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Dienstag, 3. August 2010

Wer früher stirbt, ist länger tot.

Es gibt kaum zwei Dinge, die man nicht in einen statistischen Zusammenhang bringen könnte.
Daher sind wir fasziniert von Umfrageergebnissen und haben lustige Standartwitzchen dazu parat: „Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst gefälscht hast“.

Zu offensichtlich ist es, daß bei politischen Umfragen durch die Art der Fragestellung, den Ton des Interviewers und die genau Formulierung die Antworten in die gewünschte Richtung manipuliert werden können.
In von der CDU in Auftrag gegebenen Allensbachumfragen schneidet die Union in der Sonntagsfrage stets besser ab, als bei von der SPD bezahlten Infratest-Umfragen.

Umfragen sind dennoch aussagekräftig - sofern man die genaue Fragemethodik kennt, die Datenbasis beurteilen kann und das Gesamtergebnis genau liest.
Der laxe Umgang mit den Daten macht die Umfragen so unseriös.

Aber auch Akademiker, die es besser wissen sollten, machen sich oft nicht die Mühe Studien genau zu lesen.

Es gibt Beispiele von Medikamenten, über die plötzlich Meldungen der Art „Krebsrisiko verdoppelt!“ durch alle Welt geistern. Daraufhin setzen Myriaden Patienten in Panik versetzt das Medikament ab und sterben zu Dutzenden an der Primärerkrankung, gegen die die Pille eigentlich eingesetzt war.
Beim genauen Betrachten der Studie stellt man dann fest, daß das Krebsrisiko minimal war - bei 10.000 Testpersonen haben aber zwei statt vorher einer Person eine Krebserkrankung entwickelt. Eine Nebenwirkung tritt nun also doppelt so stark auf - ist aber insgesamt marginal.
Daraus wird dann hoppladihopp die Meldung „Krebsrisiko steigt um 100%!“

Studien, Umfragen oder Gutachten, die sich mit unserem eigenen Tod beschäftigen, sind natürlicherweise immer für eine hysterische Reaktion gut.

Wer hört schon gerne, daß er sich in tödlicher Gefahr befindet?
Es liegt ion der Natur des Menschen, daß er bei dem Thema nicht mit Ratio glänzt.

Eigentlich kann man gar nichts mehr tun, ginge es nach den Gefahren, vor denen ständig gewarnt wird. Acrylamid in Pommes, Erdstrahlen, schlecht gewartete Flugzeuge, UV-Strahlung, Blei in Wasserrohren, Killerkeime in Krankenhäusern - wer blickt da noch durch und kann die echten Risiken raus filtern?
Glücklicherweise muß man das auch nicht, da die Menschen mit einer zweiten Fähigkeit beeindrucken - verdrängen und vergessen.

Die Endlichkeit des eigenen Lebens wird besonders nachhaltig verdrängt.
Keiner möchte an Schläuchen und Kabeln angeschlossen im Krankenhaus enden.
90% sterben aber genau so.
Statt vorzusorgen - entweder mit Patientenverfügungen oder rechtzeitigem Suizid - läßt es die Majorität einfach auf sich zu kommen.

Menschen tabuisieren ihren eigenen Tod.

Als ich vor vielen, vielen Jahren einen Vertrag mit einem Bestattungsinstitut machte, erntete ich fast nur Unverständnis.
„Dazu bist Du doch viel zu jung!“
Als ob ein bestimmtes Alter immun gegen den Tod machte. Dazu genügt ein Blick auf die obituaries in der Tageszeitung: es gibt sie, die herabfallenden Ziegelsteine und tödlichen Unfälle aller Art.

Es fasziniert mich, daß ausgerechnet die einzige absolute Gewissheit des Lebens, die 100%-Garantie des eigenen Todes, so wenig bewußt wahrgenommen wird.


Wer erinnerte sich nicht an das Unwort des Jahres 1998; sozialverträgliches Frühableben; das Ärztekammerpäsident Karsten Vilmar formulierte?

Die lästigen Dementen und sonstigen Pflegefälle halten sich eine Dekade später immer noch nicht an diese Devise, obwohl man von Regierungsseite her alles tut, um sie diesbezüglich zu lenken.

Vilmar aber wurde dieses Stigma nie wieder los. So redet man nicht.

Interessanterweise ist das „sozialverträgliche Frühableben“ schon Realität.

Der Schlüsselbegriff der besten Umfragen ist nämlich „Geld“.

Die Zusammenhänge sind allesamt lange bekannt und werden nicht nur so hingenommen, sondern sogar weiter gefördert.

Arme sind dümmer, essen ungesünder, bilden ihre Kinder schlechter aus.
Wer arm ist, wächst sogar weniger*.
Arme sind kränker und da wundert es wenig, daß Arme auch früher sterben und somit sozialverträglich schneller aus der staatlichen Versorgung abtreten als ihre reichen Mitbürger.
Dieser Effekt ist sogar recht ausgeprägt - wohlhabende Frauen bekommen gleich drei Jahre mehr Lebenszeit, als Hartzlerinnen.

Frauen mit hohem «Arbeitseinkommen» haben im Durchschnitt eine deutlich höhere Lebenserwartung als die mit niedrigem Einkommen. Das haben Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden.
Ihre Studie wurde am Dienstag (3. August) veröffentlicht. «Frauen, die zu den oberen zehn Prozent der Verdiener gehören, leben etwa drei Jahre länger als Frauen aus den niedrigsten zehn Prozent», sagte der Autor der Studie, Friedrich Breyer.

(dpa)

Dumm für die Armen ist natürlich, daß man reich sein muß, um reicher zu werden.

Die soziale Schere klafft immer extremer auseinander.
6,55 Millionen Menschen in Deutschland haben nur noch Minieinkommen.
Ca zwei Millionen Deutsche verdienen sogar weniger als die Hartz-Sätze und stocken auf.

Die Mittelschicht schrumpft und die Vermögen der obersten zehn Prozent steigen rasant an.

Die Deutsche Realität ist folgende:

Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.



*Pro Zentimeter mehr Körpergröße steigt das Einkommen um 0,6 % (u.a. DIW-Studie), oder gar 1,75 % (Archives of Disease in Childhood).
Man fragt sich, ob die Hamburger das höchste Prokopfeinkommen in Deutschland haben, weil sie so groß sind, oder ob sie so lang gewachsen sind, weil sie so reich sind.

Ökonomen benutzen diesen Zusammenhang übrigens schon länger als Indikator für den Wohlstand einer Nation:
Je größer die durchschnittliche Körperlänge, desto gesünder die Ökonomie. John Komlos definierte den Begriff „Anthropometrische Geschichte“, die unter anderem auf Studien des Wirtschaftsnobelpreisträgers Robert William Fogel basiert. Demnach betrachtet man die Körpergröße als wesentliches Maß für den biologischen Lebensstandard und die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes.
Das Einkommen direkt zu mitteln führt oft aufgrund der enormen Heterogenität zu keinen aussagekräftigen Ergebnissen.
Siehe die zwergigen Amis, die ein hohes Durchschnittseinkommen haben, weil Buffet, Gates und Co Millionen Habenichtse kompensieren können.
Mittelt man aber die Körpergröße können ein paar Superreiche kaum Einfluss auf die Statistik haben.

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