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Montag, 24. März 2008

Mehr Scham

Dieter Pohl, Dr. phil., geb. 1964, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte München, zahlreiche Veröffentlichungen, Holocaust-Fachmann schätzt, daß MINDESTENS 200.000 Deutsche direkt an Morden während der NS-Zeit beteiligt waren. KZ-Personal, SS-Leute, Polizisten, Einsatzgruppen, Wehrmachtssoldaten, Erschießungskommandos, Vernichtungsbürokraten, Arisierungsplaner, etc.
Wer wann was wußte, läßt sich vermutlich nie endgültig klären; ich sympathisiere mit der Knoop’schen Feststellung

„Viele wußten genug, um genau zu wissen, daß sie nicht mehr wissen wollten.“

Über Repressionen, die es sicherlich gab, wenn man aufbegehrte gegen die Judenverfolgung ist viel übertrieben worden.
Es gab die berühmten Frauen von der Berliner Rosenstraße, die im Jahr 1943 eine Woche für ihre inhaftierten jüdischen Männer eintraten und demonstrierten bis diese alle frei gelassen wurden.
Keiner der Frauen ist anschließend etwas geschehen.
Nach Goldhagen, Browning und vielen anderen Historikern schrieb letzte Woche auch mal wieder der Spiegel in seiner Printausgabe zur Titelgeschichte „Die Täter – warum so viele Deutsche zu Mördern wurden“ ausdrücklich, daß in der gesamten NS-Forschung nicht ein einziger Fall dokumentiert ist, bei dem jemanden, der sich dem Mord an Juden verweigert hätte ein Haar gekrümmt worden wäre.
(Der Spiegel 11/08 Die SPIEGEL-Redakteure Georg Bönisch, 59, Romain Leick, 58, Jan Puhl, 40, und Klaus Wiegrefe, 42, sichteten historisches Material und sprachen mit Wissenschaftlern, die alte Gewissheiten umstoßen. "Die Geschichtsforschung", so Wiegrefe, "kommt zu erschütternden Befunden - jedes neue Forschungsprojekt fördert neue Tätertypen ans Licht, das Böse zeigt sich in unendlich vielen Facetten")
Schwierigkeiten mit den „Tätern“ bei Massenerschießungen sind kaum bekannt.
Es schlug ihnen maximal ein bißchen auf den Magen – „Ostkoller“ nannten es die Wehrmachtsvorgesetzten, als sich Ende 1939 knapp ein Drittel des 150 Mann starken „Einsatzkommandos“ 3/I nach der Massenerschießung von 7000 Juden mit „Magenbeschwerden und Nervenleiden“ krank meldeten.

Wie widerlich die menschliche Rasse im Allgemeinen sein kann und die Deutschen im Besonderen sein können, wird sicherlich Stoff für weitere Jahrhunderte Forschung.

Von mir heute nur ein paar Zahlen.

Die Verurteilungsquote in der späteren Bundesrepublik Deutschland liegt bei ungefähr 5 Promille, 0.5 Prozent.

Das Berliner Justizministerium weist 6498 Verurteilungen von NS-Verbrechern aus – bei 100.000 Ermittlungsverfahren. Davon sind aber die meisten wegen Randale oder Landfriedensbruch verurteilt worden; nur 1200 Verurteilungen gab es für Tötungsdelikte.
Neben kollektiver Amnesie, die alliierte Besatzungssoldaten von Anfang an bemerken – Deutschland bestand eigenartigerweise aus 100 % Nazigegnern – tat der Bundestag sein übriges dazu, indem er eine Menge Amnestiegesetze erließ.

Jörg Friedrichs Fazit aus seinem Buch „Die kalte Amnestie. NS-Täter in der Bundesrepublik“:
Es wurde nicht etwa vergessen, die einzigartigen Verbrechen des Nationalsozialismus zu sühnen vielmehr wurde jedwede Anstrengung getroffen, Täter und NS-Sympathisanten in die Nachkriegsgesellschaft zu integrieren, in der sie sich unauffällig verflüchtigten.

Ich empfehle dazu noch ein etwas älteres Buch von Ernst Klee:
Was sie taten. Was sie wurden von 1998.
Zum Mitschämen.

Wenn allerdings ein Bruder seine Schwester liebt, wird bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht ein beispielsloses Tamtam veranstalten, um einen Mann in den Knast zu bringen, der einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit einer anderen erwachsenen Person hatte.

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