TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 9. Februar 2011

Erotik und Wollust


Wissen ist der Feind des Glaubens.
Nach Studien lesen 2/3 der amerikanischen Christen niemals in der Bibel. Das ist den christlichen Funktionären, Kirchenoberen und evangelikal-politischen Spindoktoren auch ganz recht.
Denn solange man nicht selbst prüft was in der Bibel steht, solange man sich nicht selbst die Mühe macht die Texte zu verstehen, kann man leichter auf konservativen Kurs gebracht werden.
Für eine erzreaktionäre Propaganda taugt die Bibel schon immer als Beleg. Aber selbst konservativsten Christen behagt die Vorstellung nicht, Gläubige könnten ohne die richtige Anleitung die Bibel interpretieren; immerhin hat sich bis weit in konservative Kreise die Erkenntnis durchgesetzt, daß Sklaverei irgendwie „out“ ist - anders als Jesus das gesehen hatte.

A person alone on her couch with Scripture can also come to some dangerous conclusions: the Bible has, at certain times in history, been read to support slavery, wife-beating, kidnapping, child abuse, racism, and polygamy. That’s why Albert Mohler, president of the Southern Baptist Theological Seminary, that citadel of Christian conservatism, concludes that one’s Bible reading must be overseen by the proper authorities.
(Newsweek, 06.02.2011)

Die größere Sprengkraft der Bibel liegt allerdings darin, daß einige der liebsten rechten Errungenschaften verdammt werden.
So verbietet die Bibel grundsätzlich das Töten - ganz im Gegensatz zu amerikanischen Christen, die Waffen lieben, die begeistert für die Todesstrafe eintreten und immer mal wieder irgendwo auf der Welt einen Krieg anzetteln.
Die Bibel spricht sich auch gegen Zins und Wucher aus - eine Vorgabe, die Banken der Wallstreet nicht so wirklich erfüllen.
Als besonders bibelkonform gilt die Sexualmoral der Konservativen - keine Verhütung, keinen Geschlechtsverkehr vor oder außerhalb der Ehe und erst recht keine Homo-, Bi-, Auto-, Multi-, Omni-, Poly-, Metro- oder sonstige Sexualität außer der monogamen, ehelichen Heterosexualität.
Stimmt nur nicht; denn in der Bibel gibt es jede Menge Beispiele für Erotik in ganz anderen Spielarten.
Dieses stellen die beiden amerikanischen Theologen Jennifer Knust und Michael Coogan (mal wieder) in zwei Büchern heraus.

Jennifer Wright Knust and Michael Coogan mine the Bible for its earthiest and most inexplicable tales about sex—Jephthah, who sacrifices his virgin daughter to God; Naomi and Ruth, who vow to love one another until death—to show that the Bible’s teachings on sex are not as coherent as the religious right would have people believe.
[….] The Bible is an ancient text, inapplicable in its particulars to the modern world. In the Bible, “traditional marriage” doesn’t exist. Abraham fathers children with Sarah and his servant Hagar. Jacob marries Rachel and her sister Leah, as well as their servants Bilhah and Zilpah. Jesus was celibate, as was Paul. [Jesus war zölibatär? Woher wissen wir das? - Red]
Husbands, in essence, owned their wives, and fathers owned their daughters, too. A girl’s virginity was her father’s to protect—and to relinquish at any whim. Thus Lot offers his two virgin daughters to the angry mob that surrounds his house in Sodom. Deuteronomy proposes death for female adulterers, and Paul suggests “women should be silent in churches” (a rationale among some conservative denominations for barring women from the pulpit).
[…] Knust also argues—provocatively—that King David “enjoyed sexual satisfaction” with his soulmate, Jonathan. “Your love to me was wonderful,” laments David at Jonathan’s death, “passing the love of women.”
(Newsweek, 06.02.2011)

Richtig erotisch wird es im “Hohelied Salomons”, welches ein eigenes Buch des Alten Testaments darstellt.
Der Text ist vielleicht von Salomon selbst; aber darüber streiten sich die Experten.
Die teilweise deftig erotischen Szenen wurden von späteren christlichen und jüdischen Frömmlern, als metaphorische Liebe Gottes zu seinem Volk interpretiert.

Nun ja. Wenn das stimmt, hat der liebe Gott über acht Kapitel aber eine recht fleischliche Bildsprache.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich stattdessen eher eine Kopulations-Geschichte mit allerlei Körperflüssigkeiten und allerlei sexuellen Praktiken, für die man im Bordell extra bezahlen müßte, vorzustellen.

1.Kapitel:
2 Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. / Süßer als Wein ist deine Liebe. 3 Köstlich ist der Duft deiner Salben, / dein Name hingegossenes Salböl; / darum lieben dich die Mädchen. 4 Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen! / Der König führt mich in seine Gemächer. Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen, / deine Liebe höher rühmen als Wein. / Dich liebt man zu Recht. 13 Mein Geliebter ruht wie ein Beutel mit Myrrhe / an meiner Brust.
2.Kapitel:
3 Ein Apfelbaum unter Waldbäumen / ist mein Geliebter unter den Burschen. In seinem Schatten begehre ich zu sitzen. / Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen! 4 In das Weinhaus hat er mich geführt. / Sein Zeichen über mir heißt Liebe. 14 Meine Taube im Felsennest, / versteckt an der Steilwand, dein Gesicht lass mich sehen, / deine Stimme hören! Denn süß ist deine Stimme, / lieblich dein Gesicht.
3.Kapitel:
1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, / den meine Seele liebt. / Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
4.Kapitel:
5 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / wie die Zwillinge einer Gazelle, / die in den Lilien weiden. 6 Wenn der Tag verweht und die Schatten wachsen, / will ich zum Myrrhenberg gehen, / zum Weihrauchhügel. 11 Von deinen Lippen, Braut, tropft Honig; / Milch und Honig ist unter deiner Zunge. Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft. 12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut, / ein verschlossener Garten, / ein versiegelter Quell. 13 Ein Lustgarten sprosst aus dir, / Granatbäume mit köstlichen Früchten, / Hennadolden, Nardenblüten, 15 Die Quelle des Gartens bist du, / ein Brunnen lebendigen Wassers, / Wasser vom Libanon. 16 Mein Geliebter komme in seinen Garten / und esse von den köstlichen Früchten.
5.Kapitel:
3 Ich habe mein Kleid schon abgelegt - / wie soll ich es wieder anziehen? Die Füße habe ich gewaschen - / soll ich sie wieder beschmutzen? 4 Mein Geliebter streckte die Hand durch die Luke; / da bebte mein Herz ihm entgegen. 5 Ich stand auf, dem Geliebten zu öffnen. / Da tropften meine Hände von Myrrhe am Griff des Riegels. 16 Sein Mund ist voll Süße; / alles ist Wonne an ihm. Das ist mein Geliebter, / ja, das ist mein Freund, / ihr Töchter Jerusalems.
6.Kapitel:
8 Sechzig Königinnen (hat Salomo), / achtzig Nebenfrauen / und Mädchen ohne Zahl. 9 Doch einzig ist meine Taube, die Makellose, / die Einzige ihrer Mutter, / die Erwählte ihrer Gebärerin. Erblicken sie die Mädchen, / sie preisen sie; / Königinnen und Nebenfrauen rühmen sie.
7.Kapitel:
2 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, / du Edelgeborene. Deiner Hüften Rund ist wie Geschmeide, 3 Dein Schoß ist ein rundes Becken, / Würzwein mangle ihm nicht. Dein Leib ist ein Weizenhügel, / mit Lilien umstellt. 4 Deine Brüste sind wie zwei Kitzlein, / wie die Zwillinge einer Gazelle. 8 Wie eine Palme ist dein Wuchs; / deine Brüste sind wie Trauben. 9 Ich sage: Ersteigen will ich die Palme; / ich greife nach den Rispen. Trauben am Weinstock seien mir deine Brüste, / Apfelduft sei der Duft deines Atems, 10 dein Mund köstlicher Wein, / der glatt in mich eingeht, / der Lippen und Zähne mir netzt. 11 Ich gehöre meinem Geliebten / und ihn verlangt nach mir. 12 Komm, mein Geliebter, wandern wir auf das Land, / schlafen wir in den Dörfern. 14 Die Liebesäpfel duften; / an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; / für dich hab ich sie aufgehoben, Geliebter.
8.Kapitel:
6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, / wie ein Siegel an deinen Arm! Stark wie der Tod ist die Liebe, / die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, / gewaltige Flammen. 10 Ich bin eine Mauer, / meine Brüste gleichen Türmen. Da hab ich in seinen Augen / Gefallen gefunden.

Ich habe den Eindruck, daß die keusch-göttliche Interpretation des Hoheliedes ziemlicher bullshit ist.

Es geht wohl, wie schon Kate Bush eindeutig darstellte, um Sex und Erotik.

The Song of Solomon
The song of everyone
Who walks the path
Of the solitary heart
The soul cries out
Hear a woman singing

Don't want your bullshit, yeah
Just want your sexuality
Don't want excuses, yeah
Write me your poetry in motion
Write it just for me, yeah
And sing it with a kiss

Mmm, just take any line
"Comfort me with apples
For I am sick of love
His left hand is under my head
And his right hand
Doth embrace me"
This is the Song of Solomon
Here's a woman singing

Joseph Ratzingergehört mutmaßlich zu der Minderheit der Christen, die die Bibel gelesen hat.
Wenn sich J.R. abends in seiner Papst-WG den „sexiest man of the Vatican“, seinen Georg, (da bekommen sogar Nonnen weiche Knie. Privatsekretär Georg Gänswein, der George Clooney des Vatikans) aus dem Hohelied vorlesen läßt, wird es unter den Soutanen ganz schön knistern!

6 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Es ist schon ein Kreuz mit der Moral. Einerseits soll es die Gläubigen über den Durchschnitt heben. Er soll besser sein - oder sich zumindest fühlen - als der Pöbel.

Die sexuelle Befreiung, hat nicht viel Erstrebenswertes an der Kirche gelassen. War es in den 50ern noch voll angesagt, eine Ehe einzugehen, ist das heute geradezu absurd. Man probiert lange aus. Und man legt sich nicht endgültig fest. Und trotzdem wird das Weib, dank Pille, nur selten Schwanger. Und selbst wenn, ist nicht klar, dass daraus auch ein Nachkomme wird.

Die Kirche ist nicht sexy. Wäre sie hip, könnte man dort Orgien feiern, wie in einem Ashram, müsste sich die Geistlichkeit keine Sorgen um genug Nachwuchs machen. Vermutlich gäbe es auch kein Problem mit Missbrauch. Allein die Schar der potentiellen Gestörten, würde rapide abnehmen.

Vorn auf der Kanzel, stünde ein Adonis. Die halbe Kirche, würde gebannt an seinen Lippen hängen, selbst dann, wenn er minutenlang aus der Genesis vorlesen würde. Er ist potent, voller Kraft und Anmut und hat einen tollen Po. Und das Beste: Er ist nicht schwul und noch zu haben!

Stattdessen, gibt es das Konstrastprogramm. Ein blasser Bengel, den mna kaum über die ersten fünf Reihen hören kann, lässt sich über Dinge aus, die er selbst gar nicht verstehen kann.

Langweilig, unglaubwürdig, tot! Mir kann es Recht sein. Vor 1800 Jahren war die Kirche angesagt. Ob du wolltest oder nicht. Mehr noch - wir bräuchten keine sexuelle Befreiung - es gäbe keine Gefangenschaft. Soviel zum Einfluss der Kirche und ihrer Moral, die sie mit dem Feuer und der Streckbank populär machte. Wichtig war ihr nur, dass alle nach ihrer Nase tanzten.

Aber man sieht ja, was aus einem wird, wenn man sich bekennt. Ein hirntotes Weichei, dass von einem Gott faselt, den es nicht gibt.

Denn in allen Dingen fehlte die Kirche. Sie wurde wieder und wieder von der Wissenschaft belehrt. Warum sollte das in dem Punkt anders sein?! Man braucht ja einfach nur die Augen aufmachen.

Und gläubig, sind nur noch die, die nie etwas auszustehen hatten oder fast am Ende sind. Erstere haben keinen Grund am Gott ihrer Eltern zu zweifeln, letztere nichts mehr zu verlieren.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vereinzelte sexy Adonis-Priester mit Knackarsch gibt es ja - nur dienen solche Typen - rein ZUFÄLLIG - Menschen wie J.R. als „Privatsekretär“.
Honi soit qui mal y pense

Aber so what? Ich bin sehr zufrieden damit, daß die Kirche lieber die leicht schmierigen, immer irgendwie ungewaschen wirkenden Typen zu Pfaffen macht.
Umso schneller werden die Mitglieder zum Austritt bewogen.

Unter dem Marketing-Aspekt ist eine Kirche, deren Repräsentanten aus in der Regel übergewichtigen alten weißen Männern in Kleidern bestehen, natürlich schlecht zu verkaufen in einer Welt, in der „sex sells“ gilt.
Haha, und der jüngste Kardinal der Welt; also gewissermaßen der globale Hoffnungsträger der Röckchenträger, ist ausgerecht der drei-Zentner-Intrigant Marx.

http://blasphemieblog2.wordpress.com/2011/02/09/kirchen-intrige-kardinal-marx-vertuschte-missbrauch-monatelang/


Umso besser.

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Da bin ich froh, dass ein Knabe mit der Aufgabe eines Privatsekretärs überfordert wäre. Aber ich fürchte, es gibt auch Aufgaben, bei denen Knaben dem Popofex Maskulus zur Hand gehen können.

So eine Knabenhand, kann ja problemlos in jede Dehnungsfuge langen.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ach um das sexuelle Wohlbefinden der Vatikaniskis mache ich mir ohnehin keine großen Sorgen. Rund um den Petersdom gibt es eine gut funktionierende Infrastruktur von Callboys, die auf hohe Kleriker spezialisiert sind.
Wer als Kardinal über eine eigene Wohnung im Vatikan verfügt, bekommt die entsprechenden Hausbesuche und ansonsten kann man sich die Jungs in den umliegenden Bars einsammeln.

http://tammox.blogspot.com/2010/03/unter-den-soutanen.html

http://tammox.blogspot.com/2010/11/die-kirche-und-der-sex.html

Blöd ist es aber für all die Priester in der Provinz. Die müssen zur Triebabfuhr immer auf die Messdiener zurückgreifen und heutzutage weiß man ja nie, ob das undankbare Pack auch den Mund hält!!

LGV

Anonym hat gesagt…

Es gibt ein altes Buch, das in den meisten katholischen Ländern als verpönt gilt, obwohl es seit 1846 immer wieder durch die Zensur gekommen ist, weil es nur Fakten enthält: Der Paffenspiegel von Otto von Corwin.
Lediglich illustrierte Ausgaben mussten zum Leidwesen der Herausgeber wegen der Zensur eingestampft oder verbrannt werden.

Zu Issas (Jesus) Zeiten galt man als quasi verehelicht, wenn Mann sich zu einer Frau legte. Issa legte sich häufiger zu Maria Magdalena, als den Pfaffen lieb sein dürfte. Kinder dürften aus diesem »Beineinanderliegen« wohl auch entstanden sein, die aber historisch nicht erwähnt werden.

Paulus (Saulus) war bekanntlich Homo, aber unsere heutige Kirche greift in vielen Aussagen und Doktrinen auf ihn zurück, weil er so fleißig geschrieben hat. Leider wurden viele Schriften per Dekret aus der Bibel verbannt, die nähere Auskünfte über Issa ben Joseph geben. Das sind die Apokryphen Evenelien, von denen ein Teil in den Höhlen von Nag Hammadi entdeckt und glücklicherweise vor einer Zugriffsmöglichkeit durch die Kurie längst übersetzt und veröffentlicht wurden.

Die Schriftrollen von Qmran hatten dieses Glück nicht. Deshalb werden sie ja nun schon in der dritten Generation von katholischen Schriftgelehrten mühsam so übersetzt, dass am Ende wohl etwas völlig umgekrempeltes dabei herauskommt. Bislang sind ja erst 61 Jahre seit der Entdeckung vergangen.

Wenn die Texte wirklich so »harmlos« sind und nichts wirklich Neues enthalten, sollte einer Veröffentlichung doch nun wirklich nichts im Wege stehen, oder?

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Der historische Jesus und der historische Paulus würden der RKK von 2011 ohnehin so gar nicht in den Kram passen.
Das ist ja das Praktische an der überlieferten Bibel - alles ist so vage und widersprüchlich, daß man alles hineininterpretieren kann - und bei Bedarf auch wieder das Gegenteil. Zölibat ja/nein (Paulus verlangte sogar ausdrücklich, daß Priester verheiratet sein müssen), Sklaverei ja/nein, Zinsverbot ja/nein.
Zu all diesen Dingen hat die RKK schon gegensätzliche Positionen bezogen - so wie es gerade am besten in die Zeit passte.
Das wäre ganz schlimm für Ratzi, wenn Jesus sich mal wieder auf diesem Planeten blicken ließe und klipp und klar formulierte, was er zu Kondomen, PID und Zölibat zu sagen hätte….
LGT