Sonntag, 15. August 2010
Abgekoppelt
Heute, da mein Zähler die 100.000 übersprungen hat - Danke, liebe LESER!!!! - komme ich mal kurz auf eins meiner Lieblingsthemen zu sprechen:
Wieso sind die Leute alle so doof?
Warum kreuzen sie eifrig bei Wahlen Guidos FDP an, weshalb lesen sie BILD statt SZ, warum zahlen sie freiwillig 9 Milliarden Euro Mitgliedsbeitrag für die Kirchen, weshalb setzten sie immer wieder auf militärische und gewalttätige Lösungen, wieso gucken sie alle Trash-TV und interessieren sich für nichts?
Eine einzige Antwort auf die Fragen gibt es natürlich nicht; vielmehr ein mannigfaches Ursachenbündel aus teils grundlegenden und teils akuten Problemen.
Die psychische Grundstruktur des Homo Sapiens ist zu nennen.
Wir sind eben auch von unseren biologischen Urtrieben bestimmt, interessieren uns manisch für Genweitergabe (vulgo Sex) und Nahrungsaufnahme.
Der kollektive Intellekt hat zwar die Erkenntnisse gebracht, daß unser Leben und unsere Ressourcen endlich sind, aber das kollidiert mit unserer „mehr-mehr-mehr und mir das meiste“-Programmierung, so daß massiv verdrängt werden muß.
Auf der akuten Ebene des Problems steht die offenbar auch gewollte Verblödung zumindest einiger Bevölkerungsschichten.
Ein Herr Scheuerle kämpft zusammen mit der Hamburger FDP aktiv dafür, die Pfründe der Brut seiner Klientel gegen das gefürchtete „akademische Proletariat“ abzuschotten.
Nur weil ein Arbeiterkind haargenau die gleiche Hochschulqualifikation wie der Sproß eines Elbvorortsmillionärs erreicht hat, soll er noch lange nicht um dieselben gutdotierten Posten und Pöstchen konkurrieren dürfen.
Auf der größeren politischen Ebene sieht es ähnlich düster aus - Deutschland sucht sein ökonomisches Heil im Billiglohndasein.
Der Kampf um die Köpfe, die Konkurrenz der Ideen hat man offenbar schon aufgegeben und will nun mit Niedriglohnnationen der dritten Welt mithalten.
Anders ist es nicht zu erklären, daß der Bund bei explodierenden Unternehmergewinnen 50 Milliarden Euro für Lohn-Aufstocker bezahlt.
Millionen Menschen arbeiten hart und verdienen dennoch so wenig, daß sie noch unter dem Hartz-IV-Satz liegen, der sogar von CDU’lern als so niedrig angesehen wird, daß er demnächst erhöht werden dürfte.
Wir haben uns Politiker zurecht gewählt, die unfähig sind Grundschulen, Kindergärten und Jugendämter so auszustatten, daß ein halbwegs angemessener Betrieb möglich ist, während Hoteliers oder Atomindustrie gestopft werden.
Das selbst ernannte Land der Dichter und Denker, der Tüftler und Techniker, der Erfinder und Erklärer, leistet es sich jedes Jahr an die 100.000 Jugendliche gänzlich ohne Schulabschluß ins Leben zu entlassen und darüber hinaus zahlreiche Sonder-, Förder- und Hauptschüler (vulgo „Restschüler“, früh selektierte) zu produziere, die de facto auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben.
Früher hätte ich an dieser Stelle nun die vier Millionen Analphabeten erwähnt, 6,75 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands, die nach gängiger Meinung unter den 80 Millionen Deutschen zu finden sind.
Inzwischen habe ich von Charlotte Frank in der SZ gelernt, daß diese Zahl weit untertrieben sein dürfte.
Im März 2010 hatte sie sich schon einmal des Themas angenommen und nannte damals die stets kursierende Zahl:
„….denn mindestens vier Millionen Erwachsene in Deutschland, sechs Prozent der Bevölkerung, können nicht lesen oder schreiben. "Und das sind noch vorsichtige Schätzungen", sagt Timm Helten, Projektleiter beim Bundesverband für Alphabetisierung.“
(Suedeutsche.de 18.03.2010)
Nun verweist die SZ-Autorin auf neuere Studien, wie sie unter anderem die Hamburger Professorin für Erwachsenenbildung Anke Grotlüschen erarbeitet.
Während Länder wie Frankreich und England seit Jahren mit aussagekräftigen Daten das Problem Analphabetismus angehen, wird in Deutschland kaum darüber geredet. 'Im Land der Dichter und Denker darf es das wohl nicht geben', sagt Anke Grotlüschen.
(SZ, 14.08.10)
Im Februar 2011 wird die Studie der Uni Hamburg fertig sein, aber schon jetzt kann Grotlüschen eine Horrorzahl nennen.
Vermutlich 9,5 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten.
Das heißt, sie erkennen zwar einzelne Buchstaben, können aber nur bekannte Worte mühsam entziffern, so gut wie gar nicht schreiben und scheitern vor ganzen Sätzen.
Man braucht eine Menge Intelligenz, um sich dieses Problem im Alltag nicht anmerken zu lassen, stets Ausreden parat zu haben (Brille vergessen, Hand verletzt,…) und sich ohne Email, SMS, Fahrplan, Zeitung, Straßenschilder etc durchs Leben zu kämpfen.
Wie kann das angehen?
Wie kann Deutschland sich 15 - 20 % funktionale Analphabeten leisten, wie konnten die alle unser Schulsystem passieren?
Bei der Ursachenforschung verweist Frank auf die Berliner Psychologin Ute Jaehn-Niesert, die Expertin auf diesem Gebiet ist.
Wenn sie über die spricht, beschreibt sie eine Welt ohne Bücher und Briefe; eine Welt, in der Bildung einen geringeren Stellenwert hat als das tägliche Fernsehprogramm. 'Die Betroffenen haben von ihren Eltern nie gelernt, dass Lesen und Schreiben wichtig sind', sagt Jaehn-Niesert. Sie haben oft nicht mal gelernt, dass sie selbst wichtig sind. Analphabetismus trifft vor allem Menschen, die schon als Kinder wegen ihrer schlechten Sprachentwicklung auffallen - oft, weil in den Familien schlicht zu wenig gesprochen wird. Weil es Probleme gibt, Armut oder Arbeitslosigkeit oder Gewalt. Oder alles zusammen. Sorgen, die sprachlos machen. Die Lehrer allein aber können das nicht alles abfangen, und so brechen jährlich 70000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss ab. Sie sind besonders gefährdet. Aber gerade Jüngere, die noch leicht lernen, kommen zu selten in die Abendkurse. 'Die negative Schulerfahrung ist zu frisch', sagt Ute Jaehn-Niesert.
(SZ, 14.08.10)
Offenbar ist das deutsche Bildungssystem tatsächlich so miserabel, wie es all die internationalen Studien ständig diagnostizieren.
Statt Betreuung und individueller Förderung setzen immer noch die allermeisten Bundesländer - inklusive Superkatholin Anette Schavan - auf schulisches Downsizing, also die permanente Selektion nach unten.
Wer nicht mitkommt, wird peu à peu aussortiert.
Gymnasium, Realschule, Hauptschule, Förderschule, Sonderschule - abwärts geht es immer.
Man hilft den Kindern nicht.
Lieber versetzt man ihnen noch zusätzlich einen Schlag in die Magengrube; macht ihnen auch äußerlich deutlich, daß sie nichts taugen und nimmt ihnen jede Motivation.
CDU, CSU und FDP haben alles getan, um diese unfassbare Spirale der Verdummung weiter zu verstärken:
Es gibt nun Herdprämien für die bildungsfernen und prekären Kinder, damit sie auch ganz bestimmt von jeder Bildung abgeschottet bleiben.
Es fehlen mir die Superlative, um zu beschreiben, was ich von dieser Art der „bürgerlichen Politik“ halte.
Wieso sind die Leute alle so doof?
Warum kreuzen sie eifrig bei Wahlen Guidos FDP an, weshalb lesen sie BILD statt SZ, warum zahlen sie freiwillig 9 Milliarden Euro Mitgliedsbeitrag für die Kirchen, weshalb setzten sie immer wieder auf militärische und gewalttätige Lösungen, wieso gucken sie alle Trash-TV und interessieren sich für nichts?
Eine einzige Antwort auf die Fragen gibt es natürlich nicht; vielmehr ein mannigfaches Ursachenbündel aus teils grundlegenden und teils akuten Problemen.
Die psychische Grundstruktur des Homo Sapiens ist zu nennen.
Wir sind eben auch von unseren biologischen Urtrieben bestimmt, interessieren uns manisch für Genweitergabe (vulgo Sex) und Nahrungsaufnahme.
Der kollektive Intellekt hat zwar die Erkenntnisse gebracht, daß unser Leben und unsere Ressourcen endlich sind, aber das kollidiert mit unserer „mehr-mehr-mehr und mir das meiste“-Programmierung, so daß massiv verdrängt werden muß.
Auf der akuten Ebene des Problems steht die offenbar auch gewollte Verblödung zumindest einiger Bevölkerungsschichten.
Ein Herr Scheuerle kämpft zusammen mit der Hamburger FDP aktiv dafür, die Pfründe der Brut seiner Klientel gegen das gefürchtete „akademische Proletariat“ abzuschotten.
Nur weil ein Arbeiterkind haargenau die gleiche Hochschulqualifikation wie der Sproß eines Elbvorortsmillionärs erreicht hat, soll er noch lange nicht um dieselben gutdotierten Posten und Pöstchen konkurrieren dürfen.
Auf der größeren politischen Ebene sieht es ähnlich düster aus - Deutschland sucht sein ökonomisches Heil im Billiglohndasein.
Der Kampf um die Köpfe, die Konkurrenz der Ideen hat man offenbar schon aufgegeben und will nun mit Niedriglohnnationen der dritten Welt mithalten.
Anders ist es nicht zu erklären, daß der Bund bei explodierenden Unternehmergewinnen 50 Milliarden Euro für Lohn-Aufstocker bezahlt.
Millionen Menschen arbeiten hart und verdienen dennoch so wenig, daß sie noch unter dem Hartz-IV-Satz liegen, der sogar von CDU’lern als so niedrig angesehen wird, daß er demnächst erhöht werden dürfte.
Wir haben uns Politiker zurecht gewählt, die unfähig sind Grundschulen, Kindergärten und Jugendämter so auszustatten, daß ein halbwegs angemessener Betrieb möglich ist, während Hoteliers oder Atomindustrie gestopft werden.
Das selbst ernannte Land der Dichter und Denker, der Tüftler und Techniker, der Erfinder und Erklärer, leistet es sich jedes Jahr an die 100.000 Jugendliche gänzlich ohne Schulabschluß ins Leben zu entlassen und darüber hinaus zahlreiche Sonder-, Förder- und Hauptschüler (vulgo „Restschüler“, früh selektierte) zu produziere, die de facto auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben.
Früher hätte ich an dieser Stelle nun die vier Millionen Analphabeten erwähnt, 6,75 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands, die nach gängiger Meinung unter den 80 Millionen Deutschen zu finden sind.
Inzwischen habe ich von Charlotte Frank in der SZ gelernt, daß diese Zahl weit untertrieben sein dürfte.
Im März 2010 hatte sie sich schon einmal des Themas angenommen und nannte damals die stets kursierende Zahl:
„….denn mindestens vier Millionen Erwachsene in Deutschland, sechs Prozent der Bevölkerung, können nicht lesen oder schreiben. "Und das sind noch vorsichtige Schätzungen", sagt Timm Helten, Projektleiter beim Bundesverband für Alphabetisierung.“
(Suedeutsche.de 18.03.2010)
Nun verweist die SZ-Autorin auf neuere Studien, wie sie unter anderem die Hamburger Professorin für Erwachsenenbildung Anke Grotlüschen erarbeitet.
Während Länder wie Frankreich und England seit Jahren mit aussagekräftigen Daten das Problem Analphabetismus angehen, wird in Deutschland kaum darüber geredet. 'Im Land der Dichter und Denker darf es das wohl nicht geben', sagt Anke Grotlüschen.
(SZ, 14.08.10)
Im Februar 2011 wird die Studie der Uni Hamburg fertig sein, aber schon jetzt kann Grotlüschen eine Horrorzahl nennen.
Vermutlich 9,5 Millionen erwachsene Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten.
Das heißt, sie erkennen zwar einzelne Buchstaben, können aber nur bekannte Worte mühsam entziffern, so gut wie gar nicht schreiben und scheitern vor ganzen Sätzen.
Man braucht eine Menge Intelligenz, um sich dieses Problem im Alltag nicht anmerken zu lassen, stets Ausreden parat zu haben (Brille vergessen, Hand verletzt,…) und sich ohne Email, SMS, Fahrplan, Zeitung, Straßenschilder etc durchs Leben zu kämpfen.
Wie kann das angehen?
Wie kann Deutschland sich 15 - 20 % funktionale Analphabeten leisten, wie konnten die alle unser Schulsystem passieren?
Bei der Ursachenforschung verweist Frank auf die Berliner Psychologin Ute Jaehn-Niesert, die Expertin auf diesem Gebiet ist.
Wenn sie über die spricht, beschreibt sie eine Welt ohne Bücher und Briefe; eine Welt, in der Bildung einen geringeren Stellenwert hat als das tägliche Fernsehprogramm. 'Die Betroffenen haben von ihren Eltern nie gelernt, dass Lesen und Schreiben wichtig sind', sagt Jaehn-Niesert. Sie haben oft nicht mal gelernt, dass sie selbst wichtig sind. Analphabetismus trifft vor allem Menschen, die schon als Kinder wegen ihrer schlechten Sprachentwicklung auffallen - oft, weil in den Familien schlicht zu wenig gesprochen wird. Weil es Probleme gibt, Armut oder Arbeitslosigkeit oder Gewalt. Oder alles zusammen. Sorgen, die sprachlos machen. Die Lehrer allein aber können das nicht alles abfangen, und so brechen jährlich 70000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss ab. Sie sind besonders gefährdet. Aber gerade Jüngere, die noch leicht lernen, kommen zu selten in die Abendkurse. 'Die negative Schulerfahrung ist zu frisch', sagt Ute Jaehn-Niesert.
(SZ, 14.08.10)
Offenbar ist das deutsche Bildungssystem tatsächlich so miserabel, wie es all die internationalen Studien ständig diagnostizieren.
Statt Betreuung und individueller Förderung setzen immer noch die allermeisten Bundesländer - inklusive Superkatholin Anette Schavan - auf schulisches Downsizing, also die permanente Selektion nach unten.
Wer nicht mitkommt, wird peu à peu aussortiert.
Gymnasium, Realschule, Hauptschule, Förderschule, Sonderschule - abwärts geht es immer.
Man hilft den Kindern nicht.
Lieber versetzt man ihnen noch zusätzlich einen Schlag in die Magengrube; macht ihnen auch äußerlich deutlich, daß sie nichts taugen und nimmt ihnen jede Motivation.
CDU, CSU und FDP haben alles getan, um diese unfassbare Spirale der Verdummung weiter zu verstärken:
Es gibt nun Herdprämien für die bildungsfernen und prekären Kinder, damit sie auch ganz bestimmt von jeder Bildung abgeschottet bleiben.
Es fehlen mir die Superlative, um zu beschreiben, was ich von dieser Art der „bürgerlichen Politik“ halte.
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2 Kommentare:
Danke, das mit den Gründen für funktionalen Analphabetismus ist gut beschrieben. Leider gab es das früher auch, nur verborgener. Um die Sonderschüler wurde wenig Geschrei gemacht.
Da war auch so manches Kind aus dem Mittelstand darunter, das den Familienkram nicht aushielt. Inzwischen fällt es eben mehr auf, auch durch das Hartz IV - Theater, und die Hetze gegen die Menschen, die davon betroffen sind.
Schade, dass es so ist, und nicht jeder Mensch kann davon befreit werden, wenn er eine Lernschwäche aus irgendwelchen Gründen hat. Das ist aber noch lange kein Grund, diese Leute pauschal zu diskriminieren, wie es durch unsere Politiker vorgeführt wird. Die wahren Verblödeten sind aber jene, die samt Bildung den Regierenden alles glauben, was sie behaupten.
@ Desparada-News - „früher“ fiel Analphabetismus auch weniger auf, weil es mehr Nischen gab - also berufe, die durchaus angesehen waren, in denen man ohne lesen und schreiben zu können, sein Auskommen hatte.
In unserer hochkommunikativen und durchtechnisierten Welt der Computer, i-Pods und Pads, pop-ups, apps und MMS‘ und SMS‘ etc ist es aber natürlich sehr viel schwieriger sich als Analphabet in die Gesellschaft zu integrieren.
Man fällt eben noch viel schneller auf.
Gleichzeitig wird an den unteren sozialen Schichten, den tatsächlich „Bildungsfernen“ zu viel gespart. Die Chancen da raus zu kommen sind viel geringer und weite Kreise sind vollkommen desillusioniert.
Natürlich auch, wie les sehr viel mehr Möglichkeiten gibt sich mit trash-TV und ähnlichem abzulenken.
Wie schrieb der von mir gehasste G. Steingart einst:
….Der heutige Prolet ist ärmer dran als sein Vorgänger zu Beginn des Industriezeitalters, obwohl es ihm besser geht. Er hungert nicht, er haust im Trockenen, er wird von keiner Seuche dahingerafft, er besitzt sogar deutlich mehr Geld. […]
Der Arme von gestern war das Subjekt der Geschichte, wie man im Rückblick ohne Übertreibung feststellen darf. Der moderne Arme im vereinten Europa ist bisher nicht viel mehr als das Opfer der Verhältnisse. Sein Vorgänger stand am Rand der Gesellschaft, er steht außerhalb.
[….]
Der neue Prolet schaut den halben Tag fern, weshalb die TV-Macher bereits von "Unterschichtenfernsehen" sprechen. Er isst viel und fettig, er raucht und trinkt gern. Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols. Er ist kinderreich und in seinen familiären Bindungen eher instabil. Er wählt am Wahltag aus Protest die Linken oder die Rechten, zuweilen wechselt er schnell hintereinander.
[…]
Der neue Arme ist kein Wiedergänger des alten. Vor allem an seinem mangelnden Bildungsinteresse erkennen wir den Unterschied. Er besitzt keine Bildung, aber er strebt ihr auch nicht entgegen. Anders als der Prolet des beginnenden Industriezeitalters, der sich in Arbeitervereinen organisierte, die zugleich oft Arbeiterbildungsvereine waren, scheint es, als habe das neuzeitliche Mitglied der Unterschicht sich selbst abgeschrieben.
Selbst für seine Kinder unternimmt er keine allzu großen Anstrengungen, die Tür in Richtung Zukunft aufzustoßen. Ihre Spracherziehung ist so schlecht wie ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Der Analphabetismus wächst im gleichen Maß, wie die Chancen auf Integration der Deklassierten schrumpfen. Die Amerikaner sprechen in der ihnen eigenen Direktheit von "white trash", weißem Müll.
(aus „Die neuen Proleten“ 2006.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-436351,00.html )
LGT
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