Samstag, 3. April 2010
Krähen und Augen.
Ökumene schien Ende des 20. Jahrhunderts erstaunlich en vogue zu sein.
Ausgerechnet der Chef der homogensten christlichen Sekte, Papst Johannes Paul II, hatte Schritte unternommen, die mehr als nur Lippenbekenntnisse waren.
Der Menschenfischer hatte durchaus seine Fans in anderen Konfessionen.
Seine Vita belegte, daß er offenbar tatsächlich kein Antisemit war - so sprach er wohlwollend von den Juden als „unsere älteren Brüder“.
Für Pontifex-Verhältnisse ist das schon sehr nett.
Man traf sich unter den Religionsführern und insbesondere Moslems respektierten Woytila als einen starken Mann, der a) gegen den Atheismus und b) gegen militärische Interventionen christlicher Soldaten in islamischen Ländern Position bezog.
Nicht daß das irgendwas gebracht hätte - man munkelt, daß es JP-II in tiefe Verzweiflung stürzte, daß ausgerechnet seine Polen durch antisemitische Tendenzen, Streitereien mit den orthodoxen östlichen Nachbarn und insbesondere der G.W.Bushophilen Irakpolitik auffielen.
Da Polen auch das Land mit den höchsten Abtreibungsraten Europas ist, kann man durchaus seine Schlüsse über die weltliche Macht des Papstes ziehen.
Denn welche Nation hing treuer und begeisterter an dem polnischen Papst als die Polen?
Sie verehren ihn als größten Polen des Jahrtausends und fordern bis heute hartnäckig seine Rapid-Heiligsprechung - Santo subito!
Dennoch hat sich gerade Polen einen Dreck um alle seine Kernanliegen gekümmert.
Vielleicht ist auch gerade das das Geheimnis des tiefen katholischen Glaubens: Je fester man an der Seite der Kirche steht, desto wichtiger ist es sich seine eigene Janusköpfigkeit zu bewahren und ohne mit der Wimper zu zucken willkürlich die Vatikanischen Regeln zu ignorieren, die einem zufällig gerade nicht in den Kram passen.
Jedoch ging auch das glorreiche und zweitlängste Pontifikat der Kirchengeschichte (nach dem antisemitischen Unfehlbarkeitspapst Pio Nono) einmal zu Ende.
Nachdem er der ganzen Welt detailliert beim Sterben zur Schau gestellt worden war, gab Woytila genau vor fünf Jahren, Ostern 2005, den Löffel ab und wurde zum Chef gerufen.
Das Konklave tat, was es immer nach langen Pontifikaten tut - es wählte einen besonders alten Nachfolger.
Bloß nicht noch mal so lange keine Chance eine neue Richtung einzuschlagen.
Es wird ein Übergangspapst gesucht, der nicht in Verdacht steht große Änderungen einzuleiten, bevor sich die Kardinäle geeinigt haben, wie es mit dem Verein eigentlich grundsätzlich weitergehen soll.
Ratzinger bot sich also an - er war immerhin „Mr Kurie“ - fast ein Vierteljahrhundert an der wesentlichen Schaltstelle der Macht, also mit jedem kleinsten Detail des Apparats vertraut.
Noch wichtiger: Alle Kardinäle kannten ihn ganz genau und wußten ihn einzuschätzen.
Und am Allerwichtigsten: Ratzinger war da schon fast 80!
Hier wurde also in jeder Hinsicht die gegenteilige Situation zu 1978 geschaffen, als man einen quirligen, vitalen, gerade 58-Jährigen Mann krönte, der dazu auch noch aus dem fernen Krakau kam und von der Bastion der Italo-Kardinäle nicht eingeschätzt werden konnte.
2005 nun also der „Bücher-Ratz“.
Schon seine Namenswahl war geschickt - bewußt verzichtete er auf einen wirklich großen Papstnamen wie Gregor, Leo, Paul oder gar Johannes-Paul-III.
Benedikt XV, Papst 1914 bis 1922, Nachfolger des fanatischen Pius X, (Namensgeber der antisemitischen und rechtsradikalen Piusbrüder), trägt den Beinamen „Friedenspapst“, weil er engagiert gegen den Ersten Weltkrieg predigte.
Er hob auch die radikalsten Erlasse Pius X auf, blieb aber ansonsten kaum in Erinnerung.
Ein echter Zwischenpapst. Nach ihm kamen dann wieder zwei lang regierende Piusse, die Pflöcke einschlugen (No XI: 1922-1939 und No XII: 1939-1958).
Vieles sprach dafür, daß sich der nächste Benni, also Ratzinger, ebenfalls in die Rolle des unauffälligen Übergangspapstes fügen würde - während sich die Kurie neu sortieren würde, um einen starken und jungen Nachfolger auszusuchen.
Hinzu kam, daß Woytila, der „eilige Vater“ so ein Weltpapst war, daß er dringend nötige Reformen der Kurie, der vatikanischen Organisation über Dekaden liegen gelassen hatte.
Das Aktenstudium war seine Sache nicht. Lieber traf er sich zu den legendären Essen in seinen Privaträumen mit einfachen Priestern und Ordensleuten aus aller Welt.
Ein extrem buntes Völkchen fand sich da regelmäßig bei JP-II ein.
Sie trafen offenbar alle auf einen interessierten Kirchenvater, der ein locker plaudernder idealer Gastgeber sein konnte.
Er gab den einfachen Nonnen und Priestern aus Wladiwostok oder Timbuktu stets das Gefühl sein ganzes Leben noch nie an jemanden so interessiert gewesen zu sein, wie an ihnen.
Es durfte hoch her gehen, man lachte aus vollem Halse und nur zu gerne ließ sich Woytila mit Darbietungen der exotischsten Lied- und Tanzkunst unterhalten.
Er nahm sich Zeit, die er manchem Kurienkardinal nie gegönnt hätte.
Ratzi erledigte schließlich die administrativen Dinge - ganz im (ultrakonservativen!) Sinne des Chefs.
Bei Papst Benedikt XVI wurden diese wöchentlichen Treffen sofort gestrichen.
Ratzinger speist ausschließlich in seiner sogenannten „WG“ - also mit Pater Gänswein.
Der Weltkirche gegenüber pflegt der aktuelle Papst ein herzliches Desinteresse!
Schon Nordamerika ist ihm fremd; Südamerika erscheint ihm hochgradig exotisch und ich habe nicht den Eindruck, daß Ratzinger Asiaten und Afrikaner überhaupt zur menschlichen Rasse zählt.
Wieso ging nun aber der Plan des Konklaves, daß Ratzinger den unauffälligen Übergangspapst machen sollte, so fürchterlich schief?
Am mangelnden Willen lag es nicht.
Gerne hätte Benedikt gemütlich im Apostolischen Palast vor sich hingepuzzled und die weite Welt links liegen lassen.
Das Problem liegt in seiner Persönlichkeit.
Er ist ein Unsympath, der ungefähr so freundlich wirkt, wie ein Rottweiler beim Hodenpiercing.
Zudem liegt sein diplomatisches Geschick irgendwo zwischen Avigdor Lieberman und einem Klingonen-Kapitän.
Ob er nun wollte, oder nicht: Innerhalb von kürzester Zeit gelang es Ratzinger alle ökumenischen Erfolge seines Vorgängers zu zerdeppern.
Die Muslims ließ er gleich mal wissen, daß ihr heiligster Mann, Mohammed nur „schlechtes gebracht“ habe, den Protestanten sprach er ab überhaupt Kirchen zu sein, Anglikaner sabotierte er mit Abwerbungsangeboten und die Juden vergrätzte er gleich mehrfach (Karfreitagsfürbitte, Holocaustleugner-Rehabilitierung, Heiligsprechungsprozess des Hitler-Papstes Pius XII, zur Schau gestelltes Desinteresse in Yad Vashem).
Der aktuellste Klopper erfolgte gestern.
Pater Raniero Cantalamessa hatte bei einem Karfreitagsgottesdienst in Anwesenheit Benedikts gesagt, die Angriffe auf die katholische Kirche und ihr Oberhaupt im Zuge des Missbrauchsskandals seien vergleichbar mit der "kollektiven Gewalt" gegen die Juden.
Die lockeren Zeiten, als ein Bischof Lehmann zu seiner Kardinalsernennung (im Januar 2001 wurde er Seine Eminenz Karl Kardinal Lehmann, Kardinalpriester der Hl. Römischen Kirche, durch Gottes Barmherzigkeit und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz.) auch den protestantischen Kollegen Kock mit nach Rom brachte, dürften vorbei sein.
Und nun noch das Affärenhandling in der causa Kinderficken!
Da ist Ratzinger völlig hilflos und überfordert.
Hier erweist sich Benedikt einmal mehr als Spaltpilz - die hardcore-Fraktion schart sich um ihn - Mixa, Müller und Kreuznet sind ganz eng mit ihm.
Die Mehrheit aber wendet sich mit Grausen ab.
Und nachdem er die letzen fünf Jahre unablässig alle anderen Religionen beleidigt hatte, kann er auch nicht mehr auf Beistand der anderen Krähen hoffen.
Kein Wort der Solidarität von den protestantischen Bischöfen in Deutschland.
Im Gegenteil, Hamburgs Bischöfin Frau Jepsen gibt im taz-Interview die Antipode zu Mixa:
Sexualität sei eine „gute Gabe Gottes“, Kirchen müssten unverkrampfter mit Prostitution und Körperlichkeit umgehen.
Jepsen: Sexualität hat zu tun mit der Schönheit etwa dessen, was wir biblisch im Hohen Lied der Liebe finden. Leider ist dies, was uns eigentlich mitgegeben wurde, durch den körperfeindlichen Neuplatonismus der ersten christlichen Jahrhunderte aus dem normalen Leben rausgenommen worden. Man hat alles irgendwie sublimiert, in die Spiritualität gesteckt. Daran haben wir zu arbeiten. Biblisch gesehen, betont die Sexualität die Ganzheitlichkeit des Körpers.
Taz: Wie meine Sie das?
Jepsen: Es war etwa eine Fehlentwicklung, dass die Idee der Erbsünde an die Sexualität gebunden und nur Jesus und Maria aus dieser Erbsünde herausgenommen wurden, als sei Sexualität etwas Böses. Die Schönheit der Sexualität, die haben wir nicht gelernt. Und das merken wir alle, wie verkrampft wir damit umgehen.
Den Ratzinger-Brothers würde es wieder die Gebisse aus den Mündern hauen, wenn Gänswein ihnen die Aussagen der Hamburger Bischöfin vorlegte.
Und noch eine Krähe hackt direkt in Ratzingers Auge - der Chef der Anglikaner:
Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury, bescheinigt den Katholiken in Irland, im dortigen Missbrauch-Skandal alle Glaubwürdigkeit verloren zu haben. Dies stelle nicht nur ein Problem für die Kirche, sondern für jedermann in Irland dar, zitierte die britische Zeitung The Times am Samstag aus einem Interview des Senders BBC mit Williams, das in der kommenden Woche ausgestrahlt werden soll. Es ist das erste Mal, dass sich das Oberhaupt der Anglikaner öffentlich zur Krise in der katholischen Kirche äußerte. Der katholische Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, reagierte schockiert und betroffen auf Williams Aussagen. Ein solches Urteil sei "ungeheuer entmutigend" für alle, die sich um die Erneuerung der Kirche bemühten, sagte Martin, der Oberhirte der irischen Hauptstadt-Diözese. (SZ)
Es wird einsam um den Papst.
Ausgerechnet der Chef der homogensten christlichen Sekte, Papst Johannes Paul II, hatte Schritte unternommen, die mehr als nur Lippenbekenntnisse waren.
Der Menschenfischer hatte durchaus seine Fans in anderen Konfessionen.
Seine Vita belegte, daß er offenbar tatsächlich kein Antisemit war - so sprach er wohlwollend von den Juden als „unsere älteren Brüder“.
Für Pontifex-Verhältnisse ist das schon sehr nett.
Man traf sich unter den Religionsführern und insbesondere Moslems respektierten Woytila als einen starken Mann, der a) gegen den Atheismus und b) gegen militärische Interventionen christlicher Soldaten in islamischen Ländern Position bezog.
Nicht daß das irgendwas gebracht hätte - man munkelt, daß es JP-II in tiefe Verzweiflung stürzte, daß ausgerechnet seine Polen durch antisemitische Tendenzen, Streitereien mit den orthodoxen östlichen Nachbarn und insbesondere der G.W.Bushophilen Irakpolitik auffielen.
Da Polen auch das Land mit den höchsten Abtreibungsraten Europas ist, kann man durchaus seine Schlüsse über die weltliche Macht des Papstes ziehen.
Denn welche Nation hing treuer und begeisterter an dem polnischen Papst als die Polen?
Sie verehren ihn als größten Polen des Jahrtausends und fordern bis heute hartnäckig seine Rapid-Heiligsprechung - Santo subito!
Dennoch hat sich gerade Polen einen Dreck um alle seine Kernanliegen gekümmert.
Vielleicht ist auch gerade das das Geheimnis des tiefen katholischen Glaubens: Je fester man an der Seite der Kirche steht, desto wichtiger ist es sich seine eigene Janusköpfigkeit zu bewahren und ohne mit der Wimper zu zucken willkürlich die Vatikanischen Regeln zu ignorieren, die einem zufällig gerade nicht in den Kram passen.
Jedoch ging auch das glorreiche und zweitlängste Pontifikat der Kirchengeschichte (nach dem antisemitischen Unfehlbarkeitspapst Pio Nono) einmal zu Ende.
Nachdem er der ganzen Welt detailliert beim Sterben zur Schau gestellt worden war, gab Woytila genau vor fünf Jahren, Ostern 2005, den Löffel ab und wurde zum Chef gerufen.
Das Konklave tat, was es immer nach langen Pontifikaten tut - es wählte einen besonders alten Nachfolger.
Bloß nicht noch mal so lange keine Chance eine neue Richtung einzuschlagen.
Es wird ein Übergangspapst gesucht, der nicht in Verdacht steht große Änderungen einzuleiten, bevor sich die Kardinäle geeinigt haben, wie es mit dem Verein eigentlich grundsätzlich weitergehen soll.
Ratzinger bot sich also an - er war immerhin „Mr Kurie“ - fast ein Vierteljahrhundert an der wesentlichen Schaltstelle der Macht, also mit jedem kleinsten Detail des Apparats vertraut.
Noch wichtiger: Alle Kardinäle kannten ihn ganz genau und wußten ihn einzuschätzen.
Und am Allerwichtigsten: Ratzinger war da schon fast 80!
Hier wurde also in jeder Hinsicht die gegenteilige Situation zu 1978 geschaffen, als man einen quirligen, vitalen, gerade 58-Jährigen Mann krönte, der dazu auch noch aus dem fernen Krakau kam und von der Bastion der Italo-Kardinäle nicht eingeschätzt werden konnte.
2005 nun also der „Bücher-Ratz“.
Schon seine Namenswahl war geschickt - bewußt verzichtete er auf einen wirklich großen Papstnamen wie Gregor, Leo, Paul oder gar Johannes-Paul-III.
Benedikt XV, Papst 1914 bis 1922, Nachfolger des fanatischen Pius X, (Namensgeber der antisemitischen und rechtsradikalen Piusbrüder), trägt den Beinamen „Friedenspapst“, weil er engagiert gegen den Ersten Weltkrieg predigte.
Er hob auch die radikalsten Erlasse Pius X auf, blieb aber ansonsten kaum in Erinnerung.
Ein echter Zwischenpapst. Nach ihm kamen dann wieder zwei lang regierende Piusse, die Pflöcke einschlugen (No XI: 1922-1939 und No XII: 1939-1958).
Vieles sprach dafür, daß sich der nächste Benni, also Ratzinger, ebenfalls in die Rolle des unauffälligen Übergangspapstes fügen würde - während sich die Kurie neu sortieren würde, um einen starken und jungen Nachfolger auszusuchen.
Hinzu kam, daß Woytila, der „eilige Vater“ so ein Weltpapst war, daß er dringend nötige Reformen der Kurie, der vatikanischen Organisation über Dekaden liegen gelassen hatte.
Das Aktenstudium war seine Sache nicht. Lieber traf er sich zu den legendären Essen in seinen Privaträumen mit einfachen Priestern und Ordensleuten aus aller Welt.
Ein extrem buntes Völkchen fand sich da regelmäßig bei JP-II ein.
Sie trafen offenbar alle auf einen interessierten Kirchenvater, der ein locker plaudernder idealer Gastgeber sein konnte.
Er gab den einfachen Nonnen und Priestern aus Wladiwostok oder Timbuktu stets das Gefühl sein ganzes Leben noch nie an jemanden so interessiert gewesen zu sein, wie an ihnen.
Es durfte hoch her gehen, man lachte aus vollem Halse und nur zu gerne ließ sich Woytila mit Darbietungen der exotischsten Lied- und Tanzkunst unterhalten.
Er nahm sich Zeit, die er manchem Kurienkardinal nie gegönnt hätte.
Ratzi erledigte schließlich die administrativen Dinge - ganz im (ultrakonservativen!) Sinne des Chefs.
Bei Papst Benedikt XVI wurden diese wöchentlichen Treffen sofort gestrichen.
Ratzinger speist ausschließlich in seiner sogenannten „WG“ - also mit Pater Gänswein.
Der Weltkirche gegenüber pflegt der aktuelle Papst ein herzliches Desinteresse!
Schon Nordamerika ist ihm fremd; Südamerika erscheint ihm hochgradig exotisch und ich habe nicht den Eindruck, daß Ratzinger Asiaten und Afrikaner überhaupt zur menschlichen Rasse zählt.
Wieso ging nun aber der Plan des Konklaves, daß Ratzinger den unauffälligen Übergangspapst machen sollte, so fürchterlich schief?
Am mangelnden Willen lag es nicht.
Gerne hätte Benedikt gemütlich im Apostolischen Palast vor sich hingepuzzled und die weite Welt links liegen lassen.
Das Problem liegt in seiner Persönlichkeit.
Er ist ein Unsympath, der ungefähr so freundlich wirkt, wie ein Rottweiler beim Hodenpiercing.
Zudem liegt sein diplomatisches Geschick irgendwo zwischen Avigdor Lieberman und einem Klingonen-Kapitän.
Ob er nun wollte, oder nicht: Innerhalb von kürzester Zeit gelang es Ratzinger alle ökumenischen Erfolge seines Vorgängers zu zerdeppern.
Die Muslims ließ er gleich mal wissen, daß ihr heiligster Mann, Mohammed nur „schlechtes gebracht“ habe, den Protestanten sprach er ab überhaupt Kirchen zu sein, Anglikaner sabotierte er mit Abwerbungsangeboten und die Juden vergrätzte er gleich mehrfach (Karfreitagsfürbitte, Holocaustleugner-Rehabilitierung, Heiligsprechungsprozess des Hitler-Papstes Pius XII, zur Schau gestelltes Desinteresse in Yad Vashem).
Der aktuellste Klopper erfolgte gestern.
Pater Raniero Cantalamessa hatte bei einem Karfreitagsgottesdienst in Anwesenheit Benedikts gesagt, die Angriffe auf die katholische Kirche und ihr Oberhaupt im Zuge des Missbrauchsskandals seien vergleichbar mit der "kollektiven Gewalt" gegen die Juden.
Die lockeren Zeiten, als ein Bischof Lehmann zu seiner Kardinalsernennung (im Januar 2001 wurde er Seine Eminenz Karl Kardinal Lehmann, Kardinalpriester der Hl. Römischen Kirche, durch Gottes Barmherzigkeit und des Heiligen Apostolischen Stuhles Gnade, Bischof des Heiligen Stuhles von Mainz.) auch den protestantischen Kollegen Kock mit nach Rom brachte, dürften vorbei sein.
Und nun noch das Affärenhandling in der causa Kinderficken!
Da ist Ratzinger völlig hilflos und überfordert.
Hier erweist sich Benedikt einmal mehr als Spaltpilz - die hardcore-Fraktion schart sich um ihn - Mixa, Müller und Kreuznet sind ganz eng mit ihm.
Die Mehrheit aber wendet sich mit Grausen ab.
Und nachdem er die letzen fünf Jahre unablässig alle anderen Religionen beleidigt hatte, kann er auch nicht mehr auf Beistand der anderen Krähen hoffen.
Kein Wort der Solidarität von den protestantischen Bischöfen in Deutschland.
Im Gegenteil, Hamburgs Bischöfin Frau Jepsen gibt im taz-Interview die Antipode zu Mixa:
Sexualität sei eine „gute Gabe Gottes“, Kirchen müssten unverkrampfter mit Prostitution und Körperlichkeit umgehen.
Jepsen: Sexualität hat zu tun mit der Schönheit etwa dessen, was wir biblisch im Hohen Lied der Liebe finden. Leider ist dies, was uns eigentlich mitgegeben wurde, durch den körperfeindlichen Neuplatonismus der ersten christlichen Jahrhunderte aus dem normalen Leben rausgenommen worden. Man hat alles irgendwie sublimiert, in die Spiritualität gesteckt. Daran haben wir zu arbeiten. Biblisch gesehen, betont die Sexualität die Ganzheitlichkeit des Körpers.
Taz: Wie meine Sie das?
Jepsen: Es war etwa eine Fehlentwicklung, dass die Idee der Erbsünde an die Sexualität gebunden und nur Jesus und Maria aus dieser Erbsünde herausgenommen wurden, als sei Sexualität etwas Böses. Die Schönheit der Sexualität, die haben wir nicht gelernt. Und das merken wir alle, wie verkrampft wir damit umgehen.
Den Ratzinger-Brothers würde es wieder die Gebisse aus den Mündern hauen, wenn Gänswein ihnen die Aussagen der Hamburger Bischöfin vorlegte.
Und noch eine Krähe hackt direkt in Ratzingers Auge - der Chef der Anglikaner:
Rowan Williams, der Erzbischof von Canterbury, bescheinigt den Katholiken in Irland, im dortigen Missbrauch-Skandal alle Glaubwürdigkeit verloren zu haben. Dies stelle nicht nur ein Problem für die Kirche, sondern für jedermann in Irland dar, zitierte die britische Zeitung The Times am Samstag aus einem Interview des Senders BBC mit Williams, das in der kommenden Woche ausgestrahlt werden soll. Es ist das erste Mal, dass sich das Oberhaupt der Anglikaner öffentlich zur Krise in der katholischen Kirche äußerte. Der katholische Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, reagierte schockiert und betroffen auf Williams Aussagen. Ein solches Urteil sei "ungeheuer entmutigend" für alle, die sich um die Erneuerung der Kirche bemühten, sagte Martin, der Oberhirte der irischen Hauptstadt-Diözese. (SZ)
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