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Mittwoch, 22. Oktober 2008

Hypothetische Historie.

Was wäre wenn?
In der Rückschau auf geschichtliche Ereignisse, verblüffen oft Zufälle.
Wie sehr hängen doch weltbewegende Ereignisketten manchmal von einer Person ab!!!
Wer hat sich noch nicht der bitteren Phantasie hingegeben, wie die Welt wohl heute aussehen könnte, wenn ein gewisser Hitler, ein minderbegabter Taugenichts, im Oktober 1907 an der Wiener Kunstschule angenommen worden wäre und dann ein auskömmliches Leben als Maler begonnen hätte, satt darbend im Männerasyl zu landen?
Historisch, moralisch, ethisch sehr interessant.
Auch künstlerisch wurde das Thema just bearbeitet. Für die Ausstellung des britischen Künstlerbrüderpaares Jake und Dinos Chapman "If Hitler Had Been a Hippy, How Happy Would We Be" wurde einiges investiert. Für 169.000 Euro kauften sie die noch erhältlichen Aquarelle, die der größtmögliche Abschaum in seiner Jugendzeit gemalt hat auf und übermalten sie.
Mir gefällt ja eher die Vorstellung von einem frühzeitig geglückten Attentat auf Hitler.
42 mal wurde es versucht - keins klappte.
Attentate treffen ja ohnehin immer die Falschen - erstaunlich oft sind es doch eher „die Guten“, die fanatische Hasser wegballern, wohingegen die schlimmsten Diktatoren oft Jahrzehnte hindurch ungehindert ihr Unheil anrichten können.
Was wäre denn gewesen, wenn es 1968 nicht Bobby Kennedy erwischt hätte und dieser statt Nixon Präsident geworden wäre?
Wie könnte es zwischen Israelis und Palästinensern stehen, wenn nicht ein rechtsextremer Widerling am 4.11.1995 Jitzchak Rabin erschossen hätte und dementsprechend auch Sharon nicht provozierend auf den Tempelberg (2000) gestapft wäre?
Man möchte noch 13 Jahre später in Tränen ausbrechen.

Ja, es erwischt eher die Hoffnungsträger und die Lücken sind nicht zu füllen - was uns der "liebe Gott" wohl damit sagen will???
Zoran Đinđić am 12.03.2003, die potentielle EU-Kommissionspräsidentin Ylva Anna Maria Lindh am 11.September 2003, Sven Olof Joachim Palme am 28.02.1986, Muhammad Anwar as-Sadat am 06.10.1981, Indira Gandhi 31.10.84, Muhammad Baqir al-Hakim am 29.08.2003 oder auch Benazir Bhutto am 27.12.07.

Vom Sinn kontrafaktischer Geschichte
lautet einer der Buchtitel zu einem vollkommen sinnlosen Thema.
Auch der Kieler Historiker Michael Salewski schrieb schon zu dem virtuellen Thema. Michael Salewski (Hg.): Was Wäre Wenn. Alternativ- und Parallelgeschichte: Brücken zwischen Phantasie und Wirklichkeit. Stuttgart 1999.
Der englische Begriff dafür heißt: Might-have-been-history.
Von dem Berliner Althistoriker Alexander Demandt erschien 1984 das Traktat Ungeschehene Geschichte, das zeigen soll, dass Überlegungen zu Un­geschehenem statthaft, begründbar und überdies unverzichtbar sind.
Ein Grund, um immer noch jeden Tag in die Schreibtischplatte zu beißen, ist nach wie vor der höchst umstrittene Wahl“sieg“ George Bushs im Jahr 2000.
Wie viel besser könnte die Welt aussehen, wie viele Menschen könnten noch leben, wenn am 11.September 2001 statt diesem größtmöglichen Hohlkopf und Kriegstreiber der Friedensnobelpreisträger Al Gore amerikanischer Präsident gewesen wäre!
Natürlich kann man es nicht wissen - aber es ist doch schon sehr unwahrscheinlich, daß ein intelligenter Mann wie Gore die globale und vorbehaltlose Sympathie, die der USA in der Folge des Septembers 2001 entgegen schlug so komplett zerhackt und in das Gegenteil verkehrt hätte.
Ein anderes hübsches Gedankenexperiment fiel mir letzten Sonntag wieder ein, als ich auf PHOENIX die Dokumentation „Das Jahr der drei Päpste - Wie die Ära Wojtyla/Ratzinger begann“ über das Jahr 1978 von Martin Posselt sah.
Herr Posselt erklärte klipp und klar, also ob er dabei gewesen wäre, daß Albino Luciani, der 33-Tage Papst, NICHT umgebracht wurde und ließ den Pius-XII-Fan Pater Gumpel als Kronzeugen auftreten.
Gumpel erwähnte süffisant den Namen „Yallop“ - als ob es sich um eine Kuriosität handelte.
Gumpel, Gumpel.
Obwohl es 20 Jahre her ist, daß ich das berühmte Yallop-Buch, „Im Namen Gottes?“ über die mutmaßliche Ermordung des Papstes las, habe ich die Argumente noch gut im Gedächtnis.
Wiki listet das immer noch unter dem Punkt „Verschwörungstheorie“ auf:
1984 veröffentlichte David Yallop das Buch Im Namen Gottes?. Darin behauptet er, Johannes Paul I. sei vergiftet worden, da er korrupte Machenschaften der Vatikanbank aufdecken und beseitigen wollte. Von diesen war er selbst als Patriarch von Venedig betroffen. Des weiteren stünden diese in direktem Zusammenhang mit der Affäre um die Banco Ambrosiano mit Paul Marcinkus, Roberto Calvi und Michele Sindona sowie deren Verbindung zur 1944 von Licio Gelli wiedergegründeten und 1976 aus der Freimaurerei ausgeschlossenen Loge Propaganda Due (P2).
Für Verschwörungstheorien habe ich üblicherweise so gar kein offenes Ohr, aber in diesem Fall gibt es doch ein bißchen sehr viele Hinweise!
Daß Papst Johannes Paul I im Begriff war die finanziellen Korruptionen im Vatikan offen zu legen, dürfte wohl als sicher gelten.
Ebenso, wie die Tatsache, daß das sicher vielen nicht gefiel.
Martin Posselt, dessen Buch über B-XVI man in richtig schmierigen rechtsgerichteten Umfeld erwerben kann - neben „Werken“ von DVU-Obermiufti Gerhard Frey und „Büchern“ von Holocaust-Leugner David Irving, stützt sich in seinem Film weitgehend auf den ebenfalls weit rechts stehenden damaligen Rom-Korrespondenten Wolf Feller.
Das nenne ich nun wirklich nicht gerade objektive Quellen - naja, BR eben.
Es entspricht wohl kaum der Definition für Historiker:
Der Historiker erforscht mit Hilfe gesicherter Quellen, wie sich Ereignisse begeben haben. Zu seinen Betriebstugenden gehören Gewissenhaftigkeit, Nüchternheit, Sachlichkeit, wie es Frank Müller formuliert.
Die „Kontrafaktische Geschichte“ wäre hingegen wie folgt charakterisiert:
Das Nach­denken über Eventualitäten, nicht verwirklichte Alternativen, hypothetische Alternativen und verpfuschte Chancen dagegen führt ins Uferlose, ja Unwissenschaftliche. Derlei Spekulatio­nen, so könnte man mutmaßen, sind methodologisch durch nichts abzusichern, denn zu jedem gedachten Ereignis gibt es unzählige Varianten, und so vermehren sich die Alternativen mit der Entfernung vom Geschehenen exponentiell.

Bekanntlich kam statt Luciani dann Karol Józef Wojtyła ans Ruder, der nun wirklich nicht das allergeringste in der Kurie ändern ließ.
Alle Finanzvorgänge blieben komplett unter Verschluß.

Aber was wäre denn wenn?

Wenn einmal ein netter Papst gewählt würde?

Obliegt es nicht dem Pontifex Maximus den ganzen menschrechtswidrigen Zierrat in den Orkus der Geschichte zu befördern?
Immerhin scheint es doch eindeutig zu sein, daß das katholische Fußvolk mit überbordender Mehrheit die „Moralvorstellungen“ ihres zölibatären und ephebophilen Klerus ablehnt!
Ein nichtvernetzter und womöglich auch leicht naiver Papst wie Luciani hätte/hatte in dem Fall eine recht kurze Lebenserwartung - aber nehmen wir mal an, daß ein durchsetzungsstarker Supercharsimatiker mit den entsprechenden Seilschaften in den Petersdom einzöge und dann aufräumte:
Pädophile raus aus den Seelsorgeämtern, Frauen rein, Zölibat abschaffen, Anerkennung aller Menschenrechte nach Vorbild der Uno, keine Diskriminierung von Schwulen und Lesben, Nichtgläubigen und HIV-Infizierten mehr.
Jemand, der die Geheimarchive öffnete, der Auskunft über die NS-Verstrickungen gäbe, das Finanzgebaren des Vatikans aufdeckte, der Juden und Moslems und sogar Protestanten anerkennen würde? Der das Papstamt für Frauen zugänglich machen würde.

Ich glaube, daß auch dann die Welt ein besserer Platz werden würde.
Man mag ja über den tatsächlichen politischen Einfluß der RKK heutzutage streiten, aber eins ist sicher - er fördert weltweit die Intoleranz und macht vielen Menschen damit das Leben schwer.
Angefangen vom religiös indoktrinierten 12-Jährigen, der darüber in Verzweiflung gerät, daß er die Masturbation entdeckt und sich mit einem Bein in der Hölle wähnt, bis zum AIDS-Infizierten Südafrikaner, der andere Menschen ansteckt, weil er keine Kondome benutzen darf.

SO EIN Papst würde auch mich ins Grübeln bringen.

So einen Papst wird es aber nicht geben.

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Naja.. ein Papst ist Treiber und Getriebener zugleich. Ich denke das Problem sitzt in der römischen Kurie und die kann man leider nicht mal eben flott komplett austauschen. Bislang sind die Herren Röckchenträger auch sehr gut mit der Politik der Verschleierung, des Verschweigens und Ignorierens gefahren - immerhin am erfolgreichsten und längsten von allen institutionalisierten Glaubensverbänden.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Schon klar - deswegen habe ich die Frage nach einem „NETTEN Papst“ auch im Zusammenhang mit Worten wie „kontrafaktisch“ und „hypothetisch“ gesetzt!
;)

Tammox