Montag, 12. April 2010
Gerontophobes Dasein.
Das war nicht geschickt taktiert vom Papst in den letzten Wochen und Monaten.
OK, der ein oder andere mag mir unterstellen, daß ich kein riesengroßer Ratzinger-Fan bin.
Mag ja auch sein.
Als sensibles Wesen fange ich neuerdings schon an Mitleid mit ihm zu empfinden.
Was für ein pestiger Job, den er da am Hals hat!
Und dann in einem Alter, in dem man vielleicht lieber in Ruhe chillen würde!
Vielleicht hatte sich Joseph Ratzinger das ja auch selbst schon so hübsch ausgemalt.
Er im Ruhestand, in einer netten vatikanischen Wohnung, gemütlich mit einem Schmöker auf dem Sofa liegend und dabei treu umsorgt vom äußerst attraktiven Pater Gänswein, der selbst in Soutane seinen sexy Hintern zeigen kann.
Der Plan hat jedenfalls so gar nicht geklappt.
Nun hat er auf dem Stuhle Petri zu sitzen bis er tot umfällt.
Päpste in Rente gibt es bekanntlich nicht.
Früher konnte man dabei wenigstens noch Respekt erwarten und sich allerlei Nervensägen vom Hals halten.
Wäre ja auch noch schöner, wenn jeder an einem herumkritisiert.
„This is unerhört!“
Nun streckt sich aus jedem Loch ein dreister Advokatenkopf, der so unschöne Dinge wie „Vorladung“, „Prozess“ oder gar „Schmerzensgeld“ im Munde führt.
Da hat Ratzinger schon den anstrengenden Job und dann auch noch zu so einer gänzlich falschen Zeit.
Seine Vorgänger vor 400 oder 500 oder 600 Jahren hätten solche Frechdachse einfach auf den Scheiterhaufen gelegt und causa finita.
Was für ein fader Abklatsch ist doch die papale Existenz im 21. Jahrhundert!
Kirchenstaat ist weggeschrumpft, die Armee besteht aus lächerlichen 110 Hellebarden -tragenden Helveten und im einst HEILIGEN römischen Reich deutscher Nationen regiert nun ein ehebrechendes protestantisches Weib! Frauen sollten doch lieber schweigen.
Da sage noch mal einer, daß die Praxis der Hexenverbrennung keine nützliche Sache gewesen sein soll!
Nicht, daß man noch nie mit Aufmüpfigen zu tun gehabt hätte, aber gegen Widerspruch gab es bisher immer eine extrem wirksame Methode:
Kopf ab!
Wobei das im übertragenen Sinne gemeint ist.
Statt Kopf ab, konnten die päpstlichen Abgesandten auf eine Vielzahl von Varianten zurück greifen: Ausweiden, Verbrennen, Ertränken, die eiserne Jungfrau, Streckbank, Vierteilen - wie es den Propagandisten der Nächstenliebe gefiel.
Natürlich immer hübsch geordnet und rechtlich einwandfrei: Papst Paul III. ernannte 1542 mit der Bulle Licet ab initio sechs Kardinäle zu General-Inquisitoren für die ganze Welt.
Die so entstandene Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis war die Initialzündung zur Inquisition.
2010 ist eine suboptimale Situation für den Papstjob. Der arme Ratzi hat auch noch ein derart unglückliches Händchen, daß ihn gar keiner mehr lieb hat.
Oder um es in der Sprache des weisen Jürgen Wegmann zu sagen:
„Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.“
Der Pontifex steckt in der maximalen No-Win-Zwickmühle.
Nachdem man als „Mr Unfehlbar“ hunderte male ex cathedra erklärt hat, daß Zölibat, Piusbrüder und Pius XII gut - Kondome, Frauen und Schwule schlecht sind, kann man die Sätze nicht mehr zurückholen.
Wenn man die letzten 40 Jahre den „Relativismus“ als Grundübel gebrandmarkt hat, kann man schlecht auf einmal sagen, daß die eigene Sexualmoral doch mal zu relativieren sei.
Heribert Prantl fasst das resignierend zusammen:
Der Vatikan kann erzählen, was er will; er gilt als schuldig. Der Missbrauchsskandal hängt wie ein Mühlstein am Hals der katholischen Kirche.
Prantl schlägt nun vor alle kinderbefummelnden Priester zu exkommunizieren.
Das geht nach Kirchenrecht auch …so fast zumindest.
Der entscheidende Passus, den Ratzis Namensvorgänger Benedikt XV eingeführt hatte, wurde leider 1983, als ein gewisser Deutscher die Glaubenskongregation leitete abgeschafft.
Der Münchner Rechtsgelehrte Peter Landau, Emeritus für historische Kanonistik, hat eine solche Strafnorm für den Codex Juris Canonici formuliert - wie es sich gehört in Latein: "Qui minorem actu criminali in materia morum violat, in excommunicationem latae sententiae incurrit". Deutsch: Wer einen Minderjährigen durch eine unsittliche Tat verletzt, ist mit der Tatbegehung exkommuniziert.
Im geltenden Kirchenrecht, dem Codex Juris Canonici von 1983, klafft eine Lücke: Die harte Norm gegen sexuellen Missbrauch, die im Codex von 1917 stand, ist im geltenden Recht entfallen.
Könnte Benedikt No XVI also an Benedikt No XV anschließen und sagen „gut, wir setzten das „..in excommunicationem latae sententiae incurrit" wieder ein?
Blöd nur, daß er damit zugeben müßte, daß ein gewisser Joseph Ratzinger 1983 da offensichtlich einen kleinen Boubou gemacht hat.
„Das ist eine Deprimierung!“ würde Andy Möller jetzt sagen.
Wenn man solchen Gedanken nachhängt und einem das Herz ob der misslichen Situation des Papstes blutet, sollte man allerdings schnell aufstehen und sich mal gründlich schütteln.
Wer hat ihn den in die Situation hineingebracht, daß sich selbst die treuesten Anhänger schaudern abwenden?
Das hat er ganz allein geschafft.
Er war es selbst, der systematisch nacheinander Juden, Säkulare, Muslims, Protestanten und Atheisten in Rage versetzte.
Das Mitleid spare man sich lieber für die von Kirchenangehörigen misshandelten Kinder auf.
Das sind eine Menge und die haben es nötiger.
Allein im Kloster Ettal haben sich bayerische Mönchen an weit über 100 Kindern vergangen, wie der heute veröffentlichte Abschlußbericht auflistet.
Das wird so gar nicht besser, wenn die Nr 2 des Vatikans das als „unbedeutenden Geschwätz dieser Tage“ und papstfeindliche Impulse abtut.
Ratzinger sollte sich lieber in aller Stille schämen.
„Wenn man im Loch sitzt, soll man aufhören zu graben“ (Donald Rumsfeld)
OK, der ein oder andere mag mir unterstellen, daß ich kein riesengroßer Ratzinger-Fan bin.
Mag ja auch sein.
Als sensibles Wesen fange ich neuerdings schon an Mitleid mit ihm zu empfinden.
Was für ein pestiger Job, den er da am Hals hat!
Und dann in einem Alter, in dem man vielleicht lieber in Ruhe chillen würde!
Vielleicht hatte sich Joseph Ratzinger das ja auch selbst schon so hübsch ausgemalt.
Er im Ruhestand, in einer netten vatikanischen Wohnung, gemütlich mit einem Schmöker auf dem Sofa liegend und dabei treu umsorgt vom äußerst attraktiven Pater Gänswein, der selbst in Soutane seinen sexy Hintern zeigen kann.
Der Plan hat jedenfalls so gar nicht geklappt.
Nun hat er auf dem Stuhle Petri zu sitzen bis er tot umfällt.
Päpste in Rente gibt es bekanntlich nicht.
Früher konnte man dabei wenigstens noch Respekt erwarten und sich allerlei Nervensägen vom Hals halten.
Wäre ja auch noch schöner, wenn jeder an einem herumkritisiert.
„This is unerhört!“
Nun streckt sich aus jedem Loch ein dreister Advokatenkopf, der so unschöne Dinge wie „Vorladung“, „Prozess“ oder gar „Schmerzensgeld“ im Munde führt.
Da hat Ratzinger schon den anstrengenden Job und dann auch noch zu so einer gänzlich falschen Zeit.
Seine Vorgänger vor 400 oder 500 oder 600 Jahren hätten solche Frechdachse einfach auf den Scheiterhaufen gelegt und causa finita.
Was für ein fader Abklatsch ist doch die papale Existenz im 21. Jahrhundert!
Kirchenstaat ist weggeschrumpft, die Armee besteht aus lächerlichen 110 Hellebarden -tragenden Helveten und im einst HEILIGEN römischen Reich deutscher Nationen regiert nun ein ehebrechendes protestantisches Weib! Frauen sollten doch lieber schweigen.
Da sage noch mal einer, daß die Praxis der Hexenverbrennung keine nützliche Sache gewesen sein soll!
Nicht, daß man noch nie mit Aufmüpfigen zu tun gehabt hätte, aber gegen Widerspruch gab es bisher immer eine extrem wirksame Methode:
Kopf ab!
Wobei das im übertragenen Sinne gemeint ist.
Statt Kopf ab, konnten die päpstlichen Abgesandten auf eine Vielzahl von Varianten zurück greifen: Ausweiden, Verbrennen, Ertränken, die eiserne Jungfrau, Streckbank, Vierteilen - wie es den Propagandisten der Nächstenliebe gefiel.
Natürlich immer hübsch geordnet und rechtlich einwandfrei: Papst Paul III. ernannte 1542 mit der Bulle Licet ab initio sechs Kardinäle zu General-Inquisitoren für die ganze Welt.
Die so entstandene Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis war die Initialzündung zur Inquisition.
2010 ist eine suboptimale Situation für den Papstjob. Der arme Ratzi hat auch noch ein derart unglückliches Händchen, daß ihn gar keiner mehr lieb hat.
Oder um es in der Sprache des weisen Jürgen Wegmann zu sagen:
„Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.“
Der Pontifex steckt in der maximalen No-Win-Zwickmühle.
Nachdem man als „Mr Unfehlbar“ hunderte male ex cathedra erklärt hat, daß Zölibat, Piusbrüder und Pius XII gut - Kondome, Frauen und Schwule schlecht sind, kann man die Sätze nicht mehr zurückholen.
Wenn man die letzten 40 Jahre den „Relativismus“ als Grundübel gebrandmarkt hat, kann man schlecht auf einmal sagen, daß die eigene Sexualmoral doch mal zu relativieren sei.
Heribert Prantl fasst das resignierend zusammen:
Der Vatikan kann erzählen, was er will; er gilt als schuldig. Der Missbrauchsskandal hängt wie ein Mühlstein am Hals der katholischen Kirche.
Prantl schlägt nun vor alle kinderbefummelnden Priester zu exkommunizieren.
Das geht nach Kirchenrecht auch …so fast zumindest.
Der entscheidende Passus, den Ratzis Namensvorgänger Benedikt XV eingeführt hatte, wurde leider 1983, als ein gewisser Deutscher die Glaubenskongregation leitete abgeschafft.
Der Münchner Rechtsgelehrte Peter Landau, Emeritus für historische Kanonistik, hat eine solche Strafnorm für den Codex Juris Canonici formuliert - wie es sich gehört in Latein: "Qui minorem actu criminali in materia morum violat, in excommunicationem latae sententiae incurrit". Deutsch: Wer einen Minderjährigen durch eine unsittliche Tat verletzt, ist mit der Tatbegehung exkommuniziert.
Im geltenden Kirchenrecht, dem Codex Juris Canonici von 1983, klafft eine Lücke: Die harte Norm gegen sexuellen Missbrauch, die im Codex von 1917 stand, ist im geltenden Recht entfallen.
Könnte Benedikt No XVI also an Benedikt No XV anschließen und sagen „gut, wir setzten das „..in excommunicationem latae sententiae incurrit" wieder ein?
Blöd nur, daß er damit zugeben müßte, daß ein gewisser Joseph Ratzinger 1983 da offensichtlich einen kleinen Boubou gemacht hat.
„Das ist eine Deprimierung!“ würde Andy Möller jetzt sagen.
Wenn man solchen Gedanken nachhängt und einem das Herz ob der misslichen Situation des Papstes blutet, sollte man allerdings schnell aufstehen und sich mal gründlich schütteln.
Wer hat ihn den in die Situation hineingebracht, daß sich selbst die treuesten Anhänger schaudern abwenden?
Das hat er ganz allein geschafft.
Er war es selbst, der systematisch nacheinander Juden, Säkulare, Muslims, Protestanten und Atheisten in Rage versetzte.
Das Mitleid spare man sich lieber für die von Kirchenangehörigen misshandelten Kinder auf.
Das sind eine Menge und die haben es nötiger.
Allein im Kloster Ettal haben sich bayerische Mönchen an weit über 100 Kindern vergangen, wie der heute veröffentlichte Abschlußbericht auflistet.
Das wird so gar nicht besser, wenn die Nr 2 des Vatikans das als „unbedeutenden Geschwätz dieser Tage“ und papstfeindliche Impulse abtut.
Ratzinger sollte sich lieber in aller Stille schämen.
„Wenn man im Loch sitzt, soll man aufhören zu graben“ (Donald Rumsfeld)
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4 Kommentare:
Auch recht angenehm:
"Vatican scoffs at idea of arresting pope in Britain"
http://uk.reuters.com/article/idUKTRE63C2TC20100413
Stell dir so 'ne gerechtfertigte Idee in Deutschland vor!
Jetzt hab ichs ja mit den Hooligans nich so, ... aber die Limeees hatten mir schon mit dem Einreiseverbot fuer Wilders den Tag versuesst.
http://jakester-express.blogspot.com/2009/02/little-beauties-i-treasure.html
Gelegentliche Aufheiterung begruesse ich schon noch.
Gruss
Jake
Hi Jake.
Vatican „scoffs“?
Vielleicht haben sie deshalb was zu lachen, weil sie schon Bilder gesehen haben, wie es Ratzi im Gefängnis ergeht?
http://rookery2.viary.com/storagev12/1029000/1029116_e785_625x1000.jpg
I am just saying…..
LGT
>Nun hat er auf dem Stuhle Petri zu sitzen bis er tot umfällt.
>Päpste in Rente gibt es bekanntlich nicht.
Falsch, er tut das freiwlillig, gemäss Canon 186, 189 und 331:
http://kirchengeschichte.suite101.de/article.cfm/kann-der-papst-zuruecktreten-
Danke für den Hinweis.
Ich glaube, daß ich in diesem Blog auch schon mal auf den berühmten Coelestin verwiesen habe.
(Papst Coelestin V. trat am 13. Dezember 1294 zurück.)
Das wäre im 21. Jahrhundert aber extrem ungewöhnlich und kann meiner Ansicht nach für Ratzinger de facto ausgeschlossen werden.
Das Problem bleibt ja, daß der Heilige Geist selbst im Konklave eigentlich die Wahl getroffen hat und wenn ein Papst zurück träte, hieße das, der Heilige Geist habe sich geirrt.
Zudem gäbe es noch das Problem des doppelten Papstes. Was wenn der neue Papst eine spektakuläre Entscheidung träfe und der -Ex-Papst in Rente sagte dazu, daß er das aber ganz anders gemacht hätte? Zwei Unfehlbare widersprechen sich?
Genau deswegen ist ja auch Woytila NICHT zurück getreten, obwohl der aus gesundheitlichen Erwägungen lange allen Grund gehabt hätte und zuletzt lange nicht mehr amtsfähig war!
LGT
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