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Dienstag, 20. Mai 2008

Beckhuberschwandalailama - einmal rundum

Der arme Beck hat nun wirklich einen run – was in der PR schief gehen kann, geht schief.
Der SPIEGEL meldet heute im gewohnten Anti-Sozi-Reflex geifernd, daß nun schon wieder ein neuer demoskopischer Tiefstand erreicht sei.
Die Umfragewerte für Kurt Beck sind desaströs. Stetig rutscht er in seiner ohnehin niedrigen Popularitätskurve ein Stückchen weiter ab.
Forsa zufolge würden nur noch elf Prozent der Bundesbürger den SPD-Chef zum Kanzler wählen und Gesine Schwan mag auch keiner. Zugegebenermaßen sind 11 % nicht gerade der Triller; eine Kanzlerschaft gegen fast 90 % der Bundesdeppen scheint kaum vorstellbar.
Aber was ist da eigentlich los?
Beck ist zudem auch ein mit absoluter Mehrheit regierender Ministerpräsident, während sein Parteichefkollege Huber nur Finanzminister ist.
In Rheinland Pfalz wird aber solide regiert – Beck ist in der praktischen Arbeit also durchaus erfolgreich – ganz im Gegensatz zu Erwin Huber, der im Moment von einem Desaster zum Nächsten stolpert.
Wie würde wohl Hubers Wert aussehen, wenn man die Kanzlerfrage stellte?
Ich kann mir nicht vorstellen, daß man dann über 11 % käme. Weil die Deutschen aber leicht gaga sind, ist in diesem Fall der erfolgreiche MP der demoskopische Paria.

In der Causa Köhler versus Schwan sieht es ähnlich aus:
Auf der einen Seite der frömmelnde Ex-Bankchef, der sich aus Mangel an Redetalent ohnehin überall raushält und nur von Angies und Guiiidos Ganden und nicht etwa wegen seiner Verdineste an einen Job kam, der ihn völlig überfordert.
Auf der anderen Seite die rhetorisch brillante integere Intellektuelle Gesine Schwan, die noch nicht damit auffiel in liebesdienerischer Weise die Verfassung zu dehnen, um den Bundestag vorzeitig aufzulösen, „damit hoffentlich Angela Merkel Kanzlerin wird“.
Als Bundespräsident hat er damit seine Pflichten als Hüter der Verfassung in den Wind geschrieben und zudem auch noch seine traditionelle parteipolitische Neutralität sofort aufgegeben, um sich bei seiner Gönnerin, der CDU-Chefin zu revanchieren.
Auch hier ist Kurt Beck meiner Ansicht nach politisch vollkommen im Recht, wenn er nicht sofort devot ankündigt, daß die SPD als Stimmvieh für diesen schlechten Bundespräsidenten zu mißbrauchen.
Aber das Volk, der Tausendfüßler im geistigen Tarnzeug, honoriert so eine vernünftige Haltung eben nicht, sondern läßt die SP weiter abstürzen.

Um das dritte Beispiel wollte ich mich lange drücken, weil es auch nur dazu geeignet ist, sich mit der übergroßen Mehrheit anzulegen.
Thema Dalai L.
Erneut kritisiert Beck das Treffen von Ministerin Wieczorek-Zeul mit dem Dalai Lama: "Ich gehe davon aus, dass sich so ein unabgestimmtes Verhalten nicht mehr wiederholt."
Und wieder schießt er sich in eine demoskopische No Win-Situation – 80 % der Deutschen finden es toll, daß man sich in seinem Glanz sonnt.
Wer das nicht tut, gilt als feige, kriegt in Umfragen auf den Sack.
Wobei aber die irrationalen Tumb-Teutonen nur die SPD abstrafen und geflissentlich übersehen, daß auch ihr 80%-Liebling Horsti im Schloss Bellevue sich um einen Termin drückt mit dem ebenfalls in Berlin weilenden Obertibeter.
Mit den Gründen, die für Beck gegen ein Treffen mit dem Dalai sprechen, scheinen sich die durchschnittlich drei Hirnzellen des Urnenpöbels aber nicht beschäftigen zu können.
Immerhin gab es ja auch schon mit Antje Vollmer und Helmut Schmidt sehr gewichtige und intellektuelle Denker Deutschlands, die es ebenfalls als kontraproduktiv ansehen, China derzeit so zu brüskieren.
Auf der ZEIT-Titelseite von letzter Woche prangt mal wieder ein ausführlicher Leitartikel Helmut Schmidts zu dem Thema – er stellt noch einmal dar, daß die Kommunisten den lamaistischen Klöstern zwar Teile ihres großen Landbesitzes genommen (hätten, aber auch) die Leibeigenschaft der Bauern beendeten. Die Kommunisten haben in den letzten Jahrzehnten moderne Technologie und Infrastruktur nach Tibet gebracht, sie haben Straßen, Flugplätze und sogar eine Eisenbahn nach Lhasa (3600 Meter hoch) gebaut; und die Mönche sind heute per Handy und Internet mit der Außenwelt verbunden.
Man solle endlich damit aufhören ein seit 4000 Jahren autokratisch regiertes Land mit unsren gerade mal 60 Jahre währenden Demokratiemaßstäben zu überziehen – zumal das noch nicht mal unserer Verdienst war, sondern von den Alliierten aufgezwungen wurde.
Darüber hinaus gäbe es bei einer Abstimmung in China zu dem Thema Tibet sicherlich das Ergebnis, daß nahezu das ganze Land in dieser Frage – 1.300 Millionen Menschen hinter der Führung stehen.
Das interessiert aber den BILD-lesenden Hansel nicht – viel zu kompliziert erscheint die Materie.
Hierzulande ist man derartig von einem James Hilton-Tibet-Bild durchdrungen, daß man vor lauter mystischer Shangri-La-Verklärung nur noch mit Björk ausrufen mag: NO, I am no fucking buddhist!
Wer die Ursachen der germanisch-tibetischen Verbundenheit etwas besser analysiert bekommen möchte, dem sei dazu den Grundsatzartikel von Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung empfohlen: Das bessere China.
Ja, man hatte da auch schon früher beste Verbindungen: Legendär sind bis heute die Tibet-Expeditionen der Nazis, die der SS-Offizier Ernst Schäfer 1931 und 1934 unternahm. Heinrich Himmler beschäftigte sich intensiv mit fernöstlichen Lehren. In seiner 1935 gegründeten Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe ließ er nach vermeintlichen Wurzeln der arischen Herrenrasse forschen. Die vermuteten die Nazis in den Bergen von Tibet.
Dagegen blühten in Deutschland seit Jahrhunderten die Anti Han-Chinesischen Vorurteile.

Ist das eigentlich alles richtig?
Man sollte sich dringend noch einmal den legendären PANORAMA-Bericht vom 20.November 1997 ansehen -
Verklärt, verkitscht - Hollywood feiert den Dalai Lama,
in dem gezeigt wird, wie der Dalai Lama agiert/agierte, wenn es um seine Macht geht. In den 50ern wurde Tibet feudal-monarchistisch regiert.
Es herrschte Leibeigenschaft mit drakonischen Strafen. Zu seiner Regierungszeit ging die tibetische Mönchspolizei brutal gegen die Gegner der Klöster vor – wenn jemand nicht folgte, wurden ihm zum Beispiel einfach die Augen ausgestochen oder Ohren und Nasen abgeschnitten. Zu Regierungszeiten des Dalai Lama war es üblich, daß als Strafen Verstümmelungen, (Arme abhacken beispielsweise) vollzogen wurden – extreme Prügel sowieso.
Religionsfreiheit gab es selbstverständlich auch nicht unter Herrn Lama.

Nein, ich rechne nicht auf.
Nein, ich rechtfertige nicht das chinesische Vorgehen.
Nein, ich bin nicht dafür, daß Tibet unterjocht bleiben muß.

Aber bitte – so schwarz weiß, China = Schlecht, Tibet = gut, ist es nun mal auch nicht.

Beck hat Recht, die Mehrheit der Deutschen nicht.
Pech gehabt – denn wir sind ja nun mal eine Demokratie, ein Beck käme nur per Wahl ins Bundeskanzleramt.
Hier gibt es kein Feudalsystem wie unter dem Dalai Lama.

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