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Dienstag, 11. Dezember 2007

Heucheln bis der Schleim trieft

Nach Anne Wills Outing ist sie unser aller Lieblingslesbe und was klopft man sich nicht in der Medienszene gegenseitig auf die Schulter, ob unserer enormen Liberalität. Wir sind nämlich gar aufgeklärt und freuen uns daran, daß ein TV-Star mit jeder erdenklichen sexuellen Vorliebe trotzdem weiter vor der Kamera bleibt.
Wir sind so enorm fortgeschritten und tolerant, daß man umso lieber beobachtet, wie Merkel bei Mugabe und Putin auf den Busch klopft.
Und die Chinesen erst – 1,3 Milliarden irgendwie kulturlose Unterentwickelte, die nicht recht wissen, was der gemeine Teutone in den ersten Artikeln der Verfassung stehen hat.
Haben die eigentlich überhaupt eine kulturelle Geschichte?
Also WIR Deutschen jedenfalls können ja mit stolz geschwellter Brust, ob unserer Heldentaten in der Vergangenheit umher laufen und sind überhaupt die allerwichtigsten.
Daran sollten die sich auch ausrichten und wenn Peking das nicht will, sind wir eben beleidigt!
Homos finden wir auch ganz toll – daran sollen sich bitte schön auch alle anderen Länder ein Beispiel nehmen – mit Ausnahme von Amerika - dagegen kann Angie nichts sagen, weil ihre Stimme aus dem Inneren von GWB’s Mastdarms immer überhört wird.
Aber sonst sind Lesben und Schwule toll.

Pech haben sie allerdings, wenn sie nicht prominente TV-Größen sind – reich gutaussehend und weiß.
Da gibt es zum Beispiel eine lesbische Iranerin und dort ist die Gesetzeslage recht eindeutig:

§ 110: Die Strafe für homosexuelle Handlungen ist die Todesstrafe. Die Tötungsart steht in Ermessen des religiösen Richters.
§ 111: Der homosexuelle Verkehr wird dann mit dem Tode bestraft, wenn der aktive und der passive Täter mündig und geistig gesund sind und aus freiem Willen gehandelt haben.
§ 129: Die Strafe für die lesbische Liebe sind 100 Peitschenhiebe für jede.
§ 131: Wenn die lesbische Liebe drei Mal wiederholt und jedes Mal mit Peitschenhieben bestraft worden ist, ist die Strafe beim vierten Mal die Todesstrafe.


Aber ist das etwa ein Grund eine lesbische Iranerin nicht abzuschieben?
Das können deutsche Behörden nicht einsehen – die vier Paragraphen sind doch locker auszuhalten, oder?
Und überhaupt – woher solle man schon wissen, daß jemand lesbisch ist?
Bei einer Berliner Kundgebung gegen diese Vorgänge wurde das absurde Vorgehen der Behörden scharf kritisiert, einen Nachweis über die Homosexualität der Asylsuchenden zu erlangen:
Sie riefen die Mutter der Frau im Iran an und fragten sie, ob ihre Tochter lesbisch sei; diese verneinte.
Da auf Homosexualität im Iran die Todesstrafe stehe und zudem auch die Familien Homosexueller gefährdet seien, sei die Antwort nicht weiter verwunderlich.
Die deutschen Behörden aber haben die Antwort der Mutter als Begründung herangezogen, die Iranerin abzuschieben. Ihre Homosexualität sei nicht bewiesen.

Also Abschiebehaft.
Das ist eine Haft ohne daß man ein verbrechen begangen hätte und ohne daß man Rechtsmittel einlegen kann.
Da die Zustände außerordentlich brutal und regelmäßig auch tödlich sind, rücken deutsche Behörden nur sehr zögerlich Zahlen darüber raus.
Nach WSWS-Zahlen von 2003 sieht es wohl ungefähr so aus:
Jährlich werden über 50.000 Menschen aus Deutschland abgeschoben, die meisten von ihnen per Flugzeug. Jeden Tag werden 130 bis 140 Menschen zur Rückkehr in die Verhältnisse gezwungen, vor denen sie geflohen sind: Bürgerkrieg, ethnische oder sexistische Unterdrückung, politische Verfolgung, fehlende Lebensgrundlagen und -perspektiven. Abschiebungen werden häufig durch BGS-Beamte oder private Sicherheitsdienste begleitet, die auch bereit sind, Gewalt anzuwenden. Wer sich wehrt, wird geschlagen, geknebelt und mit Psychopharmaka ruhiggespritzt. Dabei sind bereits mehrere Menschen getötet worden. Die Täter und die zuständigen Behörden wurden bisher nicht belangt, das Abschiebesystem nicht in Frage gestellt. Die toten und misshandelten Flüchtlinge und Migranten sind bewusst in Kauf genommene Opfer einer brutalen Abschiebepraxis. Seit 1993 haben sich 99 Menschen angesichts ihrer drohendenAbschiebung aus Deutschland das Leben genommen oder starben beidem Versuch, vor der Abschiebung zu fliehen, davon 45 in Abschiebehaft.

Die Gründe, weswegen eine Mensch in seiner Heimat verfolgt wird, sind sehr unterschiedlich. In jedem Fall aber gehen die deutschen Behörden immer ablehnend vor und denken nicht in erster Linie an das Wohl der Betroffenen.
Terre des Hommes lenkt den Blick auf die besonders grausamen Schicksale der Kindersoldaten:
Mindestens 500 ehemalige Kindersoldaten leben Schätzungen zufolge derzeit in Deutschland. Sie müssen komplizierte und belastende Asylverfahren durchlaufen. Kinderspezifische Fluchtgründe wie Zwangsrekrutierung, Missbrauch oder die Ermordung der Eltern spielen dabei asylrechtlich keine Rolle. „Der Umgang mit ehemaligen Kindersoldaten in Deutschland ist unmenschlich und völkerrechtswidrig. Obwohl sie schlimmste körperliche und seelische Verletzungen erlitten haben, werden sie bis auf wenige Ausnahmen nicht als politische Flüchtlinge anerkannt und leben in Deutschland nur mit einer Duldung – einer ausgesetzten Abschiebung“, erklärte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes.
Aber egal – so sieht das eben im konkreten Fall aus und das interessiert nicht.
Die sollen alle weg und da überbieten sich die Unions-Innenminister gegenseitig mit Scharfmachersprüchen.
Köhler, auch so ein CDU’ler, der gerne schöne Sonntagsreden hält, fand nun, daß es schön wäre sich im Glanz von Christel Seiler zu sonnen.
Die 70-Jährige Hamburgerin ist seit 20 Jahren aktiv in der Flüchtlingshilfe und kümmert sich um genau solche Menschen, auf denen der Staat mit den Füßen trampelt.
Köhler als oberster Repräsentant des Staates verlieh ihr nun das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Frau Seiler tat das einzig richtige – sie gab ihm einen Korb!

"Gesetze wurden immer weiter verschärft, die EU schottet sich immer mehr gegen Flüchtlinge ab. Die soziale Ungerechtigkeit wird immer schlimmer. Menschen verschwinden von einem Tag auf den anderen, weil sie abgeschoben wurden." Sie könne das nicht mit ansehen und dann in Berlin auf ein Podest steigen und sich über eine Ehrung derer freuen, die diese Situation mitverschuldet haben.

OB es Köhler gestört hat, daß inmitten allen Prunkes am Wochenende Christel Seiler im Schloss Bellvue fehlte, ist nicht bekannt.

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