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Sonntag, 3. August 2008

Vorurteilscheck - Teil II

Vorurteile sind nicht auf Fakten basierende wenig reflektierte Allgemeinmeinungen, die ob der fehlenden empirischen Basis nicht bewiesen sind. Eine Widerlegung scheint mir daher auch irrelevant - vielmehr suche ich ähnlich griffige aber nicht verallgemeinerungsfähige Fäktchen.

Vorurteil:

Deutsche haben keine Ahnung von Sex, als „deutsch“ gilt in der Sexsprache die Missionarsstellung, mehr haben die Deutschen nicht drauf - vermutlich sind sie auch deswegen als einziges Volk außer den Japanern just dabei auszusterben. Japan hat allerdings einen Vorsprung, denn erstens sind sie derzeit rund anderthalb mal so viele und außerdem ernähren sie sich so gesund, daß sie fürchterlich langlebig sind, während die deutschen immer mehr Junk fressen, fett werden und früher sterben.

Vorkommen:

Überall außerhalb Deutschlands, insbesondere in Spanien und Italien.

Beweise:

Durex-Umfrage nach der gerade mal 5 % der Deutschen von sich selbst sagen schon einmal exotische Liebespraktiken versucht zu haben.



Gegenbeweis:

Na gut, ich habe keinen - aber wenn man mal Fünfe gerade sein lässt und davon ausgeht, daß Österreich irgendwie so ähnlich ist wie Deutschland (puh, gut, daß ich anonym bin - sonst gäbe es jetzt sicher Klassenkloppe von Deutschen und Österreichern!), kann man mal durchs Glossar der Internetsexmagazins klicken und findet dort allerlei offensichtlich im deutschen Sprachraum gebräuchliche Ausdrücke für Sexualpraktiken, von denen ich als Ausländer zugeben muß, daß ich für allesamt noch nicht probiert habe und es wohl auch nicht mehr tun werde.

Donnerknittel, was die Deutschen da so alles benennen können!

Bastonade (=Schläge auf die Füße) macht mich ebenso wenig scharf wie Mysophilie (=Sexuell motivierte Liebe zum Schmutz) oder Hierophilie (Als hierophil bezeichnet man Menschen, die durch religiöse oder kirchliche Gegenstände erregt werden). Beim Essen greife ich gerne zu vegetarischer Kost ohne dem Picacismus (Appetit auf Speisen mit sexueller Bedeutung; z.B. ein Nachtisch in Penisform) zu frönen. Ich behalte das essen auch bei mir, ganz ohne an Vomit-games zu denken (Eine besondere Fetisch-Art sind so genannte Vomit-Games, also Kotzspiele. Hier dreht sich alles um das eigene Erbrochene und/oder das des Partners) und beim anschließenden Verdauungsspaziergang habe ich niemals den Drang mit Bäumen zu kopulieren (Dendrophilie). Sehe ich dabei eine Schwangere, rümpfe ich eher die Nase, statt in Graviditäts-Fetischismus (Die Befriedigung der Lust ausschließlich durch schwangere Frauen.) zu machen, aber generell habe ich GAR NICHTS gegen Frauen, so daß ich auch nicht der Missogynie (Die starke Abneigung eines Mannes gegen das weibliche Geschlecht.) zu bezichtigen bin. Öffentliche Toiletten meide ich eh, da ich einen Hygienetick habe - so fällt auch ein Dasein als Renifleur (Geruchsfetischist. Der Renifleur ist ein Mann, der in der Nähe von Damentoiletten, dem Geruch von Kot und Urin nachjagt) weg und an Koprophagie (Essen von Kot) oder gar Koprolagnie (Kot-Fetischismus - das sexuelle Interesse konzentriert sich auf den Anus.) ist gar nicht zu denken. Hunde gehören an die Leine (Ein Zooerast steht auf Sex zwischen Menschen und Tieren) und generell finde ich Zoomimik (Nachahmung tierischer Verhaltensweisen vor oder während des Geschlechtsverkehrs) grenzdebil. Ich habe eine empfindliche Nase, die ich oft rümpfe, wenn Raucher, verschwitze Jogger oder extrem parfümierte Frauen an mir vorbei gehen - aber sexuell reizt das ja nun gar nicht - also auch keine Osphresiolagnie (Geruchswollust, einseitige Steigerung der Riechlust, Geruchsfetischismus). Gewisse Praktiken widerstreben auch schlicht und ergreifend meinem Anstandsgefühl, wie die Seliromanie (Besudelungstrieb, vom franz. salir: beschmutzen. Manche Männer verspüren den Drang, Frauen mit Kot, Schmutz, Farbe, Säure zu bespritzen) - meine Herren! So geht man doch mit keiner Dame um. Mein Schönheitsideal ist zwar ein bißchen mainstreamig, statt auf Steatopygnie (Steatopygnie = Fettarsch Für den einen Betrachter ein hässliches Zerrbild eines herrlich runden und knackigen Pos, für den anderen die Verkörperung von wahrer Sinnlichkeit) zu stehen, aber ich bin auch tolerant und würde niemals eine Infibulation (Infibulation bedeutet das Vernähen oder Verheften der männlichen oder weiblichen Genitalien, um den Beischlaf oder die Masturbation zu verhindern) verlangen.

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