TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 10. Januar 2010

Echte Argumente

Es passt ins Bild, daß eine Bundesregierung, die der Voodoo-ökonomischen Ideologie anhängt auch bei Energie- und Umweltpolitik nach Schildbürgermethoden verfährt.

Vorfahrt für die Uralt-Methode Atomspaltung - entdeckt in den 1930ern und zuerst realisiert in den 1940er Jahren.

Seit 70 Jahren wissen wir nun, daß bei der Uran-235-Aufspaltung unweigerlich hochgradig tödliche Stoffe entstehen, mit denen die nächsten tausend Generationen Homo Sapiens zu tun haben werden.

Moralische Überlegungen - wie können sich Menschen mit wenigen Dekaden Lebenserwartung anmaßen für Myriaden Jahre tödliche Probleme aufzuhäufen? - spielen in der Atomenergiewirtschaft keine Rolle.

Der Atommafia geht es einzig und allein um Profit - sie verdient jedes Jahr zweistellige Milliardengewinne, während die Kosten der Steuerzahler übernimmt.

Sprudelnde Milliardeneinkommen auf Kosten der nachfolgenden Generationen interessieren auch weltweit die Regierungspolitiker - solchen Wirtschaftsoligopolen erweist man gerne seine Dienste und eilt im vorauseilenden Gehorsam in die Hinterteile der Atommanager.

Amerikanische Regierungen verschiedenster Couleur versprechen seit Dekaden den Bau „hunderter“ neuer Atomkraftwerke.

Tatsächlich ist aber seit 30 Jahren kein AKW mehr in den USA gebaut worden.
Die Gründe für die Zurückhaltung der Energiewirtschaft trotz des extrem günstigen politischen Umfeldes liegen hauptsächlich in der Kernschmelze im AKW Three Mile Island (Pennsylvania) am 28. März 1979.
Das ließ die Versicherungswirtschaft aufhorchen.
Als 1986 Tschernobyl folgte, wurden die Versicherungskosten für AKW-Neubauten so gigantisch, daß man lieber die Finger davon ließ.

Ein ganz ähnliches Bild tat sich vor der wirtschaftlich unbedarften früheren Umweltministerin Angela Merkel auf, die immer mal wieder den Bau neuer AKWs prophylaktisch gutheißt.

Hier beißt sie immer wieder auf Granit. Das ist E.on, EnBW und Co viel zu teuer.
Merkels offizieller energiepolitscher Berater, Vattenfall-Boss Lars Göran Josefsson, läßt sehr gerne seine alten abgeschriebenen fast täglich Pannen produzierenden Rumpelwerke wie Brunsbüttel oder Krümmel am Netz - die werfen PRO TAG je eine Millionen Euro Gewinn ab.

Vom Neubau solcher Gelddruckmaschinen will er aber nichts wissen.
Auch mit einer extrem Atommafia-freundlichen Regierung wie der Schwarz-Gelben wären die heutigen Sicherheitsauflagen zu teuer.
Man müßte auch an terroristische Bedrohungen und Flugzeugabstürze denken - und jemanden finden, der alles versichert.
Kaum eine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt die enorme Knappheit der spaltbaren Materialen - in einigen Dekaden ist ohnehin Schluß mit AKWs.

Der AKW-Brennstoff Uran muss importiert werden, was zu einem Problem werden könnte. Uran sei weltweit noch knapper als Öl, Gas oder Kohle, erklärte Bundesumweltminister Siegmar Gabriel (SPD) am 5. Januar 2005 in Berlin. Der Kernbrennstoff sei nur noch 20 bis 65 Jahre verfügbar und werde wegen der zunehmenden Knappheit immer teurer.

Wenn also im Jahr 2010 jemand noch fröhlich auf den Ausbau von Kernenergie setzt, kann das nur ein frühseniler Brüderle Leichtfuß sein, der offenbar schon ein paar Schoppen intus hatte.

Vergessen wir also die Zukunft der Atomkraftnutzung und wenden uns der Vergangenheit zu.

Auch wenn es die Atomfreunde im Kabinett nicht gerne hören:

Es gibt auch nach 70 Jahren und Forschungen auf der ganzen Welt nicht eine einzige sichere Lösung des Atommüllproblems.
Alleine die Massen, die wir in Deutschland schon aufgehäuft haben sind gigantisch:

Rund 100.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle warten gegenwärtig in Deutschland darauf, in einem Atommüllendlager in tiefen geologischen Formationen auf Dauer von der Biosphäre getrennt zu werden. Bis zum Jahr 2030 wird das Gesamtvolumen dieser Abfälle auf gut 280.000 Kubikmeter anwachsen. 260.000 Kubikmeter schwach- und mittelaktiven und 24.000 Kubikmeter hochradioaktiven Abfall prognostiziert das Bundesamt für Strahlenschutz bis dahin, falls es beim derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Atomausstieg bleibt.
(Stern)

Deutschland, das nach England, Frankreich, Russland und den USA die fünftmeisten Kernkraftwerke betreibt, hatte in der Vergangenheit so einiges versucht.

Devote Atommafia-Bücklinge wie Angela Merkel ließen alle wissenschaftlichen Bedenken vom Tisch wischen und genehmigten gerne mal das ein oder andere Endlager.

Als tauglich hat sich kein einziges erwiesen.
Die angeblich für Tausende Jahre „sicheren“ Lager, machten schon nach wenigen Jahrzehnten auf Asse.
Fässer rosten, hochradioaktive Brühe sickert ins Grundwasser und die Sanierungskosten in Milliardenhöhe trägt ganz allein der Steuerzahler - dafür haben CDU-Atompolitiker wie Merkel gesorgt:

Die jeden Tag Millionen verdienden Atomkonzerne halten sich bei der Finanzierung der Sanierungen fein zurück.

Es ist immer noch kein einziges Endlager in Betrieb und die Chancen dafür, daß sich so ein Lager finden läßt liegen bei Null.
Wolfenbüttel, Morsleben, die Asse, Gorleben, Salzgitter - Schacht Konrad - alles scheiterte spektakulär. Von Milliardenteuren Ruinen wie Wackersdorf, Kalkar und Nukem ganz zu schweigen.

Einen interessanten Einblick wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß solche Gaga-Genehmigungen überhaupt jemals erteilt wurden, die uns jetzt mit Milliardenkosten um die Ohren fliegen, liefert dieser Tage die taz am Beispiel Gorleben.
Es liest sich wie ein Sketch, was Ursula von der Leyens Papi, der damalige Niedersächsische Ministerpräsident anrichtete.
Es trug sich zu im Jahre 1977, daß Bundeskanzler Helmut Schmidt dringend vom Endlager Gorleben abriet.
Er traf sich wiederholt mit Ernst Albrecht und ließ für das Protokoll festhalten:

"Ich habe ferner nachdrücklich auf die Bedenken der Bundesregierung gegen den Standort Gorleben hingewiesen"

Der CDU-Mann scherte sich aber weder um ökologische, noch um geologische oder ökonomische Argumente.
Professor Georg Lüttig, damals Vizepräsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und des Niedersächsischen Landesamts für Bodenforschung war der ranghöchste Geologe des Landes und hielt ebenfalls gar nichts vom „Endlager Gorleben“ - aber was interessieren einen CDU-Mann à la Albrecht/von der Leyen schon Sachargumente?

Laut Lüttig stellte Ministerpräsident Albrecht „die Wahl Gorlebens als Retourkutsche für das ebenfalls direkt an der Grenze gelegene DDR-Endlager Morsleben dar. Albrecht habe sinngemäß gesagt: "Die ärgern uns doch mit Morsleben, ich gehe in Gorleben auch an die Zonengrenze, und da werden sich die in der Ostzone richtig ärgern", erinnert sich der 83-jährige Lüttig.
Albrecht habe seinerzeit vor dem Energiebeirat als weiteren Grund für die Wahl Gorlebens die Strukturschwäche des Zonenrandgebietes genannt. Er selbst habe dann auf geologische Mängel des Gorlebener Salzstocks hingewiesen, sagt Lüttig. "Ich sagte: Gorleben gehört gar nicht zu den Standorten der ersten Kategorie. Er antwortete nur: Ihr Geologen kommt auch noch dran."


Lüttig führte das Auswahlverfahren in den Jahren 1972 bis 1975 durch und bezog dabei nach eigenen Angaben bundesweit 250 Salzstöcke ein. Schon damals wurden die möglichen Standorte mithilfe eines Fragenkatalogs keineswegs nur geologisch beurteilt. "Da wurde auch noch nach der Religion der Anwohner gefragt und ob sie mal aufmüpfig waren bis zurück zum Bauernkrieg", erinnert sich Lüttig. Angesichtes geologischer Probleme "war Gorleben am Ende nicht dabei", berichtete Lüttig. In der Nähe habe man leicht wasserlösliches Karnalit gefunden und es sei zu Ablaugungen der Salzstockoberfläche gekommen.

Die bis 1976 in Niedersachsen regierende SPD wollte vor irgendwelchen Genehmigungen weitere Untersuchungen durchführen und setzte drei Probebohrungen an.
Als aber überraschend Ernst Albrecht an die Macht kam, stoppte er die Maßnahmen. Wissenschaftliche Argumente fochten ihn nicht an.

Ihm ging es darum „die in der Ostzone zu ärgern“.

Von der Leyens Vater setzte eine eigene Arbeitsgruppe ein.


Die verbleibenden Standorte bewerteten die Beamten mithilfe einer Punktetabelle, die sehr auf die Wiederaufarbeitungsanlage zugeschnitten war: Nur maximal 32 von 266 erreichbaren Punkten entfielen auf die Geologie des Salzstocks. Ansonsten gab es etwa Punkte für Wasserversorgung, Verkehrsanbindung, geringe Gebietsnutzung, geringes Einkommen, hohe Arbeitslosenquote, Abwesenheit von Luftverkehr oder für Erdbebensicherheit. Die beiden geologischen Kriterien "Salzstockteufenlage" und "Zentralität", die 12,8 Prozent der Gesamtpunktzahl ausmachten, waren sehr allgemein: Der Salzstock durfte nicht zu tief und das WAA-Gelände musste zentral über ihm liegen. Mithilfe der Punktebewertung identifizierten die Beamten sieben mögliche Standorte. Bis auf Gorleben fanden laut den Dokumenten alle Standorte die Zustimmung des Bundes.

Da war die Entscheidung klar:

Also Gorleben!! - das ist zwar geologisch ungeeignet, ärgert aber die SPD-Bundesregierung und die doofen Ossis!

Außerdem gab es 200 Millionen weitere Argumente für Gorleben.

Mit dieser Summe nämlich wurden Albrecht und Co von der Atomenergiewirtschaft geschmiert, wie die "Elbe-Jeetzel-Zeitung" berichtet:

Zwischen 1978 und 1982 reichte die Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) 200 Mio. D-Mark, rund 100 Mio. Euro, als Finanzbeteiligung weiter, in vier Jahresraten à 50 Mio. D-Mark. Etwa zeitgleich einigten sich Bundes- und Landesregierung über regelmäßige Zahlungen, die ausdrücklich neben den Kosten für Infrastruktur und Demonstrationsschäden von der Bundeskasse aus erfolgen sollten. Zunächst für vier Jahre wurden ebenfalls 200 Mio. D-Mark vereinbart, gleichfalls in jährlichen Raten à 50 Mio. D-Mark. Das Geld sollte an die Landesregierung gehen. Die Regelung wurde später verlängert.

Das Geld ist natürlich eine feine Sache für Niedersachsen gewesen.

Aber Albrechts Kalkül „die in der Ostzone zu ärgern“ kann man inzwischen wohl als Schuß in den Ofen bezeichnen.

Tatsächlich muß sich nun seine eigene Tochter als Mitglied der Bundesregierung mit Morsleben ärgern.

Die Mauer war nicht so haltbar, wie Albrecht im Jahr 1977 hoffte.

Radioaktivität kümmerte sich ohnehin traditionell recht wenig um Ländergrenzen - aber auch die politischen Grenzen hielten nur noch 12 Jahre. .

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ah, "Bitterer Ernst", ein ganz besonderer Fall.

Ich erinnere mich noch an den Tag, als dieser Duodez-Landesfürst samt seiner Regierung abgewählt wurde. Ich war damals zufällig über Land unterwegs.

Erste Hochrechnung im Fernsehen und man hörte Jubeln und Klatschen durch die ganze Stadt hallen.

Nur das Wunder der CDU-Wiederaufbereitung konnte den dann noch einmal für den "Osteinsatz" aus seinem wohlverdienten Loch herausholen.

Die Leyen-Schar ist ganz das Töchterchen ihres Papas und natürlich mit Titel, denn in einer Bananenrepublik gehen Geld- und Politikadel immer "fliessend" ineinander über.


Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Nordstern:
Ist die Familienähnlichkeit nicht sagenhaft bei denen?

Manchmal denke ich, daß das Ursula nicht nur den gleichen, sondern sogar denselben Mund und dasselbe Lächeln wie ihr Papi hat.

Damals gab es auch so ein cooles Klaus-Staeck-Plakat mit dem Wappenpferd als Sparschwein, in das gerade einige Scheine gesteckt wurden.
Unterschrift:
In Niedersachsen läuft alles wie geschmiert.

1980 war es übrigens ganz knapp - wird auch gerne vergessen: Um ein Haar wäre Ernst Albrecht statt FJS Kanzlerkandidat von CDU/CSU geworden. Strauß war natürlich der bessere Gegner für die SPD, weil der automatisch die Opposition gegen ihn organisierte.
So wie damals aber die Stimmung war, hätte Albrecht es vermutlich geschafft. Der war zu der Zeit ungeheuer beliebt.
Gruselige Vorstellung.
Andererseits haben wir stattdessen bekanntlich 1982 Kohl bekommen - schlimmer geht’s nimmer.



BTW: Heute schon Spiegelfechter gelesen?

http://www.spiegelfechter.com/wordpress/1599/och-uschi-mach-kein-quatsch

LGT

jakebaby hat gesagt…

Ne nette Familie.
Gehoert zu der Spezies derer, Die fuer die nachhaltige Schaedigung millioner Menschen nicht auch nur im Geringsten verantwortet werden.

Die nehmen nicht mal Ruecksicht auf ihre eigenen Kinder, die zwangsweise auch mit der beschissenen Zukunft dealen muessen, die ihnen ihre beschissenen Eltern zubereiten.

"Dass die BILD-Zeitung diese pädagogische Leitlinie in ihrer erfrischenden Art unter die Überschrift “Faule Arbeitslose härter anpacken!” setzt, war sicher nicht mit unserer lieben Frau Ministerin abgesprochen"

Damit liegt der SF total daneben.
Genau diese Art groebster Auswuerfe, sind doch welche der dringensten Instrumente im auch anderweitig handverlesenen Spaltungsnotwand.
Ob im A-Sozialen, Contra-'Kanaken, oder Pro-Krieg geht man buchstaeblich ueber Leichen um die Mehrheit des Volkes auf 'die dunkle Seite der Macht' zu bewegen.

Faktischer als auch all'Gemeiner gehts wohl kaum mehr. .. Mal von Morgen abgesehen.

Cui Bonzos

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Zum Thema „Familie Albrecht“ noch eine Anekdote:

2005, Talkshow im TV, irgendwelche Leute loben v.d. Leyen über den grünen Klee. Wie sie das alles hinbekommen hätte - SIEBEN KINDER - und berufstätig! Und faule Hart-Frauen könnten schon nicht mehr arbeiten, wenn sie nur zwei Kinder hätten.

Zugegen war auch Lea Rosh, die dann einwandte, daß das mit den Kinder erziehen UND arbeiten auch viel leichter wäre, wenn man viel Geld hat, um jede Menge Nannys und Haushaltshilfen zu bezahlen.
Ich weiß es leider nicht mehr wörtlich - aber sie hat das mit dem Leyen-Albrecht’schem Reichtum so cool ausgedrückt: Sie hätte den Alten mal interviewt, als sie noch Landesfunkhauschefin war und fuhr deshalb zu ihm nach Hause und da sei sie „eine sehr sehr lange Einfahrt längs gefahren“
Das sagte dann schon alles.

;)
T