TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Alle irre.

Klar verfallen die Lemminge der westlichen Welt derzeit in ihren Weihnachtsgagaismus.
Wie besessen rasen sie prassend durch die Einkaufszentren, während sie lauthals beklagen noch nicht alle Geschenke zu haben.
Weihnachten kommt nämlich immer völlig überraschend.
Offenbar kann niemand vorher wissen, wann das ist und gerät ob des überfallartig anrückenden Termins in höchste Zeitnot.

Überhaupt ist das „Christfest“ die Inkarnation der Paradoxie.
Christen reklamieren es als „ihr Fest“ - den höchsten Feiertag, an dem sogar Nichtchristen in die Messen und Metten wanken.
Nichtchristen demonstrieren ihre verzweifelte Inkonsequenz und wagen es nicht sich dem Wahn zu entziehen, während die Kirchenmitglieder offenbar grundlegende Gewissheiten ihrer eigenen Lehre nicht kennen.
Natürlich ist Weihnachten keineswegs der höchste christliche Feiertag, sondern Ostern.
Lustig auch die „Christbäume“, die zu zig Millionen in den Zeiten von Klimawandel abgehackt und gekillt werden.
Einen brennenden Baum anzubeten, bzw diesen hereinzuholen und mit Schmuck als Götze aufzustellen, ist in Wahrheit der Inbegriff des Heidentums.
Rudimente aus vorchristlichen Zeiten, derer sich das organisierte Christentum bedient.

Müßig die schizophrenen Verhaltensweisen der Cristmas-smart-shopper zu beschrieben, die immer hektischer und hysterischer werden, je mehr sie von „Friede und Besinnlichkeit“ faseln.
Ein alter Hut, daß es zum Fest der Liebe die meisten Tätlichkeiten im Familienkreis gibt.
An keinem Tag des Jahres ist die Selbstmordrate so hoch wie während des Festes der Liebe.

Nun hätte die Welt derzeit auch andere Themen, die es sich zu durchdenken lohnte.

Merkel debakuliert die deutsche Wirtschaft gegen die Wand während auch der CDU-freundlichste „Wirtschaftsweise“ ob des Dilettantismus‘ der Schwarz-Gelben mit den Ohren schlackernd um Hilfe schreit.
Deutschlands beliebtester Minister verstrickt sich in einem Meer aus Lügen, während anderenorts deutsche Pastoren ihre Kinderpornolager auffüllen.

International dasselbe Bild des fortgeschrittenen Wahnsinns:
Der Friedensnobelpreisträger 2009, der das Landminen-Herstellen nicht zu unterlassen gedenkt, schickt noch mal Myriaden US-Soldaten in einen bereits verlorenen Krieg.
Ein Krieg, der mit teuren Waffen und sehr billigen Menschenleben geführt wird.
(Drei Millionen Euro sollen die Kundus-Opfer der deutschen Hybris am Hindukusch nun bekommen: Dies sind 16.850 Euro für jedes der 178 zivilen Opfer, der Gegenwert eines VW-Golfs – Peanuts für das Verteidigungsministerium, das im letzten Jahr 360.000 Euro ausgegeben hat, um das Camp in Kundus von mongolischen Rennmäusen zu befreien. Die Flurschäden, die deutsche Panzer früher Jahr für Jahr bei Manövern in der Lüneburger Heide angerichtet haben, waren um einiges höher. Aber in Deutschland gibt es schließlich für jeden Sachschaden einen entsprechenden Katalog, und so kommt es, dass ein toter Afghane die Bundeswehr so teuer zu stehen kommt wie eine längere Buchsbaumhecke, die von einem unachtsamen Panzerfahrer überrollt wurde.)

In Kopenhagen wird unterdessen der Untergang der Erde, wie wir sie jetzt kennen, besiegelt.
Die ausschließlich am Mammon interessierten Plattköppe der großen Nationen, geben wieder einmal ihr „nach mir die Sintflut“-Schauspiel.
Diesmal ist es wörtlich zu nehmen.

Das Highlight des Tages-Wahnsinns ist für mich allerdings der Blick in die Hamburger Zeitungen gewesen:
Es gab nur ein Thema, überall dieselben Bilder und voneinander abkopierte reißerische Sprache.
Gegenstand war allerdings nicht eins der von mir genannten WICHTIGEN Themen, sondern der Tigerbiss in Hagenbeck.

Jedes Blatt möchte das Dramatischste sein.

Mopo (mit Video!):
Dramatische Szenen bei Hagenbeck: Während einer Raubkatzen-Vorführung haben drei Tiger den Dompteur Christian Walliser angegriffen. Der 28-Jährige wurde lebensgefährlich verletzt.

Abendblatt:
Zirkusunfall Hamburg Dompteur nach Tiger-Attacke im Koma - linke Hand amputiert. Der Tigerangriff auf Dompteur Christian Walliser bei einer Dinner-Party in Hamburg hat Entsetzen und Erschütterung ausgelöst.

BLÖD:
So brutal greifen Tiger an.

WELT:
Dompteur fast zerfleischt!
Blutiges Ende eines Luxus-Dinners mit Zirkus-Nummer: Drei Tiger haben im Hamburger Tierpark Hagenbeck vor rund 200 Zuschauern ihren Dompteur fast zerfleischt.


Öh? Wat loas?

Für die Ortsfremden sei erklärt:“Hagenbeck“ ist der Hamburger Zoo.
Zwischen dem 19. November und Silvester wird dort der sogenannte "Dinner Zirkus" abgehalten.
Die Gäste zahlen ein geringes Eintrittsgeld (Tickets zwischen 79 und 210 Euro) und fressen dann beispielsweise "Boeuf à la Mode auf Rotweinzwiebeln" und "Cremesuppe von Zuckerschoten mit Kresse und Champignons", während sie sich des Anblicks von eingekerkerten gequälten Tieren erfreuen.
„Dompteur“ Walliser strauchelte aber und wurde daraufhin angegriffen und schwer verletzt.
Das Entsetzen ist nun groß. Mehrere der anwesenden Möchtegern-V.I.P.s mit den großen Brieftaschen erlitten Schocks, womöglich wurde sogar das ein oder andere "Filet vom Zander auf Ratatouille" nicht aufgegessen.
"Dinner-Zirkus" macht schon mal auf tierfreundlich und versichert, daß sie den Tigern nicht grollen:
Die Tiere sind getränkt, die Gehege gereinigt, frische Einstreu ist eingebracht, die Fütterung vorbereitet. Die Tiere sind wohlauf.
Großartig! Sie haben den Tigern Wasser gegeben - was für feine Menschen!

Tout Hamburg rollte heute flüsternd die Augen - „ist das nicht schrecklich?“ hörte ich heute alle drei Minuten.
Gemeint waren nicht etwa die 25.000 Kinder, die jeden Tag auf der Welt verhungern, oder das Zerstören des Weltklimas oder das Massakrieren von Irakischen und Afghanischen Zivilisten.

Nein, man fühlte mit den Tigerglotzern, denen auf ihrem 210-Euro-Ticket der Zander nicht mundete.

Bin ich der einzige, der das PERVERS findet?
Es gibt fast keine Tiger mehr - einige Unterarten haben wir Homo Sapiens durch Jagd, Zerstörung der Lebensräume und durch den Glauben, daß Tigerpenisse die Potenz förderten schon ausgerottet.
Bali-Tiger (Panthera tigris balica), Java-Tiger (Panthera tigris sondaica) und Kaspische Tiger (Panthera tigris virgata) sind für immer vom Planeten vertrieben.
Die letzten paar hundert Tiger leben ins Zoos und Zirkussen, wo sie zur Belustigung der Gaffer zusammengepfercht und dressiert werden.

Der Dompteur, der jetzt im Koma liegt, tut mir nicht leid.
Sein Schicksal finde ich nicht schrecklich.
Das ist ein klassischer Fall von „selbst schuld“.
Ähnlich wie diese geisteskranken Bergsteiger und Gletscherspaltenkriecher, die stümperig straucheln und dann unter Millionenteuren Suchaufwand geborgen werden müssen.
Der Fall „Raubtierdompteur" ist nur noch perverser, weil der Leidtragende kein Berg, sondern ein Tier ist.

Was mir leid tut, ist nur eins:
Daß die vier Tiger nicht aus dem Käfig sprangen und ein paar von den sie konzentrisch umfressenden Edel-Dinierenden erledigten.

Das wäre nur ausgleichende Gerechtigkeit.

6 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

Immerhin zeigt sich bei der Tigersache doch ein Bezug zum Klimagipfel. Es gab immerhin Zander auf Rattatouille und Ratatoille stellt man unter anderem her aus: Auberginen, Zucchini und Tomaten. Das sind alles Dinge, die meiner Meinung nach im Dezember in Hamburg nicht sehr gut wachsen und auch nicht sehr gut lagerfähig sind. Das bedeutet sie müssen von irgendwo sehr weit hergefahren werden. Mit dem entsprechenden CO2 Ausstoß. Also bei uns ist im WInter schon aus Kostengründen stark beeinflußt von Dingen, die im Winter reif sind (diverse Kohlarten, oder Steckrüben), oder einfach zu lagern (Sellerie, Karotten etc.) sind. Und ich als Clown frage mich, ob man wirklich in der SPitzengastronomie im Dezember Zander auf Ratatoille servieren muss, insbesondere, wenn man bedenkt, dass weiter transportierte Tomaten ueblicherweise schlechter schmecken, als Kurzstreckentomaten. Insofern wäre Zanderfilet auf Grünkohl vielleicht nicht nur klimaschonender gewesen, sondern auch geschmacklich besser. Ich persönlich zumindest hätte Grünkohl bevorzugt. Oder wem das zu gewöhnlich ist Püree von Steckrüben und Rosenkohl hätte nach Spitzengastronomie geklungen und wäre klimatisch (möglicherweise sogar Preislich) günstiger gewesen. Mir fallen so viele Gerichte ein aus Saisongemüse, die ich zu Zander gekocht hätte und die machen Ratatouille. Man möchte nurnoch schreien. Wirklich.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ich mache mir etwas Sorgen um Deine Herzkranzgefäße....


Da ich selbst ja kein Fischesser bin, kenne ich mich auch nicht mit Zander aus. Aber als Greenpeace-Magazin-Leser sehe ich immer, daß die von allen möglichen Fischarten dringend abraten, weil fast alle Bestände gnadenlos überfischt sind und die Meere komplett aussterben.

(Helfen Sie, bedrohte Bestände vor dem Kollaps zu bewahren!! Unser Fisch-Ratgeber bietet Ihnen eine Übersicht, welche Fischarten bzw. Bestände eher empfehlenswert sind. Damit Sie beim Einkauf die richtige Entscheidung treffen!)

Ob Grüppchen, die pro Person 210 Euro Eintritt für das Dinner bezahlen und sich währenddessen dabei amüsieren vier riesige Raubtiere unter Peitschenhieben in einem kleinen Käfig rumhopsen zu sehen, für CO2-Bilanzen empfänglich sind, weiß ich ja nicht so…..

Steckrüben hätten die sicher nicht akzeptiert. Klingt immer noch viel zu sehr nach „Arme-Leute-Essen“ und das kann ja nur schlecht schmecken!

(Muß ich mir gleich morgen mal wieder kaufen - offenbar bin ich gaumentechnisch auch armeleut - ich liebe Steckrüben.)

LGT

olli hat gesagt…

Dieses Dinner ist so absurd wie die Ausstellung von King Kong. Gut so spreng die Ketten mein großer!
Beim Stierkampf trifft es leider auch zu selten den richtigen.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Olli.

Guter Vergleich.

Manchmal schafft es ja doch ein Stier.

http://tammox.blogspot.com/2009/07/keine-gerechtigkeit.html

Fragt sich nur wieviele Stiere gekillt werden, bis mal ein Mensch drauf geht.

Vermutlich ist das Verhältnis ungefähr so wie bei Haien:

Die böse Bestie Hai killt ca 2-4 Menschen pro Jahr und der liebe, liebe Mensch killt 200 Millionen Haie im Jahr.
Aber der Hai ist natürlich das brutale Wesen!

http://tammox.blogspot.com/2007/08/mord-vergewaltigung-und-onanie.html

LGT

Oberclown hat gesagt…

Das mit den CO2 Bilanzen müssen die Wohlhabenden zumindest in Hamburg auch nichtmehr lernen. Zum Glück hat die schwarz grüne Hamburger Regierung da schon eine innovative Lösung parat. Moorburg. Wenn das gebaut ist müsste man um den Kühlwasserauslass nur Treibhäuser errichten und es wäre nicht nur warm genug da drin für Auberginen im Dezember, nein man könnte ganzjährig frische Hamburger Ananas produzieren. Oder Kokosnüsse frisch vom Kraftwerksrand. Dass der CO2 Ausstoß von Moorburg zwar schlimmer ist, als die ganze Tigerbeglotzveranstaltung irgendwohin zu fliegen, wo die letzten Resttiger leben macht die Lösung zwar absurd, aber das hat die von Beust Regierungen noch nie von etwas abgehalten. Einen Vorteil für den Betreiber hätte es auch noch, damit wäre Moorburg Strom aus Kraft - Wärme - Kopplung und die Betreiber würden ihn als Ökostrom verdealen. Alle haben was davon, die Edeldinierer müssen sich keine Gedanken mehr machen, jederzeit frische Ananas, die Stromkunden hätten ein gutes Gewissen und die Stromproduzenten könnten wieder verlogene Ökowerbespots schalten. Na gut für den Planeten wäre das so richtig schlecht, aber wen interessiert der denn schon? Ich meine wenn sich nicht mal die GAL drum kümmert muss das ja echt ein nachrangiges Problem sein.

Übrigens oberhalb eines gewissen Preisniveaus sind Steckrüben kein Arme Leute essen mehr. Das kommt nur auf den Preis auf der Karte an.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Stimmt. Der Planet ist irrelevant.
Das macht nichts, wenn wir den ruinieren.
Offenbar haben Merkel, Beust und Co noch ein paar Reserveplaneten in der Hand, die sie bei Bedarf rausholen können.

Das ist wie Winterreifen-fahren mit ganz wenig Profil, wenn man schon bei Reifenquick einen neuen Satz bestellt hat. Da kann man dann noch mal richtig in den Kurven Gas geben und es quietschen lassen…
Außerdem wäre es eh an der Zeit den Planeten mal auszuwechseln. Diese Bodenschätze haben sich ja schon total verlaufen. Wieso haben denn zum Beispiel ausgerechnet diese Moslems UNSER Öl?
Das sollte mal beim nächsten Planeten hübsch dahin kommen, wo es hingehört - in die USA und nach Deutschland.

LGT