TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 5. April 2010

Print-Abos

Internet, Fernsehen, Radio sind das eine, aber wem es irgendwie finanziell möglich ist, empfehle ich Zeitungen zu abonnieren.
Es ist gerade im Zeitalter von Wikipedia und Copy & Paste besonders wichtig den klassischen investigativen Journalismus zu unterstützen.
Auch die Menschen, die sich hauptsächlich aus dem www informieren, greifen indirekt auf Printjournalisten zurück - denn letztendlich stammen die Mehrzahl der in Blogs und Foren verbreiteten Informationen aus Zeitungen.
Je weniger Auflage diese machen, desto mehr wird bei den Redaktionen gespart, desto wackeliger werden die Artikel.

Auf der anderen Seite ist das Lesen von Artikel auf Papier ein enormes Vergnügen - insbesondere wenn man es fertig bringt sich dazu Zeit zu nehmen und daher Muße zu Hintergrundartikel und Feuilleton hat.

Am Ostersonntag gönnte ich mir dazu die Zeit und las die alljährlich zu dem Anlass erscheinenden Leitartikel - stets mit dem lila Filzschreiber (Kirchentagsfarbe) in der Hand, um Unterstreichungen und Anmerkungen einzufügen.

Süddeutsche Zeitung:

Leitartikel am Gründonnerstag von Heribert Prantl: „Leiden an der Kirche“.
Hier zeigt sich weshalb Prantl zu den sogenannten „Edelfedern“ gezählt wird.
Klare Standpunkte werden mit guter Sprache kombiniert.

In der Politik gibt es die Vertrauensfrage: Wenn das Vertrauen in die Regierung wankt, dann stellt sie im Parlament die Vertrauensfrage, um es auf diese Weise wieder zu stabilisieren. In der Kirche gibt es keine Vertrauensfrage. Gäbe es sie, die katholische Kirche würde ein höllisches Desaster erleben.

Oder:

Es hat sich gezeigt, dass viele Priester, die Minderjährige missbrauchen, in ihrer sexuellen Entwicklung auf der Stufe eines 13-Jährigen stehengeblieben sind. Das lässt sich nicht mit Beten ändern; das verlangt Änderungen im System Kirche.

SPIEGEL:

Titelgeschichte Karsamstag: „Der (Un)fehlbare“. Untertitel „Das gescheiterte Pontifikat des Papstes aus Marktl am Inn“. 10 Seiten von Fiona Ehlers, G.P. Schmitz, U. Schwarz, A. Smoltczyk, P. Wensierski.
Tolles Titelbild, Knallige Überschrift, poppig-frecher Untertitel.
Ein Artikel, auf den ich mich richtig freute.
Technisch gut geschrieben, Informationsgehalt Null.
Eine absolute Enttäuschung, daß so eine riesige Redaktion nicht ein Fünkchen herausholt, das nicht schon längst auch in einem Hobby-Blog wie Tammox’sche Gedanken stünde.
Der einzige „Aha-Moment“ war die Wortwahl „Bücher-Ratz und Orgel-Ratz“ für Joseph und Georg R.
OK, das ist lustig.
Ansonsten werden aber Uralt-Klischees mitgeschleppt, die man schon seit vielen Jahren immer wieder genauso liest und die offenbar niemand hinterfragt.
Da haben die Azubis in der Redaktion offenbar einmal quer durch alle bisher erschienenen Ratzinger-Artikel kopieren dürfen.
Wahrheitsgehalt egal.
Da steht dann zum Beispiel, daß er mit so großen Ansprüchen sein Amt angetreten habe (welcher Papst denn nicht?):

Benedikt XVI. war angetreten mit dem Projekt eines Sich-Versöhnens über den Rand der Kirche hinweg. Der frischgewählte Papst wollte mit dem Wort regieren, mit Diskursen, nicht mit Verboten.

Das erscheint mir doch reichlich inhaltsfrei - welcher Kardinal würde das nicht von sich behaupten? Und wer, wenn nicht Ratzinger, hätte nicht mehr in Verdacht gestanden eben NICHT den Dialog zu suchen und stattdessen auf Dogmen zu setzen?
Laut SPIEGEL war Ratzi aber der aufrechte und sachliche Intellektuelle, der sich nicht um Pomp und Pöstchen kümmerte:

Es ist die Tragödie eines Mannes, der eigentlich nur Bücher schreiben wollte und erst am Ende seines Lebens in das vatikanische Herkulesamt beordert wurde. […]
Auch während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation mühte er sich nicht, das für einen Kirchenfürsten übliche Klientelnetz um sich zu knüpfen. Intrigieren und höfisches Taktieren waren seine Sache nicht. Der Theologieprofessor, der keinen Widerspruch zwischen Vernunft und Glaube gelten lässt, war immer von der Macht der Argumente überzeugt.

Das ist, mit Verlaub gesagt, doch Schwachsinn!
Jemand der sich in dem Intrigantenstadl Vatikan so schnell und so zielstrebig in die Top-Positionen geschoben hat, soll kein Beziehungsnetz geknüpft haben?
Bei Ratzinger ging es rasant nach oben: Mit 24 Jahren Priester, mit 25 Jahren Doktor, mit 31 Professor, mit Mitte 30 Großzampano beim Vatikanischen Konzil, mit 38 Jahren Päpstlicher Ehrenprälat, mit 49 Jahren Erzbischof, mit gerade mal 50 Jahren Kardinal und schon mit 54 Jahren die faktische Nr 2 des Vatikans - als Präfekt der Glaubenskongregation.
Er ging als Rangältester in das Konklave von 2005, er führte die feierliche Messe durch und hielt zum Tode Papst Johannes-Paul II zum rechten Zeitpunkt eine spektakuläre Bewerbungsrede.

Das alles soll möglich gewesen sein, ohne nebenher intensiv Seilschaften zu knüpfen und an die Karriere gedacht zu haben? Und dann wurde er vollkommen überraschend Papst?
Davon glaube ich kein Wort.

Überhaupt: Ratzinger als hochintellektueller Vernunftmensch, der den Glauben „rationales Abenteuer“ nennt, jeglichen „Relativismus verdammt“ und als sein Hauptthema die Synonymität von Vernunft und Glauben betrachtet.
Das soll klug sein?
Die intellektuelle Laufbahn auf die Gleichheit zweier Dinge auszurichten, die nun einmal antagonistisch zueinander stehen?
Glaube ist gerade unvernünftig.
Und wie kann man jemanden immerfort als so intelligent bezeichnen, der nach Dekaden im Zentrum der Macht diffamierende Sätze über Mohammed vom Stapel läßt?
Hat er nicht begriffen, was für ein Amt er hat und wie man jedes seiner Worte weltweit auf die Goldwaage legt?

Viele glaubten aber noch an ein Missverständnis, der gelehrte Professor habe sich nur ungeschickt ausgedrückt, als er den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos zitiert hatte: "Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden."

Sehr enttäuschend die Titelgeschichte.

ZEIT:

Prima Neuigkeit vom Hamburger Edel-Wochenblatt.
Es fand, ebenfalls am Gründonnerstag, ein Relaunch statt, das tatsächlich eine Verbesserung ist. Giovanni die Lorenzo kündigt unter der Überschrift „ZEIT für Wagnisse“ drei neue Rubriken an; darunter „Glauben und Zweifeln“.
Wenn das nicht zu Ostern passt. Der Chefredakteur zur Einstimmung:
»Glauben und Zweifeln« wird offen sein für alle Facetten der spirituellen Suche. Dass dabei immer auch die notwendige Skepsis zur Geltung kommt, dafür bürgt schon die verantwortliche Redakteurin Evelyn Finger. Die gebürtige Hallenserin, 38 Jahre alt, führt sich mit einem Essay ein, der ein programmatisches Motto hat: »Der Zweifel versetzt Berge«. »Glauben und Zweifeln « erscheint zu Ostern einmalig auf sechs Seiten (55–60), danach wird es immer auf der letzten Seite des Feuilleton-Buches zu finden sein.

Klingt gut, und wie ist das bisher gelungen?
Selbstverständlich habe ich die sechs Seiten besonders aufmerksam gelesen.

(s.55) Aus Höflichkeit schweige ich über Frau Fingers Einleitung. Ehrlich gesagt, erinnere ich schon ein paar Stunden später nichts mehr davon.

(s.56) Kerstin Kohlenberg schreibt ein Portrait über Adolf Holl, den berühmten österreichischen Zölibats-Rebellen. Er wurde komplett sexlos Priester und will nach vier Jahren als Priester erstmals im Alter von 27 Jahren eine Erektion gehabt haben.
Später aber wurde er vom Paulus zum Saulus, bekannte mit Frauen zu schlafen, vertrat diese Ansicht öffentlich und verlor natürlich sein Amt.
Schön und gut.
Das Problem ist nur, daß Holl inzwischen 80 ist und ihm außer der Erkenntnis „Sex ist nett und Zölibat ist scheiße“ nichts anderes mehr eingefallen ist.
In meiner Bücherwand verstauben auch noch so einige Holl-Bücher, beispielsweise „Der Fisch aus der Tiefe“, der aber auch schon seine 20 Jahre auf dem Buckel hat.

(s.57) Gespräch mit der Psychologie-Professorin Leuzinger-Bohleber und dem Pfarrer zu Eltz über die Gemeinsamkeiten von Beichte und Psychotherapie.
Prinzipiell eine gute Idee den sexuellen Mißbrauch durch Kleriker von diesen beiden Polen aus zu betrachten.
Theologe zu Eltz ist kein Vertuscher; er sagt, das sei schon immer passiert, daß er sich für die Kirche schäme, aber andererseits froh sei, daß nun alles ans Licht komme - nun bestünde endlich die Chance die Schweigespirale zu durchbrechen.
Der in sehr freundlicher Atmosphäre geführte Dialog führt allerdings zu keinerlei Erkenntnisgewinn beim Leser.
Leuzinger-Bohleber kann den sexuellen Mißbrauch „erklären“.
Legt dar, welche Faktoren ihn begünstigen und woran die Täter kranken.
Als Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt kann sie dazu empirische Daten liefern und wissenschaftlich argumentieren.

Was kann aber der Pfarrer? Meinem Eindruck nach: Nichts.
Er reitet lediglich darauf herum, daß die Beichte die einzigartige Möglichkeit sei, qua Gottes Autorität Sünden zu vergeben. Punkt.
Das mag ja schön sein für den gläubigen Sünder.
Aus atheistischer Perspektive ist es aber Nonsens und darüber hinaus auch noch perfide, da dabei aber alle Menschen als Sünder dastehen - so nivelliert man Opfer und Täter.

Kleinkinder und Massenmörder - alle vereint in der Schublade „Sünder“, die allesamt ausschließlich durch einen katholischen Priester ihre Sünden „loswerden“ können.

Beispiel:

Pfarrer ZU ELTZ: Im Evangelium findet sich der Schlüssel für Kritik und Überwindung. Dort steht auch: Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anlass zur Sünde wird, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er im Meer versenkt würde.

ZEIT: Das missbrauchte Kind ist auch ein Sünder? Ist das nicht brutal, ist das nicht zum Verzweifeln?

ZU ELTZ: Missbrauchsopfer sind nicht schuld an ihrem Unglück. Die Täter sind schuld. Das muss man immer wieder ganz klar sagen. Aber die Opfer sind nicht außerhalb der condition humaine. Ohne Gottes Gnade kommt niemand zurecht, auch der Unschuldige nicht. In diesem Sinne sind wir alle Sünder, nicht nur die Täter. Gott hat alle in den Ungehorsam eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen.

Frau LEUZINGER-BOHLEBER versucht sich auch abzugrenzen und erklärt:
Menschen mit einem theologischen Problem schicken wir deshalb zum Theologen.

ZU ELTZ: Ich bestätige das völlig. Es liegt an der grandiosen Schlichtheit der Beichte, dass hier etwas gelingt, was keinem Menschen möglich ist, nämlich Schuld zu vergeben. Menschen, die wirklich an Gott glauben, erfahren im Beichtsakrament ein Wunder, etwas, was vom Himmel auf die Erde gefallen ist, nicht von uns gemacht.

Offenbar kann also der Herr Pfarrer für Menschen, die den Quatsch nicht glauben nichts tun.

(s.58)

Hier wird es nun richtig schlimm. Es finden sich drei Artikel.
Ulrich Schnabel hält ein „Plädoyer für das Osterlachen und weniger Bierernsthaftigkeit“.
Zu den Zweiflern darf man ihn offenbar nicht zählen. Er geht selbstverständlich von der „Frohen Osterbotschaft“ aus.
Die Kirche solle das mehr feiern und fröhlicher sein - wie in anderen Ländern.
Nun, die „Fröhlichkeit“ erschließt sich mir nicht, wenn ein allmächtiger Schöpfer bei seiner eigenen Kreation offenbar so gestümpert hat, daß er aus Bosheit anschließend auch noch seinen eigenen Sohn zu Tode foltern läßt.
"Das Gesicht ist verwundet, blutbespritzt, dornengekrönt, geschlagen, bespuckt, entstellt. Der Leib ist geschändet, das Gesicht zum Schandgesicht verunstaltet“ - so singen die Kirchenbesucher dieser Tage im berühmten lateinischen Hymnus "Haupt voll Blut und Wunden" über Jesus.
Ich finde das weniger froh.
Passendere Adjektive wären „brutal“ oder „abartig“.

Im Anschluß darf eine Predigt nicht fehlen.
Zu Wort kommt eine wahrlich Gepriesene:

Kathrin Oxen, geboren 1972 in Neustadt/Holstein, ist Pastorin der evangelisch-reformierten Kirche in Mecklenburg-Bützow. Im Jahr 2008 gewann sie den internationalen Predigtwettbewerb zum Calvin-Jahr. 2009 erhielt sie den deutschen Ökumenischen Predigtpreis.

Glücklicherweise höre ich nur ganz selten Predigten - wenn schon die mit Preisen Überhäuften so eine banale Plapperei unter Zuhilfenahme von Bibelzitaten sind, dann will ich erst gar nicht die durchschnittlichen Predigten hören!

Pastorin Oxen baut sich ihren Text aus zwei Ideen zusammen:
Da ist zum einen das in unendlicher Echolalie verkündete „Nur dass, kein Wie“ - soll bedeuten: Man erfährt von der Tatsache der Auferstehung Jesu nach seinem physischen Tod, weiß aber nicht genau wie das eigentlich geklappt hat. Selbst seine Jünger fanden das zunächst etwas unglaubwürdig.
Daraus leitet sie ihren zweiten BauSTEIN ab - eine zu Tode gerittene Metapher!

Es beginnt so: „Mit dem Stein vor dem leeren Grab verbindet sich alles Mögliche, aber jedenfalls keine felsenfeste Überzeugung.“

Daraus folgert sie ewig im Wortbild bleibend:

Ostern ist mit der Realität konfrontiert, und die Realität ist ein Stein, genauso schwer oder noch schwerer zu bewegen als der eine berühmte Stein vor dem Felsengrab. [...] Das Versteinerte, Unverrückbare, Kalte ist leicht aufzusuchen, vor unseren Haustüren und in unserer Welt. [...] Steinschwer lastet die Angst vor Veränderung auf unserer Wirklichkeit.

So heimst man sich Preise ein?
(Ich hätte eher für steinigen plädiert)
So einen Text könnte ich auch schreiben; allerdings würde ich als Angel-Metapher lieber das passendere Wort „Kacke“ verwenden.

Am Ende versteigt sich Frau Oxen auch noch zu einem besonders mißglückten Vergleich - quot erat expectandum, schließlich ist sie eine Pfäffin.
Da werden Kinderschänder („Einer der zum Täter geworden und ein falsches Leben geführt hat“) mit dem heiligen Paulus verglichen, der schließlich auch einst ein böser Saulus war und sich selbst als „Missgeburt“ bezeichnete.

Paulus formuliert eine schmerzhafte, in pathologische Begriffe gefasste Selbsterkenntnis, er hinterfragt alles, was er bislang nicht nur für richtig gehalten, sondern auch getan hat. Diesen lebensverändernden Zweifel wünschte man sich auch angesichts der Ereignisse, die in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen beherrschten: die abscheuerregende Institutionalisierung von Gewalt und Missbrauch in kirchlichen und pädagogischen Einrichtungen. Gerade weil Glaubende die Täter waren, sollten sie doch an sich zweifeln können.

Na prima - einer der wichtigsten Heiligen und Lehrer der Christlichen Kirche in einem Boot mit Sexualstraftätern!
Das fällt aber nicht einem katholischen Geronten-Kardinal ein, sondern einer 37-Jährigen Protestantin, die Predigtpreise dafür bekommt?

Der dritte Artikel stammt von Patrick Schwarz, stellvertretender ZEIT-Politikchef, ebenfalls im Alter von Frau Oxen, erzogen von einer Pfarrerin, gelernt bei der taz.
Er bekundet, daß er „an die Kirche glaube“ und will erklären „Wozu eine schlechte Kirche gut ist“.
Bizarre Einleitung. Dann folgen neun Zehntel des Textes, in denen er beschreibt, wieso er eigentlich die Kirche NICHT gut fände.
Drastisch drückt er seine Abscheu über die Sexualverbrecher-Priester und die Vertuschung ihrer Taten aus.
Als nur noch ein einziger Absatz übrig ist, dachte ich: „Wow - ist ja eine Bombendramaturgie“ - wie würde er den Schwenk noch hinbekommen und quasi im letzten Satz das Tolle an der Kirche darstellen?
Das ging in der Tat ganz fix- und zwar so:

»Verwundet bin ich – und aufgehoben« ist so ein Satz angewandter Theologie, den ich neulich in einer Broschüre meines Kirchenkreises fand. […] Bleibe ich deswegen in der Kirche? Manchmal reicht schon ein Wort.

Die fünf Worte reichen also Herrn Schwarz? Schön für ihn. Kleines Manko: Keinerlei Überzeugungskraft für mich.

(s.59) Sabine Rückert über das in den 1970ern neu entstandene Judas-Bild. Er ist nun nicht mehr der böseste aller Bösen wie in früheren Jahrhunderten, sondern wird als entscheidender Faktor in der Ostergeschichte anerkannt.
„Ohne Judas, den Verräter, hätte es das Christentum nie gegeben. Kein Heilsversprechen. Keine Erlösung. Kein Opfer. Keine Religion“
Stimmt. Nur gilt dasselbe wie für den Holl-Text: What else is new?

(s.60) Thomas Hürlimann, 60, der berühmte Schweizer Autor, über seine Entfernung zur katholischen Kirche: „Wir vom Club der Atheisten“.
Endlich, auf der letzten Seite ein ganz annehmbarer Text, der gut geschrieben ist und die ein oder andere neue Erkenntnis bringt - freilich nur solche aus Hürlimanns Vita.
Immerhin erfahre ich, daß er als Teenager in der Stiftschule „Einsiedeln“ unter lauter Mönchen einen „Club der Atheisten“ mit gründete und sein Aufnahmeritual darin bestand, während des Pontifikalamtes am Sonntag einen großen Papierflieger vom Dachstuhl aus segeln zu lassen.
Darauf schrieb er „Religion ist der Wille zum Winterschlaf - Nietzsche“.

Tja, die Kuttenträger waren vermutlich not amused.


Ich schon. Immerhin was - nach den vielen zweckfreien Osterartikeln.

2 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

Naja Beziehungen bzw. Netzwerke brauchte Darth Benedikt nicht für dne Posten. Meine persönliche zynische Ansicht, die das Ganze auch erklären könnte ist:
der Mann war ziemlich lange Chefinquisitor, sprich alle Akten gingen über seinen Schreibtisch, wenn man sich nur vorstellt, was er möglicherweise an Nachfragen/Ausführungsmeldungen zu seiner Vertuschungsorder, was Kindervergewaltigende Priester angeht, könnte der Job ihm evtl. genug konkrete Daten gebracht haben um große Teile der Katholischen Verantwortungsträger unter druck setzen zu können, wegen stattgefundener moralisch, in manchen Fällen auch juristisch bedenklicher Dinge.
Oder um es kurz zu sagen, wenn man einer erheblichen Zahl der Kardinäle hätte drohen können, ihnen so etwas, wie den jetzigen Skandal vor die Füße zu kippen, dann wäre sogar ich zum Papst gewählt geworden.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Die „Beziehungen“ dürfte er allerdings reichlich gehabt haben als Inquisitions-Chef.
Wer weiß wofür er diese Infos schon all die Jahrzehnte ausgenutzt HAT?

Ist es nicht überhaupt erstaunlich, daß der alte schrumpelige Ratz all die Jahre schon so einen knackigen, gutaussehenden „Sekretär“ Gänswein hat? Jener Typ, der allgemein als „Sexiest Man Of The Vatican“ gehandelt wird? Der soll sich ausgerechnet an Ratzi gehängt haben?
Rätsel über Rätsel. …..
Honi soit qui mal y pense.


LGT