TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 29. Januar 2010

Versteh ich nich…

Allgemein wird der Niedergang der politischen Kultur und das allgemeine Phlegma der Gesellschaft beklagt.
Die Parteien verlieren rapide Mitglieder und haben ein soziokulturelles Standing irgendwo zwischen Mundfäule und Fußpilz.
Die Wahlbeteiligungen erodieren und so geht die Parteien- und Politikerverdrossenheit allmählich in Staatsverdrossenheit über.
Uns fehlt also offenbar das breite Engagement.
Doch wie die Massen mobilisieren, wenn die Führungsfiguren noch nicht mal so viel Charisma wie ein Klumpen Fensterkitt haben? Ist es da wirklich verwunderlich, wenn hedonistische Grundeinstellungen immer mehr um sich greifen?
Nach mir die Sintflut und St Florian sind die Mottos der Stunde.

Zugegeben, die Bundestagsparteien machen es dem potentiell Engagierten nicht eben leicht sich zu begeistern.
Wieso hat denn Deutschland als eins der wenigen Länder kein Lobby-Register und keine Obergrenzen für Spenden von Privatpersonen?
In den USA werden meines Erachtens nach Wahlkämpfe auch nicht gerade gänzlich ohne finanziellen Aufwand betrieben und das alles trotz einer Spendenobergrenze von 200 Dollar. Wieso ist es eigentlich ausgerechnet der Deutsche Bundestag, der sich bis heute beharrlich weigert die UN-Konvention gegen Korruption zu ratifizieren und ebenso hartnäckig nationale Gesetze gegen Abgeordnetenkorruption verweigert?
Versuche gab und gibt es immer wieder - so legte Bundesjustizministerin Zypries 2007 einen entsprechenden Gesetzentwurf vor und im selben Jahr wollten die Grünen den bislang zahnlosen Paragrafen 108e ordentlich aufrüsten.
(Ein Abgeordneter, der einen rechtswidrigen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, und zwar als Gegenleistung dafür, dass er in Ausübung seines Mandates eine „Handlung zur Vertretung oder Durchsetzung der Interessen des Leistenden oder eines Dritten vornimmt oder unterlässt“, soll künftig mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.)
Alles zwecklos, da sich die Mehrheit der Abgeordneten viel zu sehr vor dem Staatsanwalt fürchtet, falls Bestechung für sie strafbar werden sollte.
Daß Deutschland beim Korruptionsranking von Transparency International jedes Jahr schlechter abschneidet und sich von jedem afrikanischen Diktator ermahnen lassen muß nun endlich die Anti-Korruptions-Konvention zu unterzeichnen, kümmert keinen.

Trotz der seit Dekaden virulenten Spenden-Skandale, sind Deutsche Politnasen stets empfänglich für Geld nebenbei - sie selbst blockieren schließlich die Strafbewährung.

Eine zufällig heute aufgetauchte Geschichte, wie die der RAG-Zahlungen an die NRW-Parlamentsspitzen- 30.000 Euro so nebenbei - ist kaum noch eine Meldung wert.
Der Wähler reagiert nur achselzuckend.
Die nordrhein-westfälische Landtagpräsidentin Regina van Dinther (CDU) und ihr Vize Edgar Moron (SPD) haben von der Ruhrkohle AG (RAG) Aufwandsentschädigungen von 30.000 beziehungsweise 22.500 Euro pro Jahr bekommen.
Daß die „Landesregierung [...] zuvor offenkundig falsche Angaben über die Aufwandsentschädigungen gemacht“ hatte, ist bei der Pannen- und Lügen-Combo von MP Rüttgers erst recht nicht überraschend.

Zugegeben; sexy wirkt der Deutsche Politikbetrieb nicht im Übermaß.

Gerade deswegen sollten sich Medien und Politiker nicht auch noch beklagen, wenn sich Laien - der BÜRGER also - interessiert zu Wort melden.

Das kann ich nicht verstehen!
Wenn sich mal jemand engagiert, ist es auch wieder nicht recht.

Das zeigt sich heute am Beispiel des Schauspielers und Hobby-Tierschützers Hannes Jaenicke, der bei der Verleihung des CNN Journalist Awards in München seine Meinung zu Schwarz-Gelb kundtat.

Sofort hagelte es Häme von der Presse - wer ist denn dieser Jaenicke, der sich immer so mit Tierschutzstories in Szene setzen muß?
Steht ihm das überhaupt zu sich zu so ernsten Dingen wie Politik zu äußern?
„Quotenträchtig und mit großem Betroffenheitsfaktor“ drängele er sich in den Vordergrund schreibt die SZ heute in ihrem VIP-Klick.

Nein, nein, meine hochgeschätzten Freunde von der SZ; ich lobe Euch normalerweise bei jeder Gelegenheit als die beste Tageszeitung Deutschlands; aber Ihr habt nicht exklusiv das Recht über Guido und Angie zu schreiben.
Das dürfen andere auch.

Ich bin kein Hannes Jaenicke-Experte, aber wenn ich mir ansehe, WAS er genau über die Bundesregierung gesagt hat, so muß ich das als sehr sachliche und zutreffende Beschreibung bewerten. Jaenicke teilt nur das ganz Offensichtliche wahrheitsgemäß mit:

"Ich bin jetzt fast 50, aber das ist im Moment die unfähigste, verlogenste, korrupteste und für mich peinlichste Regierung, an die ich mich erinnern kann", sagte Jaenicke.


Was soll ich sagen - der Mann HAT RECHT.

Schuld daran ist nach seiner Ansicht die FDP, "die offensichtlich keine Ahnung davon hat, wie schwer es ist, zu regieren, sich von jeder dahergelaufenen Lobby kaufen lässt, und die umweltfeindlichste Partei ist".
Darüber hinaus würde sie sich für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerden und die Freigabe von genmanipulierten Nahrungsmitteln aussprechen.
Er sei wirklich sprachlos und frage sich: "Wer hat diese Mannschaft gewählt? Was qualifiziert Herrn Westerwelle zum Außenminister? Was Herrn Brüderle zum Wirtschaftsminister?"

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Während ich Jaenicke selber nicht besonders mag (Geschmacksache), hat mir sein Kommentar mächtig gut gefallen.

Das Gestänkere von der SZ wiederum ist typisch. Bei mir war diese Zeitung allerdings noch nie angesehen.

Einzig der Umstand, dass sie - gelegentlich mal - nicht die gleiche Einheitspropaganda wie der Rest der Printmedien im Besitz von Grosskapitalisten verbreitet, stellt so etwas wie eine Existenzberechtigung dar.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Verglichen mit den anderen überregionalen Tageszeitungen ist die SZ schon deutliche besser.
Natürlich gefällt einem nicht jeder Artikel. Besonders in der Kulturredaktion sitzen schon einige merkwürdige Redakteure.
Aber die Artikel sind ja namentlich gekennzeichnet.

Jaenicke sagt mir eigentlich gar nichts.
Aber ich finde es schon bemerkenswert, wie klar er sich ausdrückt - 98 % der Schauspieler-Sternchen wagen sich das ja nie, weil sie befürchten Fans zu vergraulen und halten schön ihr Maul, während sie sich mit den Politspitzen knipsen lassen.

Das was eigentlich selbstverständlich sein sollte - auch öffentlich seine eigene Meinung zu sagen, ist eben so selten, daß es schon als Heldentat erscheint, wenn es denn mal einer tut. Und sofort wird auch rumgezickt.

Das ist so ähnlich wie mit dem Fraktionszwang, der eigentlich verfassungswidrig ist.

Nach Artikel 38 Absatz 1 Satz 2 Grundgesetz sind die Abgeordneten „Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“.

Tatsächlich herrscht aber doch fast immer Fraktionszwang und wenn sich mal einer NICHT daran hält - also GG-konform abstimmt, wird er beschimpft und als unzuverlässig gebrandmarkt.

Willkommen in der Realität.

LGT