TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Montag, 13. Dezember 2010

Die Spaßregierung.

Am Wochenende hatte der nördlichste FDP-Chef seiner Bundespartei via SPIEGEL ordentlich eingeschenkt.
Die Null-Themenpartei (aktuelle Umfrage = 4 %) erinnert Wolfgang Kubicki an die späte DDR; drei Begriffe fielen ihm dazu ein „Verwunderung, Lethargie und Verzweiflung“.
Er halte es für möglich, daß die Liberalen implodierten, da die gesamte Führung abgekapselt und unfähig sei - noch schlimmer: Es böten sich auch keine personellen Alternativen an.

Der SPIEGEL ätzt dazu heute mit einer gepfefferten Karikatur.
Zur Überschrift „Kubicki vergleicht FDP mit DDR im Endstadium - Westerwelle pikiert“ sieht man die beiden Politiker zusammen sitzen.
Westerwelle zu Kubicki: „Das ist ein blöder Vergleich….“
Darauf Kubicki: „Stimmt, in der DDR war ja nicht alles schlecht!“

Den Deutschen Außenminister, Vizekanzler und FDP-Chef Westerwelle als unfähigen Psycho zu charakterisieren, ist bezeichnenderweise keine schlagzeilenträchtige Sache mehr, da darüber parteiübergreifender Konsens bis nach Amerika herrscht.

Der Satz „Westerwelle ist ein peinlicher Irrer“ ist keine Erkenntnis, sondern eine Tautologie.
In Merkels Combo aus Gurkentruppe und Wildsäuen überrascht nicht mehr viel.
Daß Westerwelles Büroleiter Metzner, der sich nachts im Internet an schwachen Schüttelreimen versucht, tagsüber die Koalitionsinterna brühwarm an den Botschafter einer fremden Macht ausplaudert, ist kaum noch der Rede wert.

Ein Willy Brandt ist noch wegen einer Spionageaffäre zurückgetreten - obwohl er sich persönlich nichts zu Schaden kommen lassen hatte.
Es war Genscher, der schwer versagt hatte und den Kanzler ins Messer laufen ließ.

Aber Metzner ist eben nur ein Guillaume für Arme und die Außenminister Brandt und Westerwelle kann man gar nicht in einen Satz bringen - dazu liegen zu viele Lichtjahre Niveau-Unterschied zwischen ihnen.

Westerwelles einziges Glück ist, daß er lediglich eine Pfeife umgeben von lauter anderen Pfeifen und Blendern ist.
Nicht auszudenken, wie schwach und deplatziert er erst in einem Kabinett aus ausgefuchsten Fachleuten und integeren Parteigrößen aussähe.

Aber das ganze Kabinett hat einen dramatischen Niveau-Limbo hingelegt.
Der mit weitem Abstand beliebteste Minister, der mit einer Traumzustimmungsrate von 75% schon im Geiste das Kanzleramt einrichtet, hat inhaltlich bisher nichts zustande gebracht.
Der Fränkische Baron will die Wehrpflicht aussetzen und die Bundeswehr verkleinern.

Aber WIE das gehen soll, sagt er nicht - auch nicht als eine erboste Kanzlerin ihn letzten Dienstag einbestellte und daran erinnerte, daß er sich zu Einsparungen von acht Milliarden Euro verpflichtet hatte.
Sachpolitik ist aber nun so gar nicht die „SACHe“ des Glamourministers, der sein Amt als Chance ansieht, sich selbst immer wieder als bejubelten Posterboy zu inszenieren.

Das ist das Geheimnis seiner Beliebtheit - zu allen wirklich großen, relevanten und strittigen Themen schweigt der feine Freiherr von und zu G.:

Guttenberg und das Rauchverbot? Guttenberg und Tempolimit? Guttenberg und die Hartz-"Erhöhung"? Guttenberg und die Türkei in die EU? Guttenberg und die Währungskrise? Guttenberg und die Finanztransaktionssteuer? Guttenberg und die Pflegeversicherung? Guttenberg und die Kopfpauschale? Guttenberg und die Mehrwertsteuer? Guttenberg und die Eurobonds? Guttenberg und der Nahe Osten? Guttenberg und Iran? Guttenberg und Gentechnik? Guttenberg und Wikileaks? Guttenberg und Steuersenkungen? Guttenberg und die Verlängerung der Atomlaufzeiten?
Man kennt seine Meinung nicht, weil er sich ausschweigt.

Bisher fiel er nur durch die peinlichen Kunduz-Lügen und diverse Catwalk-Auftritte in Afghanistan auf.

Die Ergebnisse sind katastrophal wie vor einigen Tagen eine große Studie bewies.
Afghanistan steht am Abgrund und das Ansehen der Deutschen in den von Deutschland kontrollierten afghanischen Gebieten ist dramatisch abgestürzt.

Aber was kümmert es Guttenberg, der sich als Politik-freier Yellow-press-Star inszeniert?
Dafür braucht er Grinsen, Haargel, TV-Kameras und RTL-II-trash-TV-Co-Moderatorin Stefanie v.u.z.G.

Heute hebt der feine Freiherr seine Selbstinszenierung auf ein bisher noch nicht dagewesenes Niveau.
Erneut reist er nach Afghanistan - aber nicht, um der bedrängten Truppe endlich die fehlenden Materialien, Splitterschutzwesten oder Nachtsichtgeräte zu bringen.
Das Wohl der Soldaten ist ihm genauso egal wie der Friede in Afghanistan.

Der CSU-Star kommt in eigener Sache mit zwei PR-Geheimwaffen an Bord des Bundeswehr-Jets: Ehefrau von und zu Stefanie, sowieso Johannes B. Kerner, dem abgehalfterten Moderator eines weiteren Trash-TV-Senders, der das Ehepaar von und zu Guttenberg exklusiv vor den als Staffage missbrauchten Bundeswehrsoldaten für die Kameras bejubeln soll.

Dreister war nie.

Neue Pirouetten im "Paarlauf fürs Kanzleramt": Karl-Theodor zu Guttenberg reist mit Ehefrau und Talkmaster ins Kriegsgebiet und treibt seine Selbstinszenierung auf die Spitze. Die Weste sitzt, der Blick, staatstragend und nachdenklich, klebt am Horizont, an den Gipfeln des Hindukusch. Wieder besucht Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die deutschen Truppen in Afghanistan, man kennt das ja. Es ist schließlich bereits das siebte Mal seit seinem Amtsantritt, dass Guttenberg dorthin reist. Und wieder gibt es diese Bilder von Deutschlands beliebtestem Politiker: Er ganz der professionelle Kriegsbesucher, vom dunklen Parka bis zur Lässigkeit, mit der er den Stahlhelm in der Hand trägt.
[… ] Neben ihm steht seine Frau Stephanie, ebenfalls in dunklem Anorak und Schutzweste und auch nach dem unbequemen Flug in der Transall völlig unzerzaust. Es ist das erste Mal, dass ein Verteidigungsminister in Begleitung seiner Ehefrau ins Kriegsgebiet reist.
[…] Ein weiterer Beleg dafür, dass die Inszenierung von Politik mit Guttenberg eine neue Stufe erreicht, ist ein Mitglied aus dem Medien-Tross: Johannes B. Kerner.
(Lena Jakat 13.12.10)

SPON erkennt trocken an „so viel Glamour war noch nie: Seine Ehefrau Stephanie ist mit dabei, Talkmaster Johannes B. Kerner hat eigens ein ganzes TV-Studio ins Land fliegen lassen, um den CSU-Star zu interviewen. Showeinlage am Hindukusch?

Die Opposition zürnt erwartungsgemäß - aber sie sind so viele Kilometer unterhalb des Guttenberg’sche Demoskopie-Olymps angesiedelt, daß sie wohl keinen Wähler hinterm Ofen hervorlocken werden.

"Ich halte das für absolut unangemessen", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel am Montag nach der Vorstandssitzung seiner Partei. "Ich staune über die Art solcher Besuche. Ich finde, Frau Katzenberger fehlt noch. Da hätten wenigstens die Soldaten was davon", frotzelte er in Anspielung auf die schillernde TV-Entertainerin.
Noch schärfer attackierten die Genossen in Baden-Württemberg den Minister. "Es ist eine Verhöhnung ihrer schwierigen Aufgabe, wenn unsere Soldatinnen und Soldaten als Statisten für die Weihnachtsfolge der 'Ken-und-Barbie-zu-Guttenberg-Soap' herhalten müssen", sagte der Generalsekretär der SPD im Ländle, Peter Friedrich, SPIEGEL ONLINE: "Afghanistan ist kein Ort für Showeinlagen."
(Spon 13.1210)

SZ-Chefredakteur Kurt Kister aus der Heimat des Posterboy-Ministers nennt seinen Trip einen „Ego-Feldzug am Hindukusch“ und fährt wenig schmeichelhaft fort:

"So kennt man das aus alter Zeit, als in Deutschland noch die Wilhelme und Ludwigs regierten: Der Souverän - ein Graf, ein Fürst, ein König gar - besuchte zu Weihnachten seine Soldaten. Als Titularoberst oder Regimentsinhaber trug der adlige Herr selbst Uniform; die Gattin an seiner Seite ließ huldvoll Plätzchen verteilen. Eine Kalesche hinter der Herrenkutsche fuhr der Haushofmeister, der dafür sorgte, dass alles ins rechte Licht gerückt wurde. Der Weihnachtsbesuch unter Waffen fiel höchstens dann aus, wenn der Fürst wieder einmal seine Bataillone in einem fernen Land Krieg führen ließ. Doch, es gibt gewisse Fortschritte im 21. Jahrhundert. Der souveräne Herr ist jetzt Minister, er trägt eher Kaschmir als groben Wollstoff, und gerade weil seine Bataillone in einem fernen Land eine Art von Krieg führen, fliegt er samt Gattin dorthin. Den Einfall des rechten Lichts will auch er sicherstellen und nimmt deswegen den TV-Sprechmeister Kerner mit, der ihn nebst Soldaten in besinnlich-martialischer Atmosphäre befragt. Die Gattin verbreitet im Landleben-Karohemd den Charme des Golfclubs am Hindukusch. Bild wird jubeln, und die Bundeswehr hat nach all den Langweilern, den Strucks und Jungs, eine blendende, engagierte Teilzeitministerin.
(SZ 14.12.10)

Schamgefühl war gestern.

Oder:

Ist der Ruf erst ruiniert, inszeniert es sich ganz ungeniert.

2 Kommentare:

Jakester hat gesagt…

"Ist der Ruf erst ruiniert, inszeniert es sich ganz ungeniert."

Bei 75% wird dein Spruch aber zu einer belaechelten Satire!
Und nach der sicherlich lieblich'netten AfghanistanKerner-Show zur besten Sendezeit mag Gelenberg auf dem Weg zur 90%Marke schweben.

Ich hab meiner Frau heute Morgen erzaehlt, dass der deutsche Sackrat'eerie of Defence mit seiner gummitittig'stubsnasigen Blondine und einem Arschloch von TalkShowMaster in Afghanistan rumhurt. Die glaubt mir ehh fast nix mehr und somit blieb ich wieder mal mit meinem verzweifelten Zorn ueber allgemein total Beschissenes alleine.

Erschuettern kann mich fast nichts mehr aber extrem aetzend war das heut Morgen schon mal wieder.
Bei "«Es ist eine Frage des Herzens.»" renn ich sogar bei momentan eisiger Kaelte zum Sandsack.

Ich spar mir jetzt die weitere Sammlung an Gelenbergs durchweg extra hohl und beschissenen Auesserungen zu zitieren: http://www.news.de/politik/855095958/guttenberg-in-afghanistan/1/
....aber 'eine ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen
"Guttenberg sagte zur Mitreise seiner Frau: «Es war ihr eigener Wunsch, und es war ein Wunsch, der immer wieder aus der Truppe geäußert wurde.»"

Auch davon ausgehend, dass so ziemlich alles was Gelenberg von sich gibt einer ueblen Mischung aus Luege und inkoherenter Kacke entspricht, ist dieser Spruch eine absolut erfundene ProKrieg Propaganda-Luege.

Als wuerden die Truppen den KT bei seinen Besuchen immer wieder fragen, ober er das naechste Mal nicht seine Alte mitbringen koenne.

Ich gehe davon aus, dass dieser 'Wunsch nicht auch nur ein einziges Mal geauessert wurde.
Arschloch ...... for Granted!!

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Jake, ich will Dir ja nicht zu nahe treten - aber man könnte fast den Eindruck haben, daß Du unseren Superverteidigungsminister nicht richtig magst!
Könnte das sein?

Und was ist denn mit Deiner Frau los? Weiß die nicht spätestens seit GWB’s Top-gun-Auftritt - „Mission accomplished!“ wie hervorragend sich Soldaten als PR-Dekoration verwenden lassen?
Supergutti hat ja auch extra um das Talkshow-Rund ein paar Hubschrauber und Flugzeuge als Deko drapieren lassen.
Da tat er mir fast ein bißchen leid, weil die deutsche Armee nichts Adel-Adäquateres hat. Ein Flugzeugträger oder wenigstens ein paar Atom-bestückte MGM-134 Midgetman hätten es für das Guttenberg-Ego schon sein dürfen.


Nach wie vor fasziniert mich am meisten, was für eine Narrenfreiheit Volk und Presse dem Baron zugestehen!
Gerd Schröder hat EINMAL Photos von sich im Brioni-Anzug machen lassen und das tragen sie ihm noch zehn Jahre später nach und machen sich über den „Medien-Kanzler“ verächtlich.
Guttenberg macht stattdessen rund um die Uhr nur Modeschau und Selbstinszenierung und da finden es die Leute toll.
Aber er stammt auch aus altem Adel und seine Familie hat 400 Millionen Euro auf der hohen Kante.
Schröders Mutter ist Putzfrau - da gehen solche Extravaganzen natürlich nicht!

Und so ein Volk soll reif dafür sein demokratisch zu wählen?

Resigniert…
T.