Ole omnipräsent

Gestern hatte ich das zweifelhafte Vergnügen auf der Suche nach einem neuen Notebook 50 km durch Hamburg zu fahren. Ich kann mich nicht erinnern jemals so eine Dominanz einer Partei in der Materialschlacht des Wahlkampfs ausgemacht zu haben. Gefühlte 96,37% dürften CDU-Plakate sein. Davon sind die allermeisten von gigantischer Größe und stehen auf jeder freien Rasenfläche.
Die Motive finde ich allerdings angemessen: Schwarzweißweichgezeichnete Ole-Bilder, der von allen vermeidlichen Schokoladenseiten aus grinst, ohne daß jemals eine einzige inhaltliche Aussage dazu gedruckt wurde.
Plakate wie der Bürgermeister eben ist: Konturenlos, inhaltsleer, schal lächelnd.
Die FDP hat das noch übertroffen, indem sie als ob Hessen nie passiert sei, reines negative campaining betreibt. „Schwarz-grün verhindern“.
Aus Mangel an eigenen Ideen wird dann eben wenigstens die Bockigkeit plakatiert.
„Bähbäh – die mögen wir nicht“. Gut, daß die FDP in der Hansestadt bei Umfragen konsequent unter der 5%-Marke landet.
Die Linke verspricht Hartz abzuschaffen (im Tausch gegen WAS eigentlich? Oder sollen die dann Ex-Hartz’ler gar nicht mehr bekommen?), die GAL wirbt für ein „Grünes Hamburg“ (auch SEHR konkret) und Michael Naumann will zukünftig auf die Bürger hören. Nett – wenn auch komplett ohne Aussage über künftige Regierungspolitik.
Ausgerechnet in der Innenstadt – vorzugsweise rund um die Außenalster gibt es immer noch eine erkleckliche Anzahl Kusch-Plakate.
Oles ehemaliger bester Freund, CDU-Justizsenator und Beust-Wohnungsbewohner hat nach der originellen Aussage „Das Boot ist voll“ nun auch noch plakatiert: „Kriminelle (ganz klein gedruckt) AUSLÄNDER RAUS“ und „Hamburg muß deutsch bleiben“.
Gut zu wissen – als ob irgend jemand vor hätte das Stadtgebiet von Hamburg in der Uno an den meistbietenden Staat feilzubieten.
Grundsätzlich bin ich ja immer ein Verteidiger von Politikern, Diäten und sogar von angemessener Flugbereitschaft. An jeder Stelle kämpfe ich wider die Wahlenthaltung.
Aber die derzeitigen Plakatierungen in Hamburg machen es einem wirklich schwer.
Schon lustig, wie sich insbesondere CDU- und FDP-Politiker in jeder Wahlsendung und Diskussion beim Urnenpöbel anbiedern, indem sie behaupten, daß der Wähler so intelligent sei – aber andererseits mit ihren Plakaten demonstrieren, daß sie den gemeinen Wähler geistig irgendwo zwischen Neandertalern und Vogelscheuchen ansiedeln.
Aber da muß ich dann doch mal die CDU in Schutz nehmen – angesichts der Wahlergebnisse der letzten beiden Wahlen in Hamburg, ist es nicht abwegig zumindest erhebliche Zweifel ob der Intelligenz des Abstimmungslemminge zu hegen.
Mancher ist offenbar schon geistig komplett zermürbt:
Als der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Ralf Niedmers auf dem Wandsbeker Polizeirevier 37 aktuell den Diebstahl von 20 Wahlschildern rund um den Wandsbeker Markt anzeigen wollte, saß dort schon Olaf Duge (GAL). Er meldete den Verlust von fast 40 Schildern am Wandsbeker Markt und am Eilbektal.
Ein Semiirrer aus Wandsbek - Heiko W. (49) – ist just aufgeflogen; er hatte sich 170 Wahlplakate von CDU und GAL unter den Nagel gerissen und diese alle in seiner 45 qm-Wohnung gehortet...
Wem’s gefällt.....
Immerhin schon mal ein paar weniger Plakate – bleibt zu befürchten, daß diese nun schnell wieder aufgestellt werden. Aber auch ohne Heiko W. gibt es noch Schwund, wie u.a. die Welt meldet:

Den Hamburger Parteien macht eine Häufung von zerstörten und gestohlenen Wahlplakaten für die Bürgerschaftswahl in knapp drei Wochen zu schaffen. 1466 Plakate fielen bisher Vandalismus oder Diebstahl zum Opfer, teilte die Polizei am Montag mit. Wegen entsprechender Delikte gingen 161 Anzeigen ein. Besonders betroffen ist die CDU. Nach Angaben einer Sprecherin wurden 40 Prozent der Schilder, die Bürgermeister Ole von Beust zeigen, auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen. In der Nacht zu Sonntag nahm die Polizei zwei 17 und 18 Jahre alte Jugendliche auf frischer Tat fest, die aus «Frust auf Politiker» gerade ein Plakat zerstörten.

Ich frage mich wohin in Hamburg überhaupt noch weitere 1466 Plakate passen – meiner Ansicht nach ist die Stadt absolut zuplakatiert!
Wir ham’s ja!