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Dienstag, 24. Juni 2008

Quarante raisons de ne pas avoir d'enfant

Heute blogge ich das erste mal über ein Buch, das ich selbst noch gar nicht gelesen habe – außer der 19-seitigen Leseprobe. Aber es ist so wunderschön inkorrekt:

„ No Kid : 40 Gründe, keine Kinder zu haben“ von Corinne Maier. Dt. von Kerstin Krolak Rowohlt-Taschenbuch-Verl., ISBN: 978-3-499-62387-5, EUR 12.00

Rowohlt ahnt offenbar, daß auch hierzulande jeder Tabubruch willkommen ist. Nach gefühlten 10.000 detaillierten Leitartikeln über die verschieden müffelnden Duftnoten der Vaginalausflüsse Charlotte Roches, könnte doch mal wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben werden.
Wie lange sind die Feuchtgebiete jetzt eigentlich schon auf Platz EINS der Bestsellerliste einbetoniert?
Fußball und Analsekrete – das sind die Topp-Themen der deutschen Massen im Sommer 08.
Halleluja!
Schade, daß sich Rowohlt bei der Veröffentlichung so sehr beeilt zu versichern, daß die französische Autorin selbst Mutter zweier Kinder ist und damit sofort etwas Brisanz reduziert.
Es ist eigenartig – bei Frauen, die über Frauenthemen sprechen, ist stets der ordnungsgemäße und erwiesene Funktionstüchtigkeit des Uterus‘ entscheidend.
Ein Kind ist dabei schon eher wenig. Was wurden wir nicht damit behelligt wie das Verhältnis von Leibesfrüchten zu Ehemännern beispielsweise bei Eva Herman ist.
Kann eine Frau mit einer 4:1-Quote überhaupt Mutter-Kind-Themen beurteilen?
Und darf eine freche Französin über die nicht zu bestreitenden Nachteile des Daseins mit Kindern schreiben, ohne daß sie selbst geworfen hätte?
Tja Pech, meine Damen. Das sind die Kategorien, die zählen.
Weiß Angie Merkel überhaupt über gesellschaftliche Dinge Bescheid?
Und qualifiziert die Heptamutterschaft einer Von der Leyen sie gleich zur Familienministerin?
Da haben es Männer leichter – die können all diese Dinge auch ohne Erfahrungen „am eigenen Leibe“ beurteilen. Auch Eva Herman trat ja gerne bei den Katholiken auf und wurde von Bischöfen, wie auch von der rechtsradikalen Hetzplattform kreuznet in den Himmel gehoben.
Zölibatäre, eunuchartige Katholenmänner wissen nämlich am allerbesten und mit der höchsten moralischen Autorität über die die Hystera betreffenden Vorgänge Bescheid.

Ich bin gespannt, wie weit es mit der deutschen Tabubrecherfreude her ist.
Wird „No kids“ auch die TV-Laberrunden dominieren?
Werden sich empörte Berufsmütter aus der Windelwelt bei Plasberg mit Mutterkreuzuntüchtigen Karriereweibern fetzen?
Wird Kardinal Meisner die „Kultur des trockenen Uterus“ verdammen und dafür von linken Lesben die erwartete Retour-Verbalkeule erhalten?
Werden aufgeregte Springerjournalisten, die im Privatleben gegen den lärmenden Kindergarten nebenan klagen, das Aussterben Deutschlands beschreien?
Das könnte doch ein netter Sommerlochfüller werden – wenn nicht wieder irgendein CSU-Hinterbänkler fordert Mallorca als 17tes Bundesland zu kaufen.
Der Meier’sche Ansatz ist schließlich nicht zu verachten – auch nur das leiseste Bezweifeln, ob Kinder ein Segen sind, wird schon mit Pranger bestraft.
Zitat: Es gibt nun einmal bestimmte Dinge, die will man aus dem Mund einer gestandenen Mutter nicht hören, weil sie dann wirkt wie ein Monster. Der Standardsatz ist eben : « Ich bin stolz auf meine Kinder, und wenn es in meinem Leben etwas gibt, das ich nicht bereue, so ist es, sie in die Welt gesetzt zu haben.
Was könnte richtiger sein!!!
Zudem erfährt man Spannendes aus anderen Ländern:

Also Florida ist mir zu heiß und zu Bush-lastig, aber über Schottland denke ich nach.

«Nichts ist so unerträglich wie das Geschwätz von Eltern, die völlig baff sind, dass es ihnen gelungen ist, einen Menschen zu erschaffen.
– Verfallen Sie nicht in die Idiotensprache, die man mit Kindern spricht.
– Eltern-Kind-Dialoge sind wie Dinner für Spinner – und das siebenmal die Woche.
– Warum sich für eine zukünftige Randgestalt der Gesellschaft den Arsch aufreißen?
– Ein Kind ist nicht immer nur Liebestöter, sondern oft auch Lusttöter.
– Wenn ich das Wort Pädaogik höre, hole ich gleich die Knarre raus (oder meinen Kugelschreiber). Pädagogik ist die Kunst, jemanden übers Ohr zu hauen, ohne dass er es merkt …

Die 12 Euro sind sicherlich gut investiert.


NACHTRAG:



Wie lange Frau Roche auf Platz 1 der Spiegelbestsellerliste steht, weiß ich übrigens schon:

Im Moment (30.Juni 08) sind es 14 Wochen.
Über 650.000 Exemplare hat sie verkauft.
Ihr Verlag Du Mont hat Lizenzen in 16 Länder verkauft - die Übersetzer in Korea, Taiwan und USA brüten schon über dem Text mit so lyrischen Stellen wie:

"Einmal rund um die Rosette sind jetzt wolkenförmige Hautlappen, die so aussehen wie die Fangarme einer Seeanemone"

Allerliebst - SOOOO macht man richtig Geld!

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