Mittwoch, 4. Januar 2012
War nur Spaß…..
Georg Streiter, Jahrgang 1955 glänzt nicht gerade mit beeindruckenden Etappen in seinem Lebenslauf.
Schule in Bonn, 1974 – 1976 Soldat auf Zeit beim Fernmeldebataillon 330 in Koblenz, anschließend verbrachte er noch knapp zwei Jahre an der Uni Bonn als Kunststudent.
Ohne Abschluss tingelt er dann weiter und landete über Umwege in diversen Lokalredaktionen schließlich als Redakteur bei der BILD-Zeitung, die ihn von 2005-2009 in der Zentralredaktion Hamburg beschäftigte.
Nach dieser bahnbrechenden Karrierestation bei der Crème de la Crème des Journalismus, erklomm Streiter eine weitere Stufe auf dem Weg in den Medien-Olymp.
Er wurde zum Pressesprecher der bedeutendsten Politikerin der EU, der bekannten Worcoholikerin Silvana Koch-Mehrin berufen.
Von 2010 bis September 2011 vertrat er die EU-Leuchte bis sie endgültig im medialen und akademischen Orkus untergegangen war.
Georg Streiter liebt es offenbar tote Pferde zu reiten und hopste vor drei Monaten auf den nächsten verendenden Gaul: Er wurde stellvertretender Regierungssprecher der Bundesregierung und spricht nun für Merkel!
Das legendäre Händchen der Kanzlerin für Personalentscheidungen war wieder in Aktion und holte sich den besten Mann.
Zur Causa Christian Wulff, der als Inkarnation des Salamitaktikers fast immer schwieg; wenn er denn redete nur das ohnehin schon Bewiesene einräumte und immer mehr Fragen aufwarf, fand der stellvertretende Regierungssprecher heute eindeutige Worte.
"Ich kann sagen, dass die Bundeskanzlerin volles Vertrauen darin hat, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten wird", sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter vor Journalisten in Berlin. Bereits jetzt habe Wulff viele Fragen beantwortet. Er gehe davon aus, dass Merkel mit Wulff telefonisch in Kontakt deswegen gestanden habe, wisse das aber nicht, sagte Streiter. "Alles andere wäre weltfremd."
(SZ 04.01.12)
Genau!
Die Erde ist eine Scheibe, Schweine können fliegen und Wulff wird „auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten.“
Wulff, der insbesondere dadurch in der Kritik steht, daß er die Pressefreiheit mit Füßen tritt, wiederholt Printpresse-Vertretern mit „Krieg“, „endgültigem Bruch“ und „strafrechtlichen Konsequenzen“ drohte, traute sich dabei auch heute nicht sich den Vertretern der schreibenden Zunft zu stellen.
Feige duckt sich der Präsident erneut weg und läßt es nicht zu einer allgemeinen PK kommen.
Fragen nach wie vor unerwünscht.
Nur den nicht eben als harten Fragern bekannten Deppendorf und Schausten stellte er sich - und auch das nicht live, sondern in einer Aufzeichnung, die mit einer Sperrfrist bis zum Redaktionsschluß der großen überregionalen Blättern versehen war.
Ein ziemlicher Witz; schon lange vor der exklusiven Erstausstrahlung des Interviews um 20.15 Uhr hatte die Piratenpartei das gesamte Transskript online gestellt.
Natürlich läßt Wulff auch weiterhin Fragen offen, lügt mehrfach (zum Beispiel bezüglich der Kreditbedingungen: „Es sind ganz normale, übliche Konditionen“), sieht sich als unschuldiges Opfer einer Kampagne und tut sich vor allem selber leid.
Den größten Fauxpas bestreitet er nicht, entschuldigt sich aber gleich selbst.
Ein klassischer Fall eines Kleingeistes; offenbar weiß Wulff nicht, daß man sich nicht selbst entschuldigen kann, sondern höchstens um Entschuldigung BITTET.
Deppendorf: Sie haben in den letzten Tagen, sind Sie besonders in die Kritik geraten wegen der Anrufe beim Chefredakteur der BILD-Zeitung Kai Diekmann und beim Vorstandsvorsitzenden des Springer-Konzerns, Herrn Döpfner. Ihnen wird Verletzung des Grundrechts der Pressefreiheit vorgeworfen. Sie sollen auf dem Band, was in der Mailbox war, beide Herren bedroht haben. Sie sprechen von „Krieg führen“, von einem „endgültigen Bruch". Ist so was nicht unwürdig für einen Präsidenten, der eine kritische Berichterstattung auf diese Art und Weise verhindern will?
Wulff: Der Anruf bei dem Chefredakteur der BILD-Zeitung war ein schwerer Fehler, der mir leid tut. Für den ich mich entschuldige.
Und überhaupt habe er sich nur deshalb so aufgebracht an Diekmann und Cio gewandt, weil er so ein selbstloser Beschützer seiner Familie wäre.
Wulff: Wo man also Vertrauensverlust erleidet, dann muss man sich auch vor seine Familie stellen, wenn das Innerste nach außen gekehrt wird […], wenn Freunde, […] in die Öffentlichkeit gezogen werden, dann hat man Schutzfunktionen, ….
Für Merkels Humunculus im Schloß Bellevue sind die Vorwürfe aber schon deswegen alle unproblematisch, weil er sich selbst einfach fabelhaft findet und sogar der Meinung ist alle anderen fänden ihn auch fabelhaft.
Wulff: ….ich hatte die ganzen Wochen über große Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern, meiner Freunde, auch der Mitarbeiter. Ich nehme meine Verantwortung gerne wahr, ich habe sie für fünf Jahre übernommen und ich möchte nach fünf Jahren eine Bilanz vorlegen, dass ich ein guter, erfolgreicher Bundespräsident war und mache das mit Freude und aus Überzeugung….
Mal sehen wie das in den nächsten Tagen von den Journalisten bewertet wird.
Werden die derzeit mehrheitlich erbosten Schreiberlinge wieder nett zu ihm sein?
Bei Wulff gibt es ohnehin kein „Sein“, keine „Substanz“, keine „Leistungen“.
Es gibt nur den hohlen Schein, den BILD und BUNTE mit Jubelgeschichten über seine Betty und das junge Familienglück verbreiteten.
Wulff pur ist erledigt, er kann es nicht und konnte es nie. Gut möglich aber, daß Burda, Bauer und Springer ihn bald wieder zur ehrlichen Haut zurückstilisieren.
Die allerersten Stellungnahmen sehen allerdings nicht so aus:
An wirklicher Offenheit ist er nicht interessiert. Zwar entschuldigt er sich für Fehler. Doch im gleichen Atemzug stilisiert er sich zum Opfer, verfolgt von angeblich so grausamen Journalisten, die in seine Privatsphäre eindringen und sogar wissen wollen, wer das Hochzeitskleid seiner Frau bezahlt habe. Die Botschaft seines Auftritts lautet: Seht her, ich bin ein guter Präsident, und meine Kritiker übertreiben maßlos. Das ist dreist, war aber nicht anders zu erwarten. Wulff mimt einmal mehr die Unschuld vom Lande. Spätestens seit seinen Ich-bin-der-Präsident-Anrufen beim Springer-Verlag müsste nun auch dem letzten klar sein, dass er so ganz unschuldig nicht ist. Aber wen interessiert's? Ehrlich: Wer das schluckt, hat es nicht besser verdient. Die öffentlich-rechtlichen Journalisten machen ernste Gesichter, als sie die böse politische Einflussnahme von oben auf Berichterstattung da unten verteufeln. Ausgerechnet. Man könnte laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
(Roland Nelles 04.01.12)
Er ist nicht, wie es seinem Amtseid entspräche, damit beschäftigt, Schaden vom Volk abzuwenden, sondern Schaden von sich selbst. Er verbraucht all seine Kraft damit, sich zu erklären und seine Fehler zu entschuldigen. Er ist ein Präsident Laokoon - einer, der sich in seinen Widersprüchen verwickelt hat, von ihnen gewürgt wird und sich mit einer und noch einer öffentlichen Erklärung Luft zu verschaffen sucht. Er ist ein Präsident, der sich in seiner Schwäche an seinem Amt festhält, weil ihm das Amt den Halt gibt, den er ansonsten nicht hat. Der Bundespräsident übt, so steht es im Grundgesetz, das Gnadenrecht aus; Wulff ist der erste Bundespräsident, der sich selbst begnadigt.
(Heribert Prantl 04.01.12)
Besser wird es nicht mehr.
Dabei war doch Wulffs kurzzeitig verschollene Original-Weihnachtsansprache sehr gut und überzeugend.
Hätte er es mal dabei belassen:
Schule in Bonn, 1974 – 1976 Soldat auf Zeit beim Fernmeldebataillon 330 in Koblenz, anschließend verbrachte er noch knapp zwei Jahre an der Uni Bonn als Kunststudent.
Ohne Abschluss tingelt er dann weiter und landete über Umwege in diversen Lokalredaktionen schließlich als Redakteur bei der BILD-Zeitung, die ihn von 2005-2009 in der Zentralredaktion Hamburg beschäftigte.
Nach dieser bahnbrechenden Karrierestation bei der Crème de la Crème des Journalismus, erklomm Streiter eine weitere Stufe auf dem Weg in den Medien-Olymp.
Er wurde zum Pressesprecher der bedeutendsten Politikerin der EU, der bekannten Worcoholikerin Silvana Koch-Mehrin berufen.
Von 2010 bis September 2011 vertrat er die EU-Leuchte bis sie endgültig im medialen und akademischen Orkus untergegangen war.
Georg Streiter liebt es offenbar tote Pferde zu reiten und hopste vor drei Monaten auf den nächsten verendenden Gaul: Er wurde stellvertretender Regierungssprecher der Bundesregierung und spricht nun für Merkel!
Das legendäre Händchen der Kanzlerin für Personalentscheidungen war wieder in Aktion und holte sich den besten Mann.
Zur Causa Christian Wulff, der als Inkarnation des Salamitaktikers fast immer schwieg; wenn er denn redete nur das ohnehin schon Bewiesene einräumte und immer mehr Fragen aufwarf, fand der stellvertretende Regierungssprecher heute eindeutige Worte.
"Ich kann sagen, dass die Bundeskanzlerin volles Vertrauen darin hat, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten wird", sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter vor Journalisten in Berlin. Bereits jetzt habe Wulff viele Fragen beantwortet. Er gehe davon aus, dass Merkel mit Wulff telefonisch in Kontakt deswegen gestanden habe, wisse das aber nicht, sagte Streiter. "Alles andere wäre weltfremd."
(SZ 04.01.12)
Genau!
Die Erde ist eine Scheibe, Schweine können fliegen und Wulff wird „auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten.“
Wulff, der insbesondere dadurch in der Kritik steht, daß er die Pressefreiheit mit Füßen tritt, wiederholt Printpresse-Vertretern mit „Krieg“, „endgültigem Bruch“ und „strafrechtlichen Konsequenzen“ drohte, traute sich dabei auch heute nicht sich den Vertretern der schreibenden Zunft zu stellen.
Feige duckt sich der Präsident erneut weg und läßt es nicht zu einer allgemeinen PK kommen.
Fragen nach wie vor unerwünscht.
Nur den nicht eben als harten Fragern bekannten Deppendorf und Schausten stellte er sich - und auch das nicht live, sondern in einer Aufzeichnung, die mit einer Sperrfrist bis zum Redaktionsschluß der großen überregionalen Blättern versehen war.
Ein ziemlicher Witz; schon lange vor der exklusiven Erstausstrahlung des Interviews um 20.15 Uhr hatte die Piratenpartei das gesamte Transskript online gestellt.
Natürlich läßt Wulff auch weiterhin Fragen offen, lügt mehrfach (zum Beispiel bezüglich der Kreditbedingungen: „Es sind ganz normale, übliche Konditionen“), sieht sich als unschuldiges Opfer einer Kampagne und tut sich vor allem selber leid.
Den größten Fauxpas bestreitet er nicht, entschuldigt sich aber gleich selbst.
Ein klassischer Fall eines Kleingeistes; offenbar weiß Wulff nicht, daß man sich nicht selbst entschuldigen kann, sondern höchstens um Entschuldigung BITTET.
Deppendorf: Sie haben in den letzten Tagen, sind Sie besonders in die Kritik geraten wegen der Anrufe beim Chefredakteur der BILD-Zeitung Kai Diekmann und beim Vorstandsvorsitzenden des Springer-Konzerns, Herrn Döpfner. Ihnen wird Verletzung des Grundrechts der Pressefreiheit vorgeworfen. Sie sollen auf dem Band, was in der Mailbox war, beide Herren bedroht haben. Sie sprechen von „Krieg führen“, von einem „endgültigen Bruch". Ist so was nicht unwürdig für einen Präsidenten, der eine kritische Berichterstattung auf diese Art und Weise verhindern will?
Wulff: Der Anruf bei dem Chefredakteur der BILD-Zeitung war ein schwerer Fehler, der mir leid tut. Für den ich mich entschuldige.
Und überhaupt habe er sich nur deshalb so aufgebracht an Diekmann und Cio gewandt, weil er so ein selbstloser Beschützer seiner Familie wäre.
Wulff: Wo man also Vertrauensverlust erleidet, dann muss man sich auch vor seine Familie stellen, wenn das Innerste nach außen gekehrt wird […], wenn Freunde, […] in die Öffentlichkeit gezogen werden, dann hat man Schutzfunktionen, ….
Für Merkels Humunculus im Schloß Bellevue sind die Vorwürfe aber schon deswegen alle unproblematisch, weil er sich selbst einfach fabelhaft findet und sogar der Meinung ist alle anderen fänden ihn auch fabelhaft.
Wulff: ….ich hatte die ganzen Wochen über große Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern, meiner Freunde, auch der Mitarbeiter. Ich nehme meine Verantwortung gerne wahr, ich habe sie für fünf Jahre übernommen und ich möchte nach fünf Jahren eine Bilanz vorlegen, dass ich ein guter, erfolgreicher Bundespräsident war und mache das mit Freude und aus Überzeugung….
Mal sehen wie das in den nächsten Tagen von den Journalisten bewertet wird.
Werden die derzeit mehrheitlich erbosten Schreiberlinge wieder nett zu ihm sein?
Bei Wulff gibt es ohnehin kein „Sein“, keine „Substanz“, keine „Leistungen“.
Es gibt nur den hohlen Schein, den BILD und BUNTE mit Jubelgeschichten über seine Betty und das junge Familienglück verbreiteten.
Wulff pur ist erledigt, er kann es nicht und konnte es nie. Gut möglich aber, daß Burda, Bauer und Springer ihn bald wieder zur ehrlichen Haut zurückstilisieren.
Die allerersten Stellungnahmen sehen allerdings nicht so aus:
An wirklicher Offenheit ist er nicht interessiert. Zwar entschuldigt er sich für Fehler. Doch im gleichen Atemzug stilisiert er sich zum Opfer, verfolgt von angeblich so grausamen Journalisten, die in seine Privatsphäre eindringen und sogar wissen wollen, wer das Hochzeitskleid seiner Frau bezahlt habe. Die Botschaft seines Auftritts lautet: Seht her, ich bin ein guter Präsident, und meine Kritiker übertreiben maßlos. Das ist dreist, war aber nicht anders zu erwarten. Wulff mimt einmal mehr die Unschuld vom Lande. Spätestens seit seinen Ich-bin-der-Präsident-Anrufen beim Springer-Verlag müsste nun auch dem letzten klar sein, dass er so ganz unschuldig nicht ist. Aber wen interessiert's? Ehrlich: Wer das schluckt, hat es nicht besser verdient. Die öffentlich-rechtlichen Journalisten machen ernste Gesichter, als sie die böse politische Einflussnahme von oben auf Berichterstattung da unten verteufeln. Ausgerechnet. Man könnte laut lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
(Roland Nelles 04.01.12)
Er ist nicht, wie es seinem Amtseid entspräche, damit beschäftigt, Schaden vom Volk abzuwenden, sondern Schaden von sich selbst. Er verbraucht all seine Kraft damit, sich zu erklären und seine Fehler zu entschuldigen. Er ist ein Präsident Laokoon - einer, der sich in seinen Widersprüchen verwickelt hat, von ihnen gewürgt wird und sich mit einer und noch einer öffentlichen Erklärung Luft zu verschaffen sucht. Er ist ein Präsident, der sich in seiner Schwäche an seinem Amt festhält, weil ihm das Amt den Halt gibt, den er ansonsten nicht hat. Der Bundespräsident übt, so steht es im Grundgesetz, das Gnadenrecht aus; Wulff ist der erste Bundespräsident, der sich selbst begnadigt.
(Heribert Prantl 04.01.12)
Besser wird es nicht mehr.
Dabei war doch Wulffs kurzzeitig verschollene Original-Weihnachtsansprache sehr gut und überzeugend.
Hätte er es mal dabei belassen:
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