Montag, 18. April 2011
Immer feste druff.
Neulich las ich beim Durchblättern der Fernsehzeitschrift einen kleinen Infokasten über die Entwicklung des Zuschauerinteresses der „Jackass“-Filme, die 2003, 2006 und 2010 erschienen.
Leider habe ich die Zahlen vergessen; aber ich kann immerhin noch sagen, daß sie rasant anstiegen. Jackass-III hatte schon in einer Woche so viele Zuschauer wie Jackass-II insgesamt und der hatte seinerseits Jackass-I locker übertrumpft.
No 1 spielte 79 Millionen Dollar ein, Nr. 2 brachte es auf 85 Mio und der dritte Teil hat bisher 170 Millionen Dollar eingebracht.
Für diejenigen, die wie ich keine Cineasten sind, sollte ich noch kurz erklären, worum es bei „Jackass“ geht und wieso diese Reihe es geschafft hat bei all dem Schund, der schon produziert wurde, einhellig als das Übelste und Niveauloseste, das es je gegeben hat, tituliert zu werden.
Das muß man erst mal angesichts der deutschen Heimatfilme der 50er Jahre schaffen!
Ein paar schlimme Proleten um Johnny Knoxville filmen sich gegenseitig dabei, wie sie gedemütigt und gefoltert werden. Besonders gern geht es dabei exkrementell zu. Ausscheidungen aller Art werden bevorzugt als Requisiten benutzt.
Ziel ist es möglichst effektiv verletzt zu werden, wobei es aber nicht genügt Schmerzen zuzufügen, sondern es ist unbedingt erforderlich diese mit einem möglichst hohen Ekelfaktor zu kombinieren.
Basis der Jackass-Sketche sind üblicherweise das Testen und Überstrapazieren von Helmen, Genitalschützern und anderer Polsterungen.
Mit großen Vergnügen werfen sich die Jackass-Protagonisten dann Billardkugeln in den Schritt oder schlagen sich mit Keulen auf den Kopf.
Offensichtlich ist das Konzept (finanziell) erfolgreich.
Die Frage ist, warum.
Scheinbar gibt es eine generelle menschliche Lust der Grenzüberschreitung.
So wie kleine Gorillas ausprobieren den Silberrücken zu nerven, um zu lernen wie weit sie in der Hierarchie gehen können, liebt auch der Homo Sapiens Mutproben, um seinen gesellschaftlichen Status zu vergrößern.
Das Eingehen von Risiken wird eigentümlicherweise auch in zivilisierten Gesellschaften generell sehr positiv konnotiert - auch wenn der Sinn solcher Gefahren längst nicht mehr mit dem biologischen Wohl der Spezies zu tun hat.
Überdurchschnittlicher Mut eines Neandertalers konnte durchaus belohnt werden, indem er mit einem erlegten Mammut seine Sippe ernähren konnte.
Heute beklatschen Medien die modernen Mutigen so wie einst die Neandertalerfrauen in den Höhlen die heimkehrenden Jäger.
Ein Arved Fuchs bringt natürlich kein erlegtes Wild nach Hause. Dafür geht er aber ins Fernsehstudio und zeigt im regionalen Nachmittagsprogramm stolz seine abgefrorenen Zehen, die er beim Rückwärts durch die Arktis kriechen verloren hat.
Künstliche Erschwernisse wie zum Beispiel das Besteigen eines Achttausenders ohne Sauerstoffgerät oder das Nackt-Krabbentauchen ausgerechnet im Polarmeer erkennt der moderne Homo Televisionis dankbar an.
Risiken können auch abstrahiert werden.
Männer oder Frauen, die enorme finanzielle Risiken eingehen, oder beispielsweise einer anderen nuklearen Supermacht mit Atomraketen in der Schweinebucht drohen, werden ebenfalls bewundert.
Das „auf Nummer sicher gehen“ wird hingegen verachtet.
Private Risiken, die lediglich eine Gefahr für die eigene körperliche Unversehrtheit darstellen, wie „Russisch Roulette“, S-Bahnsurfen oder Pamplonisches Stierrennen, sind meiner Ansicht nach hochgradig idiotisch, sollten aber Erwachsenen nicht verboten werden.
Solange sie nur ihr Leben gefährden, ist es ihre persönliche Freiheit.
Beispielsweise bei Bergsteigern, die sinnfrei in Gletscherspalten rumkriechen oder Skifahrern, die bei Lawinengefahr unterwegs sind, sieht es schon ganz anders aus. Wenn sie auf die Nase fallen, müssen andere zwangsweise ihr Leben riskieren, um ihr zermatschten Knochen wieder zu finden.
Das gilt auch für dämliche Touristen oder selbsternannte christliche Missionare, die mit einem Rucksack voller Bibeln im Jemen herum steppen. Am Ende blockiert das nur Ressourcen des Außenamts und man muß womöglich Gaga-Guido dabei zusehen, wie er in Teheran schachert.
Die unverantwortlichste Form der Risikobereitschaft liegt natürlich dann vor, wenn einzelne Personen aus ihrer innenwohnenden Doofheit ganze Landstriche oder Nationen gefährden.
Zu nennen wäre GWBs Risikokalkulation über den Irakkrieg oder Angie Merkels unrühmliches Lavieren bei der "Eurorettung", das dem Steuerzahler vermutlich mehrere hundert Milliarden mehr als nötig kostet.
Tepco ging unverhältnismäßige Risiken ein.
Ebenso wie die amerikanischen Betreiber des AKWs „San Onofre“ welches strategisch geschickt genau auf dem extrem erdbebengefährdeten kalifornischen St.-Andreas-Graben gebaut wurde.
In diese Kategorie passt auch das Verhalten amerikanischer und deutscher Kampfjetpiloten, die ausgerechnet Kernkraftwerke als Wendepunkte benutzen und genau über den nuklearen Zeitbomben ihrer riskantesten Mannöver fliegen.
Kein Witz, sondern Realität in Deutschland, wie unter anderem MONITOR berichtete:
Es war Abend, als am 13. Dezember über dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld in Unterfranken der Luftkampf geübt wurde. Zuvor waren in Spangdahlem in der Eifel vier US-Kampflugzeuge vom Typ A-10 Richtung Grafenrheinfeld gestartet. Ihr Auftrag - so die US-Luftwaffe - mit Übungsmunition, den Luftkampf trainieren. Die deutschen Behörden bestätigen, die Kampfjets sind dabei um das Atomkraftwerk gekreist, eine dreiviertel Stunde lang. Es war nicht das erste Luft-Manöver, hier am Himmel über dem AKW. Das erzählt uns auch Oskar Heck.
Reporter: "Haben Sie die zunächst nur gehört, die Flugzeuge?"
Oskar Heck: "Ja, ja."
Erst vor wenigen Tagen sei wieder ein Kampfjet am Kraftwerk vorbei geschossen. Doch im Dezember, da sei es besonders extrem gewesen.
Oskar Heck: "Ich hab wirklich gedacht, das ist ein Ernstfall, da haut einer rein. Hab ich wirklich gedacht. Ich hab direkt darin so gezittert."
(wdr.de/tv/monitor)
Hans Fischer, der Bürgermeister des Ortes Schwebheim hat an die Bundeskanzlerin geschrieben und darum gebeten in Zukunft doch bitte die Luftkampfübungen nicht ausgerechnet über Atomkraftwerken zu fliegen.
Frau Merkel hat nie geantwortet.
Leider habe ich die Zahlen vergessen; aber ich kann immerhin noch sagen, daß sie rasant anstiegen. Jackass-III hatte schon in einer Woche so viele Zuschauer wie Jackass-II insgesamt und der hatte seinerseits Jackass-I locker übertrumpft.
No 1 spielte 79 Millionen Dollar ein, Nr. 2 brachte es auf 85 Mio und der dritte Teil hat bisher 170 Millionen Dollar eingebracht.
Für diejenigen, die wie ich keine Cineasten sind, sollte ich noch kurz erklären, worum es bei „Jackass“ geht und wieso diese Reihe es geschafft hat bei all dem Schund, der schon produziert wurde, einhellig als das Übelste und Niveauloseste, das es je gegeben hat, tituliert zu werden.
Das muß man erst mal angesichts der deutschen Heimatfilme der 50er Jahre schaffen!
Ein paar schlimme Proleten um Johnny Knoxville filmen sich gegenseitig dabei, wie sie gedemütigt und gefoltert werden. Besonders gern geht es dabei exkrementell zu. Ausscheidungen aller Art werden bevorzugt als Requisiten benutzt.
Ziel ist es möglichst effektiv verletzt zu werden, wobei es aber nicht genügt Schmerzen zuzufügen, sondern es ist unbedingt erforderlich diese mit einem möglichst hohen Ekelfaktor zu kombinieren.
Basis der Jackass-Sketche sind üblicherweise das Testen und Überstrapazieren von Helmen, Genitalschützern und anderer Polsterungen.
Mit großen Vergnügen werfen sich die Jackass-Protagonisten dann Billardkugeln in den Schritt oder schlagen sich mit Keulen auf den Kopf.
Offensichtlich ist das Konzept (finanziell) erfolgreich.
Die Frage ist, warum.
Scheinbar gibt es eine generelle menschliche Lust der Grenzüberschreitung.
So wie kleine Gorillas ausprobieren den Silberrücken zu nerven, um zu lernen wie weit sie in der Hierarchie gehen können, liebt auch der Homo Sapiens Mutproben, um seinen gesellschaftlichen Status zu vergrößern.
Das Eingehen von Risiken wird eigentümlicherweise auch in zivilisierten Gesellschaften generell sehr positiv konnotiert - auch wenn der Sinn solcher Gefahren längst nicht mehr mit dem biologischen Wohl der Spezies zu tun hat.
Überdurchschnittlicher Mut eines Neandertalers konnte durchaus belohnt werden, indem er mit einem erlegten Mammut seine Sippe ernähren konnte.
Heute beklatschen Medien die modernen Mutigen so wie einst die Neandertalerfrauen in den Höhlen die heimkehrenden Jäger.
Ein Arved Fuchs bringt natürlich kein erlegtes Wild nach Hause. Dafür geht er aber ins Fernsehstudio und zeigt im regionalen Nachmittagsprogramm stolz seine abgefrorenen Zehen, die er beim Rückwärts durch die Arktis kriechen verloren hat.
Künstliche Erschwernisse wie zum Beispiel das Besteigen eines Achttausenders ohne Sauerstoffgerät oder das Nackt-Krabbentauchen ausgerechnet im Polarmeer erkennt der moderne Homo Televisionis dankbar an.
Risiken können auch abstrahiert werden.
Männer oder Frauen, die enorme finanzielle Risiken eingehen, oder beispielsweise einer anderen nuklearen Supermacht mit Atomraketen in der Schweinebucht drohen, werden ebenfalls bewundert.
Das „auf Nummer sicher gehen“ wird hingegen verachtet.
Private Risiken, die lediglich eine Gefahr für die eigene körperliche Unversehrtheit darstellen, wie „Russisch Roulette“, S-Bahnsurfen oder Pamplonisches Stierrennen, sind meiner Ansicht nach hochgradig idiotisch, sollten aber Erwachsenen nicht verboten werden.
Solange sie nur ihr Leben gefährden, ist es ihre persönliche Freiheit.
Beispielsweise bei Bergsteigern, die sinnfrei in Gletscherspalten rumkriechen oder Skifahrern, die bei Lawinengefahr unterwegs sind, sieht es schon ganz anders aus. Wenn sie auf die Nase fallen, müssen andere zwangsweise ihr Leben riskieren, um ihr zermatschten Knochen wieder zu finden.
Das gilt auch für dämliche Touristen oder selbsternannte christliche Missionare, die mit einem Rucksack voller Bibeln im Jemen herum steppen. Am Ende blockiert das nur Ressourcen des Außenamts und man muß womöglich Gaga-Guido dabei zusehen, wie er in Teheran schachert.
Die unverantwortlichste Form der Risikobereitschaft liegt natürlich dann vor, wenn einzelne Personen aus ihrer innenwohnenden Doofheit ganze Landstriche oder Nationen gefährden.
Zu nennen wäre GWBs Risikokalkulation über den Irakkrieg oder Angie Merkels unrühmliches Lavieren bei der "Eurorettung", das dem Steuerzahler vermutlich mehrere hundert Milliarden mehr als nötig kostet.
Tepco ging unverhältnismäßige Risiken ein.
Ebenso wie die amerikanischen Betreiber des AKWs „San Onofre“ welches strategisch geschickt genau auf dem extrem erdbebengefährdeten kalifornischen St.-Andreas-Graben gebaut wurde.
In diese Kategorie passt auch das Verhalten amerikanischer und deutscher Kampfjetpiloten, die ausgerechnet Kernkraftwerke als Wendepunkte benutzen und genau über den nuklearen Zeitbomben ihrer riskantesten Mannöver fliegen.
Kein Witz, sondern Realität in Deutschland, wie unter anderem MONITOR berichtete:
Es war Abend, als am 13. Dezember über dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld in Unterfranken der Luftkampf geübt wurde. Zuvor waren in Spangdahlem in der Eifel vier US-Kampflugzeuge vom Typ A-10 Richtung Grafenrheinfeld gestartet. Ihr Auftrag - so die US-Luftwaffe - mit Übungsmunition, den Luftkampf trainieren. Die deutschen Behörden bestätigen, die Kampfjets sind dabei um das Atomkraftwerk gekreist, eine dreiviertel Stunde lang. Es war nicht das erste Luft-Manöver, hier am Himmel über dem AKW. Das erzählt uns auch Oskar Heck.
Reporter: "Haben Sie die zunächst nur gehört, die Flugzeuge?"
Oskar Heck: "Ja, ja."
Erst vor wenigen Tagen sei wieder ein Kampfjet am Kraftwerk vorbei geschossen. Doch im Dezember, da sei es besonders extrem gewesen.
Oskar Heck: "Ich hab wirklich gedacht, das ist ein Ernstfall, da haut einer rein. Hab ich wirklich gedacht. Ich hab direkt darin so gezittert."
(wdr.de/tv/monitor)
Hans Fischer, der Bürgermeister des Ortes Schwebheim hat an die Bundeskanzlerin geschrieben und darum gebeten in Zukunft doch bitte die Luftkampfübungen nicht ausgerechnet über Atomkraftwerken zu fliegen.
Frau Merkel hat nie geantwortet.
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2 Kommentare:
"Solange sie nur ihr Leben gefährden, ist es ihre persönliche Freiheit."
Das sollte in so mancher Hinsicht ein unumgaenglicher Grundsatz sein.
Ich muss ja nicht alles moegen, was zB. die Jackasses tun, aber im grossen Ganzen bin ich ein absoluter Fan.(wobei die Jungs to Old for that Shit werden und zuviel rumpienzen)
Fuer die Smarten unter den JAs hat es sich auch gelohnt, wie fuer Stevo&Chris in 'Wild Boyz' (unschlagbar)
Im krassen Gegensatz Dazu, laueft es ansonsten im 'menschlichen Treiben auf globaler Ebene.
Grundprinzip und Prioritaet war, ist und bleibt, dass eine Handvoll Arschloecher, aus welch verschissen'profitabler Gesinnung auch immer, ein paar Milliarden Menschen als auch viele mehr sonstige Gattungen, und um nicht zu sehr definieren zu muessen, den ganzen Planeten terrorisieren.
Auch Dies unterliegt reiner Intention, und laege es nicht im Allgemeinen in der menschlichen Natur, waere Es nicht So.
Und auch imaginaere Goetzenbilder fetzen was das Zeug haellt. .... and That is not just another Story, but one of them driving Parts of that Whole Fucking Shit.
Gruss
Jake
Ich stehe auf Johnny Knoxvilles Lache. Das ist irgendwie ansteckend.
Die Sendung kommt vermutlich auch deswegen an, will die Typen alle nicht wirklich unsympathisch sind.
Und auch wenn sie versuchen jede Schamgrenze zu überschreiten: Keiner der Jackassler würde vermutlich soweit gehen mit einem Kampfjet riskante Wendemanöver über Uralt-Atomkraftwerken zu fliegen…..DA ist dan neben doch SCHLUSS MIT LUSTIG!
LGT
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