TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 5. August 2011

Unser Augenblicks-Kanzler.

Ach ja, der Verbraucherschutz.
Klingt natürlich immer gut sich für Verbraucherschutz zu engagieren.

Aber oft kollidieren gesundheitliche Interessen des Konsumenten mit den finanziellen Interessen der Hersteller.
Im Zweifelsfall positioniert sich unsere heißgeliebte Regierung natürlich eindeutig - zu Lasten des Verbrauchers.
Zu Gunsten der Industrie.

Viele Jahre sperrte sich insbesondere die CSU dagegen wenigstens offen zu legen WER eigentlich Agrarsubventionen aus Brüssel bekommt.
Eine Lebensmittelampel, die dem Käufer auf einfache Weise anzeigen sollte wie hoch Fett- und Zuckergehalt in vermeidlichen „Light“-Produkten sind, verhinderte der zuständige Bundesminister Seehofer mit aller Kraft.

Insbesondere die Abneigung der Deutschen gegen Gen-Food brachte die Bundesregierung in Wallung. Die Vorstellung, daß Lebensmittelhersteller gentechnisch manipulierter Produkte als „gentechnisch manipuliert“ kennzeichnen müßten, lehnen CDU, CSU und FDP glatt ab.
Denn in ihrer Industrie-hörigen Weltsicht wäre das ein Wettbewerbsnachteil für die Genpanscher. Ihre Fressalien lägen wie Blei in den Regalen, wenn man wüßte was da drin ist.
Also wird der Verbraucher systematisch dumm gehalten, damit er das kauft, was er kaufen soll und nicht das was er kaufen will.

Den neuesten Schildbürgerstreich hat uns der amtierende Regierungschef Rösler beschert.
Da Merkel in Südtirol umherwandert, darf nämlich mal wieder ein FDP-Chef eine Kabinettssitzung leiten.
Wir erinnern uns an letztes Jahr, als Guido noch diese Rolle übernommen hatte und extra eine Urlaubskabinettssitzung einberief, die dann ganze 15 Minuten dauerte, um einmal im Leben Kanzler zu spielen.
Anschließend rief er sofort eine PK ein, auf der er 80 Minuten voller Pathos und Stolz davon berichtete, wie toll er das gemacht hätte.
Verglichen damit ist Rösler geradezu bescheiden aufgetreten - obwohl seine Amtszeit statt 15 Minuten sogar fast eine Stunde dauerte.
Aber es dürfte weltweit auch keinen Zweiten geben, der ein derartig aufgeblasenes Ego wie Guido Westerwelle hat.

Vizekanzler Rösler konnte sogar eine echte Entscheidung bekanntgeben - das ÖKO-Label für Autos soll ab dem 1. Dezember 2011 eingeführt werden.

Zusätzlich gebe eine "neue farbige CO2-Effizienzskala Auskunft darüber, wie effizient das Fahrzeug verglichen mit anderen Modellen der jeweiligen Klasse ist", sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Wie schon bei Kühlschränken üblich bekommen die Autos rote, gelbe oder grüne Schilder, um den Verbrauch zu beschreiben.
(Spon 03.08.2011)

Nun werden also Neuwagen von „A“ (sehr energiesparend) bis „G“ (Energieverschwender) klassifiziert.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nannte das neue Label eine "echte Hilfestellung" bei der Kaufentscheidung, die zu "mehr Wettbewerb zugunsten der Umwelt" beitrage. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) lobt das Label. Die Politik schaffe damit eine "verbrauchernahe und ökologisch wirksame Kennzeichnung", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.
(dpa 04.08.2011)

Nun betrachtet Europas mächtigster Lobbyist - PS-Puscher Matthias Wissmann (CDU) - die Ökologie in etwa so wohlwollend, wie Anders Breivik den Islam.
In Kombination mit einem zufriedenen FDP-Chef ahnt man schon was dieses ÖKO-Label für Autos taugt.
Nämlich nichts.

In der FDP-Welt ist nämlich ein 2,5-Tonnen Porsche Cayenne, eins der bevorzugten Autos der letzten verbliebenden FDP-Wähler, ökologisch besonders zu empfehlen und bekommt ein „A“, während Kleinstwagen mit einem Viertel des Benzinverbrauchs teilweise mit „D“ bewertet werden.
Die tonnenschweren SUVs (Sport Utility Vehicle) - Geländewagen wie die Q-Modelle von Audi (Q5,Q7 und jetzt Q3) VW Tiguan und Touareg, BMWs X-Baureihen (X1, X3, X5, X6), Mercedes M-Klasse oder Toyota Land Cruiser und RAV 4 - werfen nämlich mit Abstand den meisten Gewinn für die Autohersteller ab, während die sparsamen Kleinwagen mit 800 bis 900 kg Gewicht die Kassen der VDA-Finanziers von Daimler und BMW weit weniger klingeln lassen.

Nun bekommen die SUVs ein grünes Label als Kaufempfehlung und Kleinwagen ein böses Tiefrot zur Abschreckung.

Nach der neuen Verordnung werden die grünen Schilder für sparsame Autos nicht etwa an die Autos mit dem niedrigsten Verbrauch vergeben. Stattdessen führte das Ministerium eine komplizierte Rechenformel ein, die das Gewicht des Autos berücksichtigt. Das könnte dazu führen, dass etwa ein 2,5 Tonnen schwerer SUV ein grünes Schild bekommt, ein Kleinwagen von 900 Kilogramm aber rot, auch wenn er deutlich weniger als der SUV verbraucht. "Das ist eine Perversion der ursprünglichen Absicht", sagte Greenpeace-Experte Lohbeck.
[…] Der ADAC sieht das wie die Umweltschützer [..].
"Verbrauchsarme Kleinwagen werden vielfach als 'rot', große Pkw mit hohem Verbrauch als 'grün' gekennzeichnet", sagte Technikexperte Christian Buric. Nach Ansicht des ADAC verwirrt das die Verbraucher, die sparsame Autos kaufen wollen.

(Spon 03.08.2011)

Interessanterweise hat Rösler diesen Irrsinn nicht etwa heimlich ausgeklüngelt, sondern die abstrusen Vorgaben stammen schon von seinem Vorgänger Brüderle Leichtfuß und wurden bereits vor einem Jahr als völlig plemplem entlarvt.

Doch wenn man sich den vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegten Entwurf mit dem sperrigen Titel Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung genauer anschaut, kommt man ins Grübeln: Danach bekäme nämlich ein 2,5 Tonnen schwerer BMW ActiveHybrid X6, der 231 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstößt, ein halbwegs freundliches C, ein 875 Kilogramm leichter Citroën C1, der 106 Gramm CO₂ pro Kilometer emittiert, aber nur ein D; Dickschiffe wie der Porsche Cayenne S Hybrid (193 g/km) oder der Audi Q7 3.0 TDI (195 g/km) schafften beide ein beruhigendes B, während der kleine Toyota Aygo (106 g/km) mit einem D vorliebnehmen müsste – und der Smart mhd trotz Start-Stop-System (103 g/km) gar mit einem tiefroten E.
(DIE ZEIT 13.9.2010)

Genützt hat die Erkenntnis aber gar nichts.
FDP-Minister sind absolut beratungsresistent und setzen ihre industriehörige Lobbypolitik sogar besonders gern gegen jede Vernunft durch.

Ja, Umweltbewußtsein und Schwarzgelb - das passt nun einmal nicht zusammen.

Aber mit dieser Regelung hat sich Poschardts Privatgottheit Rösler selbst übertroffen - absurder geht’s nicht mehr.

2 Kommentare:

QuakediQuak hat gesagt…

"absurder geht’s nicht mehr."

Das Traurige ist doch, dass man, wenn man so was schreibt schon weiß, dass es nicht stimmt und Industrie und Politik sich immer noch was einfallen lassen.

Zum Thema Auto und Umwelt ist das hier immer noch mein Favorit:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-75376579.html

Besonders demaskierend, was die Konstruktion eines solchen Autos über unsere Leistungsträger aussagt. Man gibt offensichtlich lieber zusätzlich Geld für Benzin aus, einen sinnlosen Elektromotor durch die Gegend zu kutschieren, als adäquate Steuern für seinen Umweltberserker zu bezahlen.
Motto:
Ich will das größte Stück vom Kuchen und wenn es zu viel ist, dann schmei?' ich den Rest lieber in den Müll als was abzugeben.

Aber was soll amn sich noch drüber aufregen..?

Schöne Grüße

QuakediQuak

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@QQ


Als 2001 in Hamburg plötzlich die CDU mit SCHILL und der FDP das Regierungsruder übernahm, habe ich auch mal gedacht „dreister geht es nicht mehr“.
Die ganze Zeit im Wahlkampf hatte die CDU die Schulpolitik der vorherigen SPD angegriffen und behauptet sie würde 1000 Lehrer mehr einstellen.
Als sie dann tatsächlich an die Macht kamen, hatten sie dann nicht mal einen Senator für das Ressort. Erst nach langem Gezerre wurde Admiral Lange Schulsenator und statt 1000 neue Lehrer einzustellen, hat er 800 Lehrer GEFEUERT.
Was war ich damals noch naiv, als ich glaubte so eine Verarsche würde sich kaum wiederholen können….

Aber inzwischen sind ja wirklich alle Hemmungen gefallen.
Man kann entweder nur extrem zynisch werden oder die Politik komplett ignorieren. Alles andere führt dazu, daß man ernsthaft seine Gesundheit ruiniert.

Aber was soll man machen?
Heute habe ich länger mit einem Onkel von mir in NY telephoniert. Der ist allerdings DERARTIG verzweifelt über die politische Lage bei ihm, daß ich fast schon glaubte in Deutschland noch ganz zufrieden sein zu können.
Tja. Das ist aber auch das einzige, das noch hilft: Sich vorzustellen, man lebte zwischen Teebeutlern und Berlusconi-Wählern oder Geert Wilders-Fans.
Dann kann man sich minutenweise in der Illusion wiegen, hier in Deutschland nicht am allerschlimmsten dran zu sein…..
Nützt aber auch nicht wirklich was.

LGT