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Sonntag, 3. Februar 2008

Ferkeleien

Image ist alles.
Laut Forsa-Umfrage von heute ist die CDU um 3 Prozentpunkte abgerutscht.
Derzeit kämen die Unions-Parteien bundesweit nur noch auf 35 Prozent, wenn ein neuer Bundestag gewählt würde. Die SPD erzielt nun 25 Prozent (-1 Punkt), die Linke 14 (+2), die FDP 11 (+2), die Grünen kommen auf 10 (+2) Prozent.
Für die Rechenschwachen:
Das macht 46% für Schwarz/Gelb und 49 % für Rot/Rot/Grün.
Der öffentliche Richtungsstreit gefällt den CDU-Anhängern nicht – die haben es lieber alles schön zugekleistert und pseudoharmonisch.
Jetzt scheinen aber die Gräben zwischen den am rechten Rand hockenden Stahlhelmern (Koch, Beckstein, Schönborn, Kauder, Schäuble, ...) und den angeblich im 21 Jahrhundert Angekommenen (Von der Leyen, von Beust, Wulff,...) aufzubrechen.
Ist das eine angemessene Frontlinie?
Wulff, der mit Frau von der Leyen im Kabinett auf die Schwächsten der Gesellschaft eindrosch und zum Beispiel das Landesblindengeld strich?
Beust, der sich die absoluten Rechtsaußen Schill und Kusch (Letzterer plakatiert gerade Hamburg mit „DAS BOOT IST VOLL“-Wahlwerbung zu) in den Senat holte?
Beust, unter dessen Herrschaft Verdächtigte verreckten, als die neuen Polizeirichtlinien Zwangsweise Brechmitteleinsatz vorschrieben?
Der Beust, der mit der Feuerbachstraße einen Kinderknast errichtete und unter dessen Ägide in den Gefängnissen den Spritzenautomaten demontiert wurden, so daß sich HIV und Hepatitis ausbreiten?
Besonders rätselhaft ist mir wie es angehen kann, daß Papa Albrechts kleine Tochter als Liberale in der Unionswahrnehmung durchschlüpft.
Die Familienministerin, die auch schon im Duo mit Bischöfin Käßmann dazu aufforderte, daß Elter mit ihren Kindern mehr beten sollten, übernahm jüngst die Schirmherrschaft für den ultrarechten christlichen Kongress "Christival 2008" in Bremen.
Die gebärfreudige Familienministerin, die doch tatsächlich einen Weg gefunden hat den PREKÄREN Kindern noch mehr Chancen zu nehmen, indem sie ihr Rückgrad beim Pförtner abgab und der ewig gestrigen CSU auf dem Weg zur Herdprämie folgte.

Wie illiberal sie tatsächlich denkt, kann man besonders gut daran erkennen, daß ihr Ministerium gerade dabei ist ein harmloses Kinderbuch indizieren zu lassen, das nicht in ihr fundamentalchristliches Weltbild passt.
Willkommen im Mittelalter.
Es handelt sich um folgendes Buch, das ich allen dringend zu kaufen empfehle - vielleicht geht es bald nicht mehr:

Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke
Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel
Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen
Gebunden, durchgängig farbig illustriert
36 Seiten, 12 Euro, ISBN: 3865690300
(Alibri Verlag, Aschaffenburg)

Ich habe mir das natürlich sofort bei Erscheinen gekauft und schon zu Weihnachten verschenkt. Ein wirklich absolut nettes und harmloses Büchlein, das lediglich in Frage stellt, ob man überhaupt als Kind eine religiöse Indoktrinierung braucht und auf spielerische Weise die Kinder zu Selbstbewusstsein und kritischen Hinterfragen animieren könnte.
Die offizielle Website fasst zusammen:
Das kleine Ferkel und der kleine Igel hatten immer geglaubt,
es könnte ihnen gar nicht besser gehen. Doch dann
entdeckten sie ein Plakat, auf dem geschrieben stand:
„Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!“ Also machten
sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen…
Ein Heidenspaß für Groß und Klein.
Geeignet für alle, die sich nichts vormachen lassen…

Pädagogisch ein unbezweifelbar wertvolles Kinderbuch.
So urteilte der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Peter Riedesser, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Buch sei „als Gegengift zu religiöser Indoktrination von Kindern pädagogisch besonders wertvoll".
Ursula von der Leyens Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht die Sache jedoch völlig anders: Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift. Nach Angaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird die mündliche Verhandlung Anfang März stattfinden. Der Verlag und die Autoren wehren sich entschieden gegen die Vorwürfe des Ministeriums und sprechen von politischer Zensur: Der Indizierungsantrag sei ein durchsichtiger Versuch, Religionskritik aus den Kinderstuben zu verbannen. Man werde diesen „Anschlag auf die Meinungsfreiheit" nicht hinnehmen, heißt es. Folgt auf den Karikaturenstreit nun ein Kinderbuchstreit?

Der Autor des Buches ist völlig fassungslos:
Die Argumentation des Ministeriums sei über weite Strecken derart grotesk, dass er am Anfang gedacht habe, es handle sich um einen „dummen Scherz", erklärt Schmidt-Salomon: „So wird uns vom Ministerium doch allen Ernstes vorgeworfen, dass während der Sintflut Omas, Babys und Meerschweinchen ertrinken! Ja, um alles in der Welt, haben diese Leute denn noch nie die Bibel gelesen?! Wenn dies ein Grund sein sollte, um ein Buch zu verbieten, so müsste man doch zuerst einmal die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften stellen! Unser Buch hebt diese biblischen Ungeheuerlichkeiten doch auf humorvolle Weise auf! Es sagt den Kindern augenzwinkernd: Nur keine Sorge, ihr braucht wirklich keine Angst zu haben! Diese Geschichte vom biblischen Rachegott, der Omas, Babys und kleine Meerschweinchen ertränkt, ist frei erfunden!"

Gunnar Schedel, der Leiter des Alibri Verlags, in dem das Kinderbuch erschienen ist, spricht von einem „Anschlag auf die Meinungsfreiheit":
Den Indizierungsantrag aus dem Haus von der Leyen sieht er im Zusammenhang mit dem Bestreben konservativer Politiker, der Religion bei der Kindererziehung wieder mehr Gewicht zu verleihen: „Offenbar stört unser ‘Ferkelbuch' die Pläne des Familienministeriums zur christlichen Werteerziehung", meint der Verleger. Mit ihren Bemühungen, Kinder gegenüber nicht-religiösen Sichtweisen abzuschotten, stehe Ministerin von der Leyen freilich nicht alleine. „Ich erinnere nur an den Aufruf Edmund Stoibers, die Kinderbücher des ‘falschen Propheten' Janosch aus deutschen Kinderzimmern zu verbannen", sagt Schedel.

Inzwischen gibt es eine aufklärende Internetseite und eine Unterschriftenaktion gegen die Indizierung des Kinderbuchs "Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel", für die ich hiermit auch dringend um Unterstützung werbe.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Einen vergleichbaren Fall, derzeit auf lokaler Ebene und 'direkt, physisch religioes' hatte ich vor ein paar Monaten kommentiert.

"Seit vier Jahren führt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Musical zur Sexualerziehung auf – ohne, dass es jemanden gestört hat. Im Bistum Fulda wird das aber anders gesehen." http://www.netzeitung.de/deutschland/789310.html
genauer gesagt passt das dem Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen jetzt ploetzlich nicht in den kram. "boykott-aufruf" (moecht, wie seine kollegen auch mal in die schlagzeilen)

und mit erfolg. "Der für Sexualaufklärung zuständige Mitarbeiter der Bundeszentrale, Eckhard Schroll, sagte, mehrere katholische Kindertagesstätten hätten den Besuch des Musicals nach den Äußerungen des Bischofs abgesagt. Rund 20 Prozent der ursprünglich angemeldeten Kinder seien der Veranstaltung ferngeblieben."

der grund dafuer ist durchaus verstaendlich. bei der sexualerziehung soll es naemlich so etwas wie "koerperliche zusammenhaenge" geben.... wusst ich auch noch nicht...is ja eckelhaft!

«Eltern, die ihre Kinder unseren katholischen Kindertagesstätten anvertrauen, können sicher sein, dass diese Form der Sexualaufklärung als Kinderspiel nicht Gegenstand der pädagogischen Arbeit mit den Kleinsten ist.»

und was sagt da der nette, junge priester in bezug auf sexuelles zu seinen behueteten schaefchen??....fickn is nich,.. ausser mit mir.
dass er und andere dafuer nicht bestraft werden, und ihm nach seiner greulichen tat erneut die gelegenheit fuer die vergewaltigung von kindern ermoeglicht wird, liegt auch in der schraegen verantwortung vom bischof aus fulda, wobei ihn diesbezueglich noch ein 'kollege uebertrumpft: "Auch den Vorhalt des Fuldaer Bischofs Heinz Josef Algermissen, dass man nach einer früheren einschlägigen Verurteilung einen solchen Priester nicht wieder mit Kindern arbeiten lassen dürfe, wies Bischof Müller zurück:......." ist schon bitter.

Deutschland wird ganz schoen komisch. In jeglichster Hinsicht.

War da nicht schon mal was???

Anonym hat gesagt…

Ich denke du weist es schon.
Das Buch bleibt.

J.