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Freitag, 8. April 2011

Gefühle

Männer können nicht mit Gefühlen umgehen. Männer haben keine Gefühle. Männer können ihre Gefühle nicht zeigen.

So oder so ähnlich lautet das gängige Geschlechter-Vorurteil.
Ein ziemlicher Blödsinn, wenn man mich fragt. Aber bin ich Psychologe?


Skepsis ist allerdings angebracht, wenn konservative Politiker, die in der Praxis so gar keine Empathie für die Bedürftigen und Benachteiligten entwickeln, öffentlich anfangen zu flennen.

Man kennt das beispielsweise von Helmut Kohl, dem vor Rührung gerne mal die Tränen über seine Pausbacken laufen. Die Tränendrüsen gehen beim „ewigen Kanzler“ immer dann in den Akkord-Modus, wenn Lobeshymnen über ihn gesungen werden, wenn man ihn ehrt und mit wichtigen Preisen bedenkt.
Kohls öffentliche Gefühle sind ein Zeichen von überbordender Eitelkeit, die sich ebenso in Zornesausbrüchen zeigt, wenn er beispielsweise Journalisten bepöbelt, er kenne keinen „Herr Kohl“, er sei schließlich „Herr Dr. Kohl“!

Das sind harmlose Gefühle, die den Wähler belustigen.

Die unangenehmen Gefühle konservativer Politiker, sind die Postulierten.

George W. Bush zum Beispiel hatte sich in seiner Zeit als Texanischer Gouverneur, 1994 -2000 sage und schreibe 152 Todesurteile vollstrecken lassen und sich damit als konservativer Knochen etabliert.
Die Christliche Wählerbasis (Erstes Gebot: „Du sollst nicht töten!“) war begeistert und wählte ihn fast zum Präsidenten.
(Auf den Demokraten Al Gore entfielen bei der US-Präsidentschaftswahl bekanntlich mindestens 550.000 Stimmen mehr, als auf Bush.)

Wie konnte Bush, der so offensichtlich ahnungslos war und zudem auf ein Leben aus Alkoholsucht und einer endlosen Kette beruflichen Versagens zurück blickte, es schaffen dennoch Präsident zu werden?
Er gab den harten Hund und verkaufte sich nach außen als „mitfühlender Konservativer“.

Ein Konzept, das vermutlich Karl Rove ersonnen hatte und das hervorragend funktionierte.
Wie sich das Eigen-Prädikat „MITFÜHLEND“ dann politisch auswirkte, wissen wir heute genau:
Millionen Tote, Verletzte und Vertriebene in Afghanistan und dem Irak, Abu Ghraib, Baghram, Guantanamo, Folterbefehle.


In Deutschland gibt es auch ein stockkonservatives Grüppchen, das sich ausschließlich um die Stärksten und Reichsten kümmert.
Der Noch-Chef dieser obskuren Banken-, Pharma- und Atomlobby ging sogar soweit den Ärmsten dieses Landes, nämlich den Hartz-IV-Empfängern zu unterstellen sie frönten der „spätrömischen Dekadenz“.
Der einseitige Mövenpick-Kurs dieser sogenannten Regierungspartei war demoskopisch betrachtet allerdings kontraproduktiv. Die Wähler rasten um Hilfe schreiend davon und statt der 14,6% vom September 2009, würden heute ganze drei Prozent noch mal ihr Kreuz bei dem Verein machen.

Mit einer Mini-Personalrochade, die schon als „Kuschel-Putsch“ verhöhnt wird, kommt nun ein aus Vietnam importierter Niedersachse an die Parteispitze, welcher aus Panik vor den Demoskopen das Steuer herum reißen soll.

Der Neuanfang wird dadurch sichtbar, daß alle Posten von genau denselben Eumeln besetzt werden, wie vorher. Kein einziger Kopf rollt.

Aber - und nun kommt es - die Gefühle sollen es richten.
Der neue Chef zeigte deutlich, daß ihm die Armen herzlich egal sind, indem er in seinem Ressort gleich einmal den bisherigen Spitzenlobbyisten Christian Weber vom „Verband der Privaten Krankenversicherungen“ zu seinem Abteilungsleiter für Grundsatzfragen ernannte und den Pharma-kritischen obersten deutschen Medizinprüfer, Peter Sawicki, als Vorsitzenden des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) feuerte.

Der Nachfolger von Ulla Schmidt hat ein großes Herz - für die Pharmalobby.

Seine Dreistigkeit kennt dabei keine Grenzen.
Ab jetzt darf der „Gemeinsame Bundesausschuss“ die Zulassung nutzloser, aber extrem teurer Medikamente nur die Zulassung verweigern, wenn er die „Nutzlosigkeit“ beweisen kann.
Das ist eine glatte Umkehrung der Beweislast - vorher mußten Pharmafirmen die Wirksamkeit eines neuen Medikaments beweisen.
Das entfällt inzwischen.

Der Wortlaut des neuen Gesetzes ist wortwörtlich einem Gutachten der Kanzlei „Clifford Chance“ entnommen, welches der wichtigste Lobbyverein, nämlich „der Verband forschender Arzneimittelhersteller“ (VfA) erstellen lassen hatte.

Nach so vielen Bücklingen vor den milliardenschweren Profitinteressen, erfreut Merkels Minister für Krankheiten auch noch eine tolle Nachricht für die Krankenversicherten:
Sie zahlen höhere Versicherungsbeiträge und bekommen obendrein noch eine Extra-Abgabe aufgebrummt.
Es ist dabei nur ein kleiner Trost für die gesetzlich Versicherten, daß die Privatversicherten noch wesentlich schlimmer unter Prämienerhöhungen von bis zu 70 % leiden.

Dieser Lobbyknecht auf dem Stuhl des Gesundheitsministers wird nun bald Parteichef und verkündet als neues Motto den „MITFÜHLENDEN LIBERALISMUS“, das sogleich sein Staatssekretär begeistert nachplappert:

„….sprechen führende FDP-Politiker wie Daniel Bahr, Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen, nun von einem „mitfühlenden Liberalismus“. Hier droht allerdings die Gefahr der Beliebigkeit, denn das Thema „Mitgefühl“ im Sinne von Solidarität mit den Schwachen wird bereits von anderen Parteien besetzt.“
(dpa, Christoph Driessen, 06.04.2011)

So schlecht finde ich das neue Begriffspaar noch nicht einmal.
Man muß nur immer bedenken, mit wem die Drei-Prozent-Partei mitfühlt.
Mit Multimilliardären wie Baron von Finck zum Beispiel, oder mit den Pharmamultis.

Man weiß auch wofür diese „mitfühlenden Liberalen“ nicht so sehr mitfühlen, denn einer der ihren sitzt auf dem Stuhl des Entwicklungshilfeministers.

Deutschland liegt bei den Ausgaben für die Entwicklungshilfe weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück. Im vergangenen Jahr gab die Bundesrepublik nach offiziellen Angaben nur 0,38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für staatliche Hilfen an ärmere Länder aus. Ursprünglich hätten es im Jahr zuvor 0,51 Prozent sein sollen. Das Vorhaben, bis 2015 mindestens 0,7 Prozent des BIP für Entwicklungshilfe zu verwenden, liegt nun in fast unerreichbarer Entfernung. Auf dieses Ziel hat sich Berlin verpflichtet.
( dpa 07.04.2011)

[SHAME ON YOU GERMANY!!!]

Daß täglich an die 100.000 Menschen an Hunger und den Folgen des Hungers krepieren, erregt also offenbar kein Mitgefühl bei den Liberalen.

Aber dafür wurden die Waffenexporte in alle Welt kräftig aufgestockt.

2 Kommentare:

jakebaby hat gesagt…

Hier ein kurzes zutreffendes Interview zu Guido/FDP: http://www.news.de/politik/855155997/westerwelle-hat-sendungsstoerungen/1/

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielen Dank für den Link!


Der Heye ist einer von denen, die oft richtig gute Sachen sagen!


LGT