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Dienstag, 30. August 2011

Willkommener Redner - Teil X

Ende September 2011 wird der Kondomifex Maximus für ein paar Tage in Deutschland weilen.

Das gefällt nicht jedem und ich gehöre zu den Gegnern einer Papstrede vorm Bundestag.
In loser Folge möchte ich bis September, neben den schon Genannten, weitere Argumente folgen lassen.

Mit dem zehnten Teil will ich diese Serie nun, gute drei Wochen bevor Ratzi tatsächlich in Deutschland aufschlägt, enden lassen.
Wie es aussehen kann, wenn ein absoluter Herrscher mit mittelalterlichen Ansichten und steinzeitlicher Moral Staatsbesuche macht, konnte man vor zehn Tagen in Madrid beobachten.

Sogar Gott fand es zum Weinen und schickte Sturm und Regen.

50 Millionen Euro ließ sich der klamme Iberische Staat das Spektakel kosten. Auch in Deutschland wird es teuer.

Schon jetzt wird über die Ausgaben und deren Sinn diskutiert. «Wir rechnen von kirchlicher Seite mit Kosten von rund 25 bis 30 Mio Euro», sagt der Sprecher der deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, zu news.de. Rechtfertigt der Nutzen tatsächlich die hohen Kosten? Als Papst Benedikt XVI. 2005 den Weltjugendtag in Köln besuchte, hat das Deutschland 7,5 Millionen Euro gekostet. Deutlich weniger zwar als Spanien jetzt zahlen musste, trotzdem eine Summe, die vielleicht andernorts besser investiert gewesen wäre. Wie viel Deutschland für den Papstbesuch Ende September zahlen muss, ist noch nicht bekannt. Eine offizielle Anfrage, die Die Linke an die Bundesregierung gerichtet hat, wurde wenig zufriedenstellend beantwortet:«Die Größenordnung der entstehenden Kosten kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zuverlässig eingeschätzt werden.»
(news.de 30.08.2011)

Die katholische Kirche tut das was sie immer bei kontroversen Themen tut - sie lügt wie gedruckt.
Sie behauptet nämlich allein die Bistümer trügen die Kosten - aber den Hauptkostenfaktor - den Einsatz von zugtausenden Polizisten, um den Papst zu schützen, tragen natürlich die Bundesländer Berlin, Thüringen und Baden-Württemberg.
Also zumindest in den ersten beiden Fällen zum größten Teil Konfessionsfreie.

Seit 2000 Jahren ist die Katholische Kirche darin geübt ihre Botschaft unters Volk zu bringen.
Offensichtlich handelt es sich aber um eine mangelhafte Botschaft, denn statt daß inzwischen endlich mal alle Leute von dem Gotteskonzept überzeugt sind, wenden sich immer mehr ab.
Und zwar lautstark.
(Andere Konzepte, wie das Rechnen im Dezimalsystem oder der Heliozentrismus haben sich in viel kürzerer Zeit endgültiog etabliert und werden weltweit anerkannt)
Das Volk widerspricht und will der Minderheit der Deutschen Katholiken keine Gefolgschaft schenken.
Die besseren Argumente hat die Kirche offensichtlich nicht.
Deswegen wird den Protesten begegnet wie es einem absoluten Herrscher am besten gefällt - sie sollen möglichst verboten werden.

„Die Veranstalter von Demonstrationen gegen den bevorstehenden Papstbesuch stoßen bei den Behörden auf Widerstand. So verbietet die Berliner Versammlungsbehörde wegen angeblicher Sicherheitsbedenken nach SPIEGEL-Informationen den Start einer "Karawane zum Papst" am Brandenburger Tor. Auch die Freiburger Stadtverwaltung sowie die Behörden in Erfurt haben die beantragten Protest- und Infostände noch nicht genehmigt. Ein Bündnis von 23 Gruppen will der Stadt Freiburg kurz vor dem Papstbesuch Tausende Unterschriften übergeben, um zu verhindern, dass sich Benedikt XVI. in das Goldene Buch der Stadt einträgt. In Berlin erwartet das papstkritische Bündnis von mittlerweile 54 Organisationen am 22. September eine Demonstration von 15.000 bis 20.000 Menschen während der Rede des Heiligen Vaters im Bundestag."
(SPON 28.08.2011)

Unterdessen hat die Regionalgruppe München der Giordano-Bruno-Stiftung Briefe geschrieben.

In offenen Briefen (PDF), adressiert an jedes einzelne Mitglied des Bundestages, an die 27 deutschen Bischöfe, sowie an den Nuntius in Berlin, Jean-Claude Périsset, weist jetzt erneut die „Regionalgruppe München der Giordano Bruno Stiftung“ auf die Unvereinbarkeit unseres demokratischen Staates mit den Grundsätzen des kleinsten Staates der Welt, der Vatikanstadt, hin. Die Briefe appellieren insbesondere an die über 600 Bundestagsabgeordneten nachzudenken und gegebenenfalls der Papst-Rede fernzubleiben.
(gbs-muc.de)

Die drei sehr höflich und sehr sachlich formulierten Briefe beinhalten für jemand „aus der atheistischen Szene“ natürlich keine unbekannten Argumente.
Aber dafür sind die genannten Argumente so gut zusammengefasst und so massiv, daß man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie auch nur ein einziger Bundestagsabgeordneter davon NICHT überzeugt sein könnte - wenn er nur über einen Funken rationales Denkvermögen verfügt.
Thierse, Nahles und Co werden sofort einsehen, daß so einer nicht vor dem Bundestag sprechen kann.
Folglich wir der Papst vermutlich wieder ausgeladen.

Sollte er dennoch seine Reichstagsrede halten dürfen, irre ich mich vermutlich bezüglich meiner Annahme mit dem rationalen Denkvermögen der Abgeordneten.

Auszüge aus dem Brief an die Abgeordneten:

[…] Für Nichtkatholiken, mit 70% die große Mehrheit der Deutschen (40% sind nicht einmal Christen), ist das Rederecht des Papstes überhaupt nicht zu begreifen. Bei diesen Bürgern wird der Bundestag durch den Papstbesuch an Ansehen verlieren.
[…] Dazu ist dieser Staat nach Struktur und Ideologie ein totalitärer Feudalstaat, eine Staats- und Gesellschaftsform, mit der die Menschen in der ganzen Welt und besonders wir Deutschen schlimme Erfahrungen gemacht haben und die wir mitsamt dem Personenkult endgültig überwunden haben möchten („Der Papst besitzt als Oberhaupt des Vatikanstaates die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.“, Artikel 1, Satz 1 des „Vatikanischen Grundgesetzes“, 2000).
[…] Sicher ist der Papst ein interessanter Redner, aber als Oberhaupt eines solchen Staates hat er unseren mehrheitlich demokratischen Abgeordneten nicht zu sagen. Auch die Ethik, die der Papst und der Heilige Stuhl vertreten, entspricht nicht unserer Lebenswirklichkeit und nicht den Grundsätzen unserer Verfassung, nämlich:

- Keine wirkliche Gleichheit aller Menschen vor seinem kirchlichen Gesetz.
- Keine rechtliche und soziale Gleichberechtigung von Mann und Frau.
- Diskriminierung von Geschiedenen, Wiederverheirateten und Homosexuellen.
- Widernatürliche Vorstellungen von Sexualität im säkularen und klerikalen Leben.
- Das päpstliche Kondomverbot zum Beispiel begünstigt die Verbreitung von schwersten Krankheiten und Seuchen und hat der globalen Volksgesundheit schon jetzt massiv geschadet.
- Die Zölibatspflicht widerspricht in ihrer Konsequenz unseren Guten Sitten.
- Keine individuelle Selbstbestimmung.
- Gehorsam statt Anstand und Gewissen: Ein Pfarrer, der die Mutter seines Kindes heiratet, wird entlassen und verliert seine Lebensgrundlage, aber ein Pfarrer, der Kinder missbraucht hat, wird beschützt und kann weiter Priester bleiben.

Eine solche Moral ist schädlich für ein Volk.
Und der Hauptvertreter dieser menschenverachtenden Moral darf im Bundestag sprechen?!
Grundrechte und Menschenrechte haben beim Papst einen anderen Stellenwert als in unserer Werteordnung.
Der Vatikan ist den entsprechenden völkerrechtlichen Verträgen (UNO- und Europäische Konvention) bis heute nicht beigetreten.
Der Umgang mit den Missbrauchsfällen durch die Kirche, das gezielte Verstecken der Täter und die Einschüchterung der Opfer zeigen deutlich die Missachtung unseres Staates und unserer Gesetze. Dafür trägt der Papst die Verantwortung.
Es ist ein schlimmer Affront für die Opfer dieses verbrecherischen Handelns, aber auch für jeden rechtschaffenen Bürger, wenn der Hauptverantwortliche für dieses kriminelle Verhalten der Kirche jetzt im Deutschen Bundestag reden darf.
Wie sollen wir das unseren Kindern erklären, wenn wir sie zu Anstand und Rechtstreue erziehen wollen? Was sollen die vielen Bürger, die gerade wegen dieses Papstes und seiner erschreckenden Moral aus der Kirche ausgetreten sind, von unseren Volksvertretern halten?


Auszüge aus dem Brief an die Bischöfe:

Wir sind der Meinung, dass unser Parlament ein ungeeigneter Ort für Papst Benedikt ist, zu den Deutschen zu sprechen. Er wird während seiner Deutschlandreise zahlreiche andere Gelegenheiten haben um seine Vorstellungen zu verbreiten.
Unser Staat und unsere Verfassung sind geprägt vom Grundsatz der Trennung von Staat und Religion; hier wäre der Papst gut beraten, wenn er diesen Grundsatz auch als Staatschef des Heiligen Stuhls berücksichtigen würde. Als Staatsgast hat Papst Benedikt zahlreiche Begegnungen mit Verantwortlichen in unserem Staat: mit der Kanzlerin, mit Ministern und Abgeordneten, mit hohen Beamten und sogar mit obersten Bundesrichtern. Wozu dann noch eine Ansprache an unsere Volksvertreter, fragen wir uns? […]


Auszüge aus dem Brief an den Nuntius:

Wir erinnern uns, dass Papst Benedikt schon einmal auf eine zugesagte Rede verzichtet hat (Universität Sapienzia, Rom), womit er klug gehandelt hat. Er hat den Protest der Professoren und Studenten ernst genommen und richtig verstanden.
Je näher der Termin seiner Rede in Berlin heranrückt umso lauter und zahlreicher werden auch in unserem Land die Proteste. Unter diesem Gesichtspunkt halten wir es für sinnvoll, dass der Hl. Vater und seine Berater über die Abhaltung dieser Rede nachdenken.
Was gedenkt er unseren Parlamentariern zu sagen?
Die dogmatische bzw. geoffenbarte Wahrheit des Hl. Stuhles ist eine andere als die unserer Rechtsordnung und unserer Lebenswirklichkeit; die Grundsätze unserer Verfassung decken sich weitgehend nicht mit den Vorstellungen des Vatikans.
Natürlich darf der Papst überall und auch hier in Deutschland über alles reden und seine Ideen verbreiten, dazu hat er in seinem pastoralen Besuchsprogramm vielfältige Möglichkeiten.
Wir sind allerdings der Meinung, dass er seine Missionierungs- und Reevangelisierungsbemühungen nicht in unserem Parlament abhalten sollte.
Deutschland ist ein säkularer Staat, der vom autokratischen Regierungssystem des Vatikans nichts lernen möchte.
Wir achten die Religionsfreiheit und treten für sie ein, unsere Verfassungen kennen diesen Begriff und diese Idee seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Er wurde gegen den Widerstand der katholischen Kirche durchgesetzt, weshalb wir der Meinung sind, dass der höchste Vertreter dieser Religion nun nicht vor unseren Parlamentariern seine Ideen ausbreiten sondern stattdessen unsere seit über 90 Jahren bestehende Trennung von Staat und Religion respektieren sollte. […]

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