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Montag, 1. März 2010

Das achte Gebot

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten

Das ist eins der unproblematischeren Gebote der Bibel - im Gegensatz zum Beispiel zum Ersten Gebot, welches Religionszwang und Sippenhaft beinhaltet und somit grob verfassungswidrig ist.

Du sollst nicht lügen ist hingegen eine auch ins 21. Jahrhundert passende Forderung - wenn man das auch nicht auf die Goldwaage legen sollte.
Ein soziales Zusammenleben kann gar nicht funktionieren, wenn man jederzeit nur die pure Wahrheit ausspricht.
Es ist kontraproduktiv der Bäckersfrau am Morgen beim Brötchen-Holen zu sagen, daß sie fett aussieht.
Und wenn Oma gekocht hat, muß man nicht auf die Frage, ob es geschmeckt hat, antworten, daß der Eintopf an eingeschlafene Füße erinnerte.

Auch in den großen Dingen ist absolute Ehrlichkeit nicht durchzuhalten - zumindest nicht in dem Sinne, daß man immer alles sagen muß, das man weiß.
Die totale Offenlegung aller Fakten ließe auf der Stelle die gesamte internationale Diplomatie zusammen brechen.


Wenn hingegen eine öffentliche Person eine Behauptung ausspricht, die unwahr ist, haben wir ein Problem.
Auf diese Art wird unser demokratisches Selbstverständnis beschädigt.
Es kommt früher oder später zur Politiker- und Systemverdrossenheit.
Öffentliches Schleifen des achten Gebotes kann ich also nicht gutheißen.

Zwei besonders ekelige Attacken auf die Wahrheit lieferten kürzlich Bischof Zollitsch, der oberste Katholik in Deutschland, sowie Guido Westerwelle, der oberste Liberale in Deutschland.

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz zeigte im Interview mit Springers „Berliner Morgenpost“ seine ganze Perfidie, indem er sich dreist aus der Verantwortung für den massenhaften Kindesmissbrauch log.

Ein Zusammenarbeiten am runden Tisch mit dem Bundesjustizministerium, um die schweren Fehler der RKK aufzuarbeiten, lehnte der sexuell Unberührte glatt ab.

Unter der Überschrift "Missbrauch von Kindern ist kein spezifisches Problem der katholischen Kirche" erschien am 28. Februar 2010 ein devotes Interview mit dem jungfräulichen 71-Jährigen.

Im O-Ton:

Wir haben seit 2002 in der katholischen Kirche die Leitlinien zum Vorgehen beim sexuellen Missbrauch an Minderjährigen. Diese haben sich bewährt.

Eine glatte Lüge, denn das Vertuschen und Leugnen ging unvermindert weiter.

Es handele sich NICHT um ein systemisches Problem und außerdem stellte er klar:

Von alldem wussten wir nichts.

Eine glatte Lüge, denn genau deswegen wurden schließlich die Sex-Täter quer durch die Republik versetzt.

Sexueller Missbrauch von Kindern ist kein spezifisches Problem der katholischen Kirche. Es hat weder etwas mit dem Zölibat zu tun, noch mit Homosexualität, noch mit der katholischen Sexuallehre.

Eine glatte Lüge, denn die nichtzölibatären Christensekten weisen keinen massenhaften Kindesmissbrauch auf.
Kein ernstzunehmender Sexualwissenschaftler oder Psychologe bestreitet, daß die krude, frauenausschließende und heuchlerische katholische Sexualmoral die Täter in ihren Reihen geradezu heranzüchtet.

Der feige Bischof gab das Interview einer Zeitung, dessen Interviewer er nicht fürchten mußte.
Zu keiner der dreisten Lügen kam eine einzige Nachfrage; sie ließen die von Zollitsch aufgesagten Märchen unwidersprochen stehen.
Mit dem Vorsitzenden Erzbischof Robert Zollitsch sprachen Gernot Facius (Geb. 1942 in Karlsbad (Böhmen), Mitglied der CDU ) und Miriam Hollstein (Autorin von „Miss Tschörmänie - Wie aus Angie unsere Kanzlerin wurde“).

Thema Westerwelle.
Hartz-IV'ler schwimmen also im Geld:



Im viel zitierten Hetzaufsatz, den der Vizekanzler am 11. Februar 2010 in der WELT veröffentlichte, heißt es:

Was sagt eigentlich die Kellnerin mit zwei Kindern zu Forderungen, jetzt rasch mehr für Hartz IV auszugeben? Wer kellnert, verheiratet ist und zwei Kinder hat, bekommt im Schnitt 109 Euro weniger im Monat, als wenn er oder sie Hartz IV bezöge. Diese Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Leistungsgedanken besorgt mich zutiefst. Die Missachtung der Mitte hat System, und sie ist brandgefährlich. Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.

109 Euro weniger also für jemanden, der arbeitet, als für den Hartz-IV-Empfänger?
Das Rechenbeispiel stammt aus der BILD; dem Presseorgan, das Guidos Intellekt entspricht.

Auf eine kleine Anfrage der Linken rechnete Ursula von der Leyens Ministerium nach:
Das monatliche Lohnspiegel-Bruttogehalt beträgt 1629 Euro. Zuzüglich Kindergeld, -Zuschlag und Wohngeld kommt die Kellnerin auf 2107 Euro; das sind am Ende genau 421 Euro mehr als ihre Hartz-IV-Kollegin. Trinkgelder nicht eingerechnet.

Eine glatte Lüge also, die Westerwelle hier schwarz auf weiß verbreitet.

Heute lieferte der Paritätische Wohlfahrtsverband nach und wies Guidos Thesen, daß Arbeitsleistung sich nicht lohne ins Märchenreich zurück.

Wer arbeitet, muss mehr haben, als derjenige, der nicht arbeitet. Das fordert derzeit nicht nur FDP-Chef Guido Westerwelle. Gegen dieses Prinzip hat eigentlich niemand etwas einzuwenden. Die entscheidende Frage ist aber, ob es sich auch lohnt, zu arbeiten. Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat dazu am Montag eigene Berechnungen vorgelegt - mit einem klaren Ergebnis: Danach hat auch im Niedriglohnsektor ein Arbeitnehmer, der Vollzeit arbeitet, mehr Geld zur Verfügung als ein vergleichbarer Empfänger von Hartz IV.

Westerwelles Möchtegerntabubrüche sind Fiktion, seine Grundaussagen Lügen:

In insgesamt 196 Fallbeispielen rechnet der Verband vor, dass für Hartz-IV-Bezieher selbst bei Löhnen von unter sechs Euro in der Stunde noch ein Anreiz zur Arbeitsaufnahme besteht. Je nach Haushaltstyp beträgt der Abstand zwischen Nichtarbeit und Beschäftigung zwischen 260 und 900 Euro. Eine besondere Rolle spielen dabei das Wohngeld und der Kinderzuschlag, die häufig ein Aufstocken durch Hartz IV überflüssig machen. Anders kann es in einem Paarhaushalt mit nur einem Verdiener im Niedriglohnbereich aussehen: Dann könnte ein zusätzlicher Hartz-IV-Bezug nötig sein. „Wer arbeitet, muss mehr haben als der, der nicht arbeitet. Diese Forderung wird so lautstark und so penetrant wiederholt, bis auch der Letzte das Gefühl bekommt, in Deutschland lohne es sich nicht mehr zu arbeiten“, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, bei der Vorstellung des Gutachtens in Berlin. Ja, sogar einen sozialstaatlichen Paradigmenwechsel wolle man, da das Leistungsprinzip mit Füßen getreten werde. Wer das behaupte, schiebt Schneider aber hinterher, täusche schlicht die Öffentlichkeit. Der Lohnabstand zwischen Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen sei in jedem Fall durch ergänzende Leistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag gewahrt. Dies sei zuletzt in „äußerst dubiosen Rechenbeispielen“ unterschlagen worden.
(Tagesspiegel)

Schon die Überschrift des Westerwelle-Artikels ist eine glatte Lüge:

An die deutsche Mittelschicht denkt niemand.

Tatsächlich hat der Mittelstand eine Fülle von Lobbyvereinigungen, die sehr erfolgreich dabei sind, das „Denken an den Mittelstand“ in allen Parteien zu verankern.
Die „CDU-Mittelstandsvereinigung“ beispielsweise gilt als die mächtigste der innerparteilichen Gruppierungen.

Die Stimmung für Katholische Kirche und FDP sind im Moment schlecht.

Ich begrüße dies und empfehle den beiden Lobbyorganisationen daher weiterhin in scharfen Antagonismus gegen das achte Gebot zu agieren.

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