TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Dienstag, 3. Juni 2008

Zeichen und Wunder.

Also gut, ich habe zwischenzeitlich ja auch schon hier und da geschrieben, daß ich Anne Will für nicht so besonders geeignet als Moderatorin halte und plädiere ebenfalls dafür sich ihre Sendung nicht anzusehen.
Ich wüßte auch gar nicht wieso das relevant sein sollte, da die Redaktion wie schon die Vorgänger-Truppe um Sabine Christiansen ohnehin immer nur die gleichen Sprechautomaten einlädt, deren Aussagen ähnlich überraschend sind, wie die Tatsache, daß man morgen die Sonne aufgeht. Ein gebildeter Mensch, der womöglich auch noch eine seriöse überregionale Zeitung liest, kann jedenfalls aus der lahmen Plattitüdenbude keinen Erkenntnisgewinn ziehen. Warum auch? Die Sendung war und ist doch schon immer konzipiert für die ermatteten deutschen
Plattbirnen, die nach dem Tatort zu träge sind den Aus-Knopf zu finden.
Schon den Sonntagskrimi hatten sie nur geguckt, weil sie leider zu hohlhirnig sind, um sich mit richtigen Dingen zu beschäftigen.
In den 90 Minuten könnte man Beispielsweise wunderbar den Politikteil der ZEIT lesen und vermutlich wären die Deutschen dann ein erheblich gebildeteres Volk. Ich mag nur wenige Dinge wirklich im TV – obwohl ich es sehr mit dem Reich-Ranicki-Ausspruch halte „Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer“.
Zu den Personen, die ich wirklich adoriere gehört Frau Knobel-Ulrich, weswegen ich auch inzwischen zweimal zu dem Thema Postings schrieb und auch in anderen Blogs kommentierte, deren Gerichterstattungstendenz ich für hochgradig unfair hielt.
Genau deswegen hatte ich ja Frau Will so kritisiert, weil sie Ihre Gästin Frau Knobel-Ulrich wissentlich in einem falschen rechten Licht erschienen ließ.
Mein Vorwurf war also eine einseitig rechte Sichtweise der Sendungsmacherin, die bekanntlich auch dazu führte, daß sich eine Menge berufsaufgeregter linker Gruppen empörten, als hätte man ihnen gerade den Lutscher gestohlen. Ich ärgere mich immer noch darüber – hatte aber für mich die Konsequenz gezogen aus Protest die Sendung nie mehr anzuschalten; so auch nicht die Ausgabe der Woche danach – also vom 1.Juni 08.
Lustig und launig ist es jedoch immer die hämischen und gehässigen Kommentare am nächsten Tag zu lesen – das ist ganz ähnlich wie beim Grand Prix: Man weiß vorher was kommt:
Eine Ansammlung von geisteskranken Kreisch-Bomben, die aussehen als ob über ihnen ein Christbaum explodiert sei und dazu arhythmisch rumzappeln. Dazu gibt es dann unerträglich banale und volksverdummende Kommentare von Peter Urban und zum Schluß die Erkenntnis, daß von allen diesen unmusikalischen Mutanten die Deutschen mal wieder am allerschlechtesten waren. Das Übliche eben beim Eurovision song contest – ich habe schon mindestens zehn Jahre in keine dieser Sendungen mehr hineingezappt. Aber die Kommentare zu den unterirdisch debaklulierenden deutschen Sangesattrappen waren auch diesmal wieder soll.
Ganz ähnlich mein Amusement über Anne Will von vorgestern – schreibt doch der Spiegel-Nörgler Mohr:
Schon an diesem Punkt dürften viele Zuschauer erste Vorbereitungen fürs Zubettgehen getroffen haben, denn wieder einmal zeigte sich, wie schwach und konfus, wie plan- und ziellos Anne Wills sonntägliche Gesprächsrunden inzwischen über die vermeintlich schicke Showbühne gehen.
Q.e.e.
Als Gäste waren geladen zum einen Lafontaine, der schon gefühlte 7000 mal in der Sendung auftrat (zur letzten Sendung wurde noch wüst bemäkelt, daß kein Linker dabei war) und dazu der Bayern-Beckstein, der zwar nie etwas sinnvolles zu einer Gesprächsrunde beitragen kann und auch weit weniger amüsant ist als sein stammelnder Vorgänger, der an selber Stelle schon seine berüchtigsten Stottereien abgelassen hatte, aber dennoch eingeladen werden muß, weil in Bayern nun mal bald Wahlen sind, Bayern grundsätzlich überrepräsentiert wird und Huber allmählich mit seinem Geschwätz für Ohrenbluten sorgt.
Alle anderen Gäste habe ich sofort wieder vergessen und hätte auch überhaupt die ganze Sendung vergessen, wenn nicht plötzlich die BILD auf Anti-Will-Kurs gehen würde.
Wie bizarr!
Sie kommen nun also von rechts und lassen den tatterigen Onkel Beckstein, der offenbar in der 60-minütigen Sendung selbst rhetorisch nicht in der Lage war sich verständlich auszudrücken a posteriori noch mal über Lafontaine jammern.
Günter Beckstein zu BILD: „Es war schon beklemmend, wie der Chefdemagoge Lafontaine da aufgetreten ist. Dieser Mann, der mit den alten SED-Kadern in der Partei der Linken gemeinsame Sache macht, hat aus den Stasiverbrechen nichts, aber auch gar nichts gelernt. Eine Verharmlosung der Linken, die unsere Gesellschaftsordnung umstürzen wollen, vor Millionen- Publikum darf man ihm nicht durchgehen lassen.“
JU, immer feste druff – wo kämen wir dahin, wenn jetzt in unserer Demokratie jeder das sagen könnte was er will – ganz ohne die CSU vorher zu fragen?
Chefschmierer FJ Wagner faselt unterdessen über göttliche und teuflische Anteile seines früheren BILD-Kollegen:
Es ist die größte Anmaßung, die sich ein Mensch erlauben kann. Sie, Lafontaine, sind so teuflisch.
Aaach so – ob die BILD Lafontaine wohl deswegen so lange als Kolumnist beschäftigt hat?
Aber das Beste kommt zum Schluß – die größte politische Peinlichkeit der Bundesrepublik – der Kriegstreiber und Bush-Lober, der seine Frau auspressende, der in Berlin stümpernde und der homophobe Ex-Staatsekretär Friedberg Pflüger fordert nun die Absetzung der Sendung –er wirft der Redaktion vor, das journalistische Handwerk nicht zu beherrschen und mit Fakten fahrlässig umzugehen.
Haha! Das ist doch wirklich der Brüllwitz des Tages!
Faktenkenner Pflüger, der offenbar noch heute glashausig davon überzeugt ist, daß im Irak Massenvernichtungswaffen lagern, wirft mit Steinen. Der freche Friedberg, der zusammen mit seiner Chefin Merkel ultimativ von Schröder verlangte, war das Bush’sche Ultimatum gegen Saddam zu unterstützen. Dies lautete:
ENTWEDER die Massenvernichtungswaffen rausrücken, ODER es gibt Krieg.
Eine No-Win Situation; der Mann hat schlicht und ergreifend die Wahrheit gesagt, als er sagte, daß der Irak keine Massenvernichtungswaffen habe.
Gut, das kann sich ein Mann wie Pflüger nicht vorstellen, daß mal ein Politiker nicht lügt, aber nach fünf Jahren Irak-Desaster wäre es doch mal ganz schön ein „Ich habe mich VÖLLIG GEIRRT“ von Pflüger zu vernehmen.
Im Januar 2003 war es dasselbe außenpolitisch irrlichternde Polit-Duo, das bei der Münchner Wehrkundetagung mit Tränen in den Augen Rumsfeld mit den Worten umschmeichelten, daß im Falle eines CDU-Wahlsieges natürlich Deutschland an der Seite Amerikas gen Irak stünde.
Und was beklagt er jetzt? „Die Sendung ‚Anne Will‘ zeichnet sich immer mehr durch Un- und Halbwahrheiten und bewusste Verzerrung von Sachverhalten aus. Die Talkshow sollte durch Frank Plasbergs ‚Hart aber fair‘ ersetzt werden. Anne Will hat nicht gehalten, was sich viele – auch ich – von ihr versprochen haben.
Sehr überzeugend auch das Medium, in dem Pflüger seinen Wahrheitswahn auslebte – die BILD – bekanntlich das Blatt, das schon immer für Seriosität und die reine Wahrheit stand!
Da hat sich ja wirklich ein Duo Infernal gefunden.
Wie gesagt – ich bin wirklich alles andere als ein Will-fan, aber so eine Truppe aus rechten Losern habe ich ihr nun auch wieder nicht an den Hals gewünscht.
Aber vielleicht macht das ihren Job auch nur sicherer – wenn sich einer wie Pflüger aufregt, ist das ja geradezu der Beweis dafür, daß man doch was richtig gemacht hat.


NACHTRAG:


Dank der Springer-Kampagne hat sich der Wahrheitsfanatiker Pflüger durchgesetzt und Anne Will zu einer Klarstellung gezwungen.
Wahrheit verlangt er dabei immer nur von den anderen - für ihn selbst gilt das nicht, wie Hans Leyendecker z.B. heute noch einmal in Erinnerung ruft:

Als Friedbert Pflüger noch außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion war, wusste er mehr als andere: "Ich weiß, dass die Bundesregierung weiß, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gibt", erklärte er im Februar 2003. Die Waffen seien nur "gut versteckt".Manchmal nimmt der 53 Jahre alte Politiker auch eine andere Wirklichkeit als seine Umgebung wahr. Nachdem Pflüger, mittlerweile CDU-Fraktionschef im Preußischen Landtag zu Berlin, öffentlich gemacht hatte, er habe bei einer Fraktionsklausur viel Rückenwind erhalten, rechnete ihm eine Zeitung vor, zwölf von fünfzehn Rednern hätten ihn kritisiert. "Pflüger muss wohl auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein" zitierte das Blatt anonym ein Fraktionsmitglied.

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