TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 6. August 2010

Dumm, dümmer, deutsch.

Es gibt Meldungen, die kommen in Zyklen.
Sie bauen sich regelmäßig immer auf, werden besorgt zur Kenntnis genommen und wieder verdrängt.
PISA-Keulen zum Beispiel oder OECD-Alarm, weil kein europäisches Land seine Bildung so vernachlässigt wie Deutschland.
Nun ja, schön ist die allgemeine Verdummung der jungen Generation Deutschlands zwar nicht, aber andererseits ist das auch offenbar nicht so dramatisch, als daß Parteien unterstützt würden, die das Bildungsabbausystem in Deutschland verändern und aus der Föderal-Lethargie befreien wollten.

Im Gegenteil - mit der Kanzlerschaft Merkels wurde der rotgrüne Versuch dem Bund mehr Macht bei Bildungsfragen einzuräumen nachhaltig abgeblockt.

Die sogenannte „Föderalismusreform“ vertiefte die Bildungsmisere, zog den deutschen Schülern endgültig die Eselsmütze auf.

Noch so eine Meldung, die immer wieder kommt, ist die dramatische Warnung des Philologenverbandes vor dem Lehrermangel.
Die letzten Jahre mit einer übergroßen CDU-Mehrheit in der KMK und zu allem Übel auch noch mit einer faktisch vakanten Stelle des Bundesbildungsministers haben den Alarmismus erwartungsgemäß verschärft.
Inzwischen ist ein absoluter Rekord erreicht: An den Schulen fehlen 45.000 Pädagogen.
Politiker, die ein Gehirn zwischen den Ohren haben, könnten daraus die Konsequenz ziehen, daß man offensichtlich mehr Lehrer ausbilden und einstellen muß.
Nicht so die CDU-geführten Länder - hier werden Hilfslehrer - Rentner oder Hausfrauen zum Beispiel - eingesetzt, die Schulklassen beaufsichtigen. Allein 500 Förster haben in Bayern aushilfsweise Biologieunterricht gegeben.
Das Zeittotschlagen schönt die Schulstundenausfall-Statistiken, hat aber mit Unterricht wenig zu tun.
Wozu auch - offenbar ist ein verdummtes Wahlvolk erwünscht und die Facharbeiter, Ingenieure und sonstigen Akademiker, die uns in Deutschland dringend fehlen, sollen zukünftig - möglicherweise- vielleicht - eventuelle - importiert werden.

Ein bißchen fraglich ist die Methode schon - denn das hätten wir längst haben können, als das Zuwanderungsgesetz diskutiert wurde.
Bekanntlich scheiterte eine Regelung, die hochgebildete Spezialisten nach Deutschland gelassen hätte ebenfalls an der CDU.

Stattdessen beschreitet die Bundesrepublik nun den gegenteiligen Weg.

Wer flexibel, hochqualifiziert und intelligent ist, wird aus dem Land getrieben:

Deutschland verliert jedes Jahr mehrere Milliarden Euro durch die Auswanderung von Fachkräften. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR) und des Ifo-Instituts, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind seit 2003 mehr als 180 000 Deutsche - nach Abzug der Rückkehrer - in andere Industriestaaten ausgewandert. Allein 2008 hätten mehr als 3000 Ärzte das Land verlassen. Die Auswanderer seien in der Regel "gut qualifiziert, flexibel, risiko- und leistungsbereit", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Klaus J. Bade.
(SZ; 27. Mai 2009)

Sogenannte Bildungsinländer, also Migranten oder Deutsche mit ausländisch klingenden Namen, die in Deutschland Abitur gemacht haben und ein Studium abgeschlossen haben, werden nicht eingestellt.
Immer wieder zeigen Blind-Teste bei Bewerbungen, daß Firmen bei identischen Bewerbungen denjenigen, der Öztürk heißt „grundlos“ ablehnen.

In Istanbul gibt es inzwischen eine breite Schicht von in Deutschland aufgewachsenen Ingenieuren, Ärzten und Architekten, die eigentlich nie vorhatten nach der Uni Deutschland zu verlassen, aber gewissermaßen in die Ferne getrieben wurden, weil sie hier niemand einstellen wollte.

Am ökonomisch boomenden Bosporus werden die Hochqualifizierten Deutschtürken mit Kusshand genommen und tragen überproportional zum türkischen Wirtschaftsboom bei.

Die Deutsche Politik treibt also Hochqualifizierte aus dem Land und sorgt durch desaströse Bildungschancen und Herdprämie dafür, daß die ohnehin in „prekären Verhältnissen Lebenden“, die sogenannten „bildungsfernen Schichten“, sich überproportional vermehren.

So handeln Schavan und die Bundesregierung, so handeln aber auch die meisten Bundesländer, wie ich vorgestern schon am Beispiel Hamburgs erwähnte.

Trotz großer Haushaltsprobleme hat Hamburg seinen Verwaltungsapparat in den vergangenen Jahren enorm ausgebaut. Von Ende 2007 bis Ende 2009 stieg der Personalbestand um rund 2000 auf gut 65 000 Mitarbeiter.
[…] Der kräftige Personalzuwachs geht vor allem auf die Einstellung von Bürokräften (plus 808 in zwei Jahren) und leitenden Verwaltungsfachleuten (plus 572) zurück. Die Zahl der Polizeivollzugsbeamten sank hingegen im gleichen Zeitraum um 198. Auch die Zahl der Hochschullehrer ging in den Jahren 2008 und 2009 um 90 zurück.

Sicherheit und Bildung wird reduziert, dafür die Binnenverwaltung und Bürokratie opulent ausgeweitet.

Bravo.

Auch so eine ewig wiederkehrende Meldung - Politiker, die den schlanken Staat propagieren und Bürokratie abbauen wollen.
Getan wird aber das Gegenteil.

Zurück zum Philologenverband - die Damen und Herren sind verständlicherweise ob der tauben Ohren auf die sie stoßen, recht ungehalten.

Die MINT-Fächer sind das Problem. Es gibt zu wenige Lehrer für sie - also für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 30.000 fehlen, um genau zu sein. "Die Naturwissenschaften bereiten uns schon seit Jahren Sorge", sagt der Vorsitzende des Lehrerverbandes, Hans-Peter Meidinger zu stern.de, doch so groß wie jetzt sei der Lehrermangel noch nie gewesen.
[…] Viele Vorschläge, nichts Innovatives, vor allem aber keine Lösungen: Jahr für Jahr, pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres, diskutieren Deutschlands führende Pädagogen über die Probleme im System. Die Politik gelobt Besserung, handelt aber nicht.
(Stern, 06.08.10)

Meiner Ansicht nach handelt es sich hierbei um ein Zukunftsproblem, das man gar nicht ernst genug nehmen kann.
Die Presse sollte das massiv aufgreifen und „der Politik“ die Hölle heiß machen.

Es kann ja wohl nicht sein, daß ein rohstoffarmes Exportland wie Deutschland systematisch seine Bevölkerung verdummt.

Stattdessen wird aber lieber über Bohlen neue DSDS-Jury und natürlich Loddas gefühlte 100. Scheidung berichtet.

Aber genau wie die „bürgerlichen Parteien“ offensichtlich aus wahltaktischen Überlegungen nicht allzu viele gebildete Wähler wünschen, rekrutieren auch Springer und Co ihre Leser unter den Verblödeten.
Anders ist es nicht zu erklären, daß im Abendblatt-Leitartikel von Ludger Fertmann am 3. August 2010 über den Niedersächsischen Landeshaushalt die neue CDU-Hoffnung David McAllister wie folgt kritisiert wurde:

Auch wenn es unpopulär ist: Angesichts deutlich rückläufiger Schülerzahlen wäre eine maßvolle Streichung von Lehrerstellen jetzt möglich gewesen. Dass die Koalition in Hannover dazu im kommenden Jahr den Mut hat, ist nicht zu erwarten: Anfang 2013 wird schließlich gewählt.

Keine Kommentare: