TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 30. November 2008

Gewagte Vergleiche....

Kurt Josef Waldheim war 1986 Auslöser der ersten großen internationalen Isolierung Österreichs nach 1945.
(2000 wurde Österreich erneut isoliert, als Kanzler Schüssel den rechtsradikalen Hetzer Haider und seine FPÖ in die Regierung holte).
Daß er die Bundespräsidentenwahl gegen den SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer gewann, obwohl seine unrichtigen Angaben zu seinem Verhalten als Oberleutnant in Westbosnien bekannt wurde, ist auf eine tiefe Trotz-Reaktion der österreichischen Wähler zurück zu führen.
Der offizielle Wahlslogan Slogan für Waldheim lautete in den letzten Wochen dementsprechend: „Jetzt erst recht!“.
Bundeskanzler Fred Sinowatz und Außenminister Gratz waren über das Wahlergebnis so entsetzt, daß sie zurück traten.
Die Alpenrepublik hatte sich keinen Gefallen getan und wurde den bräunlichen Schatten nie mehr los. Israel, Kanada und die USA erließen offizielle Einreiseverbote, die meisten Länder erklärten zumindest, daß ein Besuch des österreichischen Staatsoberhauptes nicht erwünscht sei.
Gern gesehen war der braune Kurt hingegen im Vatikan und in arabischen Ländern.
International wollte ihn niemand mehr mit der Kneifzange anfassen, aber dafür gab es 1986 den Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, 1994 Piusorden verliehen durch Johannes Paul II. und 2004 Julius Raab Ehrenmedaille in Gold für „Botschafter des Landes und der Wirtschaft“.
Ich will hier nicht auseinander ziselieren wie weit Waldheim nun wirklich als Ordonanzoffizier an der Deportation von 40.000 Juden aus Saloniki beteiligt war.
Das Problem an Waldheim ist, daß er verschwieg, log und verheimlichte.
Statt einmal alles auf den Tisch zu legen.
Es kam zur klassischen Salami-Taktik - er gab nur das zu, was ihm jeweils gerade bewiesen worden war. Mitglied im SA-Reiterkorps? Offizier in Saloniki?
Von Waldheim selbst wurde das erst zugegeben nachdem andere es enthüllt hatten.

Die Krokodilstränen flossen reichlich und Waldheim fand es außerordentlich ungerecht, daß sein Kollege Weizsäcker (Bundespräsident 1984-1994), der ebenfalls im Zweiten Weltkrieg Ordonnanzoffizier und Oberleutnant war, ein international geachteter Mann war, während er selbst als Paria da stand.
Waldheim verstand offenbar nie was ihm eigentlich vorgeworfen wurde - nämlich seine Unehrlichkeit.
Weizsäcker hatte nämlich nie über seine Zeit als Soldat gelogen und sich darüber hinaus deutlich von dem NS-Regime distanziert.
Waldheim und die Mehrheit der österreichischen Wähler wollten sich damit erst gar nicht beschäftigen, sie verdrängten und griffen sofort zu Verschwörungstheorien, als man Journalisten begannen aufzuklären: Der Bundespräsident sei Opfer „gewisser Kreise an der Ostküste“ (eine geläufige antisemitische Chiffre).


Der Anlass, weswegen ich dies heute noch einmal hervorkrame, ist das „Tatmuster“.
Verheimlichen, Salamitaktik und verschiedene Maßstäbe ansetzen ist noch immer eine weit verbreitete Methode der politischen Rechten.
Und wenn man ihnen auf die Schliche kommt, fühlen sie sich bloßgestellt und erklären empört, daß man als Außenstehender gar nichts beurteilen könne.
Dabei geht es gar nicht mehr um das Be- oder Verurteilen, sondern darum, daß jemand aktuell lügt.
Jüngstes Beispiel ist Ministerpräsident Tillich, Sachsens neuer CDU-Star.
Auch er hat ein bißchen gemogelt, als er 1999 in einem Fragebogen seinen Lebenslauf darstellen mußte, um sächsischer Minister zu werden. Stasi- Kontakte? Kader-Lehrgänge? Aufstieg in der Block-CDU?
Das alles kommt JETZT heraus, nachdem Medien dies bewiesen haben, obwohl in dem Fragebogen zum Lebenslauf mit fristloser Entlassung gedroht wird, wenn er falsch oder unvollständig ausgefüllt wird.

Auch hier sind wieder die Krokodilstränen groß:
Der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) stellte sich unterdessen hinter Tillich. Es müsse Schluss damit sein, dass "das Seelenleben der Ostdeutschen von Westdeutschen beurteilt wird", sagte er der "Sächsischen Zeitung". Es sei "völlig unangemessen, Karrieren 20 Jahre nach dem Mauerfall danach zu beurteilen, ob jemand einmal im Rat des Kreises gesessen hat und dort die nicht vorhandenen Bananen verteilen durfte". De Maizière kritisierte: "Diese ganze Kampagne gegen Tillich ist schäbig." Sie werde insbesondere von Leuten geführt, "die keine Ahnung von der DDR haben".

Schon Recht Herr De Maizière. Ich finde es auch ausgesprochen unangemessen, wenn Wessis nach zig Jahren wegen Petitessen den moralischen Zeigefinger schwenken.

Das Problem ist nur, daß es gerade die CDU ist, die der LINKEn, Grünen und Sozialdemokraten andauernd vorwerfen sich nicht von der SED zu distanzieren.
Die Rote Socken-Kampagne ist auch jetzt noch DER Wahlkampfschlager, wie Hessen und das Saarland zeigen. Roland Koch muß ja schließlich in seinem Land den Stalinismus abwehren. Aber es sind ja auch nur CDU und FDP, die ihre Blockpartei-Herkunft verschweigen und beschönigen.
SPD und Grüne haben gar keine derartige Vergangenheit und die LINKE hat sogar offiziell das Erbe angetreten.
Die LÜGEN kommen von CDU-Männern wie Petke oder Dieter Althaus, Thüringens Regierungschef auch er gehörte zur Blockflöten-CDU und verteidigte den Sozialismus bis zum Tage des Mauerfalls.
Ein Papier des CDU-Bundesvorstands ("Geteilt. Vereint. Gemeinsam") hält fest:

"Für die CDU ist klar: Wer unsere Gesellschaftsordnung überwinden will ... kann kein Partner von demokratischen Parteien werden. Das gilt uneingeschränkt für rechtsradikale und linksradikale Parteien. Wir lehnen die Zusammenarbeit mit der Partei Die Linke, den politischen Erben der totalitären SED, ab."

Das ist ohnehin dumm gelaufen, da diese Zusammenarbeit zwischen CDU und „der Partei Die Linke, den politischen Erben der totalitären SED“ in Ostdeutschland auf kommunaler Ebene wunderbar funktioniert.
Saß man doch einst schon als DDR-Block-CDU Schulter an Schulter mit der SED in den Parlamenten.
In den neuen Bundesländern pflegen Christdemokraten einen normalen Umgang mit dem angeblichen Erzfeind.
Viele saßen mit heutigen Funktionären der Linken einst in der Nationalen Front.
Prignitz, Schwerin, Thale, Magdeburg sind Beispiele für diese Zusammenarbeit.

Warum auch nicht?
Ich hoffe nur, daß Lothar de Maizière diese Ansichten auch in der Bundes-CDU vertritt, so daß man endlich akzeptiert, daß man nicht „die Schuld an der DDR“ nach Lust und Laune nur den Linken zuschiebt und die CDU-Größen selbst ob ihrer Vergangenheit lügen bis sich die Balken biegen.
Dann können wir uns auch ENDLICH den Popanz um die LINKE sparen und zur Sachpolitik zurück kehren.
Stattdessen wird jetzt mal wieder eine Sau durchs Dorf getrieben, daß man sich an den Kopf fasst:
Der SPD-Landtagsabgeordnete Nolle schrieb in einem Gastbeitrag für die „Sächsische Zeitung“, Tillichs Opportunismus habe ihn in eine „vergoldete Nische“ geführt. Seine Nach-DDR-Karriere verdanke Tillich „Westlern, die nicht hinsehen konnten oder wollten. Er gehört zum ‚vergifteten Erbe‘ Georg Milbradts“, äußerte Nolle, dessen Partei seit 2004 mit der CDU eine Koalition im Freistaat bildet. CDU-Generalsekretär Michael Kretschmar erwiderte, Leute wie Nolle seien ein Grund dafür, weshalb Ost und West noch nicht zusammengewachsen seien und es immer wieder neue Gräben gebe.
(FAZ)

2 Kommentare:

warlord'snightmare hat gesagt…

Hi Tammox,
den Kurt Waldheim hätte man sofort nach dem Krieg bestrafen müssen, sofern er Kriegsverbrecher war, diese Nürnberger Prozesse hätte man fortführen sollen und jeden anklagen und alles genauestens überprüfen. Aber das hat man "natürlich" nicht gemacht, den das wäre ja "richtig" gewesen.
So haben die Juden selber die Verbrecher suchen müssen, welche Schande für unsere Regierungen.
Natürlich geht diese Schande wiederum auf die Bevölkerung über, super!
Kurt Waldheim war auch 10 Jahre lang UNO-Generalsekretär. Wie kann man einem Menschen, der nicht "einwandfrei" ist einen solchen Posten überlassen?
Ich möchte mich nicht als Richter aufspielen, aber die Gerechtigkeit sollte ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft sein...
Schöne Grüße aus Österreich
WN

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Hallo WN

Ich glaube, daß die UNO-Jahre 1972-1981 einfach noch in eine Zeit fielen, in der man noch gar nicht sensibilisiert für das Thema war.
Insbesondere nicht in Österreich.

Juan Antonio Samaranch war immerhin sogar 21 Jahre (1980-2001) IOC-Chef.
Obwohl seine stramm faschistische Geschichte allgemein bekannt war.
Offenbar gibt es Posten, die so prestigeträchtig sind, daß man allgemein gar nicht mehr zu fragen wagt, was wohl die Qualifikation sein könnte.


Anderes Beispiel:
Paul Wolfowitz, der nun unbestritten der Hauptkriegstreiber bezüglich Irak und Afghanistan war. Ein Mann, der so dreist log, daß sich die Balken bogen. Er ist somit einer der Hauptschuldigen daran, daß Hunderttausende unschuldige Zivilisten getötet wurden.
Als „Belohnung“ wurde er anschließend (2005) zum Weltbankpräsident befördert.

Tja - GERECHT ist das wohl alles nicht.


LG
T