TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Montag, 13. Juli 2009

Blitzartig

Die Zeit ist nicht absolut gleich.

Bekanntlich gehen Uhren auch mal anders.

Besonders anders gehen sie im Vatikan.

Dort erreicht man mit unter 80 kaum ein schönes Amt, dort tragen die Schweizer Gardisten noch die Mode des ganz frühen 16. Jahrhunderts und die Akten des Pius-XII-Pontifikats (1939 bis 1958) konnte man leider SO SCHNELL auch noch nicht öffnen.
Der Mann in den bunten Kleidern übereilt nichts - außer, wenn es um Holocaustleugner, Altnazis und Neofaschisten geht - denen wird immer ganz husch husch die Hand gereicht.

Insbesondere ist der Gagafex Maximus aber unfehlbar; da ist es nur zu verständlich, daß eigene Fehler nur nach einer kleinen, angemessenen Schamfrist eingestanden werden.
Daß Galileo mit seinem heliozentrischen Weltbild womöglich doch RECHT gehabt haben könnte, sah man im Vatikan 400 Jahre nach seinem Tod ein und Woytilas „mea culpa“ erfolgte erst 2000 Jahre nachdem man in der Bibel den Juden die Schuld am Tode Jesu in die Schuhe geschoben hatte.
Antisemitische Hetze in der Bibel - auch im Neuen Testament - darf aber gerne noch stehen bleiben:

Paulusbrief an die Tessalonicher (1, Thess 2, 15-16):
Die Juden haben sogar Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen; sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen.

Dabei sind die Leiden und der Tod Jesu schließlich die KRUX des Christentums - was würden die einem wohl heute erzählen, wenn Jesus nie gekreuzigt worden wäre und als alter Mann friedlich im Kreise seiner Enkel und Urenkel entschlummert wäre?

Angesichts des üblichen Tempos der Kurie (das nennt man offensichtlich KURIos) überraschten uns am Wochenende gleich drei baskische Bischöfe, indem sie an 14 von Franco-Faschisten umgebrachte katholische Geistliche erinnerten.

Die baskischen Bischöfe haben sich für das Schweigen der katholischen Kirche zur Hinrichtung von 14 Geistlichen durch Franco-Truppen im spanischen Bürgerkrieg (1936-39) entschuldigt. Bei einem Gottesdienst für die Opfer in der Kathedrale von Vitoria sagte Bischof Miguel Asurmendi, dieses Schweigen sei ein Mangel an Wahrheit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe gewesen, wie Kathpress am Sonntag unter Berufung auf spanische Medienberichte meldet.
Den Gottesdienst am Vortag zelebrierte Asurmendi gemeinsam mit den Bischöfen von Bilbao, Ricardo Blazquez, und San Sebastian, Mario Iceta.
Am Gottesdienst nahmen auch Angehörige der Geistlichen sowie Vertreter der baskischen Regionalregierung teil. Alte Wunden Asurmendi sagte, das Schweigen offizieller kirchlicher Stellen nach der Hinrichtung der Geistlichen 1936 und 1937 sei nicht zu rechtfertigen. Die Kirche des Baskenlandes wolle nicht alte Wunden öffnen. Es gehe aber darum, einen Beitrag dazu zu leisten, dass diejenigen ihre Würde zurückerhalten, die vergessen worden seien.
(Standard)

HUCH?

Bisher war die spanische katholische Kirche noch fest an der Seite des Faschistenregimes.
Als der Hitlerfreund nach dem Spanischen Bürgerkrieg die Macht übernahm, jubilierte die Kirche.
Die Kirche hatte Francos Putsch 1936 als "nationalen Kreuzzug" gutgeheißen, weil die Republik sich gegen Familie und Privateigentum gewandt habe, erklärte der Bischof von Salamanca damals.
Auch die von 1939 bis 1975 dauernde Franco-Diktatur wurde von der Kirche gestützt.

Fest an der Seite der Rechtsradikalen stand und steht auch Papst Benedikt XVI:
Im Oktober 2007 sprach Ratzinger – in seiner Jugend selbst Hitlerjunge gewesen - 489 spanische Geistliche, die an der Seite des faschistischen Franco kämpften selig - die größte Massenseligsprechung der Geschichte.

Daß es überhaupt Katholiken gab - wenn auch sehr sehr wenige - die sich gegen die Faschistendiktatur aussprachen, war der Kirche bisher so peinlich, daß sie sogar die Namen der 14 von Franco-Schergen ermordeten Priester aus den Kirchenbüchern strichen!
Keiner sollte sich jemals an die Peinlichkeit erinnern, daß einige Katholiken gegen den Killer-Diktator standen.

Und nun, gerade mal 73 Jahre später, erkennen drei spanische Bischöfe, daß es vielleicht nicht so freundlich war auch noch auf den Franco-Opfern rum zu trampeln, indem man ihnen sogar verwehrt überhaupt erwähnt zu werden.

Donnerknilch - das ist doch mal wirklich eine Blitzreaktion des Basken.

Natürlich sind die Baskenbischöfe eine Minderheit im Episkopat - die stramm ultrarechten Ibero-Kirchenfürsten trauern schließlich immer noch dem Franco-Regime nach und wollen nicht daran erinnert werden, daß sie alle Gräueltaten mitgetragen und bejubelt hatten:
"Manchmal ist es notwendig, vergessen zu können", sagte 2008 der Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz, Antonio María Rouco Varela.

Schon frech, daß einige der Männer in den roten Kleidern nun aus der Reihe tanzen.

Der Historiker Manuel Montero fand in der El País, dass "die historische Erinnerung und die Ethik der Gegenwart nicht inkompatibel" seien. Überhaupt sei die späte Erinnerung ein "seltsames Spektakel gewesen". Andererseits, so stellte er fest, habe die Kirche für die Rehabilitierung von Kopernikus 400 Jahre gebraucht. "Die Reflexe der Kirche werden immer besser".

Genau!

REFLEXARTIG - das ist das passende Wort.

Da kommt man ja ganz außer Atem!
Schön an der Seite der Faschisten rumgemordet und schon nach 73 Jahren erste Anzeichen von Einsicht, daß man das auch kritisch sehen könnte???

Die RKK ist noch für Überraschungen gut!

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