Montag, 24. Oktober 2011
Kompliziertes komplizierter machen.
Das ist ja nun eine Binse.
Natürlich ist es für Beziehungen zwischen Staaten außerordentlich hilfreich, wenn sich die Chefs persönlich gut verstehen.
Gerd Schröder ist so einer, mit dem viele Staatenlenker wirklich gut konnten. Vermutlich machte es die Mischung aus Arbeiterklasse-Jovialität, Klugheit, Kumpelhaftigkeit, Allürenfreiheit und Zuhörtalent. Um mit Schröder auf Staatsmann-Ebene persönlich nicht zu Recht zu kommen, müßte man entweder sehr elitär und dünkelhaft sein, oder so wie GWB sehr irrational verblendet sein.
Es wundert mich gar nicht, daß Schröder insbesondere mit Putin und Chirac richtige private Freundschaften entwickelte.
Freundschaften, die später beim Irakkrieg sehr wichtig werden sollten.
Die Konstellation war an sich nicht so unkompliziert.
Russland und Frankreich sind beides „historische Feinde“ Deutschlands, die beide mehrfach von den aggressiven Teutonen überrannt wurden.
Moskau und Paris sehen sich heute noch als glorreiche Siegermächte, die historisch bedingt mit dem Edelstatus einer UN-Sicherheitsrat-Vetomacht belegt sind. Berlin kann schon froh sein überhaupt mal nicht-ständiges Mitglied in dem Gremium zu sein.
Russland und Frankreich sind ständige Sicherheitsratsmächte. Beides sind Präsidialsysteme, in denen das Staatsoberhaupt auch Regierungschef ist. Daraus ergibt sich, daß bei internationalen Treffen Chirac und Putin einen deutlich höheren protokollarischen Rang als Schröder hatten, mit mehr Ehren und mehr weißen Mäusen umschmeichelt wurden, während der Deutsche ja „nur“ Kanzler und somit protokollarische Nummer Vier seines Landes war.
Pikanterweise sind aber die Deutschen heute wirtschaftlich und finanziell dennoch viel stärker als die beiden ABC-Mächte mit ihren Flugzeugträgern.
Zur Minderwertigkeitskomplexkompensation gäbe es also viel Munition, aber Schröder hat sich brillant mit den Präsidenten arrangiert und ihnen neidlos ihren höheren diplomatischen Status gegönnt.
Mit Merkel ist das alles ganz anders geworden.
Zwar muß man ihr wohl zugestehen, daß sie (wenn die Presseberichte stimmen) ebenfalls diplomatisch unprätentiös ist und ganz im Gegensatz zu ihrem Ex-Vize Westerwelle überhaupt nicht dazu neigt beleidigt zu sein, wenn es an protokollarischen Ehren fehlt, aber dafür hat sie eine pestige Persönlichkeit.
Die emotional retardierte Phlegmatikerin kommt mit vielen anderen Regierungschefs einfach nicht zurecht.
Teilweise ist es ihre Schuld.
So zum Beispiel im Fall Obama, dem sie in seinem Wahlkampf partout die Tour vermasseln wollte und einen schon von Steinmeier genehmigten Auftritt am Brandenburger Tor untersagte.
In Treue fest zu George Bush wollte sie den aufstrebenden Demokraten unbedingt ächten.
Auch Putin nervte sie durch das demonstrative Abkühlen der Beziehungen zu Russland nach 2005. Merkel pochte auf einmal auf die Menschenrechte und schlug sich ausgerechnet auf die Seite des Folterbefürworters und Todesstrafen-Rekordhalters GWB, während sie den Russen (dort ist die Todesstrafe abgeschafft!) für menschenrechtsinkomaptibel hielt.
Teilweise ist es auch nicht ihre Schuld.
Berlusconi mag Merkel nicht, weil er grundsätzlich Frauen verachtet, die älter als 19 Jahre sind und von den 90-60-90-Idealmaßen abweichen.
Regelrecht ruiniert ist aber das Verhältnis zu Frankreich.
In schwierigen Zeiten mit unterschiedlichen Interessen verschärft die persönliche Animosität Merkel-Sarkozy das Problem noch.
Man kann heute wohl mit Sicherheit sagen, daß die beiden sich gegenseitig nicht leiden können.
Ich bin zwar der Letzte, der nicht verstünde, daß ein Staatspräsident, welcher dauernd mit Merkel zu tun hat, genug von ihr hat.
Aber der aufbrausende, selbstverliebte Sarko scheint auch eine Strafe für jeden rationalen Verhandler zu sein.
Man erzählt sich in Berlin, daß Merkel ihn schon seit seinem ersten offiziellen Besuch als Wahlkämpfer hasst.
Da er in der richtigen (=konservativen) Partei ist, hatte sie ihn im Gegensatz zu Barack Obama schon als Wahlkämpfer ohne Amt empfangen.
Im Frühjahr 2007 war er als Vorsitzender der konservativen gaullistischen UMP zu einem Treffen ins Kanzleramt geladen. Dort wartete er aber nicht, bis Merkel IHN begrüßte, sondern raste ihr wie Blücher auf Speed entgegen, um sie kräftig zu umarmen und abzuknutschen.
Eine der wenigen privaten Eigenschaften, die man von Merkel weiß, ist ihre enorme Abneigung gegen körperliche Kontakte.
Sie hasst die haptischen Angriffe, wie man unschwer sehen konnte, als GWB sie im Juli 2006 beim G8-Gipfel in St. Petersburg von hinten an den Schultern packte.
Seitdem beobachte ich sie übrigens immer gerne Bundestagssitzungen solange Westerwelle noch als Vizekanzler neben ihr sitzen durfte.
Gaga-Guido ist auch ein notorischer Grabbler, dem offenbar jedes Gefühl dafür abgeht, ob das seinem Gegenüber gefällt oder nicht. Dauernd greift er ihr an die Unterarme und es ist schon lustig zuzusehen, wie extrem sie sich vor den Kameras zusammenreißen muß nicht schreiend wegzulaufen.
Was allerdings verständlich ist - arme Angie. Es muß ja schon hart genug sein überhaupt neben Westerwelle sitzen zu müssen, aber die Vorstellung, daß er einen dabei auch noch befummelt, ist die ultimative Strafe Gottes.
Merkel hat es also bei dem gegenwärtigen Gipfelmarathon wirklich nicht leicht.
Einerseits ist sie selbst zu unentschlossen und zu zögerlich und zu desinformiert, um mal mutig den Kurs vorzugeben, andererseits verlängert sich dadurch das Elend des Zusammensitzens mit den Kanaillen, die nun einmal gegenwärtig die EU-Regierungschefs stellen.
Berlusconi geriet vor wenigen Wochen mit dem Spruch in die Schlagzeilen, daß er Merkel nicht durchbumsen würde, weil sie dazu einen viel zu fetten Arsch hätte.
(Die Kanzlerin sei eine „culona inchiavabile“ - so Berlusconi am 15.09.2011)
Gestern bekam der reichste Mann Italiens in Brüssel Hausaufgaben - der italienische Staat sei chaotisch und zu hoch verschuldet.
Nun beklagt man sich bitter über das "Kommissariat von Merkozy."
Die schweren Rüffel und das Hausaufgabenpaket, die Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi vom Brüsseler Euro-Gipfel nach Hause bringt, setzen ihn innenpolitisch unter Druck. Die Behandlung, die Berlusconi erlebt hat, löst in Italien zudem vielerlei Verstimmung aus. "Unangebracht" nennt Außenminister Franco Frattini die ironisch-amüsierte Reaktion von Nicolas Sarkozy und Angela Merkel auf Fragen nach dem Vertrauen in die römische Regierung. […] EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso führte dem Italiener das Beispiel Spaniens vor Augen. Ministerpräsident Zapatero habe schwere Reformen umgesetzt und zugleich den Weg für vorgezogene Neuwahlen eingeschlagen, gaben italienische Medien Barrosos Worte wieder. Der hatte beim Euro-Gipfel auch gesagt, "es ist nicht nur Italien in Gefahr, sondern Italien ist die Gefahr für ganz Europa". Das Staatsdefizit beläuft sich auf mehr als 1800 Milliarden Euro.
(Andrea Bachstein 24.10.2011)
Berlusconi tobt. Er betrachtet Italien als das so wörtlich „solideste Land Europas!“
"Niemand innerhalb der EU kann den Partnern Lektionen erteilen", sagte [Berlusconi] am Abend und regagierte damit auf Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
[…] Die italienischen Parteien forderte er auf, zum Wohle des Landes zusammenzuarbeiten. "Niemand hat etwas zu befürchten von der drittgrößten europäischen Volkswirtschaft, von diesem außerordentlichen Land, dem an der internationalen Kooperation ebenso viel liegt wie an seiner stolzen Unabhängigkeit." Betrachte man Staatsschulden und Privatverschuldung zusammen, sei Italien neben Deutschland "das solideste Land Europas", so Berlusconi.
(TS 24.10.11) [WTF....?]
Da Großbritannien keine Euro-Nation ist, vergisst man hin und wieder, daß die Engländer mit ihrem Cholerix-Ministerpräsidenten Cameron auch mit am Tisch sitzen, wenn die EU über Wirtschafts- und Finanzpolitik debattiert.
Der Konservative ist auch so einer, der seine Worte schwer zügeln kann.
Wenn die Abgehängten und Verarmten unserer Gesellschaften ihrem Frust riotig Luft machen (und das erleben wir nicht nur bei Occupy the world, sondern auch im August in London. Und zuvor gärte es in Tel Aviv, Athen, L.A. und Paris) dann wird gerne martialisch durchgegriffen.
Premier Cameron wählte am Mittwoch harte Worte. Einige Teile der Gesellschaft seien "schlicht und einfach krank". […] "Wir mussten den Kampf aufnehmen, und der Kampf ist im Gange." […] Der britische Premier drohte am Mittwoch erstmals mit dem Einsatz von Wasserwerfern und sagte, der "Gegenschlag" sei bereits im Gange. […] Er werde nicht zulassen, dass sich auf britischen Straßen eine "Kultur der Angst" breitmache. Die Regierung erlaubte den Einsatz von Wasserwerfern, die bislang nur bei den Unruhen in Nordirland zum Einsatz kamen. Es gebe neue Notfallpläne, nach denen Wasserwerfer innerhalb von 24 Stunden einsatzbereit seien, sagte Cameron. Auch Gummigeschosse seien erlaubt.
(rp-online.de 10.08.11)
Gestern in Brüssel gab Cameron schlaue Ratschläge über die Bewältigung der Euro-Krise, woraufhin dem Kollegen Sarkozy die Hutschnur durchbrannte.
Sarkozys Attacke sorgt heute für dicke Schlagzeilen auf der Insel: "Sie haben eine gute Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten", sagte der französische Staatspräsident gestern in einer großen Konferenzrunde. "Wir haben es satt, dass Sie uns ständig kritisieren und uns sagen, was wir tun sollen", erklärte Sarkozy und fuhr fort: "Sie hassen den Euro, wollen sich aber in unsere Beratungen einmischen."
(tagesschau.de 24.10.2011)
Ausnahmsweise muß man aber den konservativen Franzosen verstehen - denn der konservative Brite scheint sogar noch dümmlicher als die konservative Merkel zu agieren.
„Der Premier macht eine äußerst unglückliche Figur“ analysiert heute der Spiegel:
Eigentlich wollte David Cameron am Mittwoch zu einer Reise nach Neuseeland und Australien aufbrechen. Während in Brüssel der entscheidende Gipfel zur Zukunft des Euro stattfindet, wollte der britische Premierminister sich auf den Weg zu den Commonwealth-Partnern machen, um die wirklich wichtigen Fragen wie die britische Thronfolge zu besprechen. Nachdem die Labour-Opposition den Premier am vergangenen Wochenende deswegen übel verspottet hatte, besann Cameron sich eines Besseren. Er verschob den Abflug. Und er setzte in Brüssel durch, dass vor dem Entscheidungsgipfel der 17 Euro-Länder auch noch ein Treffen aller 27 EU-Regierungschefs stattfindet, zu dem er selbst erscheinen wird. Es soll ein Signal sein, dass die Nicht-Euro-Länder bei der Gestaltung Europas auch noch ein Wörtchen mitzureden haben. Der Kurswechsel kommt jedoch zu spät, der Schaden ist längst angerichtet: Camerons geplanter Ausflug ans andere Ende der Welt wird zum Sinnbild der Bedeutungslosigkeit Großbritanniens in Europa. Politisch noch fataler ist die Euro-Rebellion in seiner eigenen Partei. Wie schon unter Camerons konservativen Vorgängern Margaret Thatcher und John Major tobt bei den Tories ein regelrechter Bürgerkrieg um Europa. Die Euro-Skeptiker sind so stark wie seit Jahren nicht und fordern den Pragmatiker Cameron offen heraus.
(Carsten Volkery 24.10.2011)
Armes Europa.
Ein Unglück kommt selten allein.
Natürlich ist es für Beziehungen zwischen Staaten außerordentlich hilfreich, wenn sich die Chefs persönlich gut verstehen.
Gerd Schröder ist so einer, mit dem viele Staatenlenker wirklich gut konnten. Vermutlich machte es die Mischung aus Arbeiterklasse-Jovialität, Klugheit, Kumpelhaftigkeit, Allürenfreiheit und Zuhörtalent. Um mit Schröder auf Staatsmann-Ebene persönlich nicht zu Recht zu kommen, müßte man entweder sehr elitär und dünkelhaft sein, oder so wie GWB sehr irrational verblendet sein.
Es wundert mich gar nicht, daß Schröder insbesondere mit Putin und Chirac richtige private Freundschaften entwickelte.
Freundschaften, die später beim Irakkrieg sehr wichtig werden sollten.
Die Konstellation war an sich nicht so unkompliziert.
Russland und Frankreich sind beides „historische Feinde“ Deutschlands, die beide mehrfach von den aggressiven Teutonen überrannt wurden.
Moskau und Paris sehen sich heute noch als glorreiche Siegermächte, die historisch bedingt mit dem Edelstatus einer UN-Sicherheitsrat-Vetomacht belegt sind. Berlin kann schon froh sein überhaupt mal nicht-ständiges Mitglied in dem Gremium zu sein.
Russland und Frankreich sind ständige Sicherheitsratsmächte. Beides sind Präsidialsysteme, in denen das Staatsoberhaupt auch Regierungschef ist. Daraus ergibt sich, daß bei internationalen Treffen Chirac und Putin einen deutlich höheren protokollarischen Rang als Schröder hatten, mit mehr Ehren und mehr weißen Mäusen umschmeichelt wurden, während der Deutsche ja „nur“ Kanzler und somit protokollarische Nummer Vier seines Landes war.
Pikanterweise sind aber die Deutschen heute wirtschaftlich und finanziell dennoch viel stärker als die beiden ABC-Mächte mit ihren Flugzeugträgern.
Zur Minderwertigkeitskomplexkompensation gäbe es also viel Munition, aber Schröder hat sich brillant mit den Präsidenten arrangiert und ihnen neidlos ihren höheren diplomatischen Status gegönnt.
Mit Merkel ist das alles ganz anders geworden.
Zwar muß man ihr wohl zugestehen, daß sie (wenn die Presseberichte stimmen) ebenfalls diplomatisch unprätentiös ist und ganz im Gegensatz zu ihrem Ex-Vize Westerwelle überhaupt nicht dazu neigt beleidigt zu sein, wenn es an protokollarischen Ehren fehlt, aber dafür hat sie eine pestige Persönlichkeit.
Die emotional retardierte Phlegmatikerin kommt mit vielen anderen Regierungschefs einfach nicht zurecht.
Teilweise ist es ihre Schuld.
So zum Beispiel im Fall Obama, dem sie in seinem Wahlkampf partout die Tour vermasseln wollte und einen schon von Steinmeier genehmigten Auftritt am Brandenburger Tor untersagte.
In Treue fest zu George Bush wollte sie den aufstrebenden Demokraten unbedingt ächten.
Auch Putin nervte sie durch das demonstrative Abkühlen der Beziehungen zu Russland nach 2005. Merkel pochte auf einmal auf die Menschenrechte und schlug sich ausgerechnet auf die Seite des Folterbefürworters und Todesstrafen-Rekordhalters GWB, während sie den Russen (dort ist die Todesstrafe abgeschafft!) für menschenrechtsinkomaptibel hielt.
Teilweise ist es auch nicht ihre Schuld.
Berlusconi mag Merkel nicht, weil er grundsätzlich Frauen verachtet, die älter als 19 Jahre sind und von den 90-60-90-Idealmaßen abweichen.
Regelrecht ruiniert ist aber das Verhältnis zu Frankreich.
In schwierigen Zeiten mit unterschiedlichen Interessen verschärft die persönliche Animosität Merkel-Sarkozy das Problem noch.
Man kann heute wohl mit Sicherheit sagen, daß die beiden sich gegenseitig nicht leiden können.
Ich bin zwar der Letzte, der nicht verstünde, daß ein Staatspräsident, welcher dauernd mit Merkel zu tun hat, genug von ihr hat.
Aber der aufbrausende, selbstverliebte Sarko scheint auch eine Strafe für jeden rationalen Verhandler zu sein.
Man erzählt sich in Berlin, daß Merkel ihn schon seit seinem ersten offiziellen Besuch als Wahlkämpfer hasst.
Da er in der richtigen (=konservativen) Partei ist, hatte sie ihn im Gegensatz zu Barack Obama schon als Wahlkämpfer ohne Amt empfangen.
Im Frühjahr 2007 war er als Vorsitzender der konservativen gaullistischen UMP zu einem Treffen ins Kanzleramt geladen. Dort wartete er aber nicht, bis Merkel IHN begrüßte, sondern raste ihr wie Blücher auf Speed entgegen, um sie kräftig zu umarmen und abzuknutschen.
Eine der wenigen privaten Eigenschaften, die man von Merkel weiß, ist ihre enorme Abneigung gegen körperliche Kontakte.
Sie hasst die haptischen Angriffe, wie man unschwer sehen konnte, als GWB sie im Juli 2006 beim G8-Gipfel in St. Petersburg von hinten an den Schultern packte.
Seitdem beobachte ich sie übrigens immer gerne Bundestagssitzungen solange Westerwelle noch als Vizekanzler neben ihr sitzen durfte.
Gaga-Guido ist auch ein notorischer Grabbler, dem offenbar jedes Gefühl dafür abgeht, ob das seinem Gegenüber gefällt oder nicht. Dauernd greift er ihr an die Unterarme und es ist schon lustig zuzusehen, wie extrem sie sich vor den Kameras zusammenreißen muß nicht schreiend wegzulaufen.
Was allerdings verständlich ist - arme Angie. Es muß ja schon hart genug sein überhaupt neben Westerwelle sitzen zu müssen, aber die Vorstellung, daß er einen dabei auch noch befummelt, ist die ultimative Strafe Gottes.
Merkel hat es also bei dem gegenwärtigen Gipfelmarathon wirklich nicht leicht.
Einerseits ist sie selbst zu unentschlossen und zu zögerlich und zu desinformiert, um mal mutig den Kurs vorzugeben, andererseits verlängert sich dadurch das Elend des Zusammensitzens mit den Kanaillen, die nun einmal gegenwärtig die EU-Regierungschefs stellen.
Berlusconi geriet vor wenigen Wochen mit dem Spruch in die Schlagzeilen, daß er Merkel nicht durchbumsen würde, weil sie dazu einen viel zu fetten Arsch hätte.
(Die Kanzlerin sei eine „culona inchiavabile“ - so Berlusconi am 15.09.2011)
Gestern bekam der reichste Mann Italiens in Brüssel Hausaufgaben - der italienische Staat sei chaotisch und zu hoch verschuldet.
Nun beklagt man sich bitter über das "Kommissariat von Merkozy."
Die schweren Rüffel und das Hausaufgabenpaket, die Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi vom Brüsseler Euro-Gipfel nach Hause bringt, setzen ihn innenpolitisch unter Druck. Die Behandlung, die Berlusconi erlebt hat, löst in Italien zudem vielerlei Verstimmung aus. "Unangebracht" nennt Außenminister Franco Frattini die ironisch-amüsierte Reaktion von Nicolas Sarkozy und Angela Merkel auf Fragen nach dem Vertrauen in die römische Regierung. […] EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso führte dem Italiener das Beispiel Spaniens vor Augen. Ministerpräsident Zapatero habe schwere Reformen umgesetzt und zugleich den Weg für vorgezogene Neuwahlen eingeschlagen, gaben italienische Medien Barrosos Worte wieder. Der hatte beim Euro-Gipfel auch gesagt, "es ist nicht nur Italien in Gefahr, sondern Italien ist die Gefahr für ganz Europa". Das Staatsdefizit beläuft sich auf mehr als 1800 Milliarden Euro.
(Andrea Bachstein 24.10.2011)
Berlusconi tobt. Er betrachtet Italien als das so wörtlich „solideste Land Europas!“
"Niemand innerhalb der EU kann den Partnern Lektionen erteilen", sagte [Berlusconi] am Abend und regagierte damit auf Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
[…] Die italienischen Parteien forderte er auf, zum Wohle des Landes zusammenzuarbeiten. "Niemand hat etwas zu befürchten von der drittgrößten europäischen Volkswirtschaft, von diesem außerordentlichen Land, dem an der internationalen Kooperation ebenso viel liegt wie an seiner stolzen Unabhängigkeit." Betrachte man Staatsschulden und Privatverschuldung zusammen, sei Italien neben Deutschland "das solideste Land Europas", so Berlusconi.
(TS 24.10.11) [WTF....?]
Da Großbritannien keine Euro-Nation ist, vergisst man hin und wieder, daß die Engländer mit ihrem Cholerix-Ministerpräsidenten Cameron auch mit am Tisch sitzen, wenn die EU über Wirtschafts- und Finanzpolitik debattiert.
Der Konservative ist auch so einer, der seine Worte schwer zügeln kann.
Wenn die Abgehängten und Verarmten unserer Gesellschaften ihrem Frust riotig Luft machen (und das erleben wir nicht nur bei Occupy the world, sondern auch im August in London. Und zuvor gärte es in Tel Aviv, Athen, L.A. und Paris) dann wird gerne martialisch durchgegriffen.
Premier Cameron wählte am Mittwoch harte Worte. Einige Teile der Gesellschaft seien "schlicht und einfach krank". […] "Wir mussten den Kampf aufnehmen, und der Kampf ist im Gange." […] Der britische Premier drohte am Mittwoch erstmals mit dem Einsatz von Wasserwerfern und sagte, der "Gegenschlag" sei bereits im Gange. […] Er werde nicht zulassen, dass sich auf britischen Straßen eine "Kultur der Angst" breitmache. Die Regierung erlaubte den Einsatz von Wasserwerfern, die bislang nur bei den Unruhen in Nordirland zum Einsatz kamen. Es gebe neue Notfallpläne, nach denen Wasserwerfer innerhalb von 24 Stunden einsatzbereit seien, sagte Cameron. Auch Gummigeschosse seien erlaubt.
(rp-online.de 10.08.11)
Gestern in Brüssel gab Cameron schlaue Ratschläge über die Bewältigung der Euro-Krise, woraufhin dem Kollegen Sarkozy die Hutschnur durchbrannte.
Sarkozys Attacke sorgt heute für dicke Schlagzeilen auf der Insel: "Sie haben eine gute Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten", sagte der französische Staatspräsident gestern in einer großen Konferenzrunde. "Wir haben es satt, dass Sie uns ständig kritisieren und uns sagen, was wir tun sollen", erklärte Sarkozy und fuhr fort: "Sie hassen den Euro, wollen sich aber in unsere Beratungen einmischen."
(tagesschau.de 24.10.2011)
Ausnahmsweise muß man aber den konservativen Franzosen verstehen - denn der konservative Brite scheint sogar noch dümmlicher als die konservative Merkel zu agieren.
„Der Premier macht eine äußerst unglückliche Figur“ analysiert heute der Spiegel:
Eigentlich wollte David Cameron am Mittwoch zu einer Reise nach Neuseeland und Australien aufbrechen. Während in Brüssel der entscheidende Gipfel zur Zukunft des Euro stattfindet, wollte der britische Premierminister sich auf den Weg zu den Commonwealth-Partnern machen, um die wirklich wichtigen Fragen wie die britische Thronfolge zu besprechen. Nachdem die Labour-Opposition den Premier am vergangenen Wochenende deswegen übel verspottet hatte, besann Cameron sich eines Besseren. Er verschob den Abflug. Und er setzte in Brüssel durch, dass vor dem Entscheidungsgipfel der 17 Euro-Länder auch noch ein Treffen aller 27 EU-Regierungschefs stattfindet, zu dem er selbst erscheinen wird. Es soll ein Signal sein, dass die Nicht-Euro-Länder bei der Gestaltung Europas auch noch ein Wörtchen mitzureden haben. Der Kurswechsel kommt jedoch zu spät, der Schaden ist längst angerichtet: Camerons geplanter Ausflug ans andere Ende der Welt wird zum Sinnbild der Bedeutungslosigkeit Großbritanniens in Europa. Politisch noch fataler ist die Euro-Rebellion in seiner eigenen Partei. Wie schon unter Camerons konservativen Vorgängern Margaret Thatcher und John Major tobt bei den Tories ein regelrechter Bürgerkrieg um Europa. Die Euro-Skeptiker sind so stark wie seit Jahren nicht und fordern den Pragmatiker Cameron offen heraus.
(Carsten Volkery 24.10.2011)
Armes Europa.
Ein Unglück kommt selten allein.
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Kommentare zum Post (Atom)
6 Kommentare:
"Dumm Fickt Gut"? (schlecht).. in allen Varianten.
Vorteilhaft, dass ich mir mit der Glatze das Haareraufen spare.
Aufschlussreich, dass sich diese TotalVerbloedeten gegenseitig nicht ausstehen koennen.
Wenn dummfickende Dumme auf gleicher Ebene nicht einmal mehr im Kollektive dummgutficken, ist dies eine beruhigende Bestaetigung fuer warum ich diese Dummficker so gar nicht ausstehen kann.
Allerlei Bonzen sehen diese Dummficker mit Sicherheit als Dummficktgut-Ficker, wobei Diese die Dummficker wohl auch nicht wirklich Ficken wuerden, und sich eher, an die Decke starrend, mit den excellenten BlowJobs vergnuegen.
Ansonsten sehen noch wesentlich Zuwenige die Dummficker als Dummficker, wodurch die Dummficker weiterhin dummficken duerfen.
Fuer die Dummfickschmerzgrenzen die da staendig ueberschritten werden, hilft nicht mal mehr ne schwer morphinale Schmerztherapie.
Armes Europa. .... ETC. ....
Gruss
Jake
Zum Cameron&So: http://www.sopos.org/aufsaetze/4e58d22536e35/1.phtml
Irgendwie, Jake, habe ich den Eindruck, daß Du nicht voller Enthusiasmus an die Kompetenz Merkels, Berlusconis und Co glaubst…
Es ist zwar eine Genugtuung zu wissen, daß sich Sarko und Co auf den ständigen Gipfeln nicht wirklich amüsieren, weil sie sich gegenseitig alle scheiße finden, aber andererseits muß ja irgendjemand entscheiden.
Bemerkenswert war ja was dazu heute in Deutschland stattfand.
In einer spektakulären 180°-Wende reißt Angie das Ruder rum und läßt DOCH erst den Bundestag debattieren.
Dazu mußten die 26 anderen Regierungschefs extra warten und konnten letztes WE nicht entscheiden, weil Angie keine Handlungsvollmacht hatte.
Selbst CDU-Abgeordnete trauen ihr ja offensichtlich nicht mehr über den Weg und befürchten, daß sie in Brüssel irgendwas Schlimmes absegnet.
Da ging auch Lammert und Kauder der Arsch auf Grundeis und obwohl Angie nun vor ihren Kollegen blamiert ist, mußte sie erst mal tagsüber in Berlin hocken und auf die Abstimmung warten.
Sehr verständlich, daß man Angie nicht traut.
Sehr verständlich, daß der Bundestag da Rahmenvorgaben machen will.
Der Nachteil ist nur, daß nun STATT Angie eine Mehrheit der Abgeordneten entschieden hat.
Denn die wissen ja schon GAR NICHT worum es geht, wie man bei der letzten EFSF-Debatte gesehen hat.
http://www.youtube.com/watch?v=H3Zbm-Q08mY&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=DwlGg8je0Bk&feature=player_embedded
Da ist es ja schon besser man läßt Angie machen……
LGT
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,794159,00.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,794244,00.html
LGT
"Denn die wissen ja schon GAR NICHT worum es geht, wie man bei der letzten EFSF-Debatte gesehen hat."
"Da ist es ja schon besser man läßt Angie machen……"
That rests my Case!
;) Jake.
Ja - und worüber hat sich die CDU noch vor Kurzem so empört?
"Niemand hat die Absicht Griechland umzuschulden"
http://3.bp.blogspot.com/-g6tNHr7tA_Y/ToTd9mluFfI/AAAAAAAAAK8/km5V9GD0y_Q/s490/Niemand%2Bhat%2Bdie%2BAbsicht.jpg
Nun hat Angie die Greichen doch umgeschuldet und alle lieben sie dafür!
LOL
LGT
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