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Donnerstag, 18. August 2011

In Rom drückt man gerne mal ein paar Augen zu.

Kürzlich hatte ich Gelegenheit mit einem klassischen Hamburger Unternehmer zu sprechen, der seinen kaufmännischen Familienbetrieb in sechster Generation führt.
Mittlerweile hat er in mehreren europäischen Städten Filialen und würde zu gerne, gewissermaßen als Krönung seiner Laufbahn, einen Shop in der Modehauptstadt Mailand oder der ewigen Stadt Rom aufmachen.
Diesen Plan hat er allerdings inzwischen begraben müssen, da er um die entsprechenden Konzessionen der Hersteller zu bekommen, eine ortsansässigen Laden der Branche aufkaufen müßte.
Natürlich gibt es eine Menge italienische Geschäftsinhaber, die ihre Läden verkaufen würden, aber es gibt leider keinen legalen Weg deren Warenlager zu übernehmen, da der Großteil ihres Sortiments nie in den Büchern auftaucht.
Es ist dort absolut üblich das Gros der Geschäfte unter der Theke abzuwickeln und lästige Nebensachen wie Umsatzsteuer und Gewerbesteuer zu umgehen.

Unser korrekter hanseatischer Geschäftsmann, der jedes Jahr von der Steuer geprüft wird und keinen Cent am Fiskus vorbeimogelt, kann sich gar nicht in Italien einkaufen, da er den italienischen Ladenbesitzer zunächst aus irgendwelche schwarzen Kassen auszahlen müßte, um dessen Waren zu übernehmen und dann aber immer noch vor dem Problem stünde die schwarzen Waren wieder legal in seine in Hamburg geführten Bücher zu bekommen.

Kurzum:
Für einen ehrbaren Hamburger Kaufmann, dessen Wort gilt (so was gibt es immer noch!) bleibt Italien verschlossen.
Diese Problematik ist so noch ein keinem anderen westeuropäischen Land aufgetreten.

In ihrem Ministerpräsidenten haben die Italiener das passende Vorbild für das Wirtschaften an der Legalität vorbei.
Ein Treppenwitz, daß es nun ausgerechnet Berlusconi ist, der aufgrund der Euro-Problematik anfängt rigider die Steuern einzutreiben.

Eine Guardia di Finanza, die durchgreift, war bisher im schönsten Land der Erde nicht unbedingt die Regel.

Beispiel Tourismus:

Die zwischen Fregene, Ostia und Nettuno überprüften Strandbäder geben fast die Hälfte ihrer Einkünfte nicht an. Irregulär beschäftigtes Personal, falsche Zahlen über vermietete Schirme und Liegen, fehlende Kassenbons an der Bar - vergangenes Jahr, schätzen die Behörden, sind so an den Stränden im Umkreis Roms fünf Millionen Euro an Steuern nicht entrichtet worden.
(SZ 18.08.11)

Und das meint nur die unmittelbare Umgebung von Rom!

Offiziell beläuft sich das Geschäft mit Strandbädern in ganz Italien jedes Jahr auf zwei Milliarden Euro. 25000 Strandpachten hat der Staat vergeben und bekommt dafür 97Millionen Euro im Jahr - 24,20Euro zahlen die Konzessionäre für jeden Längenmeter Strand. Fast genau so viel müssen Badegäste in Latium und Ligurien durchschnittlich für Schirm und Liegen ausgeben.
(SZ 18.08.11)

Der Guardia di Finanza mag es durchaus möglich sein mit manpower die Strandpächter zu überprüfen und gegebenenfalls abzumahnen.

Andere Brocken sind aber sehr viel größer.

Insbesondere natürlich die Mafia, die allein mit ihren Kerngeschäften Müllentsorgung, Sondermüllverschiffung und Schutzgelderpressung dreistellige Milliarden-Beträge im Jahr verdient.

Der gemeine Mafioso ist aber nicht besondere empfänglich für den Rat doch bitte schön in Zukunft ganz legal und korrekt abzurechnen.
Wer das ernsthaft einfordert, kann sehr schnell im Leichenschauhaus landen.

Allein in Sizilien ermordet die Cosa Nostra pro Tag durchschnittlich drei bis vier Menschen.
Die Camorra (rund um Neapel) oder die 'Ndrangheta (kalabrische Mafia) sind nicht zimperlicher.
Natürlich nicht.
Allein die 'Ndrangheta mit ihren rund 90 Familienclans (~ 7000 Mitglieder) setzt annähernd so viel um wie Italiens größter Konzern FIAT.

Die 'Ndrangheta kontrolliert in Europa das Geschäft mit Kokain und nimmt dabei laut Schätzungen von Experten etwa 44 Milliarden Euro pro Jahr ein, was etwa drei Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung entspricht.
(AFP, Reuters, 10.05.2009)

Es gibt natürlich in Italien Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die mutig gegen die kriminellen Großklans vorgehen.
Der Erfolg ist durchwachsen, weil sich die Mafia erstens unglaublich brutal wehrt und immer wieder ihre Verfolger einfach ermordet und andererseits die moralischen Autoritäten Italiens abgestumpft sind.
Politik und Kirchen sind Mafia-indolent.

Der Vatikan ist mit der Massenmord-Organisation sogar vielfach verstrickt.

Die Verbindungen des Vatikan-Finanzinstitutes IOR zu Mafia-Logen sind bekannt und dokumentiert.


"Die Priester waren immer Freunde, und sie halfen, wo sie konnten - gewöhnlichen Kriminellen ebenso wie echten Mafiosi."
(Francesco di Carlo, früherer Cosa Nostra-Boss des sizilianischen Ortes Altofonte)


Da sich die Mörderklans immer besonders katholisch geben, herrscht unter den Bischöfen wenig Lust sich mit ihnen anzulegen.
Wozu auch?
Die Mafia spendet der Kirche großzügig und Moral ist der Ratzinger-Organisation offensichtlich völlig egal, wie man am Umgang der Kurie mit Kinderfickern und Holocaustleugnern und rechtsextremen Revisionisten sehen kann.

Fast alle Mafiafamilien zeigen sich als strenggläubig, lassen sich taufen und besuchen jeden Sonntag die Messe. Manche beten, bevor sie morden. Beim Klerus differenziert Roberto Scarpinato, Generalstaatsanwalt und der bekannteste Mafiajäger Siziliens: "Es gab exponierte Mafia-Priester, wie Agostino Coppola, der im Geheimen den obersten Mafia-Boss Toto Riina und Ninetta Bagarella traute.
(WDR.de)

Die von David A. Yallop in seinem Buch „Im Namen Gottes?“ 1984 dokumentierten Zusammenhänge über die Ermordung Johannes Paul I. (1978), weil er offenbar vorhatte die Zusammenarbeit des Vatikans mit der Mafia (Stichworte Erzbischof Paul Marcinkus, Bankier Roberto Calvi (Banco Ambrosiano), P2-Logen-Chef Licio Gelli, dem Opus Dei und Financier Michele Sindona) offenzulegen, setze ich an dieser Stelle als bekannt voraus.

Wie der Vatikan heute mit der Mafia umgeht, kann mehr sehr schön an Enrico De Pedis (1954 - 1990) sehen.
Er war einer der Bosse der Bosse der Banda della Magliana, der Mafia von Rom.

Er mordete fleißig vor sich hin, war gut bekannt mit dem Christdemokraten Giulio Andreotti und dem Kurienkardinal Ugo Poletti, bevor er schließlich von rivalisierenden Mafiagruppen selbst ermordet wurde.

Aber auch noch nach seinem Tod, zeigte der Vatikan auf abenteuerliche Weise seine enge Verbindung zu Enrico De Pedis.

Der Mafia-Killer erhielt das extrem unübliche Privileg zwischen Kardinälen und Päpsten in der zum Vatikan gehörenden Basilika und Titularkirche Sant'Apollinare alle Terme beerdigt zu werden.



Sein Sarkophag ruht dort noch heute Seit an Seit mit den verstorbenen Stellvertretern Gottes auf Erden.

Im selben Jahr 1990 übergab Papst JP-II die berühmte Kirche aus dem 7. Jahrhundert an den Opus Dei.

Daß der Vatikan jemals einem der Zehntausenden Mordopfern der Mafia das Privileg angeboten hätte in einer Papst-Basilika bestattet zu werden, ist nicht bekannt.

Hier ist die ARD-Reportage

Ein Amen für die Mafia - Paten, Priester und der Vatikan

zu sehen.

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