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Samstag, 5. Dezember 2009

Gläubische Mainzer

Im Christlichen Glauben gibt es läßliche Sünden und Todsünden.
Was genau Todsünden, also unverzeihliche Dinge sind, wurde im Laufe der Geschichte leicht variiert.
Es gibt derer so ca 6 bis 10.
Die aktuelle Liste der Todsünden geht auf Papst Gregor I., den „Großen“ (590-604) zurück und wird im aktuellen KKK Nr. 1866 wie folgt bezeichnet:

Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruß.

An erster Stelle der Todsünden wurde immer Stolz genannt - offenbar bestand über die Jahrhunderte Einigkeit darüber, daß Stolz ganz besonders bähbäh ist.

Das Begehen einer Todsünde ist keineswegs eine Petitesse, sondern zieht schwere göttliche Konsequenzen nach sich.
Der Vatikan lehrt, daß das Begehen einer Todsünde - sowohl in Taten als auch nur in Gedanken - augenblicklich den Verlust der „göttlichen Gnade“ bedeutet:
"Den Ausschluß vom Reich Christi sowie den ewigen Tod in der Hölle".
Eine Todsünde beendet das göttliche Leben in einem getauften Katholiken.
Deshalb nennt die Kirche diese Art von Sünde eben "Todsünde".

Der Katechismus der Katholischen Kirche ist hier glasklar:
Die Todsünde ist wie auch die Liebe eine radikale Möglichkeit, die der Mensch in Freiheit wählen kann. Sie zieht den Verlust der göttlichen Tugend der Liebe und der heiligmachenden Gnade, das heißt des Standes der Gnade, nach sich. Wenn sie nicht durch Reue und göttliche Vergebung wieder gutgemacht wird, verursacht sie den Ausschluß aus dem Reiche Christi und den ewigen Tod in der Hölle, da es in der Macht unseres Willens steht, endgültige und unwiderrufliche Entscheidungen zu treffen. (KKK Nr. 1861)

Für Gott ist das natürlich eine prima Sache - man bedenke nur die enorme Arbeitsersparnis!

Wie viel Prozent der Menschen sind wohl in ihrem Leben noch nie zumindest in Gedanken unkeusch, träge oder neidisch gewesen?
Da muß Gott offensichtlich nicht so besonders viel Gnade walten lassen.
Vermutlich hat er mit dem regiden „Du kommst sowieso in die Hölle“-Kriterienkatalog eine Menge Zeit zum Golfspielen gewonnen.

Ein Experte für das Christliche Sündenkonzept bin ich nicht - aber wenn ich das einigermaßen richtig sehe, sind die Protestanten in dieser Hinsicht etwas lockerer drauf.
Einerseits können sie sich zwar nicht mit einer kleinen Beichte von einer Sünde reinwaschen, aber dafür ist der evangelische Gott auch freundlicher und es obliegt ihm den ein oder anderen Sünder doch nicht in die Hölle zu schicken.
Der katholische Kollege ist das festgelegter und muß sich nach den von seinen irdischen Stellvertretern aufgestellten Regeln richten.

Evangelische Prediger können es sich also leisten gleich mal bei der Top-Sünde „Stolz“ ordentlich zuzuschlagen.

Nehmen wir das Beispiel des Hobby-Prediger Peter Hahne, der sich auf seiner persönlichen Homepage mit seinen Erfolgen brüstet:

seit 1992
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, höchstes Leitungsgremium der EKD

seit 1996
Kolumnist der "Bild am Sonntag" mit 12 Millionen Lesern - größte Sonntagszeitung Europa

2000
Goldener Gong für herausragende Hauptstadt-Berichterstattung

2002
Ehrenkommissar der bayerischen Polizei

Obwohl Hahne gleich auf der Startseite verkündet: „Das Reden Gottes ist wichtiger als alles Gerede der Welt“, findet er seine eigenen Reden auch außerordentlich bedeutend:

Jede Woche aktuell: Meine Kolumne "Gedanken am Sonntag" in Europas größter Sonntagszeitung "Bild am Sonntag". Viel Spaß und einen schönen Tag wünscht Ihnen Peter Hahne

Der ledige Theologe schreibt unablässig frömmelnde Bücher (Gesamtauflage 6 Mio) und hat dennoch Zeit für einen Nebenjob:
Er ist CDU-U-Boot im ZDF und unterstützt dort nach Kräften den rechten Kurs Roland Kochs.
Möglicherweise liegt hier der tiefere Grund für die Attacke der CDU auf den unabhängigen ZDF-Chefredakteur Brender - ihm ging Hahne nämlich auch gehörig auf den Senkel.
Er hält den Hobbyprediger „fachlich für minder begabt und im übrigen für wenig loyal“.

Ein Ärgernis auf dem Sessel des stellvertretenden Hauptstadtstudioleiters.

In der Tat - die politischen Hintergründe schätzt der CDU-ling Peter Hahne in der Regel nicht gerade korrekt ein, wie Brender besonders bei der Causa Jung sauer aufstieß:

Jetzt ließ Brender semi-öffentlich Dampf ab. In der mittäglichen so genannten Schalte knöpfte er sich die Berichterstattung Hahnes über den Fall des ehemaligen Verteidigungsministers Franz Josef Jung vor. In der heute-Sendung vom 26. November hatte Hahne jovial strahlend in die Kamera gesagt, fürs erste sei der Fall für Jung ausgestanden. Da komme noch der Untersuchungsausschuss und der Verteidigungsausschuss. Das könne monatelang dauern. Dann noch einmal: Wenn nichts Neues herauskomme, sei der Fall für Jung erst mal ausgestanden. Die Kanzlerin schätze ihn sehr und halte ihn für sehr loyal.
Zweimal "ausgestanden", einmal loyal und ansonsten richtig daneben: Am nächsten Tag gab es nichts Neues, aber Jung trat ab und die Kanzlerin schaute nicht sehr loyal drein. Hahnes Berichterstattung, kritisierte Brender in der Lage, sei entweder von Unkenntnis geprägt oder Hahne habe aus einer politischen Intention gehandelt. Brender schmetterte: "Desinformation".

Glücklicherweise ist Lügen keine klassische Todsünde - wenn man auch als Christ die zehn Gebote (darunter Nr. 8: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen) befolgen sollte.

Aber EKD-Mitglied Hahne weiß das vielleicht besser als ich.

Nun soll der Hofnarr Hahne also der neue starke Mann im ZDF werden - zumindest, wenn es nach der CDU geht.

Bisher hat noch keine SPD-Landesregierung eine Normenkontrollklage gegen diesen verfassungsfeindlichen Sumpf angestrengt.

Auch Nichtstun kann aber eine Sünde sein - eine politische Sünde.

SPON, wie immer gut informiert, weiß schon wie es weiter geht:

Das ZDF und Afghanistan ähneln einander: Beide fühlen sich bisweilen von Besatzungsmächten regiert. Hier wie dort werden einige Provinzen von despotischen Warlords beherrscht. Der Vorwurf des Wahlbetrugs macht die Runde. Jeden Tag kommt es irgendwo zu Scharmützeln, die immer neue Opfer fordern - auch und gerade unter der Zivilbevölkerung. Wenn zum Beispiel Carmen Nebel die große Samstagabend-Show überlassen wird. Der wichtigste Unterschied zu Afghanistan: Das ZDF finanziert sich über Gebühren-Milliarden. Ansonsten ist es womöglich nur eine Frage der Zeit, bis der Mainzer Sender ebenfalls in einem Sumpf aus Korruption, Vetternwirtschaft, Terror und Gewalt zu versinken droht, wenn man der aktuellen Berichterstattung Glauben schenken darf. Ab 1. Januar soll täglich um 19 Uhr bei "heute" ein großes Roland-Koch-Interview präsentiert werden. Um 21.45 folgt das "heute journal" mit einem Roland-Koch-Porträt. Wenn Koch verhindert ist, springt Ronald Pofalla ein, der sich dann von Peter Hahne über den Menschen Roland Koch befragen lässt. Freitags ist "Roland - die Koch-Show" im Gespräch.

3 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

"Glücklicherweise ist Lügen keine klassische Todsünde - wenn man auch als Christ die zehn Gebote (darunter Nr. 8: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen) befolgen sollte."

Da hat sich eine kleine theologische Ungenauigkeit eingeschlichen. Weil eigentlich lautet das Gebot meines Wissens "du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten". Es ist also nicht verboten zugunsten seines Nächsten (etwa Jung) zu lügen. Man könnte hier jetzt einwenden, dass aber zu Ungunsten der Wähler/der Bevölkerung gelogen wurde, aber auch da gibt es einen AUsweg, weil die Hypothese, dass die Mitglieder der CDU Mitglieder dieser Gruppen als ihre Nächsten betrachten werden durch keinerlei Belege gestützt und über Übernächste sagt das Gebot nichts.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Oberclown - da hast Du mich aber erwischt.

Ich habe da echt schlampig recherchiert.

Zuerst einmal bleibt festzustellen, daß die Evangelen die Gebote schon mal anders sortieren.
Nach dem „evangelischen Katechismus“ von 1962 ist „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ sogar nur Nummer 9 und nicht Nr 8 wie bei den Katholen.
Sehr eigenartig.

Daher habe ich mich in alte Bibliotheken begeben müssen und die 2000 Jahre alten hebräischen, altgriechischen, aramäischen und lateinischen Originalschriften studiert.
Über die Jahrhunderte ist durch die vielen Übersetzungen und Abschriften natürlich etwas Unschärfe in die Bibel gelangt. Hier wurde zu lange Stille Post gespielt.
Hier also der ultimativ WAHRE Text, wie ihn Gott in der Bibel aufgeschrieben hat:

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden, es sei denn es ist nötig, um Roland Koch, Angela Merkel oder Franz Josef Jung vor schlechter PR zu bewahren. Um Stimmung für die CDU zu machen, ist jedes Mittel erlaubt und geboten.“

Ein paar Nebensätze gingen über die Jahrhunderte verloren - aber Hahne kennt sie eben glücklicherweise doch noch.

LGT

Anonym hat gesagt…

Im Zweifelsfall werden die "Schriftgelehrten" des konservativen Glaubensbekenntnisses schon dafür sorgen, dass nur die "richtige" Auslegung der göttlichen Eingebungen in der Öffentlichkeit zitiert wird.

Oder anders gesagt: Was geht einen "guten Christenmenschen" sein Geschwätz von gestern an.


Der Nordstern.