TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Dienstag, 15. September 2009

Sprachregelung.

Im aktuellen SPIEGEL steht ein ausführlicher Artikel mit dem Titel „Afghanistan - Das Scheitern des deutschen Militäreinsatzes.“
What else is new?, könnte man einwenden.

Lustig ist aber die Charakterisierung des zuständigen Ministers.
Das Magazin, das 2003/2004/2005, als wir einen fähigen und anerkannten Verteidigungsminister Struck hatten, an der Spitze der „CDU must become governing party“-Bewegung stand, findet nun folgende Sätze über das selbst herbei geschriebene CDU-Regierungspersonal:

Merkels Altlast. Seit vier Jahren dilettiert Franz Josef Jung als Verteidigungsminister. Die Kanzlerin hätte alle Beteiligten längst von diesen Qualen befreien müssen. Jetzt sind seine Probleme auch ihre....... Der Mann, hinter dem die halbe, wenn nicht die ganze Nato herschimpft, der Mann, der - wie der britische "Guardian" schreibt - die "tödlichste Militäroperation Deutschlands seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" politisch zu verantworten hat, dieser Mann findet am vergangenen Donnerstagabend Zuflucht in der Mehrzweckhalle von Krempe, einem Ort mit 2400 Einwohnern in der Nähe von Itzehoe…….. Es ist mindestens umstritten, ob der deutsche Oberst richtig gehandelt hat. Weniger umstritten ist, dass Franz Josef Jung, Dienstherr des glücklosen Obersts, seither alles falsch gemacht hat........ Er stiftet mehr Verwirrung als Klarheit, sein Ministerium versinkt im Informationschaos............ Er sagt zum Entsetzen vieler in der Regierung, falls es denn zivile Opfer gegeben habe, so fordere dies "unser Mitgefühl und Anteilnahme heraus". ................ Jung dilettiert seit dem Amtsantritt der Großen Koalition als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über eine Armee, die inzwischen an vielen Orten der Welt kämpft.............. Der Nachweis, dass der Hesse fehl am Platz ist auf diesem Posten, ist längst geführt.................... Deshalb fällt der Schatten seines tollpatschigen Tuns auch auf die Dame, die am Dienstag vergangener Woche im Bundestag eine Regierungserklärung abgibt.

Der Spiegel-Autor dieser Zeilen ist allerdings Christoph Schwennicke, der zur Hochzeit der CDU-Jubelarien aus der Hamburger Brandstwiete noch bei der SZ war.

Daß Roland Kochs Rosettenschmeichler Franz Josef J. alles andere als ministrabel ist, sollte man spätestens auch bundesweit seit der CDU-Spendenaffäre wissen, als der Andenpaktler am 7. September 2000 als Chef von Kochs Staatskanzlei und Europaminister zurücktreten mußte.
Er war unter anderem als CDU-Generalsekretär in den 80ern für die Verschiebung der als „jüdische Vermächtnisse“ getarnten Schwarzgelder verantwortlich.

Mit den Sprachregelungen steht der Mann, der seine Jungs im Juni 2006 vor der „Schwulenszene“ schützte, immer noch auf Kriegsfuß:
Krieg oder robuste Stabilisierungsmaßnahme?
Gefallene oder Getötete?
Zivilisten oder Terroristen?

Da kommt der OB-FRIZ (Oberbefehlshaber in Friedenszeiten) schon mal durcheinander.

Kochs U-Boot könnte es sich einfacher machen, wenn er um die semantischen Fähigkeiten der organisierten Ärzteschaft wüßte.

Wer erinnerte sich nicht an das Unwort des Jahres 1998; sozialverträgliches Frühableben, das Ärztekammerpäsident Karsten Vilmar raus haute?
Die lästigen Dementen und sonstigen Pflegefälle halten sich eine Dekade später immer noch nicht an diese Devise, obwohl man von Regierungsseite her alles tut, um sie diesbezüglich zu lenken.

Eins der reichsten Länder der Welt, Deutschland, das sich eine christliche Kanzlerin und einen christlichen Präsidenten hält, ernährt die Senioren nicht ausreichend.
Gut jeder 2. Altenheim-Bewohner soll einer Studie der Universität Witten/Herdecke zufolge von Mangelernährung bedroht sein.

Besonders betroffen seien alte Menschen die sich nicht mehr bewegen können. Das mit 60 Prozent höchste Risiko liege jedoch bei Bewohnern mit Demenzerkrankung. Grund sei unter anderem der Personal- und Zeitmangel in den Heimen, heißt es in der Studie. Oft fehlt den Betroffenen Hilfe beim Halten eines Trinkgefäßes oder dem Zerkleinern des Essens. Auch sei der Ausbildungsstand der Pflegekräfte unzureichend, sodass sie eine Mangelernährung der Bewohner zu spät erkennen würden. Nur etwa die Hälfte der Pflegekräfte seien vollständig ausgebildete Altenpflegerinnen und -pfleger.

Da wundert es nicht, daß in einem Hitzejahr wie 2003 auch mal ein paar Tausend über 80 Jährige sozialverträglich frühabgelebt werden.
Um alten Menschen genügend Wasser zu geben, bedürfte es deutlich mehr Personal, das aber was kostet, das wir aber nicht haben, weil wir doch sparen müssen und schließlich gibt es dringendere Probleme, wie die „notleidenden Banker“, für die Merkel ganz ad hoc mal 500.000.000.000 Euro locker machen konnte.
In den letzten 10 Jahren wurden ein Siebtel aller Stellen gestrichen. Nach Angaben der Gewerkschaft wurden bundesweit 200.000 Stellen in Kliniken und Heimen gestrichen.
Patienten in Pflegeheimen, die es sozialschmarotzend wagen alt und krank zu sein und sich nicht mehr kosteneutral selbst zu versorgen, müssen in der real existierenden Bundesrepublik eben ein bißchen eher ins Gras beißen.

Schöne neue neoliberale Welt.


Was das alles mit Franz Josef Jung zu tun hat?

Er kann an der Pflegefront lernen, wie man mit Tausenden Toten unhysterisch umgeht.

Die vertrockneten Omen und Open sind nämlich nicht etwa perfide aus niederen finanziellen Erwägungen heraus zu Tode gequälte Mordopfer, sondern:

„vorweggenommene Sterbefälle“

- wie es so schön in der Pflegebranche heißt.

Für diese Sprachschöpfung möchte ich doch glatt den imaginären Rabulist des Jahres vergeben.

Und es stimmt sogar!

Denn was ist das Leben anderes, als eine sexuell übertragene Krankheit mit 100 % Mortalität?

Nicht abzukratzen hat noch keiner geschafft.
Das ist urmenschlich.
Wir sind alle absolut sicherere Sterbefälle - das ist das Wesen unserer Existenz.

Wenn Jungs Jungs da mal den ein oder anderen Tanklaster wegbomben, sollte man sich also nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob es sich bei den Opfern um Zivilisten, oder Kombattanten oder was auch immer handelt.

Das sind einfach Sterbefälle, die vorweggenommen wurden.

„Vorweggenommene Sterbefälle“ - das ist alles.

Alles OK in Afghanistan.

2 Kommentare:

Reinhardt hat gesagt…

Sehr schön. Jungs Jungs wissen wie man das mit den "vorweggenommenen Sterbefällen" handhabt.
Und das mit den 500 Mrd. für Banken, naja ist doch nur Kleingeld, gehört ja nicht ihr nich wa?
Die kann man dann am Pflegepersonal wieder reinsparen.
Außerdem hat das "früh abgelebt werden" der "Arbeitunfähigen" auch
seine Vorzüge, da man diese "Kostenfaktoren" dann aus der Statistik streichen kann.
Für die ganzen "Arbeitsfähigen" für die es leider keine Arbeit gibt weil unsere glorreiche Industrie lieber in Ländern produzieren lässt in denen die Menschen noch weniger wert sind als hier, gibt es dann den Reichsarbeitsdienst der FDP.
Transferleistung nur gegen Arbeit, wenn überhaupt (hängt dann wohl von der Laune des Herrschenden ab).
Da können dann Ex-Arbeitslose Ulla Shits, verzeihung Schmidts Dienstwagen waschen, Blaubeerkuchen für das Merkel backen, Einkaufzettel für ihren Mann schreiben oder extra für den schrillen Guido mal "Freude schöner Götterfunken" singen.
Und auch wenn bei unserer Truppe noch so viel inkopetenz durchscheint, der einzelne Kammerad ist doch zu bedauern.
Unsere Soldaten sind da doppelt angeschissen.
Wir verlieren "nur" unser Geld und unsere Existenzgrundlage.
Die Soldaten, die auch jemandes Bruder, Vater, Kind, Onkel, Cousin, Mutter, Schwester usw. sind
verlieren ihr Leben in einer, achtung selten so gelacht, robusten Stabilisierungsmaßnahme!!!
Würde ein Selbstmörder im Bundestag Tag seine explosionsartige Auflösung bekannt geben wäre das Geschrei über KRIEG lauter als Gaga-Guidos Steuersenkungsgeplärre und es braucht schon einiges um den Klingelton der Besserverdienenden dieser Tage zu übertönen.

In diesem Sinne auf wiederlesen.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Reinhardt!

Danke für den Kommentar.

Nana - da hast Du aber nicht richtig aufgepasst, als unser aller Kanzlerin die wirklich wichtigen Dinge über Europas größte Zeitung auf Seite 1 kundtat:
Sie buk JOHANNISBEERKUCHEN und nicht Blaubeerkuchen!

Und das „Freude, schöner Götterfunken“ singt Gaga-Guido sicher auch als Vizekanzler am liebsten selbst. Aber die um 30 % gekürzten Hartz’ler könnten ihm dann vielleicht andächtig huldigen.
Publikum hat er gerne.


Mit den Soldaten ….tja, da bin ich immer im Zweifel.
Bei den US-Soldaten habe ich oft den Eindruck, daß das auch tatsächlich nur der schlimmste trash ist, der in den Irak geht.

Ist ja auch eine Berufsarmee.
Wer macht schon sowas und wählt dann auch noch begeistert George W. Bush?

Aber dieser Ansicht kann man natürlich entgegen halten, daß es in der USA kaum ein Sozialsystem gibt und schon daher viele ganz Arme gezwungen sind bei der Army unter zu kommen.
In vielen Gebieten ist die US Army der einzige Arbeitgeber überhaupt, der die Familien der Soldaten mit krankenversichert.
Da ist natürlich gerade für die Ungebildeten und Chancenlosen ein großer Druck vorhanden.


Aber in Deutschland???
Soweit ich weiß, sind in Afghanistan bisher keine normalen Wehrpflichtigen, sondern auch nur länger Verpflichtete.
Und wieso zum Teufel sucht man sich denn heute so einen Job aus?

Anders als in Alabama auf dem platten Land, kann man ja in Deutschland auch ohne zur Armee zu gehen krankenversichert sein und zur Schule oder zur Uni gehen….

Für mich jedenfalls war es immer undenkbar zur Bundeswehr oder Army zu gehen.
Und zwar genau deswegen - weil ich auf keinen Fall dabei sein wollte, wenn so eine Afghanistanscheiße passiert.

LGT