TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 8. September 2011

Die gemeinsamen Wurzeln.

Auf Facebook las ich vorhin eine wichtige Meldung.

ACHTUNG ZEITUMSTELLUNG !!!!
Am 22.09.2011 werden in Berlin die Uhren um 500 Jahre zurück gedreht!

Das ist schon richtig - Ratzis Moralvorstellungen stammen aus grauer Vorzeit; jedenfalls von vor der Aufklärung, vor Kant.
Gleichberechtigung, Toleranz, Demokratie, Minderheitenrechte - all das passt dem Pontifex so gar nicht.
Wenn der Papst eine Zeitmaschine besäße, würde er sich aber womöglich nicht ganz 500 Jahre in die Zeit des hochperversen, hypersexuellen Sadisten-Papstes Alexander VI (Rodrigo Borgia) zurückbeamen.

Für den Liebhaber edelster Materialien dürfte das beginnende 16. Jahrhundert etwas zu unkomfortabel gewesen sein.
Aber die Zeit seiner Kindheit, so ungefähr vor 75 Jahren, dürfte Ratzinger zusagen.

In Europa herrschte nicht der böse „Relativismus“, sondern es strebten überall faschistische Diktatoren an die Macht.
Faschisten, die Linke einfach umbrachten und dafür dem Vatikan jene Privilegien zu schanzten, an denen Benedikt XVI bis heute eisern festhält.
Insbesondere die Lateranverträge vom 11. Februar 1929, abgeschlossen zwischen dem Heiligen Stuhl und Benito Mussolini, sowie das Reichskonkordat zwischen Hitler und dem Papst, mit dem Pius XII der neuen NSdAP-Regierung als erste ausländische Macht den diplomatischen Segen gab.

Pius kooperierte mit den Faschisten und genau diesen Papst möchte Ratzinger jetzt seligsprechen. Nachdem er schon hunderte faschistische Priester, die den Spanischen Diktator Franco unterstützten in der größten Massenseligsprechung der letzten 2000 Jahre geehrt hatte. Überzeugen Sie Benedikt XVI. davon, dass es eine Geschmacklosigkeit sondergleichen wäre, wenn ausgerechnet er als „deutscher Papst“ die Seligsprechung von Pius XII. vornehmen würde! Eugenio Pacelli (der spätere Pius XII.) hat nicht nur das verhängnisvolle Reichskonkordat des Vatikans mit Nazideutschland in die Wege geleitet, sondern auch dafür gesorgt, dass die katholische Zentrumspartei Hitlers Ermächtigungsgesetz zustimmte, was die Nazityrannei erst möglich machte. Pacelli/Pius unterstützte tragischerweise alle Faschisten seiner Zeit, von Hitler über Mussolini und Franco bis hin zu Ante Pavelic, dem Führer des mörderischen, katholisch-faschistischen Ustascha-Regimes in Kroatien. Erklären Sie dem Papst, dass Sie statt der Seligsprechung eines Steigbügelhalters des Faschismus ein klares Schuldbekenntnis der Katholischen Kirche erwarten! Die Evangelische Kirche Deutschlands hat bereits 1945 eingestanden, dass sie in weiten Teilen die Gräueltaten des Nationalsozialismus unterstützte. Vonseiten der katholischen Kirche Deutschlands, die ähnlich treu zu „Gott und dem Führer“ stand, ist ein vergleichbares Schuldbekenntnis seit mehr als 65 Jahren überfällig.
(aus dem Offenen Brief der GBS an die Bundeskanzlerin)

Zu Ratzis Kindertagen passte alles noch besser zusammen.
Papst und Bischöfe beteten für Adolf Hitler und die SA-Schläger gingen das Horst-Wessel-Lied grölend jeden Sonntag in die Kirche!
Bei den Nazis klappte es noch mit der Symbiose aus Staat und Kirche - 95% der Deutschen waren Christen, Hitler war Katholik und die Gottesdienste waren stets voll.

Kein Vergleich zu den von Ratzi so gescholtenen Zeiten der „Diktatur des Relativismus“ im Jahr 2011, in dem nur noch gut zwei Prozent der Deutschen wöchentlich die katholische Messe besuchen und homoperverse Politiker wie Wowereit und Westerwelle frei rumlaufen dürfen!

Horst Wessel, DIE große Ikone des Nationalsozialismus stammte natürlich aus einem Pfarrershaushalt.
Religion und NSdAP verquickte er zu einer perfekten Einheit - alles unter der geschickten PR des aus einem streng katholischen Elternhauses stammenden Goebbels.

Manfred Gailus, einer der Herausgeber der Horst-Wessel-Autobiographie, stellt das in einem Gespräch mit der ZEIT klar.


DIE ZEIT: Herr Gailus, die Erinnerungen des Nazihelden Horst Wessel sind ein bizarres Dokument: eine »politische Autobiografie«, verfasst von einem gerade 21-Jährigen. Was hat Sie und ihren Kollegen Daniel Siemens gereizt, dieses Buch herauszugeben?

Manfred Gailus: Der SA-Führer war eine der wichtigsten Kultfiguren der Nazizeit. Sein Lied Die Fahne hoch wurde nach 1933 zur zweiten Nationalhymne. Wessel lebte da schon nicht mehr; Anfang 1930 war er von einer Gruppe Berliner Kommunisten unter nicht restlos geklärten Umständen erschossen worden. […]

ZEIT: Der Horst Wessel der NS-Propaganda ist eine Schöpfung des damaligen Berliner Gauleiters Joseph Goebbels. Er stilisierte den jungen Mann zu einem Märtyrer, zu einem nationalrevolutionären »Christussozialisten«. Was hat dieser Mythos mit der Realität zu tun?

Gailus: Da ist zum einen Wessels Herkunft aus einem Pfarrhaus. Der Vater – er stirbt, als der Sohn 14 Jahre alt ist – war ein frommer, deutschnationaler Mann. Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg hing Pfarrer Wessel der aggressiven, heilsgeschichtlichen Vision eines großdeutschen Reiches an, das Europa dominieren sollte. Er war als Feldprediger im Einsatz gewesen, hielt Siegesund Durchhalte predigten.
[…] In der Tat lässt sich sein Text als eine Art Bewerbungsschreiben für höhere Aufgaben verstehen. Vor allem aber handelt es sich um die Selbstversicherung eines nach Erlösung Strebenden. So spielt das Religiöse, die Pfarrhausherkunft, zwar keine unmittelbare Rolle. Aber die Politik selbst ist für Wessel ganz offensichtlich etwas Religiöses. Sie ist ein Heilsversprechen, eine Ersatzreligion.

ZEIT: Wie kommt es, dass Goebbels genau diesen religiösen Subtext so sehr hervorhob?

Gailus: Womöglich rührt das daher, dass Goebbels selbst aus einem sehr religiösen Elternhaus kam, allerdings aus einem rheinisch-katholischen.
[…] Wenn Wessel sonntags mit seinen SA-Jungs ausrückte, gehörte der gemeinsame Kirchgang zum Programm. Der Wessel-Mythos war auch ein Versuch, Nationalsozialismus und christliche Tradition teilweise miteinander zu versöhnen.

ZEIT: Sie haben sich immer wieder mit Wessel beschäftigt. Was macht ihn für Sie zu einer so interessanten Gestalt der frühen NS-Zeit?

Gailus: Die Tatsache, dass seine Familiengeschichte ein Stück deutscher Protestantismusgeschichte ist. Im 19. Jahrhundert hat sich der Protestantismus mit der größten Massenbewegung seiner Zeit gemein gemacht: dem Nationalismus. Und wie die Geschichte von Horst Wessels Vater beispielhaft zeigt, etablierte sich in der Folge eine völkisch aufgeladene Theologie.

ZEIT: Aber es gab doch auch die Bekennende Kirche.

Gailus: Schon im Ersten Weltkrieg hätte es eine Bekennende Kirche geben müssen! Denken Sie nur an all die grauenhaften Kriegspredigten. 1933 formiert sich dann die Bewegung der hitlerfrommen Deutschen Christen. Bald repräsentierten sie etwa ein Drittel aller Protestanten. Ein weiteres Drittel blieb neutral oder hängte sein Fähnchen in den Wind. Bis 1945 gehörte deutlich mehr als die Hälfte aller Parteimitglieder der Kirche an. Die NSDAP war so gesehen durchaus eine christliche Partei.
(ZEIT Printausgabe 08.09.11)

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