TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Mittwoch, 4. Juni 2008

Verantwortung

Andere Länder, andere Sitten denkst sich wohl der ein oder andere Offizielle gerne und drückt sämtliche Augen zu.
So sorgte just eine Ehe, die vom Tribunal de Grande Instance in Lille annulliert worden ist für Schlagzeilen – Grund war daß die muslimische Braut keine Jungfrau mehr war.
Die Begründung erforderte einige Dialektik – so wurde die Annullierung nicht damit begründet, daß die Braut schon vor der Ehe geschlechtlich verkehrt hatte – das wäre auch kaum gegangen, weil damit Frauen eklatant gegenüber Männern benachteiligt würden, denn bei ihnen kann man bekanntlich den Verlust der Jungfräulichkeit schlecht nachweisen.
Vielmehr ging es hier darum, daß die Jungfräulichkeit für den Ehemann „eine essentielle Voraussetzung“ gewesen sei und er darüber von seiner Braut belogen wäre.

Diese Art bizarren Islamverständnisses hören wir auch aus anderen europäischen Ländern. Der Erzbischof von Canterbury regte erst kürzlich an, Teile der muslimischen Scharia in die allgemeine Gesetzgebung zu übernehmen.

Heiß diskutiert wurde auch ein deutscher Fall aus dem März 2007:
Eine Frankfurter Richterin hat unter Verweis auf den Koran einer Frau marokkanischer Herkunft eine schnelle Scheidung verweigert. Sie verwies dabei ausdrücklich auf ein „Züchtigungsrecht“ des Mannes, mit dem die Frau bei der Heirat habe rechnen müssen.
Offenbar geisterte eine Koransure durch das möglicherweise vorhandene Gehirn der Richterin: Sure 4, Vers 34: „Meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“
Luise Becker vom Zentrum für Islamische Frauenforschung in Köln hält diese Stelle aber für fehlinterpretiert und weist auf verschiedene Bedeutungen des arabischen Wortes „schlagen“ hin.
(Ich bin dazu überfragt und will nur darauf hinweisen, daß die Bedeutung der Sure offenbar umstritten ist)
Für Frankfurt ist es in jedem Fell irrelevant – üblicherweise sollten hier doch die deutschen Gesetze gelten.

Wie Menschen, die hier oder anderswo leben ihre eigene Religion verstehen und ob sie mehr oder weniger oder gar nicht danach ihren Alltag ausrichten, habe ich nicht zu bewerten. Staat und Religion sollten eigentlich getrennt sein, auch wenn das Christentum traditionell mit Privilegien überhäuft ist und in gesetzwidriger Weise vom Staat protegiert wird.

Unverständlich bleibt aber wieso offizielle Amtspersonen – Vertreter des säkularen Staates Deutschlands sich immer wieder aus ihrer Verantwortung stehlen – insbesondere wenn man bedenkt, daß man sonst bei Bürgerrechten wenig zimperlich ist und beim Lauschangriff, Email-Trojanern und Videoüberwachung immer weiter geht – auch weiter als es das Verfassungsgericht erlaubt.
Ab und an wird hierzulande mal ein Kind auf unübliche Weise „entsorgt“ – immer größerer Beliebtheit erfreut sich dabei offenbar die Methode Tiefkühltruhe, aber auch wahlweise Hungertod und Ermordung durch angeblich in ihrer bewiesenermaßen nicht vorhandenen „Ehre“ verletzten Brüder kommt immer wieder vor.

Die Öffentlichkeit schätzt das allerdings gar nicht und wünscht sich in diesem Fall, daß „der Staat“ früher eingreifen möge (sonst soll er sich ja immer zurückhalten und schon gar nicht soll er irgendwelche Abgaben und Steuern einnehmen, die er für dieses „Eingreifen“ aber braucht)
Hier passt einiges nicht zusammen – denn bei immer mehr verlotternden Prekariatsfamilien müssten immer mehr Sozialarbeiter und Jugendämter tätig werden – diese Stellen werden aber insbesondere von CDU-Regierungen lieber gestrichen – auch wenn das Gegenteil angekündigt wird.
So zitiert Sascha Balasko vom Springerschen Abendblatt genüsslich die Hamburger CDU Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram aus dem Jahr 2006:
„Es wurden - zusätzlich zum bestehenden Netz aus Beratungs- und Unterstützungsstellen - etwa die Kommunikationswege zwischen Behörden und anderen staatlichen sowie nicht staatlichen Einrichtungen so verbessert, dass keine Informationen über gefährdete Kinder verloren gehen."
Damals gab es gerade einen „dieser Fälle“ – Jessica.
Umgesetzt wurden diese Ankündigungen freilich nie – aber das kennen wir ja von dem Beust’schen Senat – Untätigkeit auch ganzer Linie.
Nun gibt es wieder so einen „Fall“:
Morsal, eine 16-Jährige Deutsche, die von ihrem Bruder Ahmat auf offener Straße hingemetzelt wurde, da sie angeblich nicht seinen Moralvorstellungen entsprach.
Die Jugendämter hätten gewarnt sein können.
Wie grausig das Mädchen schon vorher zu leiden haten, wissen wir Dank der GAL, die das Mauern und Verschleiern der CDU-geführten Ministerien für Inneres und Soziales aufdeckten: Nur so wurde bekannt, wie oft das Mädchen von Vater und Bruder mit Fäusten und Tritten und von der Mutter mit einem Kabel gezüchtigt wurde, dass ihr die Verwandten einen Zahn ausschlugen und dass ihre Schwester ihr das Gesicht zerkratzte. Auch die Liste der Gewalttaten, die man ihrem Bruder Ahmad zur Last legt, wurde nur so bekannt. Wäre es nach den CDU-Senatoren gegangen, hätten die Hamburger all dies nie erfahren.
Hamburger Zeitungen empörten sich darüber, daß die Senatsanfragen der SPD nur ungenügend beantwortet wurden – so schreibt die Mopo über den Senatsbericht zu dem Thema, daß die behörden die Gewalttaten verschleierten:
„In der endgültigen Fassung wurde die Darstellung der familiären Gewalt teilweise stark entschärft. Weil die Öffentlichkeit sonst allzu krass das Versagen der Behörden vor Augen hätte? Dass laut Polizei-Informationen das minderjährige Mädchen in Afghanistan zwangsverheiraten werden sollte, will die Senatskanzlei nicht in der offiziellen Antwort schreiben. Auch dass Morsal sich kurz vor ihrem Tod aus ihrem Zimmer abseilte, nachdem ihr Vater ihr sein Knie in den Bauch gerammt hatte, steht nicht mehr drin.“
Ich wundere mich allerdings in diesem Fall über das Hamburger Abendblatt, das sonst wirklich alles dafür tut Ole von Beust hochzuschreiben und einseitig CDU-freundliche Berichte lanciert. Gestern listeten Sascha Balasko, Peter Ulrich Meyer und Matthias Schmoock vom Springer-Blatt eine ganze Reihe Behördenfehler auf und schon letzte Woche erfuhr man vom löblichen Jens Meyer-Wellmann in der Rubrik „Diese Woche im Rathaus“ Interessantes über den Grün-schwarzen Alltag:
Es scheint fast so, als wären hier zwei politische Kulturen aufeinandergetroffen: Die Grünen gingen offener und selbstkritischer mit der Krise um, die CDU-Vertreter mauerten und beschönigten. Dieses Prinzip setzte sich auch in der Bürgerschaft fort. Nicht etwa CDU-Sozialsenator Wersich, aus dessen Jugendnotdienst Morsal quasi in die Arme ihres Mörders entlassen wurde, stellte sich dem Parlament. Er zog es vor, am Tag der Debatte an einer Ministerkonferenz in Berlin teilzunehmen, anstatt einen Vertreter zu entsenden. Auch Innensenator Ahlhaus schwieg. Auch bei anderen sieht die Welt plötzlich ganz anders aus, kaum haben sie auf der Senatsbank Platz genommen. Ein im Jahre 2001 noch aufstrebender junger CDU-Abgeordneter namens Wersich etwa bezeichnete die SPD-Sozialsenatorin Karin Roth damals als "Sicherheitsrisiko" für die Stadt. Roth hatte sich geweigert, die Namen von mit britischem Fleisch belieferten Betrieben zu nennen - mit Verweis auf Datenschutz und auf rechtliche Probleme. Zudem warf er Roth immer wieder vor, sie ducke sich weg - etwa im Falle einer Vergewaltigung durch einen Freigänger des Maßregelvollzugs. Heute ist der aufstrebende Abgeordnete von einst selbst Sozialsenator. Und nun ist er es, der sich wegduckt, der bei der Morsal-Debatte in der Bürgerschaft fehlt und der die Fakten des Falls nicht offenlegen will mit Verweis auf Datenschutz und rechtliche Probleme.

Hört, hört – so sehe ich das auch! Daß ich mal mit dem Hamburger Abendblatt übereinstimme….

NACHTRAG:


Bitte guckt Euch noch den Panorama-Beitrag an, der zwei Tage nach meinem Post erschien:

PIA WOLTERS ist ja SAGENHAFT!!!!!!!!!!!


NACHTRAG 2:



Im "Hamburger Kurs" Juli/August 08 findet sich noch ein interessanter Artikel zum Thema.

Liest man die Aussagen der Hamburger regierungsvertreter, dreht sich einem der Magen um:

Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) in der
Landespressekonferenz am 27. Mai 2008:
"Wir haben nach dem Fall Jessica eine hohe
Sensibilität bei Schulabsentismus erreicht.Die Papierlage
ist sehr gut."

Der Vertreter der Schulbehörde am 10. Juni 2008
im Familien-, Kinder- und Jugendausschuss:
"Die Führung der Schülerakte entspricht wie bei
vielen Schulen in Hamburg nicht den Ansprüchen
der Behörde."
"Insofern ist auch die hier vorliegende Schülerakte
eine,die alle Zeugnisse enthält,alle Wege sauber
enthält,alle Fehlzeiten,aber keinen Aufschluss gibt
über Beratungsgespräche und Ähnliches."

Viviane Spethmann, stellvertretende CDUFraktionsvorsitzende
in der Hamburgischen
Bürgerschaft in der Debatte am 29. Mai 2008:
Sie könne feststellen,"dass in außergewöhnlicher
Weise Schule,Polizei,Jugendhilfe,Justiz zusammengewirkt
haben."

GAL-Fraktionschef Jens Kerstan im Interview mit
der BILD-Zeitung am 7. Juni 2008:
"Die erste Bewährungsprobe,den tragischen Mord
an Morsal,haben wir bestanden.Da haben wir
schnell Konsequenzen gezogen."

Der Vertreter der Sozialbehörde am 10. Juni 2008
- also Tage nach dem BILD-Interview:
"(..) wir haben inzwischen die Akte und sind noch
dabei, sie auszuwerten (..)."

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