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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Heinz und Thilo sind keine Brüder.

"Politpöbler“ oder „Sprachrambos“ tönt es aus den Redaktionsstuben, wenn die Namen Sarrazin und Buschkowsky fallen.
Inzwischen sind die beiden miteinander konnotiert, wie das „Amen“ und die „Kirche“.
Die Parallelen drängen sich schließlich auf:
Beide sind Berliner SPD-Politiker, die bundesweit mit knackigen Formulierungen über die Migranten/Unterschicht/Prekariat Furore machen.

Darüber hinaus sollte man aber nicht ausblenden, daß der Neuköllner Bürgermeister und der Ex-Finanzsenator aus völlig anderen Perspektiven auf das Problem sehen.

(Eine angemessene Beschreibung verfasst Alke Wierth in der taz)

Der Vergleich der Vita der beiden ist in diesem Fall aufschlussreich:

Hier der Oberschichtsprössling, der Vater Arzt aus alter Hugenottenfamilie, die Mutter Tochter eines westpreußischen Gutsbesitzers. Abitur am altsprachlichen Gymnasium, magna cum laude- promovierter Volkswirt, Karriere in diversen Finanzministerien und Managerposten bei der Treuhand und Bundesbahn.

Dort der Sohn eines Schlossers, der in einer Neuköllner Kellerwohnung (Ein Zimmer zu viert!) aufwuchs und sich in der Bezirksverwaltung herauf kämpfte.

Daß Berlin arm und unsexy ist, löst beim einen Naserümpfen, beim anderen Heimatgefühle aus.

Selbst Wohlmeinendste sehen, daß in Berlin die Probleme kulminieren.

Stellvertretend zitiere ich Constanze von Bullion:
Keine Frage: Berlin ist vermüllt, verschlampt, oft ungehobelt, und wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht Folgendes: Einwanderersöhne, die in der U-Bahn dealen; dreijährige Mädchen, die schon Kopftuch tragen; Straßenzüge, die von libanesischen Großfamilien als ihr Revier betrachtet werden. Es gibt keinen Grund, aus Rücksicht auf die Völkerfreundschaft zu ignorieren, dass muslimische Frauen oft geschurigelt und ihre Kinder öfter verdroschen werden als Mitschüler aus anderen Elternhäusern. Es reicht aber nicht, diese Umstände anzuprangern und die Rückständigkeit bildungsferner Einwandererfamilien verächtlich zu machen.
In wenigen Jahren wird in Berlins Innenstadtbezirken jedes zweite Kind aus einer nicht-deutschen Familie stammen - aber eben kein "Türke" sein und keine "Araberfrau", sondern deutscher Staatsbürger.

Ich unterstelle beiden, Sarrazin und Buschkowsky, keine xenophobischen Absichten.

Aber während der eine kritisch analysiert und dabei eine gewisse Abscheu gegenüber „Schlampfaktor“ und in „Trainingsanzügen Herumschlurfende“ kaum verhehlen kann, sucht der andere ganz praktisch nach Lösungen.

Beide eint, daß sie ein gewaltiges soziales Problem sehen.
In der öffentlichen und VERöffentlichten Meinung wird diese soziale Frage aber fast immer mit „dem Ausländerproblem“ verknüpft und generell deren Integrationsunwilligkeit betont.

Als ob nicht auch beim Staat Handlungsbedarf bestünde.

Auf der Seite sieht es seit gestern noch wesentlich übler aus - mit der Merkel-Westerwelleschen Herdprämie, werden Migranten geradezu dazu gedrängt Sprachschwierigkeiten nicht zu überwinden und sie lieber zuhause von deutschen Einflüssen fernzuhalten.

Gefährlich, gefährlicher, Schwarz - Gelb.

Aber was ist mit „DEN Ausländern“, über die jetzt so viel geredet wird?

Jeder, der über integrationsunwillige Kopftuchmädchen-produzierende Araber und Türken fabuliert, zeigt damit erst mal seine eigenen Vorurteile.

Die gängigen Vorurteile über uns Ausländer sind aber fast alle falsch, wie dankenswerterweise der WDR in seiner letzten Cosmo-TV-Sendung zusammen stellte.
Es gibt eine Million ausländische Unternehmer in Deutschland, die Arbeitsplätze schaffen und die weit mehr Steuern zahlen als alle Sozialtransfers an Ausländer zusammen ausmachen.
Dieses Jahr erschienen zwei Studien zum Thema. Die Sinus Sociovision und die BMI-Studie "Muslimisches Leben in Deutschland"

Die Fakten sollte man dann doch zur Kenntnis nehmen, bevor man sich zu dem Thema verbreitet.

Vorurteil Nr. 1:
Die Kriminalitätsrate ist besonders bei den ausländischen Jugendlichen sehr hoch.
Fakt:
Stimmt nicht. Ausländische Jugendliche sind nicht krimineller als deutsche - darin sind sich alle Kriminologen nach Auswertung der letzten Kriminalstatistik einig. Allerdings ist die Gewaltbereitschaft der Ausländer höher. Außerdem: Zu den Straftaten von Ausländern zählen Delikte des Ausländerrechtes, die Deutsche gar nicht begehen können. Erfahrungsgemäß werden ausländische Straftäter zudem eher angezeigt als deutsche.

Vorurteil Nr. 2:
Ausländer gehören meist der islamischen Kultur an und predigen in ihren Moscheen Hass und Gewalt und unterstützen den Terrorismus.
Fakt:
Von 7 Millionen Zuwanderern in Deutschland sind nur ein Viertel tatsächlich Muslime. Das macht knapp 4 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands aus. Wie viele dieser Muslime terroristisch aktiv sind ist unbekannt. Nach einer Untersuchung der Bundesregierung sollen 6% der deutschen Muslime den Rechtsstaat und die Demokratie ablehnen. Das sind allerdings nur Spekulationen.

Vorurteil Nr. 3:
Ausländer erobern Deutschland durch eine höhere Geburtenrate
Fakt:
Die Zahl der Neugeborenen von Zuwanderern in Deutschland ist z.B. in Berlin, fast doppelt so hoch, wie die der Deutschen. Von der Eroberung Deutschlands kann allerdings keine Rede sein. Denn: Insgesamt ist die Geburtenrate bei Menschen mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren um gut zwei Drittel zurückgegangen.

Vorurteil Nr. 4:
Ausländer sind ungebildet. Viele besuchen die Hauptschule. Nur wenige schaffen das Abitur.
Fakt:
Weit über 10 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund machen keinen Schulabschluss. Vor allem junge türkische Männer. Aber wahr ist auch: Im Bildungssystem Deutschlands entscheidet noch immer die soziale Herkunft über Erfolg oder Misserfolg. Außerdem muss man bei den Herkunftsländern differenzieren: Zuwanderer aus z.B. Iran, dem Nahen Osten oder Asien weisen häufig ein hohes Bildungsniveau auf.

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