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Freitag, 26. März 2010

Laatstewilpil

Das Leben ist eine beim Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit,
die zu 100 % tödlich endet.

Oder wie es der Amerikaner sagt:

Life sucks, and then you die!

Der einfache Satz “Wir alle müssen sterben” ist nach wie vor ein riesiges Tabu.
Mehrheitlich lügen sich die Menschen über ihre Sterblichkeit in die eigene Tasche.
Kaum einer schließt rechtzeitig Bestattungsverträge ab, läßt Patientenvollmachten aufsetzen, oder guckt sich Pflegeheime an.

Wenn dann mal einer rechtzeitig an den eigenen Lebensabend denkt, rational handelt und in ein Altersheim zieht, BEVOR es zu spät ist, hält man ihn für sonderlich.
Der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel, 84, war Anfang 2006 gemeinsam mit seiner Frau Liselotte in ein Altersheim gezogen.
Das Ehepaar fühlt sich jetzt „pudelwohl“ und hat mehr Zeit das Leben zu genießen, da sie nicht mehr selbst den Haushalt führen müssen.

So einen rechtzeitigen Absprung schaffen die wenigsten.
Mal ganz abgesehen davon, daß es aus finanziellen Gründen für die meisten Menschen viel schwieriger ist einen solchen Platz zu finden, verdrängt man das eigene Ende.

Mutmaßlich ist man dabei nicht frisch und voll leistungsfähig, so daß man autark für sich sorgen kann.
Überwiegend endet das Leben an Schläuchen angeschlossen im Krankenhaus auf der Station für „Präfinale“.
Wenn man „Glück“ hat, läßt dann eine mitfühlende Krankenschwester in einer kalten Nacht „aus Versehen“ das Fenster offen, so daß eine hinzukommende Lungenentzündung das eigene Ableben beschleunigt.

Das Erstaunliche ist nun, daß sich zwar fast alle - außer Kirchenfanatikern wie Ex-Bischöfin Käßmann oder den umnachteten „Christdemokraten für das Leben“ - einig sind, genauso NICHT enden zu wollen, daß aber andererseits kaum einer etwas unternimmt, um dem vorzubeugen.

Erschwerend kommt hinzu, daß man zu krank sein kann, um das Sterben noch in die eigene Hand zu nehmen.
Wie soll man sich da etwas Entsprechendes organisieren, wenn man schon bettlägerig ist?
Dann ist man auf Hilfe angewiesen und damit in dem Dilemma dem Helfenden etwas Illegales abzuverlangen.

Die „üblichen Todesarten“ scheinen alle nicht besonders heiter zu sein.

(Es gibt aber auch weniger widerwärtige Methoden, über die ich aus rechtlichen Gründen nichts schreiben werde. Dazu möge man sich an die DGHS wenden.)

Wieso ist es aber so ein ungeheures Tabu?
Wieso stellt niemand eine humane Sterbepille her, die jeder legal erwerben kann und nach eigenem Ermessen benutzt?
Neben der besonderen deutschen Geschichte ist hierzu mal wieder der destruktive Einfluss der Kirchen zu nennen, die sich in Dinge einmischen, die sie nicht angehen.

Die RKK hat das Verbot in der Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre zur Euthanasie angeordnet. Punkt.

(Diese Erklärung, welche in der ordentlichen Versammlung dieser Kongregation verabschiedet wurde, hat Papst Johannes Paul II. in der dem unterzeichneten Kardinalpräfekten gewährten Audienz gebilligt und ihre Veröffentlichung angeordnet. Rom, am Sitz der Glaubenskongregation, den 5. Mai 1980. Franjo Kardinal Seper)

So what Vatikan? Es müßte sich ja schließlich niemand selbst umbringen und alle Kirchenmitglieder könnten gerne von dem Erwerb so einer Todespille ausgeschlossen werden.

Der Rest der Deutschen möge doch aber bitte SELBST über das eigene Schicksal entscheiden dürfen.

Die Niederlande sind trotz Wilders in vielen Dingen immer noch ein liberales Land.
Hier ist passive Sterbehilfe erlaubt und es wird bereits über AKTIVE Sterbehilfe diskutiert.
Die Chancen stehen gut, daß nach der nächsten Wahl so ein Gesetz verabschiedet wird und es dann eine "Laatstewilpil" (Letzter Wille - Pille) geben wird.

Siggi Weidemann schreibt heute über Petra de Jong, die Direktorin der Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE):

"Es sind die Forderung und der berechtigte Wunsch nach einem würdigen Tod", sagt de Jong, Ärztin und Spezialistin für Lungenkrankheiten. Für sie ist der Tod nicht etwas Abschreckendes, sondern der natürliche Schlusspunkt eines erfüllten Lebens. Es gehe ihr um einen Tod in Würde und in Freiheit, in der der Einzelne selbst bestimmen kann, wann er genug gelebt habe. De Jong erfährt viel Unterstützung für ihr Anliegen: Ihre einflussreiche Organisation hat inzwischen mehr als 110 000 Mitglieder, und in einer Umfrage im Februar befürworteten fast 70 Prozent der Niederländer die Letzte-Wille-Pille für Menschen über 70 Jahre.
[…] "Die Umfrage zeigt, dass die meisten Menschen zu Hause sterben möchten und nicht in einem Pflegeheim dahindämmern", sagt Petra de Jong. Der Wunsch, selbst den Zeitpunkt seines Todes zu bestimmen, sei dabei kein elitäres, sondern ein allgemeines gesellschaftliches Problem. So habe die Angst vor dem Sterben viel mit der Einsamkeit im Alter zu tun, mit den oft katastrophalen Zuständen in Alters-und Pflegeheimen, aber auch mit Krankheit.
Beim NVVE glaubt man, dass zwischen 75 000 und 200 000 Menschen über 75 Jahre den "ständigen Wunsch" haben, würdig zu sterben, weil "sie mit ihrem Leben abgeschlossen haben". Fast 22 Prozent aller Heiminsassen von 28 untersuchten Anstalten hätten in den vergangenen drei Jahren einen Suizid versucht, jeder zehnte ihn vollendet - mit teils grausamen Methoden", sagt de Jong. Menschen steckten sich vor Verzweiflung in Brand, rennen mit dem Kopf gegen die Wand. Das Gesetz verwehre ihnen einen würdigen Tod.

Es ist ein Fortschritt, daß so eine Pille nun auch unabhängig von tödlichen Krankheiten diskutiert wird.
Schließlich ist das Leben selbst tödlich - wir sterben alle - und zwar garantiert.

As unter 70-Jähirger fühle ich mich allerdings diskriminiert und würde mir ebenfalls wünschen so eine Pille kaufen zu können.

Dazu müßte man allerdings Niederländer sein.

Von der Deutschen Regierung ist dabei keinerlei Hilfe zu erwarten.

Merkel und Co lassen alte Menschen mit ihren Ängsten im Stich - das nennt sich dann „christliches Menschenbild“!

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