 2013 unter Präsidentin Palin könnte das bald losgehen, daß der Iran bombardiert wird und sich die Welt endgültig in ein Schlachtfeld verwandelt.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-11/usa-wahlen-republikaner
LGT
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